THEMA: ... 30 Tage Gefängnis
30 Jun 2012 14:52 #241529
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Hallo in die Runde!

Ich vermute, dass die wenigsten von Euch schon mal in Afrika vor Gericht gestanden haben? Falls Ihr Interesse daran habt zu erfahren, wie es da so ist … Auch wenn es schon ein paar Jährchen her ist. (Ich bin inzwischen wieder draußen B) )

Here we go:
1995 waren wir zum ersten Mal in Zimbabwe. Wir hatten Freunde besucht, die damals in Harare lebten. Aber natürlich wollten wir auch auf Safari gehen. Also erst mal ein Auto mieten. Unsere Freunde hatten keine Erfahrungen mit Autovermietern, deshalb wollten wir auf Nummer Sicher gehen und haben einen Vermieter ausgewählt, der sein Büro im Meikles Hotel (eins der Tophotels) hatte. Dass wir nicht die beste Wahl getroffen hatten, war uns da noch nicht klar. :unsure:
Es fing damit an, dass das Auto mehrere Stunden zu spät gebracht wurde (TAB = That’s Africa, Babe) :pinch: , und ging damit weiter, dass es nicht der Wagen war, den wir bestellt hatten (einen 4x4). TAB :evil:
Stattdessen kamen sie mit einem Riesenschlitten :woohoo: an (Chevy, wenn ich es recht erinnere), der schon etliche Km auf dem Buckel hatte. Eigentlich hätten wir uns weigern sollen, aber:
1. sei der doch viel bequemer,
2. bräuchte man in den NPs in Zimbabwe (wäre schließlich nicht Tanzania) keinen 4x4,
3. würden sie uns auch ein supergünstiges Sonderangebot machen und
4. hätten sie momentan sowieso kein anderes Auto!
Besonders das letzte Argument hat uns dann überzeugt. :dry:
Wir wollten in den Ghonarezhou NP. Dort hatte gerade kurz vorher die erste Lodge eröffnet und uns mit Sonderangeboten gelockt.
Wir kamen durch die Verhandlungen mit den Vermietern erst so gegen 1 Uhr los. Etwa 450 km auf guter Teerstraße (damals war die Infrastruktur in Zimbabwe noch hervorragend, es war die Schweiz Afrikas für uns! ;) ) und dann die Zufahrt zur Lodge sollten zu schaffen sein, hatten wir gedacht. Nun ja …
Wir kamen gut voran, das Auto war wirklich bequem und schien (!) auch sonst in Ordnung zu sein. Als wir am Triangel Richtung Chiredzi gen Osten abbogen, stand die Sonne allerdings schon tief hinter uns. Also ein bisschen auf die Tube gedrückt und den langsam vor uns fahrenden Kleinwagen überholt.
Ob das eine gute Idee war? :unsure:
Morgen geht es weiter!

LG aus dem sonnigen und warmen Hamburg,

Karsten
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30 Jun 2012 17:03 #241546
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Hallo Ihr Drängler :P !

Gut, dann stelle ich den Teil rein, den ich bis jetzt fertig geschrieben habe. Aber dann müsst Ihr damit leben, dass wohl auch noch ein 4. Teil kommt. :woohoo:
Und weiter geht's:

Also auf die rechte Spur gezogen und vorbei.
So war jedenfalls der Plan. :dry: Als wir fast auf gleicher Höhe mit dem vor uns fahrenden PKW waren, zieht der plötzlich rechts rüber. Vollbremsung! Leider war bei unserem Auto doch nicht alles in Ordnung, die Bremsen …
Aber selbst wenn sie perfekt gewesen wären, wir hätten den Unfall wohl nicht vermeiden können. Wir krachen mit noch recht hoher Geschwindigkeit in das andere Auto und befördern es ins Aus (= von der Fahrbahn ins Feld).
Nach einer gefühlten Ewigkeit löst sich der Schock und wir schaffen es, auszusteigen. Und glücklicherweise steigen auch aus dem anderen Auto 4 unverletzte (!) junge einheimische Männer. Wir können es kaum glauben, dass sich niemand verletzt hat, und fragen mehrmals nach. Aber alle versichern, unverletzt zu sein. Ihr Auto allerdings ist nur noch Schrott. Irgendwann trifft dann die Polizei ein, die ein vorbeifahrender Autofahrer benachrichtigt hatte. (Achtung, Vor-Handy-Zeiten!) Inzwischen ist es dunkel geworden und die Polizei beschließt, die abschließende Untersuchung in der Polizeiwache in Chiredzi durchzuführen. An unserem Auto wird die Frontschürze hochgebogen, die das rechte Vorderrad blockiert hat, und dann wird ein Startversuch gemacht. Und siehe da, die alte Mähre springt an. Allerdings ist die Vorderachse etwas verzogen, aber die Polizisten meinen, wenn ich ganz langsam fahre, sollte ich es die 10 km bis Chiredzi schaffen. Unter Polizeibegleitung schaffen wir es so tatsächlich. Auf der Polizeiwache werden dann ausführlich alle Aussagen aufgenommen. Dabei stellt sich auch der Grund für das auf die rechte Spur ziehen der 4 Zimbabwer heraus (ich hatte es im ersten Moment für einen üblen Scherz gehalten): sie wollten rechts abbiegen in einen winzigen Feldweg, den ich nicht wahrgenommen hatte. Geblinkt haben sie unserer Meinung nach nicht, und in den Rückspiegel geschaut? Vielleicht, aber durch die tiefstehende Sonne hinter uns nichts gesehen. Irgendwann kommt ein Herr dazu, der sich als diensthabender Staatsanwalt (oder so ähnlich) herausstellt. Der teilt uns mit, dass wir großes Glück hätten. :unsure: Ach, ja? Ja, der zuständige Richter sei morgen in Chiredzi, es wäre Gerichtstag. Na, klasse! Ein Hotelzimmer hätte man uns auch schon besorgt – nein, keine Zelle :ohmy: -, und ich solle mir keine Sorgen machen, aber vor Gericht müsse ich erscheinen. Hm, also keine Sorgen machen. Gar nicht so einfach! Sollten wir uns einfach still und leise aus dem Staub machen? Aber wie? Unser Chevy war auf dem Hof der Polizeistation sichergestellt worden. Uns keine Sorgen machend liegen wir in unseren Hotelbetten und warten auf den kommenden Tag.

So, wie Ihr jetzt hoffentlich gespannt auf die Fortsetzung wartet! Aber meine Frau verlangt, dass ich jetzt koche. (Und wer schon mal eine hungrige Französin erlebt hat, leistet dem zarten Hinweis besser Folge. B) )

LG aus Hamburg,

Karsten
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02 Jul 2012 09:21 #241749
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Nachtrag zum vorigen Teil:
Ich habe in meinen alten Unterlagen gewühlt und noch einiges gefunden, z. B. eine
„Notice To Discontinue Use Of Vehicle“, die mir den weiteren Gebrauch des Fahrzeugs untersagt mit der Ausnahme: „to reach Chiredzi for the period from 1750 on 3.7.95 to 3.7.95 on 2200 hrs. At a speed not in excess of 40 k.p.h.” usw.

