30.9.2015, ca. 19 Uhr, Chobe NP, Linyanti Campsite 3, Botswana:
Zu viert sitzen wir gemütlich beim Abendessen, diskutieren über die tollen Erlebnisse des Tages, geniessen den lauen Abend in dieser traumhaften Umgebung. In der Ferne hört man ein paar Hippos grunzen, irgendwo in der Nähe reisst ein Elefant Schilfbüschel aus. Die Paviane und die vielen Vögel haben sich verzogen, es ist bereits dunkel. Plötzlich schreit einer der am Tisch sitzenden: "Schlaaaangeee!". Instinktiv ziehe ich meine Füsse hoch, schlagartig macht sich Hektik breit. Woooo? Ich scanne die Umgebung ab, kann im Dunkeln aber nichts entdecken. Meine Mitreisenden sind aufgesprungen (nicht gerade die beste Reaktion). Jetzt erst entdecke ich das Tier, direkt unter unserem Tisch, da wo gerade eben noch unsere acht Füsse waren. Zum Glück ist in der Hektik keiner der Schlange auf den Schwanz getreten, sie kriecht etwas aufgeregt weiter. Ich befreie mich von meiner unbequemen Position auf meinem Campingstuhl, gehe zum Auto und hole die Kamera. In der ganzen Aufregung denke ich sogar daran, meine Brille aufzusetzen, es soll ja hier auch Speikobras geben. Ich versuche, ein paar scharfe Bilder des Tieres zu machen, bevor sich dieses in den Wunzeln des Baumes, der mitten auf der Campsite steht, verzieht, so dass nur noch der Kopf rausschaut. Eine halbe Stunde später schaue ich nochmals nach, die Schlange ist weg.
Die spätere Bestimmung des Tieres anhand der Fotos liess mich allerdings nochmals erschaudern, es war eine Mosambik-Speikobra (Naja mossambica), eine der gefährlichsten Schlangen Afrikas. Sie ist nicht nur sehr giftig, sondern auch leicht reizbar und kann ihr Gift bis zu 3 Meter weit spritzen. Ich bin zwar ein bekennender Schlangenfan (halte selber welche zuhause, allerdings nur ungiftige), aber eine Speikobra unter dem Esstisch brauche ich dann doch nicht unbedingt, zumal in dieser abgelegenen, wunderschönen Ecke der Welt ärztliche Hilfe nach einem Bissunfall doch ziemlich weit weg wäre.
Fazit: Ich will hier keine Panik schüren. Aber haltet die Augen offen, auch wenn ihr es euch gerade auf eurem Campingstuhl bequem gemacht habt, an eurem wohlverdienten Savannah nippt und euch gerade im Paradies fühlt. Auch in diesem Paradies gibt es unvermittelt böse Überraschungen, die schnell tragisch enden können. Ich selber bin mir wieder einmal in aller Deutlichkeit der Gefahren Afrikas bewusst geworden und habe mir hinter die Ohren geschrieben, bei einem weiteren solche Erlebnis ganz ruhig sitzen zu bleiben, bis sich die Schlange wieder verzogen hat. Ob ich im Ernstfall aber die Nerven dazu habe, weiss ich nicht.
Gruss Dieter