Nach dem Konzert galt es einen - in Anbetracht der Menschen- und Automassen kurzen - Verkehrsstau auf dem Parkplatz zu überwinden und flugs war ich wieder in Melville. Ein junger Mitarbeiter des Guesthouses, mit dem ich mich vorher schon ausgiebig unterhalten hatte, überredete mich noch auf einen Drink - oder waren es zwei, drei, vier? - in einer der netten Bars gleich die Straße runter. Feste muss man feiern, wie sie fallen.
Kleine Anmerkung: immer, wenn ich jung schreibe, meine ich Leute deutlich unter dreißig, so zwischen Ende zwanzig und Mitte dreißig wird dann großzügigst (für mich selbst) mit "in meinem Alter" bezeichnet.
Jedenfalls kam ich ob der nächtlichen Unterhaltung am Sonntag erst kurz vor zehn Uhr aus Johannesburg weg. Unterkunft hatte ich keine, als Tagesziel hatte ich mir Sabie oder Graskop gesetzt. Je weiter ich aus Jo'Burg rauskaum, umso weniger Verkehr gab es und umso größer und klarer wurde der Himmel. Ebendieser ist für mich eines der besten Dinge am südlichen Afrika überhaupt. Big Sky Country einfach, ich liebe das. Und dann, etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Jo'Burg und Middleburg, gab es mal wieder so eine ganz spezielle Situation im Leben...
Kennt ihr das, wenn euch bei einem Moment, so unspektakulär er auch ist, bewusst wird, dass er einfach perfekt ist und wie gut es euch eigentlich geht? In dem Fall war ich gerade flott auf einer super Straße mit wenig Verkehr unterwegs, der Himmel war wunderbar afrikanisch groß, tolle Wolkenformationen am Himmel, aber auch Sonne. Ich knabberte Biltong, hörte Jacaranda FM und die spielten eine Live-Version von - na was wohl? - The River. Da wurde ich schon fast sentimental, so mit fettem Smile im Gesicht und glasigen Augen
Ab Middleburg wurde die Fahrt dann doch etwas anstregend. Eigentlich wollte ich den Long Tom Pass nehmen, vertraute dann aber dem Navi und so wurde das nix. Wobei weniger nervte, dass ich den Pass nicht fahren konnte, sondern dass die Strecke, die das Navi anzeigte, eine Schlaglochpiste äußerste Güte war. Ich dachte ja eigentlich, die R26, die es landschaftlich absolut wert war gefahren zu werden, entlang der Westseite Lesothos wäre hart, aber diese "Straße" war eine echte Katastrophe. Und das noch mit meinem kleinen Gefährt. Uff!
Die Fotos zeigen übrigens bei weitem nicht die schlimmsten Passagen, da konnte ich nämlich unmöglich anhalten. Eigentlich sind sie sogar ziemlich mickrig
Naja, egal, auch das hab ich erfolgreich und ohne Reifenschaden inter mich gebracht. Ich habe auf diesen etwa 80 Kilometern aber fünf Autos mit Reifenschaden gezählt. Nicht, dass mich das auch nur eine Sekunde gewundert hätte. Die Bypässe, die neben der Straße von LKWs rausgefahren worden sind, waren nämlich eine so gar nicht empfehlenswerte Alternative. Lauter spitze Steine... Ich entschied mich jedenfalls im Laufe der Fahrt in Graskop Station zu machen. Die Strecke über den Robbers Pass fand ich sehr schön.
Pilgrim's Rest, das ich mir am Nachmittag noch schnell angeschaut habe, hat mich nicht so vom Hocker gerissen. Bin gerade mal zwanzig Minuten durchgelaufen und hab ein paar nette Bilder gemacht.
Afrikanische Gegensätze...
Einer der Jungs, die auf mein Auto "aufpassen" sollten, wollte mich dann vor einer Gruppe Bus-Touris übers Ohr hauen. Haben die Jungs doch glatt nachdem die Autos dort geparkt hatten ein vergilbtes Schild mit "Carwash 60 Rand" aufgestellt und wollten ebensoviel von mir haben. Ich hab nur schallend gelacht, dem Kerl erklärt, dass ich nicht zum ersten Mal hier und nicht irgendein unwissender Touri sei, dem man alles aufs Aug' drücken kann. Ich hatte zum Schluss den Eindruck, dass es ihm fast selber peinlich war. Lag aber wohl eher daran, dass er eine herbe Niederlage vor seinen Kumpels einstecken musste...
Ich war dann schon ziemlich müde - viel geschlafen hatte ich ja bekanntlich nicht -, als ich Graskop erreicht habe. Eingekehrt bin ich im Valley View Backpackers, 200 Rand für das Zimmer mit geteiltem Bad, für eine Nacht absolut ok. Den Abend hab ich mit drei südafrikanischen Mädels aus Johannesburg verbracht, die im Rahmen ihrer Ausbildung für drei Wochen im Community Krankenhaus in Graskop stationiert waren.
Irgendwann im Laufe des Abends begann es heftigst zu schütten und das änderte sich die ganze Nacht über nicht. Keine guten Aussichten für meinen Plan, die Panorama-Route zu erkunden...
Noch eine Anmerkung: Ich hab keine Ahnung, wie ich über einen eigentlich so ereignislosen Tag so viel schreiben konnte. Fakt ist, erzählen könnte ich noch viel mehr. Fakt ist aber auch, dass es ab jetzt bildlastiger werden muss. Sonst werd ich spätestens bei den Erlebnissen im Krüger zum Schwammerl...