Moin zusammen,
dieser Thread hat deutlich gezeigt, dass Informationen unterschiedlich gewichtet werden und es einen starken Zusammenhang zwischen der bereits bestehenden individuellen Bewertung eines Themas und der Akzeptanz für neue, dem eigenen Standpunkt widersprechende, Informationen gibt. Kommt jetzt noch eine mehr oder weniger starke emotionale Komponente hinzu (Apartheid lebt weiter! Die Schwarzen können`s sowieso nicht!) fällt es schwer, dem roten Faden der Information durch das Labyrinth der eigenen Vorstellungen und dem Ärger über die „ignoranten Anderen“ zu folgen.
Ich glaube, dass eine weiter gehende Diskussion der Thematik zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiterführt, da zurzeit nur Ansätze der aus meiner Sicht bevorstehenden verheerenden Entwicklung evident sind. Setzen wir daher die Diskussion für ca. 5 Jahre aus –ich hoffe doch sehr, dass es dieses Forum dann noch gibt. Ich werde weiterhin Informationen zum Thema posten, meine aber, dass ein jeder sie nur lesen und die Schlüsse für sich persönlich ziehen sollte.
Diejenigen, die meine Sicht nicht teilen, bitte ich, sich einmal ernsthaft mit dem Punkt der Finanzierbarkeit der gesellschaftlichen Änderungen und der Armutsbekämpfung auseinander zu setzen.
Ein Staatswesen muss über Einnahmen verfügen, mit denen es seine Ausgaben bestreiten kann. Dies sind z.B.:
Verkehrsinfrastruktur, Versorgungsinfrastruktur, Polizei- und Justizwesen, Gesundheitswesen, Bildungseinrichtungen, Katastrophenschutz, Verteidigung und andere Staatsziele.
Hierfür erzielt der Staat seine Einnahmen, hauptsächlich aus Steuern. Direkte Steuern, wie z.B. die Einkommensteuer und indirekte Steuern, wie z.B. die Verbrauchsteuern (Tabak). Das Steueraufkommen wird in Südafrika und Namibia -und wurde in Zimbabwe- von denjenigen getragen, die wirtschaftlich stark sind. Dies ist aus historischen Gründen –über die wir nicht zu diskutieren brauchen, ich kenne sie und erkenne sie an– im Wesentlichen die weiße Minderheit in beiden Ländern.
Arbeitsplätze wurden nahezu ausschließlich im öffentlichen Dienst geschaffen. Dieser nimmt nur insoweit eine unterstützende Rolle in der Wirtschaftsentwicklung wahr, als er im besten Fall die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften schafft. Weder Südafrika in zwölf noch Namibia in 16 Jahren Unabhängigkeit haben es geschafft, Arbeitsplätze im produktiven Sektor der Wirtschaft zu schaffen, die eine nennenswerte, Steuern zahlende, schwarze Mittelschicht darstellen würden.
Wirtschaftlich hat sich somit nichts oder nur wenig geändert. Dies hat einen zunehmenden Einfluss auf die Politik. Die wachsende Unzufriedenheit der schwarzen Bevölkerung mit ihren Regierungen hinsichtlich der nicht eingehaltenen Versprechungen erhöht den Aktionsdruck für die Herrschenden. Es fehlen allerdings die finanziellen Mittel zur Umsetzung.
Die nun eingeleiteten Maßnahmen gleichen dem Versuch, eine Kuh zugleich zu melken und zu schlachten. Das Wissen darüber, dass dies nicht funktionieren kann, ist sicherlich vorhanden. Da der Druck mittlerweile jedoch sehr groß geworden ist, versuchen es die Regierungen beider Länder mit „ein bisschen schlachten“, um so wieder etwas Zeit zu gewinnen.
Das wird nicht funktionieren!
Auch der sozialistische Wirtschaftsansatz, dem Konno den Vorzug zu geben scheint, wird, wie zuletzt 1989 erlebt, zu keiner Veränderung der Situation der Armen führen. Er wird vielmehr alle –bis auf die politischen Kasten– gleich arm machen. So ist es aus meiner Sicht die einzige Chance für Namibia und Südafrika, die Schranken im Wirtschaftsbetrieb, seien es Landveräußerungsverbote, Affirmative Action oder Black Economic Empowerment wieder aufzuheben.
Anderenfalls wird irgendwann der „Point of no Return“ überschritten werden. Das internationale Kapital wird mangels Gewinnmöglichkeiten nicht mehr in den Ländern investieren, und die internationalen Konzerne werden die Produktion woanders hin verlagern. Afrika ist –außer als Rohstofflieferant– im Welthandel, egal in welcher Funktion, irrelevant. Die dann noch im Lande verbliebenen produktiven Wirtschaftszweige werden überfordert sein, die Finanzmittel auch nur für die Grundbedürfnisse des Landes zu erwirtschaften.
Wer, frage ich, soll die Zeche dann zahlen?
Gruß, Michael<br><br>Post geändert von: Yoshikawa, am: 15/09/2006 23:22