THEMA: 20.000 Elefanten für Deutschland
04 Apr 2024 08:37 #684932
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Maecs schrieb:
Was sagen dazu jetzt die Jagdgegner im Allgemeinen und die Trophäenjagdgegner im Speziellen?

Das der Stand der Wissenschaft dazu eindeutig ist. Es wird gern so getan, als wenn in Deutschland, den USA, der EU, Großbritannien völlig weltfremde Gutmenschen über etwas entscheiden, von dem sie nicht das Geringste verstehen. Die Leute versuchen sich schlicht an den Stand der Wissenschaft zu halten.

Der US Fish and Wildlife Service (USFWS) hat gerade vor 3 Tagen den Import von Elefantentrophäen aus Botswana und Sambia verboten. Der USFWS ist dabei maximal unideologisch und hat grundsätzlich nichts gegen Trophäenjagd und erlaubt auch den Import von Elefantentrophäen.
www.federalregister....rule-for-the-african
Solche Entscheidungen werden nicht von Gutmenschen ausgewürfelt, sondern der USFWS begründet das auf 34 Seiten ausführlich. Die Trophäenjagdlobby kann so etwas nicht entkräften und verlegt sich dann darauf, auf persönlicher Ebene anzugreifen. Dann wird der Umweltminister eines Landes als Kolonialist und Rassist abgestempelt. Oder man droht 20.000 Elefanten nach Deutschland zu bringen. Was man halt so macht, wenn man keine Argumente in der Sache hat!

In der Theorie kann die Trophäenjagd funktionieren. In der Praxis tut sie das eher nicht. Wieder und wieder werden die ikonischsten Tiere plötzlich und ohne Basis zu Problemtieren erklärt (in Namibia: Voortrecker, Wüstenlöwen, ...), damit man sie abschießen kann. Seit Jahrzehnten ändert sich daran nichts. Die hohen Jagdstandards, die man vorgibt, werden systematisch nicht eingehalten. Trophäenjäger wollen immer die prächtigsten Trophäen und deswegen werden eben regelmäßig nicht alte, klapprige Tiere entnommen, die sich ohnehin nicht mehr fortpflanzen, sondern es werden regelmäßig die besten Gene zerstört. Weil sie die beste Trophäe sind und man damit das meiste Geld macht. Dieser Konflikt ist nicht auflösbar. Und weil gleichzeitig die Korruption in Afrika nicht ausgerottet werden kann, ist die Trophäenjagd zumindest auf bedrohte Arten ein Problem.

Pro Trophäenjäger erzielt man zwar hohe Umsätze, aber die Trophäenjagd schafft kaum Arbeitsplätze und macht meistens nur 3-5% der Tourismusumsätze eines Landes aus. Es ist absurd, wenn behauptet wird, dass das die Tierbestände in den Ländern sichert.

Das immer wieder gebrachte Argument, dass sich einige Gegenden nicht für Fototourismus eignen und deswegen dauerhaft für Trophäenjagd verwendet werden müssen, ist auch nicht haltbar. Man muss einfach das machen, was jede Lodge auch macht: Ein Wasserloch anlegen und schon ist jede Gegend für Fototourismus geeignet. Das ist keine Raketenwissenschaft.

Zutreffend ist allerdings auch: Unabhängig von der Diskussion, ob eine Gegend für Fototourismus geeignet ist (JA!), bleibt der Fakt, dass viele Gegenden heute noch keinen Fototourismus haben. Wenn die Wildtiere keinen Umsatz generieren, besteht keine Toleranz für diese bei lokalen Anwohnern. Sozusagen als Überbrückungsmaßnahme kann Trophäenjagd das kleinere Übel sein und deshalb ist ein Verbot jeglicher Trophäenjagd aktuell auch noch nicht optimal.

Die ganze Problematik ist ähnlich wie die endlose Diskussion um das Waffenrecht in den USA oder den Klimawandel. Der Stand der Wissenschaft ist eindeutig. Aber es gibt eine mächtige Waffenlobby. Es gibt eine noch mächtigere Öl- und Gaslobby. Und deswegen bekommt man seit Jahrzehnten das Sinnvolle nicht umgesetzt. Und es gibt eine mächtige Lobby für die Trophäenjagd.

Grüße
Letzte Änderung: 04 Apr 2024 09:40 von mitglied19210.
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04 Apr 2024 10:02 #684939
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Das der Stand der Wissenschaft dazu eindeutig ist. Es wird gern so getan, als wenn in Deutschland, den USA, der EU, Großbritannien völlig weltfremde Gutmenschen über etwas entscheiden, von dem sie nicht das Geringste verstehen. Die Leute versuchen sich schlicht an den Stand der Wissenschaft zu halten.
Na ja, die Länder tun ja auch so, als habe Afrika keine Ahnung wie man Wildtiere schützt. Alle nutzen die gleichen mehr oder weniger wissenschaftlichen Studien... sie legen sie nur unterschiedlich aus. Habe gerade dazu folgendes gefunden (von der Namibia Nature Foundation, einer unabhängigen Naturschutzeinrichtung): www.nnf.org.na/image...nting-in-namibia.pdf

Natürlich wird sich medial an den Symboltierarten wie Elefant und Nashorn orientiert (sowohl von westlicher als auch in diesem Fall botswanischer Seite). Das zieht natürlich! Es geht aber ja beim Trophäeneinfuhrverbot um viel mehr.

