Danke für Euer Interesse an meinen Geschichten.
@freshy
Danke für Deine sachliche Kritik Ich habe eine Idee !
Ich nenne sie statt "Kurzgeschichten" einach
"kurze Geschichten"
Das mit dem "Forums -ebook" (siehe Thema von Chrigu)halte ich übrigens für
eine gute Idee. Ich habe schon einige Berichte gelsen aus denen man bestimmt
tolle "kurze Geschichten" herausfiltern könnte und die auch einem Nicht-Afrika-Besucher
garantiert viel Spaß bereiten würden.
Ich stelle jetzt mal wieder zwei kleine Erlebnisse ein, viel Spaß damit.
ein sonntäglicher Gruß von Walter
Affentheater
In vielen Gegenden Afrikas trifft man auf eine Tierart, die sich oft sehr menschlich verhält, nämlich die Affen. Im südlichen Afrika haben wir vor allem Paviane und Meerkatzen angetroffen. Während Meerkatzen sehr possierlich wirken, flößen einem Paviane mit ihrem Gebiss viel mehr Respekt ein. Unglücklicherweise gibt es auch hier – wie überall in der Welt – menschliche Dummköpfe, die wilde Affen füttern oder essbaren Abfall herum liegen lassen, ohne sich über die Auswirkungen Gedanken zu machen. Das hat zur Folge, dass diese Affen dann die Nähe der Menschen suchen, denn sie haben ja die Erfahrung gemacht, dass es dort – ohne dass man sich anstrengen muss - immer etwas zu fressen gibt. Man muss nur das Überraschungsmoment oder die Unaufmerksamkeit der Menschen für sich ausnutzen. Meiner Frau Ruth und mir war dieser Umstand sehr wohl bewusst, trotzdem wurden auch wir von den Affen regelrecht vorgeführt.
Tatort Hluwhluwe Nationalpark, Südafrika
„Please lock your tent / Verschließen Sie bitte Ihr Zelt“ sagt die Dame an der Rezeption und schaut uns eindringlich an. Kein Problem, wir haben nicht vor, unser Zelt während unserer Abwesenheit offen zu lassen. Eigentlich ist das für uns ein überflüssiger Hinweis, denken wir.
Wir erreichen unser Camp um die Mittagszeit. Für diese Nacht haben wir uns für ein Zelt entschieden, um uns auf unsere morgige Wochenendsafari zu Fuß vorzubereiten, da wir auch dann die Nächte in Zelten verbringen werden. Unsere heutige Übernachtungsstelle ist allerdings weitaus luxuriöser. Wir haben ein Hauptzelt mit Schlafraum inklusive Doppellbett, abgetrenntem Sanitärbereich und separater Toilette.
Als wir im nahe gelegenen Supermarkt, der auch als Rezeption dient, unsere Reservierung vorzeigen, erklärt man uns, wie wir unser Zelt erreichen. Wir fahren zu unserem Parkplatz – jedes Zelt hat eine Hausnummer – und nehmen unsere Unterkunft in Augenschein. Ein sehr schöner Platz mitten im Busch. Das Zelt steht auf einer hölzernen Plattform, circa einen Meter über der Erde. Damit ist es gut gegen überraschenden Besuch aus dem Busch geschützt - wir befinden uns nämlich mitten im Reservat, ohne schützende Zäune. Vor dem Zelt gibt es eine Veranda mit Holztisch und Bänken. Das ganze ist durch einen hölzernen Steg mit dem großen Küchenzelt verbunden. Hier stehen ein Gasherd, ein Kühlschrank, eine Spüle und Küchenschränke mit Geschirr. Der Übergang ist mit einem Geländer gesichert, links und rechts kann man eine verriegelbare Holztür öffnen, um auf einer Treppe den Erdboden zu erreichen. Neben uns gibt es – in gebührendem Abstand – noch drei weitere Zelte, man ist aber absolut für sich und wird durch andere Gäste nicht gestört. Bei der Fahrt zum Zelt haben wir registriert, dass wir sogar die einzigen Gäste sind, da bekommt man gleich das richtige Buschgefühl. Auf dem Zeltdach turnen ein paar Meerkatzen herum, als wir das Zelt öffnen, springen sie einen Baum weiter und beäugen uns misstrauisch. Wir finden diese kleine Affenart niedlich.
