Die
„Erblichkeit“ der Stoßzahngröße und (angebliche) Bedeutung der Big Tuskers dabei wurde hier schon mehrfach erwähnt und gibt (mir) Rätsel auf. Links zu videos und Lodges helfen dabei nicht viel weiter.
In auch hier schon erwähnten Quellen wird auf andere Quellen Bezug genommen, denen zufolge bei Elefanten bei exzessiver Bejagung die Häufigkeit zahnloser weiblicher Tiere zunimmt, in geringerem Ausmaß auch bei männlichen Tieren und dass die Stoßzahngröße bei noch zahntragenden (nachgewachsenen!!) Überlebenden oder sogar der nächsten (!!) Generation abnimmt. Das sind, sicherlich seriös erstellte, empirische Daten, die in der Weiterverbreitung getroffenen Folgerungen werfen aber viele Fragen auf.
Für (noch) andauernd bejagte Gebiete bzw. für die gerade bejagten Generationen ist das leicht verständlich, weil sie ja wegen der Stoßzähne gejagt werden und wenn die größeren weg (ausgerottet) sind, gehen die Wilderer auf die kleineren los, die Kühe und jüngere Tiere. Durch den Wegfall der großen SZ fällt, eh klar, die Durschnittsgröße bei den Überlebenden.
Dass dies aber für die Überlebenden und FOLGEgenerationen in quasi einer genetischen Blitzanpassung, wie öfters unterstellt, zu Stoßzahnlosigkeit und/oder –verkümmerung führen kann, ist mE unverständlich und voller Widersprüche.
Erstens würde es voraussetzen, dass die Elefanten wissen, warum sie getötet werden, was doch sehr unwahrscheinlich ist.
Zweitens würde es bedeuten, dass so eine „genetische Anpassung“ als Überlebensstrategie durch UNTERDRÜCKUNG der zum Tode führenden Erbanlage zur Ausbildung von SZ in nur ein bis zwei Generationen stattfinden kann. Wachstumsverweigerung gibt’s zwar bei dichterischer Freiheit (G. Grass, Die Blechtrommel) aber gibt es irgendwo in der Natur ein Beispiel dafür bei hochentwickelten Säugetieren, die zitierten Ratten meine ich jetzt nicht? Unser hörnertragendes Jagdwild hat jedenfalls nicht so reagiert, warum sollten das die Elefanten machen?
Ich habe jetzt eine derartige Studie ausgegraben, wenn nicht vielleicht DIE, auf welche oben Bezug genommen wurde
www.ncbi.nlm.nih.gov...articles/PMC6102531/
und da ist das mit der Erblichkeit der SZgröße keineswegs so eindeutig wie in den zitierten MEDIENartikeln, bei welchen es mit jedem medialen Wiederkäuungsprozess eindeutiger wird.
In der Studie wurden Stoßzahn- und Körpermaßdaten (aus denen Alter geschätzt wurde) verschiedener Populationen (Regionen) und aus verschiedenen Zeiträumen (1966-1968 vs. 2005-2013) zu obigen Fragestellungen mit statistischen Methoden ausgewertet, mit dem eingangs genannten Ergebnis. Es ist mir zu aufwändig Parameter, Methoden und Detailergebnisse zu exzerpieren, wer Interesse und einen langen Atem hat, kann ja obig nachlesen. Ich will hier nur @Erblichkeit und BTs einen Satz zitieren:
“........Our result should be treated as preliminary until a definitive study on heritability of tusk size in elephants using data from long‐term studies of populations where individuals and their parentage are known is carried out..............”, in Medienartikeln und sozialen Medien liest sich das dann trotzdem anders. Und dass die Kühe bei der Vererbung dieser Merkmale (wahrscheinlich) wichtiger sind als die Bullen wird schon gar nicht erwähnt.
Wie widersprüchlich das alles ist, illustrieren mE die zwei hier im Thema schon genannten Schutzgebiete mit vergleichbar ähnlicher Vorgeschichte aber total gegensätzlicher Weiterentwicklung, nämlich Tembe und Addo. Beide entstanden als Miniinseln einer sehr kleinen Restpopulation umgeben von Ausrottung und der Erfahrung von Bejagung. In der kleinen Tembe-Population gibt es heute mehrere BTs, was mit dem „Tembe-Genpool“ erklärt wird. Im Addo dagegen sind die Kühe stoßzahnlos (genetisch bedingt, sagt die Wissenschaft) und die Stoßzahngröße der Bullen ist eher mäßig, obwohl man schon auch ein paar stattliche Bullen sieht, das sind aber vielleicht die aus KNP importierten.
Werner