Aber dieses widerkehrende Thema wird auch in diesem Thread keinen Konsens erbringen. Muss es ja auch nicht :-)

Viele Grüße
Christian
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04 Apr 2024 10:44 #684942
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travelNAMIBIA schrieb:
Habe gerade dazu folgendes gefunden (von der Namibia Nature Foundation, einer unabhängigen Naturschutzeinrichtung): www.nnf.org.na/image...nting-in-namibia.pdf

Der Chef der "Namibia Nature Foundation", Angus Middleton, war zuvor Generalsekretär der "European Federation of Associations for Hunting and Conservation", also des europäischen Dachverbandes der Jagdverbände in Europa. Als solcher war er der Cheflobbyist der Jagdbranche auf EU-Ebene in Brüssel. Das heißt nicht, dass man sich nicht mit deren Sachen nicht auseinandersetzen soll, aber eine unabhängige Stimme ist das ganz gewiss nicht, sondern eher ein Lobbyverein pro Trophäenjagd.

Das was Du dazu gerade gefunden hast, ist 7 Jahre alt und die Zahlen sprechen für sich. Man will sich damit brüsten, dass Trophäenjagd in den Conservancies 2014 N$31,5 Millionen generiert hat (Der Gegenwert des Fleisches der erlegten Tiere ist dabei schon eingerechnet). Zum damaligen Wechselkurs entspricht das im Durchschnitt ca. 76 Cent pro Monat und Einwohner in den Conservancies. Wie gesagt: Durchschnitt. In einzelnen Conservancies kann das höher und durchaus ein relevanter Beitrag sein, aber im Durchschnitt es das sicherlich kein Erfolgsmodell und vor allem kein Modell, mit dem sich generell der Bestand der Conservancies und Akzeptanz für die Wildtiere finanzieren lässt.

Grüße
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Ach, die "Namibia Nature Foundation". Der Chef der "Namibia Nature Foundation", Angus Middleton, war zuvor Generalsekretär der "European Federation of Associations for Hunting and Conservation", also des europäischen Dachverbandes der Jagdverbände in Europa. Als solcher war er der Cheflobbyist der Jagdbranche auf EU-Ebene in Brüssel. Das heißt nicht, dass man sich nicht mit deren Sachen nicht auseinandersetzen soll, aber eine unabhängige Stimme ist das ganz gewiss nicht, sondern ein reiner Lobbyverein pro Trophäenjagd.
Ja, Angus war GS des europäischen Jagdverbandes. Deshalb die NNF, die größte Naturschutzorganisation des Landes die aktuell 50+ nationale und internationale Projekte durchführt, als "Lobbyverein pro Trophäenjagd" zu bezeichnen, ist aber sehr weit hergeholt.

Bzgl. "Fotojagd" vs "Trophäenjagd" hier noch ein konkretes Beispiel:
Farmer mit Lodge im Süden des Landes. Hat auf seinen 30.000 Hektar gut 5.000 Springböcke, die natürlich auch Nahrungskonkurrenten für Nutzvieh sind. Die Fototouristen freuen sich über die Tiere. Ob es 500 oder 5000 sind, ist ihnen egal. Also schießt der Farmer 4500 Tiere, denn sie haben keinen weiteren Wert (ganz im Gegenteil, sie mindern den Wert des Nutzviehs). Er könnte aber auch vielleicht 5 Prozent von diesen 4500 als Trophäentiere verkaufen, die ihm, den Arbeitern, dem Staat etc mehr Geld einbringen. Dieses Geschäft fällt aber dann weg, wenn man die Einfuhr von Trophäen in z. B. das Vereinigte Königreich verbietet. Wo genau ist der Gewinn für den Natur- oder Wildtierschutz?
Zum damaligen Wechselkurs entspricht das im Durchschnitt ca. 76 Cent pro Monat und Einwohner in den Conservancies. Wie gesagt: Durchschnitt. Im Einzelfall kann das höher und durchaus ein relevanter Beitrag sein, aber im Durchschnitt es das sicherlich kein Erfolgsmodell und vor allem kein Modell, mit dem sich generell der Bestand der Conservancies und Akzeptanz für die Wildtiere finanzieren lässt.
Der Argumentation kann ich nicht folgen. Was ist Dein konkreter Vorschlag? Lieber keine 76 Cent pro Monat/Einwohner als nur 76 Cent pro Monat/Einwohner? Das man den Betrag vielleicht auf 1, 5 oder gar 100 Namibia Dollar je Einwohner und Monat steigern kann, ist klar. Das der Staat dafür was tun muss, ist auch klar. Aber weil dieses alles nicht geschieht, ist das ganze Konzept "unwissenschaftlich"?

