THEMA: WIE VIEL NATÜRLICHKEIT GEHT IN NPs und GRs?
07 Sep 2018 13:46 #531970
  • loser
  • losers Avatar
  • loser am 07 Sep 2018 13:46
  • losers Avatar
Hallo Seyko, ich habe mich in dem anderen Thema @Wildern eigentlich nur gemeldet, weil über den Vorfall in Botswana mE ungenau/unrichtig geschrieben wurde und ich den Alarmismus über die Bedrohung von Elefanten im südlichen Afrika nicht teilen kann. Aber dann gibt ein Wort das andere, das nicht zum Thema „Wildern“ gehört….und so habe ich das hier ausgelagert. Und hier ist auszuschweifen durchaus erlaubt (@ Christian), weil erstens unter OT laufend und zweitens mir das als TE egal ist und weil sowieso alles sehr komplex ist.
@ Seyko „Umsiedlung in Regionen Afrikas, wo Elefanten bereits nicht mehr existent sind wäre eine Möglichkeit. Da bräuchte es ein Finanzierungskonzept für die Transporte“.
Falls du damit auch den südlichen Subkontinent meinst, nenne bitte eine Region wo du das für tausende bis zehntausende Tiere für möglich hältst. Ansonsten wäre eine Umsiedelung kleiner Zahlen, die Kosten mal bei Seite gelassen, zur Wiederaufzucht in ausgeschossenen Gebieten wohl möglich. Sowas wurde schon oft gemacht, allerdings über kürzere Distanzen. Eine Umsiedlung in den zur Minderung des lokalen Bevölkerungsdruckes( wie im nördlichen BW) erforderlichen Zahlen und über tausende Kilometer Distanz halte ich für unrealistisch und auch für Tierquälerei. Aber „zu Fuss“ wie im KAZA ginge das natürlich, dass das funktioniert (Christian) freut mich, es wurde aber auch gegenteiliges berichtet.
@ Seyko “In der 1950ern bis in die 1970er sind in Kenia und Tansania eine knappe halbe Million Elis der Jagdwut zum Opfer gefallen“.
Das wird schon stimmen, und Millionen Ungulate dazu. Aber eigentlich sind sie dort und anderswo nicht grundsätzlich der „Jagdwut zum Opfer“ gefallen, sondern der Besiedlung und Nutzung ihres Lebensraumes. Das hieß in Ostafrika „game control“ und wurde von Farmern und Jägern ausgeführt, von welchen einige vielleicht auch „jagdwütig“ waren.
Alle Zivilisationen und Migrationsbewegungen haben Wildtiere aus ihrem Entwicklungsraum verdrängt bis ausgerottet. Das war vor 5000 Jahren auch nicht anders als vor 350. Vergeht dir der Appetit beim gemütlichen Abendessen in Kapstadt, weil vor 350 Jahren in der Tafelbucht die Elefanten geweidet haben? Aber es gibt ja auch Einsicht (zivilisatorischen Fortschritt?), indem die Restbestände von Wildtieren und Lebensraum in Form von NPs und GRs unter Schutz gestellt wurden, wo sie sich wieder auf alte Bestandsgrößen hin vermehren konnten…und darüber hinaus. Letzteres ist hier das Thema und wie man damit umgeht. Aber generell ist doch der Naturschutzgedanke im südlichen Afrika hoch entwickelt, akzeptiert, in Gesetzen verankert und in der Praxis gelebt. Es gibt Meinungsverschiedenheiten über Strategie und Durchführung, aber im Prinzip war/ist das mE eine Erfolgsgeschichte. Freu dich doch darüber, anstatt Alles schwarz zu reden. Vor 50 Jahren z. B. gab es in KZN (mit Ausnahme kleiner Restbestände im unbesiedelten Grenzgebiet zu Mozambique) keine Elefanten mehr, heute wieder in großer Zahl und sogar wieder alle Big5. Das alles aus Überschussbeständen aus dem Kruger. Die KZN-Parks waren Aufzuchtgebiet für die fast ausgerotteten Nashörner, nach nur 20 bis 30 Jahren war die Grenze der Tragfähigkeit schon erreicht und es wurde ausgesiedelt. Jahrzehntelang ging es nur bergauf, ich persönlich sehe dort nirgends die hier beschworene akute Gefahr für die Ausrottung von Arten. Wo es wirklich bergab gegangen ist, ist bei Huftieren im zentralen Botswana, Büffel im Delta mal ausgenommen. Aber der Bejagung kann man das nicht umhängen, das hat mE andere Gründe.
Grundsätzlich sehe ich persönlich keinen Anlass für besonderen Alarmismus betr. legaler und illegaler Jagd auf jetzigem Niveau. Da ist das langfristige Bedrohungspotenzial durch „Selbsthilfe“ der locals mittels Gift viel größer.
Aber auch das öfters strapazierte „Leben im Einklang mit der Natur“ der sog. indegenen Völker hält keiner Überprüfung stand oder entpuppt sich als Ethnokitsch. Die jungen Männer der Batawana in Ngamiland mussten z. B. in den Goldminen von Johannesburg arbeiten um vom verdienten Geld Gewehre für das lukrative Elfenbeingeschäft der Stammesaristokratie anzuschaffen.
@Seyko, Kenia Anfang der 1970er.