Wir sind für den frühen Morgen zum Gerichtsgebäude bestellt und sind natürlich pünktlich da. (Muss gerade an das T-Shirt denken: „Not only am I perfect, I’m German, too!“, das Camelthorn gepostet hat. :) ) Ein lebhaftes Treiben überrascht uns. Um das Gebäude herum lagern schon viele Menschen, es hat ein bisschen was von einem Volksfest. Die fröhliche Atmosphäre vertreibt etwas meine düsteren Gedanken. Als das Gebäude geöffnet wird, strömt alles in den großen Gerichtssaal. Ich erkundige mich erst mal, wie ich mich verhalten soll. Ich solle mich in den Saal setzen und würde dann aufgerufen. Aber es hätte keine Eile, der Richter würde sich verspäten! TAB :dry: . Also schlendere ich ein wenig umher und schaue mich um. Und prompt entdecke ich eine dieser typisch afrikanischen Schlampereien ;) : Da hatte doch jemand vor dem Eingang zum Gerichtssaal den Zettel mit den zuletzt verhandelten Fällen nicht abgenommen. Da stand gelistet:
Name1, Rape;
Name2, Manslaughter;
Name3, Murder,
Name4, Childmurder;
usw. :woohoo: Nun ja, der Richter ließ weiter auf sich warten, und ich kam ins Grübeln: Oder sollten es doch die aktuellen Fälle sein? Ach, was! :dry:
Endlich, nach über 4 Stunden Wartens trifft der Richter gegen Mittag ein. Ausgerechnet jetzt muss Véro mich verlassen und zum Hotel zurück: Wir hatten mit der Lodge (übrigens die Mahenye Safari Lodge, wie ich jetzt gefunden habe) vereinbart, dass sie uns gegen Mittag vom Hotel in Chiredzi abholen. Wie üblich waren wir mal wieder viel zu optimistisch gewesen. :whistle:
Der Gerichtssaal ist leicht beschrieben: Ihr kennt ja sicher alle die englischen Gerichtsfilme, z.B. Zeugin der Anklage mit Marlene Dietrich? So ähnlich sah der Saal aus, mit einigen kleinen signifikanten Änderungen: Dort, wo in den Filmen das Bild von QE2 hängt, hing hier ein Bild von Robert Mugabe. Und der Richter, zwar in schwarzer Robe und weißer Langhaarperücke, hatte eine andere Hautfarbe als Charles Laughton. Links von der riesigen und erhöhten Richterbank stand der nicht ganz so hohe Schreibtisch des Staatsanwalts. In der Mitte, direkt dem Richtertisch gegenüber, steht die Anklagebank. Und rechts, neben einer kleinen Tür, die noch eine Rolle spielen wird, stehen 2 Hochstühle für die Übersetzer – ein Übersetzer Englisch-Shona, ein anderer für Englisch-Ndebele: Wenn noch ein dritter Stuhl da gewesen wäre, hätte es sicher auch noch einen Übersetzer Englisch-Deutsch gegeben, aber so … :P
Ich finde noch einen Platz auf einer hinteren Bank in dem proppevollen Zuschauerraum. Überflüssig zu erwähnen, dass ich der einzige mit heller Hautpigmentierung bin.
Der Richter eröffnet die Sitzung. Ein lauter Befehl, und die kleine Tür an der rechten Wand öffnet sich. Von meinem Platz aus sehe ich eine nach unten führende Treppe und höre leises Klirren. Was mag das sein? Dann sehe ich den ersten Angeklagten die Treppe hochkommen … und fühle mich um Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt. In bräunlich-beige gestreifter, leicht zerfetzter Gefängniskleidung, mit Hand- und Fußfesseln wird der erste Gefangene vorgeführt.* Die Eisenfesseln erzeugten das Klirren, dass ich gehört hatte. Mir wird ganz anders. :unsure:
Dann geht alles sehr schnell: Verlesung der Personalien, der Staatsanwalt erklärt, wessen die Person angeklagt ist, und der Richter beschließt das Ganze mit einem: „Vertagt bis zum …“ Viel habe ich aber nicht verstanden. Es ging wohl um Haftprüfungstermine. Jedenfalls wird so einer nach dem anderen (der Rapist, der Murderer usw.) vorgeführt und wieder in den Keller geschickt.
* (Véro erzählt mir gerade, dass sie die Gefangenen beim Antransport gesehen hatte - ich war da wohl im Gebäude. Jedenfalls musste sie bei deren Anblick an die Daltons von Lucky Luke denken. Solch spaßige Assoziationen sind mir damals nicht gekommen! :S )
Anschließend entsteht eine kleine Pause, in der der Staatsanwalt mehrmals etwas ruft. Irgendwann merke ich, dass man mich aufgerufen hat. Dass ich meinen eigenen Namen nicht verstehe, liegt daran, dass er so ähnlich geschrieben wird wie eine im südlichen Afrika bekannte Marke und dementsprechend ausgesprochen wird. Herr „Marke“ steht also auf und begibt sich mit weichen Knien zur Anklagebank. Man hat mir zwar versichert, es werde alles nicht so schlimm werden, aber wenn der Richter nun einen schlechten Tag hat, was dann?
Ja, was dann? :unsure:
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02 Jul 2012 14:41 #241811
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Hallo Ihr alle,

habt Ihr denn gar keine Angst, ordentlich Punkte in Flensburg zu kriegen? Wegen Drängelns, meine ich :laugh:
Aber es freut mich natürlich, dass Ihr dran bleibt (oder hängt ;) )
Also, weiter geht's:

Ich setze mich auf dieselbe Bank, auf der kurz vorher (vermutliche - die Unschuldsvermutung soll auch in Afrika gelten -) Vergewaltiger, Mörder, Totschläger, Kindsmörder usw. gesessen haben. Mein Unbehagen wird immer größer ... :unsure:
Meine Prozessstrategie hatte ich mir folgendermaßen zurechtgelegt: Alles zugeben, keine kleinlichen Streitereien, dann gibt es vielleicht mildernde Umstände und umso schneller sollte dann alles vorbei sein. :whistle:
Der Staatsanwalt beginnt mit der Verlesung der Anklage. Gemäß meiner Strategie kommentiere ich die Punkte mit: „Yes, that’s right!“ usw., bis mich der Richter anschnauzt, ich möge doch den Staatsanwalt nicht unterbrechen. :blush: Da habe ich nun so viele Gerichtsfilme gesehen, und dann das!
Nachdem der Staatsanwalt geendet hat, beginnt der Richter, mich zu befragen. Endlich kommt meine geniale Prozessstrategie zur Anwendung! Allerdings will ich es dann doch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass meines Erachtens der Blinker … Mist, jetzt fällt mir das englische Wort für Blinker nicht ein! „Indicator!“, kommt es von hinten aus dem Zuschauerraum. Bevor ich mich darüber freuen kann, dass Véro wieder da ist, blafft der Richter los: Wenn die Zuschauer sich nicht ruhig verhielten, ließe er den Saal räumen! Dann fragt er mich noch, ob es in Europa üblich sei, an Abzweigungen zu überholen. Die Frage muss ich natürlich verneinen, auch wenn diese (die Abzweigung, nicht die Frage!) als solche für mich nicht zu erkennen gewesen sei. Genial, meine Prozessstrategie, aber sich daran zu halten, fällt gar nicht so leicht ... :whistle: (Vielleicht hat Véro doch nicht ganz unrecht, wenn sie behauptet, ich hätte einen Dickkopf? I wo!)
Schließlich hat der Richter noch eine letzte Frage: Wie viel Bargeld ich denn jetzt bei mir trage? Uiiuiiuii! :woohoo: Was soll die Frage? Und was soll ich sagen? Mir ist klar, dass ich ein Vielfaches eines Jahresgehalts des Durchschnittszuhörers (vielleicht sogar des Richters*) mit mir herumtrage. Sage ich die Wahrheit, fallen dann alle über mich her? Sage ich zu wenig und es kommt heraus, muss ich mich dann auch noch wegen Falschaussage vor Gericht verantworten? Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe, jedenfalls hat man mich nicht sofort überfallen. :silly:
Der Richter kommt jetzt schnell zur Urteilsverkündung: Der Angeklagte wird verurteilt wegen … blablabla … zu einer Strafe von - Luftanhalten – 300 Zim$, ersatzweise 30 Tage Gefängnis! Nehmen Sie das Urteil an? Die Sitzung ist geschlossen!
Sollte ich jetzt behaupten, ich hätte lange überlegt, ob ich zahle oder nicht, dann würdet Ihr mir sowieso nicht glauben. B) Und das mit Recht! Wenn ich es richtig erinnere, waren 300 Zim$ damals etwa 50 DM (das war vor der Hyperinflation in Zimbabwe!)
Wir gehen schnell zur Kasse und zahlen. Jetzt wird auch der Sinn der letzten Frage des Richters klar: man darf hier nur bar zahlen. Hätte ich die 300 Zim$ nicht bar gehabt, dann … lieber nicht dran denken! Ich erhalte eine Quittung
(FINES RECEIPT:
Zimbabwe-Government
Received from Karsten „Marke“
The sum of 300 Zim$
Prisoners name: unleserlich
Sentenced to $ 300 / 1 Month
...) und verlasse das Gericht als freier Mann.
Meine Gefühle kann ich Euch leider nicht beschreiben.

