THEMA: Down to the River - Solo durch Südafrika
21 Feb 2014 19:35 #327839
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  • TanjaH am 21 Feb 2014 19:35
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So, jetzt geht es weiter. Ich nach dem Morning Drive also volley rein ins Auto und auf der Suche nach Geparden und Hyänen. Nachdem das nicht erfolgreich war, entschloss ich mich zu einem ganz gemütlichen Drive. Es war schon nach neun, aber da es bewölkt war, hab ich mir gute Tiersichtungen ausgerechnet. Und tatsächlich, eine Giraffenfamilie, Büffel so nah wie noch nie in meinem Leben (das war schon sehr besonders für mich, mir haben auch Büffel am längsten auf die Big5 gefehlt. Ich weiß, eher ungewöhnlich), Elefanten, Kudus, Wasserböcke - die Fahrt durch den Krüger war auf diesen paar Kilometern ein echter Genuss. Ich nahm mir viel Zeit und machte viele Fotos. Ein paar davon zeige ich euch jetzt - da müsst ihr durch!



























Wenn man an einem Morgen/Vormittag so viele tolle Sichtungen hat, fährt man absolut entspannt durch einen Nationalpark und nimmt quasi alles, was kommt, mit Wohlwollen....
Letzte Änderung: 21 Feb 2014 19:44 von TanjaH.
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21 Feb 2014 20:13 #327848
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Ich fuhr also ganz gemütlich und VÖLLIG ALLEINE (von wegen crowded Krüger) vor mich hin und sah schon von Weitem ein paar Giraffen. Nun hatte ich mit Giraffensichtungen während meiner bisherigen Reisen schon immer und so auch in meinen ersten paar Stunden im Krüger viel Glück und wollte eigentlich nicht mal stehen bleiben. Aber irgendwie gefiel mir die Konstellation: Drei ausgewachsene Tiere, eine „halbgroße“ Giraffe und ein Kalb. Ich wurde also langsamer und wie der Wagen ausrollte, kam mir irgendwas an der Situation merkwürdig, die Tiere irgendwie unruhig vor. In dem Moment schnellten gleichzeitig drei Löwenköpfe aus dem hohen Gras. Verdammt nah an den Giraffen. Ich bekam einen extremen Adrenalin-Schub und dachte mir „Oh mein Gott, es passiert!“ und versuchte irgendwie eine vernünftige Kameraeinstellung hinzukommen und mein Zittern zu unterdrücken.

Da ging die Jagd auch schon los. Die Löwinnen – insgesamt waren es acht!!! – nahmen sofort das Giraffenkalb ins Visier und ich hatte keine Sekunde die Hoffnung, dass das junge Tier diese Situation überleben könnte. Die Löwinnen hetzten die Giraffen über die Straße, drei von ihnen rissen kurz dahinter wieder im hohen Gras angelangt das Kalb nieder. Die Mutter blieb stehen und versuchte, ihr Junges zu verteidigen. Keine Chance! Während drei Löwinnen auf der Beute lagen, nahmen die fünf anderen die Mutter ins Visier. Die Geräuschkulisse war unglaublich. Unfassbar. Unbeschreiblich. Das Brüllen und Grollen der Löwen, aber auch das Brüllen (!!!) der Giraffe. Von denen hört man aufgrund ihrer Art zu kommunizieren nie einen Mucks. Ich war total fasziniert und konnte es nicht glauben, was sich vor meinen Augen abspielte.

Jene fünf Löwinnen, die sich der Giraffen-Mutter widmeten, attackierten diese. Sie wehrte sich erfolgreich, musste aber die Flucht ergreifen. Das Kalb war zu dem Zeitpunkt wohl bereits tot, verloren war es in jedem Fall. Wie es sich anhört, wenn acht Löwinnen ein eher kleines Beutetier zerreißen, das ist das ein unglaubliches Erlebnis, auch wenn durch das hohe Gras kaum etwas zu sehen war.

Ein paar der Löwinnen ließen dann auch schnell von der Beute ab und überquerten vor mir die Straße zurück auf die andere Seite. Erst jetzt kamen langsam andere Autos zu mir und versuchten, zumindest das Ende des Spektakels mitzuerleben.
Ich verbrachte insgesamt wohl etwa eine Stunde bei den Löwen, dann machte ich mich auf den Weg zurück ins Camp. Mein Speicher war voll. Nicht der der Kamera, der im Kopf. Was für ein unbeschreibliches Erlebnis. Ein Kill vor meinen Augen. Am Vormittag. Ohne auch nur ein anderes Auto in meiner Nähe. Damit hätte ich niemals gerechnet. Alleine schon wenn ich darüber schreibe, schlägt mein Herz wie wild. Ihr seid die Ersten, die Fotos in ganzer Größe zu sehen bekommt. Weder sortiert noch bearbeitet, wie gesagt...