So, nun aber genug nochmal zu dem Thema von mir. Ich habe fertig ;-)

Viele Grüße
Christian
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Zitat: Außerdem sei Jagd ein Mittel, den "Bestand" zu steuern. Das Land leide nach jahrzehntelangem Artenschutz unter einer „Überpopulation“ an Elefanten. "Menschen" würden von ihnen totgetrampelt, Dörfer verwüstet, Ernten zerstört.

Der Bestand der Weltbevölkerung wird laut Wissenschaft bis 2050 auf ca. 10,5 Mrd. anwachsen. Die Frage ist, wer war zuerst, Henne od. Ei.

Der Bevölkerungsdruck aufgrund wachsender Menschenanzahl auf die Tierwelt wird immer größer werden und weiter anwachsen. Die Entnahme von Tieren durch den Menschen, auch durch Trophäenjagd, ist ethisch undiskutabel.

Man stelle sich nur mal vor Elefanten wären den Menschen übergeordnet bzw. überlegen und betrieben gegen diesen Trophäenjagd oder würden diesen wegen "Überpopulation jagen. Der Mensch erhebt sich über alles und glaubt er sei stets im Recht.

Neulich ein Bericht zu Papageitaucher ( Puffi ) in Island. Dieser wird mit Stangen und Netzen gefangen, danach wird ihm ganz einfach der Hals umgedreht. Später wird der Vogel in Restaurants verspeist. Wer diese Bilder gesehen hat... es ist entsetzlich. Als ob Island so etwas nötig hätte. Überall gibt es Nutztierhaltung ( bin persönlich nicht dagegen ) dann sollte man wildlebende Tiere die für unsere Diversität und unsere Welt wichtig sind schützen.

Seit Jahren bin ich persönlich dafür, die Menge der Menschen auf unserem Planeten zu verringern. Das würde viele Probleme aller Art, z.B. Klima, Jagd nach Mineralien usw. verringern. Tiere könnten wieder in ihren angestammten Gebieten leben.

Bitte, bitte... keine abfälligen Kommentare zu meinen Gedanken, jeder soll denken können wie und was er will, danke...!

Gruß
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04 Apr 2024 11:22 #684946
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"Das der Stand der Wissenschaft dazu eindeutig ist. Es wird gern so getan, als wenn in Deutschland, den USA, der EU, Großbritannien völlig weltfremde Gutmenschen über etwas entscheiden, von dem sie nicht das Geringste verstehen. Die Leute versuchen sich schlicht an den Stand der Wissenschaft zu halten."

Die neue Regelung des Fish and Wildlife Service vom 04.01.2024 für gefährdete und bedrohte Tier- und Pflanzenarten; hier "Überarbeitung der Section 4(d)-Regel für den Afrikanischen Elefanten" stellt , nach kurzem Überfliegen, keinen Stand der "Wissenschaft" zur Frage der Überpopulation dar, sondern die aktuelle Sach- und Rechtsansicht der Behörde (insbesondere zur Einfuhr von lebenden Elefanten in die USA).

Im Übrigen ist der "Stand der Wissenschaft" immer nur der aktuelle Stand des Irrtums und morgen überholt. Zudem stellt sich oft genug bei den "Wissenschaftlern" oder "neuesten Studien" heraus, dass sie "bezahlt" sind. Ich betrachte Argumentation mit derartigen Studien seit langem als unglaubwürdig und verlasse mich lieber auf meinen eigenen gesunden Menschenverstand.

M.E unstreitig ist, dass im Bereich Botswana und Anrainer eine massive Überpopulation von Elefanten besteht. Man muss nicht Forstwirtschaft studiert haben, um die immensen Schäden der Elefanten an der dortigen Pflanzenwelt zu erkennen. Das erkenne ich (als Waldbesitzer) so. Dabei lasse ich nicht außer Acht, dass Elefanten dort bereits schon immer den Pflanzenbewuchs geprägt haben und Elefanten für den Erhalt der dortigen Vegetation notwendig sind. Für den Erhalt, nicht die Zerstörung.

Was ich unseren Gutmenschen und "Wissenschaftlern" vorwerfe: Geht mal da hin und versucht dort zu leben. Dann klären sich ganz schnell die europäischen und US-amerikanischen grünen Schreibtisch-illusionen.

Aus der Vollkasko- und Vollpensionssituation hier lässt sich ganz schnell ein Trophäenhandelsverbot moralisierend rechtfertigen. Den Menschen dort ist nicht geholfen. Damit in Konsequenz auch nicht den Tieren.

Lg Dr. We
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