Damit endet der aufregende Teil der Geschichte. Im letzten Teil werde ich berichten, wie wir nach Harare zurückkehrten und wie sich der „vertrauenswürdige“ Autovermieter verhielt!

* Unsere Freunde lebten damals in Highlands, einem noblen Villenviertel von Harare. Um sie herum lebten neben Ausländern auch viele hohe Regierungsbeamte in den großen Villen. Die hielten auf ihren riesigen Grundstücken häufig Hühner, um die Eier zu verkaufen und so ihren kärglichen Sold aufzubessern.)
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03 Jul 2012 13:39 #241936
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Der Mensch von der Mahenye Safari Lodge wartet noch im Hotel, wir verladen uns und unser Gepäck und werden von ihm in den Ghonarezou NP zur Lodge gefahren. Wir sind, bis auf eine Gruppe englischer Manager des Mutterkonzerns der Lodge, erst mal die einzigen Touristen. Die Lodge liegt sehr schön erhöht über dem Runde, wir fühlen uns sofort sehr wohl. Ist der Unfall tatsächlich erst 24 h her?
Die Mitarbeiter kümmern sich rührend um uns, insbesondere der Manager: er übernimmt den Kontakt zu unserem Autovermieter. Morgen soll ein Ersatzwagen kommen. Prima. :)
Wir nehmen das Angebot zu einem Gamedrive an, sehr schön mit Picknick im Busch, allerdings ist das wildlife nicht spektakulär. Zwar sehen wir Giraffen, Elefanten, Löwen und eine Büffelherde in der Zeit, in der wir in Mahenye sind, aber immer aus großer Entfernung: die Tiere sind extrem scheu, und zwar wegen des Bürgerkriegs im nahen Mozambique, wie man uns sagt.
Zurück kommt der Manager auf mich zu: „I’ve got a bad message for you, Mr. „Marke“.“ Das Ersatzauto wird einen Tag später kommen. Nun gut. :unsure:
Wir relaxen an der Uferböschung und lassen den Fluss an uns vorbeiziehen. Kommt ein Engländer vorbei: „Ah, crocodile –watching!“ – „No, just relaxing.“ Der Engländer geht wieder. „Hm, sag mal, was sind das eigentlich für Baumstämme da am Ufer?“ :blush:
Am nächsten Tag machen wir einen guided Walk mit bewaffnetem Guide, sehr informativ, aber wieder wenig spektakulär, die Tiere sind Fußgängern gegenüber noch scheuer.
Zurück kommt der Manager auf mich zu: „I’ve got another bad message for you, Mr. „Marke“.“ Es wird kein Ersatzauto kommen, aber ein Mechaniker, der unser Auto reparieren wird. A, ja. :dry:
Abends sitzen wir mit den Engländern am Lagerfeuer, jeder schildert interessante Erfahrungen aus Afrika. Véro erzählt, wie wir 1994 ohne unser Gepäck in Arusha ankommen und die ersten 4 Tage auf Safari sind, nur mit dem, was wir am Körper tragen und was im Handgepäck war – die Fotoausrüstung und 6 Bücher. Und sie schließt mit: “But it was quite fun with sex (!) books in Africa!“ Unterdrücktes Gehüstel der Engländer. Erst als ich sie auf ihren faux pas aufmerksam mache und sie loslacht, lachen auch die Engländer. :laugh:
Am folgenden Tag machen wir wieder einen Gamedrive mit Picknick im Busch, wieder sehr nett, aber: siehe oben.
Zurück kommt der Manager auf mich zu: „I’ve got another bad message for you, Mr. „Marke“.“ Der Mechaniker würde einen Tag später kommen. Hmm. :S
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich in den Hwange NP fahren, aber ohne Auto? Selbstverständlich können wir länger bleiben als gebucht, man macht aus unserem special price sogar einen very special price. Es gibt noch eine weitere Nachricht für mich: In der Zwischenzeit hatte der Besitzer des Unfallwagens sich überlegt, dass man die Touristen doch ein wenig melken könne und in der Lodge angerufen. Der Manager hat ihn aber gar nicht mit uns sprechen lassen, sondern ihm erklärt, dass die Mietwagenversicherung für all seine Schäden aufkommen würde. Pech gehabt! :P
Auf einen game drive oder walk verzichten wir an diesem Tag, sondern faulenzen in der Lodge. Da kommt der Manager auf mich zu: „I’ve got another bad message for you, Mr. „Marke“.“
Der Mechaniker ist nicht gekommen, dafür wurde das Auto nach Harare zurückgeschleppt. Oooh?! :pinch:
Und wie kommen wir jetzt nach Harare zurück? Der Manager hat diese Frage vorausgesehen: „Don’t worry, I’ll talk to the Car Hire Co., Mr. „Marke“!“
Am Abend kommt dann der Manager wieder auf mich zu: „I’ve got another bad message for you, Mr. „Marke“.“ Ich hätte den Unfall verursacht, und daher sei es unsere Sache, wie wir jetzt nach Harare zurückkommen. :(
Die Lodge würde uns zurück nach Chiredzi fahren, aber von da sei es sehr schwierig, nach Harare zu kommen. :unsure:
Also hängen wir hier erst mal fest!