Nachdem ihr jetzt wisst, was passiert ist, hier ein paar Bilder von dem Vorfall. Ich würde vorschlagen, ihr klickt einfach auf das erste Bild und dann wie durch eine Fotoserie. Ich weiß, es ist arg viel, aber ihr habt mir ja keine Zeit gelassen zu filtern...







































Letzte Änderung: 21 Feb 2014 21:15 von TanjaH.
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21 Feb 2014 20:30 #327852
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Sch...Tanja, ich glaub für diese Story bin ich heute nicht richtig drauf... mir laufen die Tränen runter, während ich dieses süße Giraffenkalb anschaue :(

Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn man dabei ist - weil es dann ein Gesamterlebnis ist. Ich hier auf der heimischen Couch hab gerade nur Augen für das Kleine und denke an die arme Mutter.

Trotzdem natürlich Glückwunsch für diese Sichtung und die beeindruckenden Fotos :)

Wobei ich bei diesem einen richtigen Hass auf die Löwen habe :evil:
LG Bele
Letzte Änderung: 21 Feb 2014 20:36 von Champagner.
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21 Feb 2014 20:51 #327854
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Bele, ich verstehe das absolut! Würde man mir diese Story erzählen oder würde ich diese Szene bei einer Doku sehen, ginge es mir wie dir.

Interessanterweise verbinde ich keine einzige auch nur ansatzweise negative Emotion mit diesem Erlebnis. Ich denke, das hat zwei Gründe:

1. In so einem Moment bist du so dermaßen in der Situation, so extrem fokussiert, konzentriert ohne Ende, mit Adrenalin vollgepumpt. Das ist etwas sehr sehr Ursprüngliches. Du bist Teil davon und dein Körper und dein Gehirn lassen nichts zu, was dir den Fokus auf den Moment nehmen und dich damit in Gefahr bringen könnte. Weder Angst noch Mitleid. Da übernehmen einfach die Urinstinkte. Ein so intensives in der Situation sein erlebt man sehr selten, mir ging es zum Beispiel auch bei meinem Zusammentreffen mit dem Weißen Hai so. Da war kein Funken Angst. Nur Faszination und Konzentration.

2. Ich wusste in der Sekunde, als die Jagd begann, dass diese erfolgreich sein würde und dass das Jungtier keine Chance hatte. Lange bevor sich der Gdanke in meinem Gehirn formuliert hatte, wusste ich es. Als hätte ich es schon immer gewusst. Urinstinkt.

Das Drama, das sich danach um die Mutter abgespielt hat, war natürlich unfassbar. Aber auch da lief ich komplett auf Autopilot. Ich weiß also natürlich, dass das eine ganz arge, brutale, schreckliche, usw Szene war. Aber wie gesagt, keine negative Emotion. Einfach nur Natur. Aber wahrscheinlich muss man das echt selbst erlebt haben...

PS.: Ich empfinde genau das Bild, das du gewählt hast, als Plakativstes bzw Emotionalstes der ganzen Reihe.

PPS.: Ich kann jetzt schon versprechen, dass die nächsten Löwensichtungen viel angenehmer werden - und dabei nicht unbedingt viel weniger spektakulär bzw ungewöhnlich.
Letzte Änderung: 21 Feb 2014 21:02 von TanjaH.
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21 Feb 2014 20:57 #327856
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  • lisolu am 21 Feb 2014 20:57
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Bei mir schlagen auch gerade zwei Herzen in einer Brust.

Das war ja ein sehr beeindruckendes Erlebnis dazu noch ganz für dich alleine und sehr nah dran. Obendrein ist dir auch noch eine tolle Bilder Sequenz gelungen.

Aber ich bin auch grad voller Mitleid mit der Giraffenmutti. Aber nur so funktioniert es und das wissen wir alle.

Danke für deinen nicht alltäglichen Reisebericht.

Lisolu
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21 Feb 2014 21:01 #327857
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  • Champagner am 21 Feb 2014 20:30
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Tanja, genau das meinte ich mit "Gesamterlebnis" (war natürlich nicht die beste Wortwahl.... ;) ) - man muss dabei gewesen sein! Ich meine mich zu erinnern (brauch noch exakt ein halbes Jahr, um es wieder zu erleben), dass alleine schon die Gerüche und Geräusche im Busch einen völlig in dieser Natur mit allem Schönen und auch Brutalen aufgehen lassen und einem alles so "richtig" vorkommt!

Bei dem ausgewählten Foto schoss mir sofort der Gedanke "warum müssen diese herzlosen Löwen die arme Giraffe auch noch so blöd und zudem drohend anglotzen, reicht es denn nicht, dass sie ihr Baby verloren hat?" durch den Kopf. Vor Ort wäre ich vermutlich völlig fasziniert von diesem Drama gewesen...

Bin gespannt auf die Fortsetzung - vielleicht mal mit was Niedlichem für mich Weichei??? B)

LG Bele
Letzte Änderung: 21 Feb 2014 21:02 von Champagner.
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