Hallo Zusammen,
im August 2017 habe ich diesen Thread zum EHRA Wüstenelefanten Projekt eröffnet. Das Thema scheint aber bislang im Forum (noch) nicht so bekannt zu sein. Also habe ich (53 Jahre) mich enschieden, das Volunteer Programm einfach mal auszuprobieren und selbst darüber zu berichten. Immerhin haben ja schon etliche Leute den Thread angeklickt, was ich als grundsätzliches Interesse an dem Thema werten würde. Hier also nun ein kurzer Überblick über meine persönlichen Erfahrungen - ein ausführlicherer Reisebericht folgt noch!
Außerdem noch folgender Tipp: Im März gab es einen Bericht mit dem Titel "Meine Traumreise nach Namibia" (SR Fersehen), der die Erfahrungen einer EHRA Teilnehmerin meines Erachtens sehr realistisch zeigt. Hier ist der Link zur Mediathek, wobei ich natürlich nicht weiß, wie lange das Video dort verfügbar sein wird:
sr-mediathek.sr-onli...php?seite=7&id=59650
EHRA Volunteer Programm Ablauf
Ein zweiwöchtentliches Programm, das mehrfach wiederholt werden kann, teilt sich immer in eine Bau Woche und eine Patrol Woche. In der Bau "Woche" baut man ca. 3-3,5 Tage; in der Regel an einer Mauer um einen Wassertank oder eine Pumpe. Jeder kann sich entsprechend seiner persönlichen Fitness einbringen. In der Patrol Woche sucht man die Wüstenelefanten in der Region Brandberg bis Twyfelfontein und beobachtet sie. Auch hier ist man ca. 3,5 Tage unterwegs. Als "Volunteer" hat man dabei eigentlich keine Aufgabe. Die übrige Zeit des 2 Wochen Programms (das inkl. Transfer ins Base Camp und zurück nach Swakopmund eigentlich nur 12 Tage umfasst) verbringt man mit weiteren Transfers (z.B. zur Baustelle), im Base Camp und beim Samstagsausflug nach Uis.
Budget
Die Teilnahme am 2-Wochen Programm kostet 850 GBP (je nach Wechselkurs und Bankgebühren ca. 1.000 €). Damit ist es aber nicht getan! EHRA startet und endet in Swakopmund, so dass je nach individueller Reiseplanung mit Zusatzkosten für den Aufenthalt dort zu rechnen ist. Um das Projekt entspannt anzugehen, sind aus meiner Sicht 2 Nächte vorher und 2 Nächte hinterher sinnvoll. Den Transport (Welwitschia Shuttle) von Windhoek Airport nach Swakopmund hat EHRA für mich organisiert. Zurück nach Windhoek habe ich ebenfalls diesen Shuttle genutzt. Aktuell empfiehlt EHRA für die Übernachtung in Swakopmund den Desert Sky Backpacker, wo ich ein Einzelzimmer (shared bathroom) gemietet habe. Außerdem brauchte ich noch eine Übernachtung in Windhoek, wo ich nach dem EHRA Projekt meinen Mann für unseren gemeinsamen Urlaub abgeholt habe. Neben den Kosten für Transport und Übernachtung braucht man natürlich noch Taschengeld für die Verpflegung in Swakopmund, das Essen in Uis und die Einkäufe von Snacks und Kaltgetränken in Uis bzw. den Local Shops. Für mich hat sich das dann so aufsummiert:
1.007 € EHRA Projektkosten
185 € Übernachtungen
50 € Transport
400 € Verpflegung / Ausgehen / Taschengeld
1.672 € Gesamtkosten (ohne Flug)
EHRA Pros
- Gute vorab Organisation / Information
- Gute vor Ort Organisation / Stimmung
- Internationale Gruppe (11-Personen-Gruppe aus Deutschland, Schweiz, Irland, Australien, Kanada, USA, Neuseeland)
- Gemischtes Alter (18-53 Jahre in dieser EHRA Phase / ältester Teilnehmer bislang 86 Jahre)
- Sehr schönes Base Camp
- Abenteuerfaktor (z.B. Schlafen auf Plattformen im Baum im Base Camp und auf einer Plane am Boden unterwegs)
- Tolle Sichtungen von Wüstenelefanten
- Einblick in die kleinen Villages / lokale Probleme
- Support für die Gegend (Arbeitsplätze, Zusatzeinnahmen für Local Shops und Verkaufsstände)
EHRA Cons
- Relativ hohe Gesamtkosten
- Projektdauer (2 Wochen Programm umfasst netto eigentlich nur 10 Tage; davon ca. 3,5 Tage bauen und 3,5 Tage tracken)
- Geringer Beitrag als Volunteer (ca. 3,5 Bautage)
- Nutzen von EHRA schwer nachweisbar
- Wenig bis keine Einbindung der betroffenen Leute in der Region
- Fehlende Sichtbarkeit des EHRA Managements
- Fremdbestimmung / „Leistungsdruck“ (Das sind "Probleme", die man sich eventuell selbst macht, z.B. bei der morgentlichen Abfahrt nicht als letzte Person fertig sein wollen. Klingt vielleicht blöd; ist aber nicht zu unterschätzen)
Persönliches Fazit
Der Beitrag, den man im Rahmen des Volunteer Programms leisten kann, ist schon durch die geringe Bauzeit (ca. 3,5 Tage) recht begrenzt. Ich denke, dass das Programm EHRA zwar hilft, die Mauern zügig zu errichten. Es ist aber wahrscheinlich noch wichtiger, um (unabhängig von Spenden) Einnahmen zu generieren, die vermutlich zum größten Teil für Angestellten- und Managementgehälter ausgegeben werden. Als Abzocke empfinde ich das Programm nicht, denn man bekommt ja eine Art Abenteuerreise als Gegenwert. Dabei ist man gut betreut, das Team kümmert sich um Spaß und gute Stimmung und man kann bei Interesse viel lernen (Volunteer Projektleiter Chris ist ausgebildeter Safari Guide und kann natürlich umfassende Auskünfte über Flora und Fauna geben).
Als reinen Urlaub vom (stressigen) Berufsalltag, würde ich das Projekt nicht unbedingt empfehlen, es sei denn, man hat überhaupt kein Problem damit, dass man den Tag nicht selbstbestimmt gestalten kann. Bis auf eine sehr junge Teilnehmerin hatten in meiner Gruppe eigentlich alle eine etwas längere Auszeit und haben vor oder nach EHRA noch Urlaub oder andere Projekte gemacht.
Den Abenteuerfaktor von EHRA fand ich super! Mein Mann und ich bereisen Namibia schon seit mehr als 20 Jahren mit dem Dachzelt und campen auch gerne zwischendurch wild. Dennoch war das Schlafen im Baum oder auf der Plane und das sehr, sehr einfache Outdoorleben in der Gruppe für mich nochmal ein ganz anderes und cooles Abenteuer! Ich werde das zwar wahrscheinlich nicht wiederholen, aber möchte die Erfahrung keinesfalls missen!!!
Eine detailliertere Beschreibung meiner Erfahrungen werde ich auch noch in Form eines Reiseberichts zur Verfügung stellen.