Da wir wussten, dass wir an diesem Abend Selbstversorger sind, haben wir auf der Fahrt zum Reservat unterwegs angehalten und eingekauft. Ruth legt die Würstchen in den Kühlschrank, dessen Tür mit einem Karabinerhaken gegen tierische Interessenten gesichert ist. Toastbrot und Plätzchen bleiben in der Tasche, die wird im Zelt abgestellt.
Nachdem wir alles ins Zelt geräumt haben beschließen wir, den Nachmittag mit Wildbeobachtungen zu verbringen. Wir ziehen alle Reißverschlüsse sorgfältig zu und verlassen das Camp. Unterwegs sehen wir viele Tiere und kehren am frühen Abend zufrieden zu unserem Zelt zurück. Als wir aussteigen, springen die Meerkatzen, die sich um unser Zelt versammelt haben, in wilder Flucht davon. Warum sind die putzigen Tierchen so nervös? Mit einem unguten Gefühl will Ruth das Zelt öffnen – doch der Reißverschluss ist bereits halb geöffnet! Wir betreten das Zelt und erkennen sofort das Chaos, das die Affen angerichtet haben. Die Einkaufstasche ist geöffnet, alle Kekspackungen sind aufgerissen und der Inhalt ist – halb angefressen - im ganzen Zelt verstreut. Zu allem Überfluss haben die Meerkatzen auch noch ihre Kothaufen auf den Zeltboden gesetzt. Na, immerhin, das Bett haben sie in Ruhe gelassen. Da der Nachmittag sehr heiß war, stinkt es im Zelt bestialisch. Die „putzigen“ Tierchen haben also Erfahrung mit dem Öffnen von Reißverschlüssen und jetzt bekommt der Satz „Bitte verschließen Sie Ihr Zelt“ eine viel tiefere Bedeutung als gedacht. Aus den „putzigen Tierchen“ werden so im Handumdrehen „Mistviecher“. So schnell kann es gehen!
Ruth reinigt das Zelt und ich hole noch ein paar Sachen aus dem Wagen und lasse dabei eine der beiden Holztüren am Übergang zur Küche offen. Inzwischen dämmert es bereits und wir bekommen Hunger. Nach diesem „Überfall“ müssen wir uns mit den Würstchen im Kühlschrank begnügen. Während meine Frau die Würstchen in der Pfanne brät, inspiziere ich noch meine Fotoausrüstung. Dann gehe ich Richtung Küche und erschrecke: Auf dem Treppenaufgang an der Küche, halb in der offenen Tür, steht eine Hyäne und schaut äußerst interessiert Ruth beim Braten der Würstchen zu. Dieses „Tierchen“ erscheint mir jetzt überhaupt nicht niedlich und ich überlege krampfhaft, mit welcher Waffe ich der Hyäne entgegentreten kann. Ich habe allerdings nur mein Schweizermesser und einen Koffergurt. Zum Glück hat die Hyäne keine Lust auf Würstchen und trollt sich in die beginnende Dunkelheit. Ich bin froh, als ich die Tür endlich schließen kann. Sicherheitshalber hole ich den Koffergurt – man weiß ja nie! Wir setzen uns auf die Veranda, essen unsere Würstchen ohne Beilage, trinken eine Flasche Wein dazu und sinnieren noch ein wenig über die Dummheit von Touristen – diesmal meinen wir uns selbst – ganz schön peinlich….
Tatort Kap der guten Hoffnung, Südafrika
„Don´t feed the baboons – these are dangerous animals / Bitte füttern Sie keine Paviane – diese Tiere sind gefährlich“ steht auf den Schildern am Parkplatz unterhalb des Leuchtturms. Wir machen einen Tagesauflug zum Kap der guten Hoffnung und erreichen gerade den Parkplatz. Auch hier sind die Affen – wie an vielen anderen Stellen – von gedankenlosen Touristen gefüttert worden und sehen jetzt in jedem Besucher ein potentielles Opfer.
Also, bloß nicht mit etwas Essbarem in den Händen aussteigen. Es ist noch früh am Morgen und der Parkplatz ist nur halb gefüllt; das wird sich bald ändern, die Kaphalbinsel ist eine Naturschutzgebiet und eine beliebte Touristenattraktion. Wir sind im Januar da, da ist hier Saison.
