CHIMANIMANI
Wir sahen aber nicht nur Bergurwälder, sondern auch ganze Bergrücken, die abgeholzt waren. Hier wird intensive Holzwirtschaft betrieben. Die riesigen Holztransporter kamen uns öfters entgegen.
Je höher wir kamen, umso nebliger wurde es. Schließlich mussten wir sogar am hellen Tag mit Licht fahren. Kurz vor Chimanimani sahen wir diese vorindustrielle Holzverarbeitungsfabrik.
Und endlich kamen wir an: Chimanimani, 1550 Meter hoch gelegen. Wir hatten uns eigentlich eine kleine Stadt vorgestellt, sollte sie doch 20000 Einwohner haben.
Da es immer noch tüchtig am Nieseln war, suchten wir uns eine feste Unterkunft und kein Camping.
Beim Frog and Fern standen wir vor einem großen Tor, dass mit einer dicken Eisenkette verschlossen war. Also kehrten wir im Chimanimani Hotel ein. Das war ganz schön gelegen, ortsnah, mit eigener Zufahrt, und deshalb etwas abseits des Trubels.
Es handelt sich um ein großes, altes und einfaches Hotel, was sicher schon bessere Zeiten gesehen hatte. Aber ich mag diese nostalgischen Räumlichkeiten. Die Teppiche und die Dielenbohlen waren abgelatscht und knarrten bei jedem Schritt. Aber alles war sauber.
Wir bezogen ein Zimmer im ersten Stock, mit Blick auf einen sehr schönen, gepflegten Garten mit Pool.
Unser Zimmer war recht groß,mit großem Balkon, mit bequemen Bett, kleiner gepolsterter Sitzecke und ein Bad mit Badewanne. Die Zimbabwer baden scheinbar lieber als zu duschen. Das ist uns schon öfter aufgefallen.
Die Rezeptionistin erzählte uns ganz stolz, es gäbe auch eine Bar im Hotel. Na, dann nix wie hin.
Es war eine einfache Bar, die Getränke, die zur Auswahl standen, waren auf drei Holzregalen an der Wand ausgestellt, das letzte bestimmt in 3 Metern Höhe.
Nun folgt eine unendliche Geschichte, wie man sie wohl nur in Afrika erlebt. Ich erzähle sie mal im Wortlaut.
Vorweg genommen, wir haben eine ¾ Stunde auf unser Getränk gewartet.
Also, wir auf dem Barhocker. Bardame erkennt Gäste, und bewegt sich Zentimeter um Zentimeter auf uns zu.
Dame: Hallo, wie geht,s ?
Ich: Gut, und dir ?
Dame: auch gut,….was darf es sein ?
Ich: wir hätten gerne 2 Gläser Weisswein
Dame: Oh, Weisswein,…..welchen denn?
Ich: einen trockenen
Dame geht langsam weg in einen hinteren Raum, kommt noch langsamer wieder zu uns , mit einer Mappe in der Hand.
Dame: wir haben verschiedene Weissweine
Es waren 5 an der Zahl. Sie las alle Namen langsam vor.
Ich: die kenne ich alle nicht, aber die Weine aus Südafrika sind immer gut, also nehmen wir diesen.
Und tippe mit meinem Finger auf den Namen.
Die Dame entschwindet wieder mit der Mappe in der Hand, aber nicht zu schnell. …..UND schon kommt sie wieder, mit einem riesigen Taschenrechner in der Hand.
Nun ging die Rechnerei los,…..24 Dollar geteilt durch 5 Gläser. Es war wohl nicht so einfach, die riesige Tastatur zu treffen, oder sie war die höhere Mathematik am späten Nachmittag einfach nicht gewohnt, jedenfalls musste der Vorgang mehrere Male wiederholt werden.
Aber dann,…. die Summe stand fest, die Gläser kamen auf den Tresen, die Flasche wurde geholt, sie war schon geöffnet, es wurde eingeschenkt,…..ich probiere, ….und kotz, würg, brech,…..der Wein war völlig vergoren.
Die Dame roch selber daran und sah es dann auch sofort ein.
Dame: es war schon lange niemand hier, der Wein trinken wollte, nun ist der Wein schlecht, ich hätte ihn kalt stellen sollen.
Ich: dann nehmen wir irgendeinen anderen Weisswein.
Dame: ok, wir haben auch nur noch eine andere Flasche. Moment, ich hole eben die Mappe und den Taschenrechner.
Ich: NEIN, nicht nötig , wir nehmen ihn…..
Es wurde wieder eingeschenkt, und wieder waren sich alle Parteien einig, dass auch dieser Wein schlecht war.
Dame: Entschuldigung, das war die letzte Flasche Weisswein.
Ich: ok, dann nehmen wir einen Rotwein.
Die Dame entschwand wieder unseren Blicken, um mit der Mappe und dem Taschenrechner zurück zu kehren.
Wieder suchten wir eine Flasche aus. Sie ging mit der Mappe weg, kehrte aber ohne Flasche zurück.
Dame: Sorry, den Wein haben wir nicht mehr.
Sie ging wieder, um mit der Mappe zurück zu kommen. Meine Fresse, ich kann diese Mappe nicht mehr sehen…….beim nächsten Mal zerreiß ich sie……..
Aber ich übte mich in afrikanischer Höflich – und Gelassenheit, und wählte den nächsten Wein aus. Die Dame strahlte.
Dame: jaa, den haben wir….
Ich auf meinem Barhocker eine halbe LA OLA Welle angedeutet…….das Problem war nur, dieser Wein stand auf dem obersten Regal in 3 Metern Höhe…..
ICH: dann nehmen wir den da unten…
Nein, die Dame bestand darauf, der da oben soll es sein.
Ein anderer Angestellter erhielt auf einer mir nicht geläufigen Sprache eine Order, verschwand, und kehrte 5 Minuten später mit einer riesigen Leiter aus dem Garten zurück.
Er lehnte die Leiter an, natürlich unter Anweisung der Bardame, kletterte hoch, griff nach der Flasche, und kam heile wieder unten an.
Endlich was zu trinken, denn diese Flasche war noch ungeöffnet………aber weit gefehlt. Es sollte noch etwas dauern. Erstmal kam der Taschenrechner wieder auf den Tisch. Um die erneute Prozedur zu verkürzen, sagte ich, wir nehmen die ganze Flasche. Da strahlte sie wieder.
Nun kam das Problem des Flasche Öffnens.
Ihr kennt ja sicher alle diese Flaschenöffner, die links und rechts einen Hebel haben, wo man die Hebel runter drückt, und der Korken kommt hoch. So einen hatte sie, aus Plastik, und mit einem alten Korken tief im Innern steckend. Dieser ließ sich nicht heraus drehen. Kein Problem für die Bardame. Sie ging kurz weg, und kam mit einem Messer zurück, das eher an eine Machete erinnerte.
Damit pröckelte sie kleine Bröckchen des alten Korkens ab. Ich sah schon den halben Finger ab…..
Josef übernahm die Sache etwas gekonnter. Der Korken löste sich. Dann wollte die Gute die Banderole der Flasche ebenfalls mit der Machete zerschneiden. Wir zeigten ihr, dass man das Ganze auch etwas stilvoller machen kann, indem man das rote Bändchen abzieht.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir anstossen……..PROST