THEMA: Corona - Namibia
09 Jun 2020 15:49 #590073
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  • Mogambo am 09 Jun 2020 15:49
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Hallo,

also ob es um eine „Schädigung der weißen Wirtschaft“ geht, naja, wäre Auslegungssache, was das bedeutet. Allerdings ist mir in den letzten Wochen immer wieder ein alter Artikel der botswanischen „Business Weekly“ vom 09.11.2018 bei der ganzen Sache in Erinnerung gekommen. Der Leitartikel „Western Owners Of Botswana Tourism“ ging der Frage nach, dass die privaten Lodges der großen Ketten wie Wilderness & Co reine Goldgruben sind, jedoch die Betreiber wenigstens in Südafrika, eher in UK oder USA sitzen. Das Geld, was dort eingenommen wird, fließe also zum Großteil ins Ausland, das könne eigentlich kaum Sinn der Verteilung der exklusiven Konzessionen sein.

Die Verteilungs- und Vetternwirtschaft in Afrika ist bekannt und ein leidliches Problem. Daher war in den letzten Wochen immer mein Gedankenspiel: wenn der Lockdown mit harter Linie über Monate festgesetzt wird und damit auch die „Goldgruben“ der privaten Lodgebetreiber und Konzessionäre versiegen, könnte ein Aufkaufen lokaler, sagen wir einmal mindestens umtriebiger Regionalmachthaber, unter dem Deckmäntelchen der „Erhaltung des wirtschaftlichen Standortes“ erfolgen. Dies könnte dann natürlich auch für andere Industriebetriebe außerhalb des Tourismus in der Form laufen. Mit anderen Worten, ein vorgeschobener Lockdown zur Umverteilung der Besitzverhältnisse.

Dass gerade der Tourismus in den kommenden Jahren sich nicht erholen wird, dürfte eher unwahrscheinlich sein, sodass dann die Geldquellen der exklusiven Camps und Konzessionen mit Sicherheit wieder sprudeln, allerdings in neue Geldsäckchen. Das dürfte möglicherweise auch insoweit interessant sein, als dass ein reines Touristikunternehmen vermutlich eher hochzufahren ist, als eine stillgelegte Groß- und Schwerindustrie.

Gibt es denn dahin bereits irgendwelche Anzeichen oder ist das eher ein abwegiger Gedanke?

LG Mogambo :-)
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09 Jun 2020 16:42 #590078
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  • Andre008 am 09 Jun 2020 16:42
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Hi Mogambo,

dass Wilderness & Co reine Goldgruben sind würde ich auch so sehen. Aber die werden doch von dem Lockdown weniger getroffen als die vielen kleineren privaten lokalen Unternehmen.

Ich meine, dass bei Wilderness z.B. die Puma Group (Turnschuhen & CO) bis vor einer Weile die Aktien Mehrheit hielt, dann wurden Anteile an ein Konsortium in / aus Hollywood verkauft und all die haben genug Kohle um die Krise auszusitzen. Zur Not mit Hilfe deutscher Steuergelder (also Puma)...

Und am Ende läuft es in ein paar Monaten wieder, also der Hochpreis Tourismus. Ich war in den letzten 6 Jahren häufig in Zimbabwe, meist Hwange und habe z.B. weit weniger private Fahrzeuge als Lodgefahrzeuge auf den Pisten im Park gesehen. Daher die Vermutung, dass es den privaten, hochpreisigen Lodges doch noch ganz gut geht / ging...

Super-Sonderpreise, wie in Botswana, wurden in den Lodges in Zimbabwe auch nie angeboten, was für eine gewisse Auslastung spricht...

BG, Andre
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09 Jun 2020 17:38 #590084
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  • Mogambo am 09 Jun 2020 15:49
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Ich würde jetzt nicht sagen, das ein mehrmonatiger Lockdown Firmen wie Wilderness, And Beyond, Belmond Safaris, Ker & Downey usw. nicht auch hart trifft. Die Konzessionsgebühren dürften schon heftig sein und bei regelmäßigen Endpreisen von ab 500,- € aufwärts bleiben auch keine 450,00 € aufwärts Reingewinn.

Zudem: auch in Backoffice wird je kein Umsatz gemacht, da das Problem ja weltweit auftritt. And Beyond ist z.B. auch in Indien aktiv. Auch dort ist nichts mit Einnahmen. Allerdings vermute ich, dass die Kostenlast in Asien eben deutlich geringer als z.B. in Botswana ist, sodass sich dann durchaus die Frage stellt, was im worst case abgegeben wird.

Zudem bleiben ja auch zahlreiche hochpreisige Lodges, die nicht den großen Gesellschaften zuzuordnen sind. Der Gedanke kam eben auch mit Blick auf einen anderen thread von Christian, wo er Lodges/ Hotels aufgelistet hat, die eben schon aufgegeben haben. Schon hier wäre mein Gedanke: das bleibt doch nicht brach auf ewig liegen. Da wäre eben die anhaltend die Frage ob Tendenzen dahingehend zu beobachten sind, dass versucht wird, sich solche Objekte einzuverleiben bzw. "neu zu verteilen".

LG Mogambo :-)
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09 Jun 2020 18:07 #590092
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Klar Mogambo werden ein paar kleiner Anbieter bankrott gehen, aber die großen, wie Wilderness, And Beyond, Belmond & CO sollten in den letzen fetten Jahren genug Speck angefressen haben und locker die Durststrecke überleben. Ausser die haben vorher zu viel Boni an die Führung und zu viele Dividenden an die Aktionäre in Europa & USA ausgeschüttet und somit keine Puffer gebildet, was ja nicht undenkbar wäre... Geht ja den deutschen Firmen wie z.B. Lufthansa, BMW usw. nicht anders. Da müssen die "armen" alle durch...
Letzte Änderung: 09 Jun 2020 18:08 von Andre008.
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09 Jun 2020 18:13 #590093
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  • travelNAMIBIA am 09 Jun 2020 18:13
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Endpreisen von ab 500,- € aufwärts bleiben auch keine 450,00 € aufwärts Reingewinn.
das ist eben die große Frage... denn einige Unterkunftsbetriebe bieten bis zu 75% Rabatt... das machen die nicht aus Nächstenliebe, sondern weil sie so immer noch kein Minusgeschäft betreiben oder schlichtweg "dumm" sind ;-)

Viele Grüße
Christian
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09 Jun 2020 18:40 #590094
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  • yanjep am 09 Jun 2020 18:40
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Die Konzessionsgebühren kenne ich naturgemäß nicht, aber wenn ich die teilweise durchaus saftigen Preise für Unterkunft und Aktivitäten den eher mager bemessenen Löhnen und als eher niedrig geschätzten Baukosten gegenübestelle, wird schon was hängenbleiben. Zumal bei den großen Betreibern bei denen ich davon ausgehe, daß da auch bei den Lebensmitteln, Fahrzeugen etc. gute Konditionen ausgehandelt werden können.
Was mir ein bißchen Sorge bereitet ist, daß bislang privat betriebene Lodges und Gästefarmen nach der Pleite billig aufgekauft und in den Fundus der großen Betreiber überführt werden. Dann kann das letzte bißchen Individualität zugunsten eines Luxuseinheitsbreis weggebügelt werden.

Yanjep
Letzte Änderung: 09 Jun 2020 18:40 von yanjep.
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