Ponta Malongane bis zur Zeit der Unabhängigkeit 1974/1975:
Ich habe hier im Forum weiter über Mozambique geschmökert. Originell war eine Anfrage, ob es in Mozambique wohl schöne und lohnende Strände gäbe. Das wurde dann mehrheitlich bestätigt und dem kann man sich nur anschließen, in (Ponta) Malongane waren wir Stammgäste,
das war für uns schön genug.
Hier einige Erinnerungen für an den „alten Zeiten“ Interessierte.
Der Parque de Malongane war damals der schönste von den wenigen Plätzen mit touristischer Infrastruktur in diesem Küstenabschnitt. Ponta do Ouro war weniger attraktiv; ein bescheidenes Hotel, Bäcker und ein paar einfache Privathäuser, kein schöner Campingplatz. Auf südafrikanischer Seite gab es nördlich von St. Lucia nur einen Campingplatz in Sodwana Bay. Kosi Bay war noch völlig unentwickelt und mit Pkw nicht erreichbar und man musste „wild“ kampieren. Die jetzigen Resorts, Lodges und Campingplätze sind alle erst in den letzten ca. 2 Jahrzehnten entstanden, schon eine beachtliche Entwicklung. Auch damals kamen viele Besucher hauptsächlich zum Fischen und Tauchen nach Malongane und wenn sie gut gefangen haben, haben sie auch an uns Badetouristen verkauft. Ansonsten haben wir im Restaurant LM-prawns, king-size, zum Spottpreis genossen. Organisierten Tauchtourismus, so wie heute, gab es nicht. Malongane und Umgebung war daher nur für Supersportler mit Erfahrung und Mut geeignet. Die Riffe in dieser Region sind ja bekanntlich vorgelagert und ab 15/20 Meter Tiefe. Boot, Kompressor und Flaschen hatten damals nur wenige Leute, beim Tauchen mit Flasche war Harpunieren sowieso verboten; Ehrensache, dass man sich daran hält. Das hieß: Zum Riff schwimmen und wieder zurück und Frei-(Apnoe)Tauchen und Harpunieren. Wir waren nicht in dieser Liga und sind im Tauchkindergarten am Strandriff von 3rd Point bei Ebbe geschnorchelt, das war auch schön.
Bis 1974 (Nelkenrevolution und Ende der Diktatur in Portugal) wurde Malongane von Besuchern aus SA sehr frequentiert, in der Hochsaison war Vorausbuchung unbedingt nötig. Auch die wenigen Resorts nördlich von Maputo waren von südafrikanischen Besuchern abhängig. Nach der Nelkenrevolution verweigerten Teile des portugiesischen Militärs in Moz den Gehorsam, dann wurde mit Frelimo ein Waffenstillstand geschlossen und schließlich wurde die Unabhängigkeit für den 15. Juni 1975 vereinbart. Mozambique war ja bis dorthin eine „überseeische Provinz“ von Portugal gewesen, so ersparte man auch den NATO-Partnern die Peinlichkeit (indirekt) in einen Kolonialkrieg verwickelt zu sein. In der Verwaltung waren daher auch viele (oft zwangsversetzte) Beamte aus Portugal eingesetzt, die keine Wurzeln in Mozambique hatten. Diese und die Mehrheit der portugiesischen Mozambiquer (aber auch Afrikaner), die nicht unter Frelimo leben wollten/konnten, verließen ab der zweiten Hälfte 1974 das Land in Scharen, nicht ohne vorher noch viel verbrannte Erde zu produzieren. Damit und weil die meisten Südafrikaner natürlich nicht in so einen Hort afrikanischer Kommunisten gefahren sind, brach der Tourismus in Mozambique dann völlig zusammen. Zum Jahreswechsel 1974/1975, also Hochsaison, waren nur mehr wenige Besucher in Malongane. Im Camp war bereits eine Frelimo „Wachmannschaft“, die Burschen waren sehr freundlich und entspannt. Für diese Reise hatte die portugiesische Botschaft in Pretoria noch Visa ausgestellt und die Ein- und Ausreise war problemlos. Davon ermutigt sind wir im August 1975 dann nochmals nach Malongane (sind dank eines fürsorglichen Schutzengels auch angekommen) und hatten schließlich noch einen letzten schönen Urlaub in Parque Malongane, exklusiv. Nur zum Wochenende kamen einige wenige Portugiesen aus LM, während der Woche waren wir alleine.