Ich sehe ein groß gewachsenes Pavianmännchen auf einem Autodach sitzen und parke unseren Wagen in respektvollem Abstand von dem Tier. Als wir die Türen öffnen um auszusteigen, steigt der Pavian bedächtig vom Autodach und nähert sich langsam unserem Wagen. Dabei schaut er angestrengt in die entgegengesetzte Richtung. Während ich meine Kamera vorbereite, höre ich plötzlich Ruth auf der anderen Wagenseite aufschreien. In der nächsten Sekunde rast der Pavian am Auto vorbei in die Büsche – leider mit Ruths Rucksack! Er hat den Moment abgepasst, als wir beide es nicht erwarteten, ist plötzlich auf Ruth zugesprungen und hat so fest an ihrem Rucksack gezerrt, bis der Trageriemen gerissen ist.
Aber meine Frau wäre nicht meine Frau, wenn sie sich das einfach gefallen ließe. Mit einem spitzen Schrei nimmt sie sofort die Verfolgung auf und rennt dem Pavian hinterher, die Böschung hoch. Das Tier ist irritiert. Dass „Weibchen“ ihn verfolgen ist für ihn nicht die Regel, doch als Ruth nur noch einen Meter hinter ihm ist, dreht er sich um und reißt sein Maul auf. Man muss wissen, dass Paviane in der Lage sind, junge Gazellen zu jagen und zu fressen, und zwei bis drei kräftige Männchen gehen auch schon mal auf einen Leoparden los und schlagen ihn in die Flucht. Dementsprechend sind sie mit kräftigen, langen Eckzähnen ausgestattet, denen man lieber nicht zu nahe kommen sollte. Sowie der Pavian Ruth genau dieses Gebiss ziemlich eindrucksvoll präsentiert, zuckt meine Frau zurück, verliert das Gleichgewicht und stürzt hinterrücks die Böschung hinab. Sie steht zum Glück schnell wieder auf. Die Sonnenbrille ist verbogen, sie blutet im Gesicht und an den Beinen, aber eigentlich hat sie Glück gehabt, es hätte schlimmer enden können. Sie wäre nicht die erste Person am Kap, die buchstäblich „vom Affen gebissen“ wurde. Der Pavian hat sich währenddessen mitsamt Rucksack etwas tiefer ins Gebüsch zurückgezogen. Ruth ist verzweifelt, in dem Rucksack befindet sich ihr Telefon und ihre Lesebrille – ohne die geht nicht viel!
Inzwischen nähert sich ein Aufseher in grüner Uniform und mit einem Katapult, auch Spatzenschleuder genannt. Er geht mit ernstem Gesicht auf Ruth zu und sagt: „Don´t do it again! / Machen Sie das nicht noch einmal!“. Dann bewegt er sich langsam Richtung Büsche und entdeckt den Pavian, der gerade dabei ist, Ruths Rucksack Stück für Stück zu inspizieren. Dabei wirft er alle Sachen, die für ihn nicht von Interesse sind, achtlos ins Gebüsch. Das Tier schaut misstrauisch zu dem Aufseher, es weiß genau, dass eine grüne Uniform nichts Gutes bedeutet. Der Aufseher fängt an, den Pavian mit seinem Katapult zu beschießen. Dem wird die Sache zu unangenehm, außerdem hat er gerade ein paar Bonbons im Rucksack gefunden. Na also, wird er sich denken, Ziel erreicht! Er schmeißt den Rucksack beiseite und verzieht sich. Dem Aufseher gelingt es, alle Sachen wieder zu finden und freundlich lächelnd überreicht er Ruth ihre verloren geglaubten Utensilien. Wir bedanken uns herzlich und laufen Richtung Leuchtturm. Inzwischen sind weitere Autos angekommen. Drei Mädchen steigen aus, öffnen die Heckklappe und wollen Proviant im Rucksack verstauen. In Sekundenschnelle nähert sich wieder das große Pavianmännchen. Alle drei schreien laut und durchdringend.Sofort lässt der Pavian von seiner „Beute“ ab.
Vor einem Leoparden kapituliert er vielleicht nicht so schnell, aber drei schreiende Mädchen sind auch für ein starkes Pavian Männchen einfach zuviel.