Und Ihr mit uns, denn ich muss mich ein wenig fein machen, meine Schwester hat heute Geburtstag! Aber morgen komme ich dann wirklich zum Schluss. Afrikanisches Ehrenwort! ;)
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04 Jul 2012 11:01 #242046
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Jetzt hatten wir also mal wieder ein Problem. :ohmy: Eigentlich hätten wir am nächsten Tag in Harare sein müssen, da wir versprochen hatten, die beste Freundin meiner Frau mit ihrer neuesten Eroberung am Flughafen abzuholen. Die beiden waren noch nie in Afrika gewesen, er sprach überhaupt keine Fremdsprache (außer Französisch ;) ) und sie englisch, wie Franzosen eben so Englisch sprechen. (Nein, ich entschuldige mich jetzt nicht! :P Die Franzosen/innen hier im Forum sind natürlich alle ausgenommen!)
Aber der Manager hatte eine Idee. In der Lodge waren neue Gäste angekommen, 2 Paare aus Zimbabwe, und zwar mit ihrem Privatflugzeug. Er meinte, die 4 würden übermorgen wieder abreisen, und da sie in der Nähe von Harare wohnten, könnten sie uns ja vielleicht mitnehmen. „I’ll speak with them!“ Das hörte sich ja mal gut an! :)
Und in der Tat, am Nachmittag kam ein Mann auf uns zu. Er hätte von unseren Problemen gehört, aber leider würden sie übermorgen nicht nach Harare fliegen, sondern zu einer Hochzeit aufs Land. Und außerdem sei ihre Maschine nur eine 4sitzige. Unsere Gesichtszüge entgleisten, und zwar nach unten. :sick: Das war ja klar, wäre ja auch zu schön gewesen. Aber, fuhr der gute Mann fort, sein Kumpel und er seien leidenschaftliche Flieger, und gegen Erstattung der Benzinkosten würden sie uns morgen früh zum nächsten Flughafen nach Masvingo fliegen. :woohoo: Ob wir einverstanden wären? Ob wir einverstanden waren? Die Beantwortung der Frage überlasse ich jetzt mal Eurer Fantasie, liebe Leser! Der Manager buchte noch einen Flug Masvingo – Harare für uns, und, oh Wunder, die Maschine war nicht ausgebucht.
So hatten wir einen wunderschönen Flug über den Süden Zimbabwes. In Masvingo angekommen war die Antwort auf die Frage, was wir zu zahlen hätten: „Oh, you were welcome. It was a pleasure for us!“ Na dann, vielen Dank! :)
So konnten wir am nächsten Tag unsere Freundin und ihren Neuen pünktlich am Flughafen abholen. (Obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, wir hätten sie verpasst. :evil: *)
Nun hatten wir nur noch das Problem mit der Mietwagenabrechnung. Anruf bei der Firma: Ja, no problem, sei zwar noch nicht fertig, aber bis wir Zimbabwe verlassen würden sei die fertig, no problem.
Als wir dann von unserer 2-wöchigen Tour (Vic-Falls, Hwange NP und Matusadona NP mit einemToyota Hilux DC von einer anderen Mietwagenfirma!) zurückkamen, war immer noch keine Abrechnung da. Richtig gewundert habe ich mich da schon nicht mehr. Also, Anruf: Abrechnung? Nein, keine Ahnung, da muss ich den Chef fragen. Und? Ja, der ist gerade nicht da. Wann kommt er denn wieder? Keine Ahnung! :evil:
Die restlichen Tage bis zu unserer Abreise jeden Tag das gleiche Spiel: Anruf und „Keine Ahnung!“ :evil: :sick:
Zu Hause in Hamburg dauerte es aber gar nicht lange, als auf unserem Konto 2 (!) Abbuchungen dieser Firma aufliefen, eine hohe und eine sehr hohe! Da habe ich keine Unterlagen mehr gefunden, aber so etwa 1400 DM für eine Woche Miete und 7000 DM für das Unfallauto müssen es wohl gewesen sein. Damals habe ich erfahren, dass Mietwagenfirmen und Hotels das Recht haben, ein Kreditkartenkonto mehrfach zu belasten, auch wenn man nur einmal unterschrieben hat. (Ob das heute immer noch so ist, weiß ich allerdings nicht.)
Glücklicherweise hatten wir ja unsere Freunde in Harare. Er ist dann zu dieser Firma und hat sich den Chef zur Brust genommen. B) (Ich war ja nicht dabei, aber unser Freund, damals der Leiter einer großen ausländischen Organisation in Harare, ist, um es vorsichtig auszudrücken, ein sehr durchsetzungsfähiger Typ!) Der Chef wollte sich mit den großen Verlusten herausreden, die seine Firma … blabla. Unser Freund hat dann geblufft und behauptet, die seien doch durch die Versicherung gedeckt, die die Mietwagenfirma habe, und hat darauf bestanden, dass der Chef in seiner Gegenwart die Versicherung anruft. Und in der Tat, es war tatsächlich alles durch die Versicherung abgedeckt. Unser Freund hat dann auch noch darauf bestanden, dass der Typ die Bank anruft, um die Abhebung rückgängig zu machen. So hatten wir die größere Summe wieder auf unserem Konto zurück. :woohoo: :woohoo: :woohoo: Dass die Abrechnung für die einwöchige Miete von der Firma gefälscht war – sie hatten den Sonderpreis, den sie uns wegen des falschen Autos gewährt hatten, einfach durchgestrichen und den regulären eingesetzt – habe ich dann einfach mal so hingenommen. :pinch:

* Um diese etwas kryptische Bemerkung dann auch noch aufzuklären:
Die Eroberung unserer Freundin hat sich während der 2-wöchigen Tour als wahres Ekel herausgestellt. Wir kannten ihn vorher nicht, ursprünglich war die Reise zu dritt geplant, aber für sie war es die große Liebe, was soll man machen … :whistle: Er war auch sehr verliebt und hat Véro und mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass wir stören. Er ist nicht darauf eingegangen, was wir zu erzählen hatten, hat uns mitten im Satz unterbrochen, um etwas ganz anderes seiner Freundin zu sagen. Auf mich hat er nur reagiert, um sich über meine Fehler im Französischen lustig zu machen (o.k., das konnte er dafür ausgiebig!) Dabei konnte er sich ohne meine Hilfe nicht mal ein Bier bestellen. :evil:
Um das Ekel etwas in Schutz zu nehmen: Er hatte gerade eine sehr schmutzige Trennung von seiner Frau hinter sich, 2 Töchter standen auch noch mitten in der Auseinandersetzung drin, er hatte 12 kg abgenommen, mehrere Nervenzusammenbrüche erlitten … Woher ich das so genau weiß? Nach 2 Jahren Funkstille haben wir uns wieder einander angenähert, und heute sind wir sehr gut befreundet! B)

Insgesamt war dieser Zimbabweurlaub aber ein kräftiger Griff ins Klo! Deshalb haben wir 2 Jahre später zu zweit einen neuen Anlauf gemacht, mit mehr Erfolg! :cheer: :cheer: :cheer:

That’s it, folks!
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