In der Rückschau war dieser Besuch natürlich purer Leichtsinn. Andererseits haben wir so aber auch ein (End-) Stück von Kolonialgeschichte erlebt. Für die afrikanische Landbevölkerung im Süden war Frelimo als neue Staatsmacht und ideologisch ja total fremd und wurde nicht nur als Befreier sondern auch mit Vorbehalten und Befürchtungen wahrgenommen. Einige des Stammpersonals im Camp sprachen Englisch und da wir meistens die einzigen Gäste waren, war ausreichend Gelegenheit zum Tratsch. Alle fürchteten um die Arbeitsplätze im Tourismus und in SA, ein Reizthema war auch die beabsichtige Abschaffung des Brautpreises. Ein highlight war die Mobilisierung der Frauen, welche für Frelimo ein großes Anliegen war. Zu diesen von Frelimo organisierten (verordneten?) Versammlungen kamen die Frauen aus der Umgebung immer singend aufmarschiert und sie haben ihre neue Rolle und Wichtigkeit sichtlich genossen. Die afrikanischen Herren der Schöpfung haben diese Aufwertung der Frauen bzw. Verlust an männlicher Bedeutsamkeit weniger goutiert.
Die Sicherheitssituation war angespannt und unübersichtlich, Südafrika hatte eben über der Grenze Geschütze aufgebaut und Mozambique verbal und militärisch gedroht, es kursierten Gerüchte, dass südafrikanische Saboteure über die grüne Grenze kämen. Die Nervosität war groß und Frelimo hatte daher in Ponta do Ouro eine Garnison eingerichtet. Darüber hatten wir vorab keine Information, bis ich nach ein paar Tagen zum Einkaufen am Strand entlang nach Ponta do Ouro gelaufen bin und plötzlich (durch die Hintertür von Strand aus) mitten in einem Frelimo Militärlager mit jungen Rekruten beim Morgendrill stand. Diese bemerkten mich (aber nicht der Ausbildner der mit dem Rücken zu mir stand), schauten in meine Richtung, was den Ausbildner in Rage brachte. Um mich bemerkbar zu machen fiel mir spontan nichts Besseres als „good morning“ ein, was ein Teil der Rekruten reflexartig mit freundlichem Lachen und weiteren good mornings erwiderte. Die Szene war kabarettreif; Frelimo-Freiheitskämpfer beim Morgenapell für wernerbauer mit Einkaufstasche, sie hätte aber auch total schief gehen können. Für den Rest des Urlaubs bin ich jedenfalls nur mehr per Auto auf der Straße nach Ponta, wo mich der Kontrollposten schon von weitem sehen konnte.
Auch die Rückfahrt und Ausreise gestaltete sich typisch für diese Zeit. Für diese Fahrt gab es kein vorher besorgtes Visum, sondern man wurde direkt an der Grenze abgefertigt. War auch kein Problem, nur dass der überforderte (jetzt afrikanische) Grenzer uns bei der Einreise einen Ausreisestempel in den Pass gedrückt und wir das nicht bemerkt hatten. Bei der Ausreise wollten wir also zum zweiten Mal ausreisen, ohne je eingereist zu sein, ein Problem. Die Grenzer studierten und diskutierten diesen Umstand für eine Weile, nahmen die Pässe an sich und da wurden wir schon eher nervös. Schließlich übergaben sie das einem Vorgesetzten, der blätterte in meinem Pass, fand Gott sei Dank mein Visum für die Tschechoslowakei aus 1974 und das entspannte die Situation sichtlich. SAIDA wurde handschriftlich auf ENTRADA geändert und comrade wernerbauer samt Familie durften ausreisen.
Nach diesem Erlebnis haben wird dann unsere letzten Badeurlaube in SA in Sodwana Bay verbracht. In den folgenden Jahren haben wir nur mehr gehört, dass der Parque de Malongane zunehmend verfiel. Schön, dass Malongane und die ganze Region jetzt wieder so einen Aufschwung erlebt haben, anscheinend haben auch einige der Bungalows von damals überlebt
vergleiche mit
www.parquedemalongane.com/)
Grüße Werner