Dreamliner schrieb:
Diejenigen, die für Cullingaktionen sind, vertreten die Theorie, das Elefanten sich immer mehr vermehren und dann die gesamte Vegetation zerstören, wenn der Mensch nicht vorher eingreift. Diese Theorie ist aber nicht ganz plausibel....
Hallo DLer, ein paar Gedanken eines interessierten Laien dazu und ich bleibe bei SA, wo Elefanten zur Bestandskontrolle getötet wurden/werden, das cWort lasse ich mal weg.
Wenn man sich die alten Berichte, Namen von Plätzen, Buschmannmalereien etc. anschaut, kann man davon ausgehen, dass Elefanten im ganzen Subkontinent in großer Zahl vorkamen. Noch in unserer historischen Zeit, davor sowieso. Ich persönlich meine, dass es aber nur wenige Gebiete gibt, wo sich Elefanten dauerhaft, GANZJÄHRIG, aufhalten können, anderswo mussten sie mit dem Wasser- und Nahrungsangebot migrieren, wofür auch reichlich Platz vorhanden war. Die Unterstellung einer quasi „natürlichen Selbstbeschränkung“ zur Schonung der Nahrungsgrundlage erübrigte sich, weil sie einfach weiterziehen konnten. Und wie oft das System auch damals schon durch Überforderung gekippt ist, wissen wir nicht, es ist nicht überliefert. Zig andere Tierarten und auch indigene Nomadenvölker machen das genauso. Die Probleme entstehen erst, wenn der Platz zum Weiterziehen nicht mehr vorhanden ist. Dieser wurde auch durch die Klimaveränderung immer kleiner, diese Breiten trocknen seit historischer Zeit aus, nicht nur in Afrika. Wo heute in Afghanistan nur nackte Erde ist, konnten die Mogulen ihre Elefanten weiden lassen.
Die ganze Beschwörung eines früheren natürlichen Gleichgewichtes bringt mE nichts in einer Welt die voll ist und noch voller werden wird, in der die Wildtiere in ein paar letzten Refugien eingesperrt sind. Und wie sich die Elefanten dabei verhalten, wissen wir heute verbindlich aus den Erfahrungen seit Einführung von Schutzgebieten. Unter geschützten Bedingungen haben wir alle 10 bis 20 Jahre ca. doppelt so viele Elefanten als am Beginn des Beobachtungszeitraumes. In den Anfangsjahren des Krugers hat sich der Elefantenbestand alle 10 Jahre verdoppelt. Anfangs der 1960er gab es so ca. 5000 bis 6000 Elefanten und es wurde beschlossen, die Zahl (mittels Tötung) bei maximal 7000 zu halten, wobei Manche meinten, dass das schon zu viele seien. Mitte der 1990er wurde die Tötung auf Druck der öffentlichen Meinung eingestellt und ca. 10 Jahre später gab es schon ca. 12000 Tier und unbestrittene Vegetationsschäden, alles mit steigender Tendenz. Man hoffte dann den Bevölkerungsdruck durch Abwanderung in den TF-Park zu mindern, aber nach allem was man davon gehört hat, hat es nicht ausreichend funktioniert, weil viele wieder zurückgekommen sind. Jetzt soll das Wasserangebot verknappt werden, die Elefanten sollen also natürlich sterben anstatt erschossen zu werden.
Was tun? Bei unveränderten Rahmenbedingungen wird es im Kruger in (10)15 bis 20 Jahren wieder doppelt so viele Elefanten geben als heute. Ich persönlich glaube nicht, dass das funktionieren kann. Mir erscheint auch bei einem derart langlebigen Tier die Selbstregulierung durch „natürliche“ Anpassung der Geburtenrate (so es eine gibt) viel zu träge um eine kurzfristige Nahrungsknappheit zu bewältigen. Das geht kurzfristig nicht über weniger Geburten sondern nur über höhere Mortalität der Alten. Vielleicht gibt es einen Demografen unter den Foristen, der da was dazu sagen kann. Aber wenn das natürliche Massensterben einsetzt, ist der Schaden an der Vegetation schon angerichtet, er bleibt für Jahrzehnte. Wenn überall Bäume verschwinden, die zigzig-fach älter als Elefanten sind, sollte man sich Gedanken machen. Auch das als natürlich anzusehen, es ist aber Ansichtssache. Die Wahl ist schließlich zwischen jedes Jahr kontinuierlich wenige Tiere zu töten und periodischer Selbstzerstörung einer sehr großen Zahl.
Grüße, Werner
PS und der Überbestand am Chobe (mit dauerhafter Wasserverfügbarkeit) lässt sich mE auch wie oben erklären, dass nämlich der Großteil von BW nicht mehr als Lebensraum zur Vergfügung steht.