Hallo zusammen
Hier nochmals eine kleine Geschichte aus meiner Schublade:
Die freundlichen Menschen von Lusikisiki in der Transkei/Südafrika:
Im Juni 1971 durchquerten wir zusammen mit unseren Freunden die Transkei. Da es langsam Abend wurde, suchten wir einen Übernachtungsplatz und fanden ein geeignetes Plätzchen am Wegesrand. Es war schon fast dunkel, als wir plötzlich Stimmen hörten. Zwei Männer mit Gewehren kamen zögernd und laut “sorry, sorry” rufend auf uns zu. Um zu demonstrieren, dass sie uns nicht bedrohen, nahmen sie die Munition aus den Waffen.
Sie erzählten uns, dass in der Nacht zuvor jemand versucht habe, im Dorfladen den Tresor rauszuspitzen und da sie unser Licht gesehen hätten zuerst glaubten, dass die Einbrecher wieder in der Gegend seien. Bei ein oder zwei Bier stellten sie sich uns vor. Der eine Typ war der Ladenbesitzer und der andere der Dorfschullehrer. Sie luden uns ein, am nächsten Morgen ihr Dorf zu besuchen und verabschiedeten sich leicht besäuselt
.
Am nächsten Morgen kamen sie nochmals vorbei um uns zu sagen, dass obwohl sie gestern Abend ein wenig zu tief ins Bier geschaut hätten, die Einladung ins Dorf ernst gemeint gewesen sei. Wir packten zusammen und fuhren runter nach Lusikisiki, wo wir schon erwartet wurden. Man zeigte uns den halb rausgespitzten Tresor um zu beweisen, dass sie nicht gelogen hatten. Dann wurden wir zu Schule geführt, wo wir bereits erwartet wurden. Der Lehrer demonstrierte uns den Schulunterricht, die Kinder zeigten uns ihre Schulhefte und da eine Weltkarte an der Wand hing, zeigten wir ihnen, wo die Schweiz ist. Dann gingen wir alle ins Freie, die vielen Schüler stellten sich auf und sangen für uns so schön, dass ich fast heulen musste. Wir beschlossen, der Schule etwas Geld zu spenden und da wir ja zusammen mit unseren Freunden dort waren, kam ein schöner Betrag zusammen, welchen wir dem Lehrer übergaben. Es hat ihm fast die Sprache verschlagen. Als er sich wieder gefasst hatte, trat er vor die Klasse und sagte: “Hört mal Kinder, nun haben wir endlich das Geld zusammen, das wir für den Bus nach Umtata benötigen um am Gesangswettbewerb teilzunehmen”. Die Kinder vollführten einen Freudentanz und dann sangen sie nochmals für uns, und zwar noch viel schöner als zuvor und wir waren uns ganz sicher, dass sie den Gesangswettbewerb haushoch gewinnen werden.
Zum Abschied wurde für uns mit viel Mühe eine wild um sich schlagende Kuh gemolken und ein Perlhuhn geschlachtet
. Mit diesen Geschenken in der Hand verabschiedeten wir uns von den netten Menschen aus Lusikisiki.
Vor einigen Jahren fuhren wir wieder mal durch das einst kleine Dorf und staunten nicht schlecht, dass es nun zu einer richtigen Stadt herangewachsen war. Nichts deutete mehr auf die einstige Idylle hin. Es ist nun eben eine elende, unpersönliche Siedlung geworden, wie viele andere.
Erika