Dort spielte sich auch ein völliger Zusammenbruch eines Schutzgebietes ab, der laut Fachleuten ein Schulbeispiel für die Folgen eines Überbestandes an Elefanten bei gleichzeitigem Wasser- und Nahrungsmangel in einer Dürreperiode war. Damals verendeten im Tsavo ca. 30.000 Elefanten, Tausend(e) Nashörner und andere Wildtiere infolge Hunger, Wassermangel und Stress, nachdem die Elefanten zuvor in ihrem Todeskampf 20.000km² Buschwald und jegliche Vegetation großflächig vernichtet hatten. So schaut dann die natürliche Bestandskontrolle aus, die du empfiehlst. Dies ging auf die Kappe von D. Sheldrik, der es besser wusste als alle anderen denen der Naturschutz genauso wichtig war wie ihm.
@ Seyko „Auf lange Sicht wird dieses Afrika verloren gehen und durch ein sich veränderndes Afrika ersetzt“ Na klar, was sonst. Aber welches „Afrika“ meinst du und welches ist „deines“ oder „meines“? Aber eines ist sicher, „die Afrikaner“ stellen sich darunter etwas anderes vor als du und das ist ihr gutes Recht, sie haben eigentlich andere (existenzielle) Sorgen. Aber es gibt einen gemeinsamen Nenner: Naturschutz als Quelle von Einkommen, außerdem gibt es auch viele Afrikaner, denen dieser auch ein ideelles Anliegen ist. Aber für die Bewahrung echter Natürlichkeit schaut es dabei mE langfristig schlecht aus und gerade Foren wie dieses sind ein Vehikel dieses Abwärtstrends. Der Trend geht zum „Management von Natürlichkeit“ :whistle: oder was die p.t. Kunden sich darunter vorstellen, so vertrackt ist der Tourismus.
Man kann das endlos fortsetzen, aber diese kulturreflektierenden und –pessimistischen Betrachtungsweisen sind eine Sackgasse, weil sie keine praktikablen Strategien für die Lösung der anstehenden Probleme liefern: Wie kann ein Maximum an Natürlichkeit bewahrt werden, bei gleichzeitigem Platzmangel und (erforderlicher, weil Geld bringender) touristischer Nutzung? Um sachdienliche Hinweise wird gebeten.
@ Seyko „Du liebst diese Regionen und du magst die Wildnis? Schön, zieh los und guck sie dir JETZT an solange du kannst. Keiner weiss wie lange das noch so geht.“ Und dieses Bedürfnis nach „Wildnis“ soll in einer Lodge im Delta befriedigt werden? Na dann, die Vorstellungen von Natürlichkeit und deren Bewahrung unterscheiden sich eben.
Werner
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
07 Sep 2018 15:34 #531978
  • Seyko
  • Seykos Avatar
  • Beiträge: 892
  • Dank erhalten: 852
  • Seyko am 07 Sep 2018 15:34
  • Seykos Avatar
.
Letzte Änderung: 19 Sep 2018 15:03 von Seyko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: loser
07 Sep 2018 15:39 #531979
  • GinaChris
  • GinaChriss Avatar
  • Beiträge: 4652
  • Dank erhalten: 9684
  • GinaChris am 07 Sep 2018 15:39
  • GinaChriss Avatar
Hallo Werner/loser,
da du ja auszuschweifen als TE explizit erlaubt hast, nehme ich dich beim Wort.

Und dieses Bedürfnis nach „Wildnis“ soll in einer Lodge im Delta befriedigt werden? Na dann, die Vorstellungen von Natürlichkeit und deren Bewahrung unterscheiden sich eben.

Bei Wikipedia ist dazu folgendes nachzulesen:
*Wildnis ist – wie Landschaft und Natur – kein naturwissenschaftlicher, sondern ein alltagssprachlicher Begriff mit unterschiedlichen, kulturell geprägten Bedeutungen.*
In Anlehnung daran, ist es meines Erachtens kein Muss, im Crocodile-Dundee-Outfit, abseits der auf T4A eingezeichneten Pfade zu wandern, um die Wildnis, die ganz persönliche Wildnis zu erleben.
Gruß Gina
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Seyko, loser
07 Sep 2018 15:41 #531980
  • Seyko
  • Seykos Avatar
  • Beiträge: 892
  • Dank erhalten: 852
  • Seyko am 07 Sep 2018 15:34
  • Seykos Avatar
.
Letzte Änderung: 19 Sep 2018 15:03 von Seyko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
07 Sep 2018 15:50 #531981
  • Focus
  • Focuss Avatar
  • Beiträge: 517
  • Dank erhalten: 333
  • Focus am 07 Sep 2018 15:50
  • Focuss Avatar
Hallo Seyko,
ich glaube du liegst mit deiner Einschätzung der unterschiedlichen Länder bisschen falsch. Kein Land hat mehr unbesiedeldes Land als Namibia. Bitte nenne mir mal eine Gegend in Zimbabwe und Sambia, welches mit Omaheke, Kaokoveld, Damarland gleich zu setzen ist. In Botswana findest man gleichartige Gebiete.. Nur deine Aussage kann ich in diesem Bezug nicht teilen
VG
PS : Diese Zitiererei ist auch so ein lästiges Mittel um etwas mitzuteilen... Macht ihr das bei einem handgeschriebenen Text auch??? 30 Zeilen doppelt schreiben um mit zwei Sätzen diesen zu beantworten? Komische Mode......
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
07 Sep 2018 16:08 #531982
  • Seyko
  • Seykos Avatar
  • Beiträge: 892
  • Dank erhalten: 852
  • Seyko am 07 Sep 2018 15:34
  • Seykos Avatar
.
Letzte Änderung: 19 Sep 2018 15:03 von Seyko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.