niraluk schrieb:
Lass dich nicht verunsichern. Das sind subjektive Eindrücke und Namibia ist mehr als eine Reise Wert - warum würden sonst soviele so sehr davon schwärmen. Ich neige manchmal dazu, Dinge auch nüchtern zu betrachen und nicht nur durch die Urlaubsbrille zu sehen. Du musst das so auslegen: Ich laufe (also renne) gerne, hasse aber lange Läufe. Trotzdem habe ich vor 2 Jahren mal einen Marathon probiert, nur um letztendlich genau das bestätigt zu sehen, was ich angenommen hatte. Marathon ist eigentlich nicht viel mehr als 2 Halbmarathons (was für viele Läufer geradezu eine sehr angenehme Strecke darstellt) und der ganze Mythos und die Hype drumherum ist das Gerede von Leuten die nicht ausreichend trainiert sind und trotzdem unbedingt mal einen Marathon \"überstehen\" wollen. Manchmal bin ich eben schrecklich realistisch und nüchtern betrachtend. Und: Der Marathon hat mir trotzdem Spaß gemacht. Männer mit Hämmern habe ich aber trotzdem nicht getroffen. Ist das jetzt schade?

Erschwerend für mich kommt hinzu, wir waren jetzt viermal in Südafrika (mit Kalahari fünfmal) und dann vergleicht man natürlich gerne. Wenn du dir aber meine Postitivliste anschaust, wirst du ein paar Dinge entdecken, die es in Südafrika so nicht gibt. Und alleine dafür lohnt sich die Reise. Mein Kindheitstraum waren Kalahari (zugegeben: mehr Südafrika und Botswana) und Etosha und glaube mir, alleine dafür wäre ich dorthin gefahren. Und dann alleine der blaue Himmel im Süden und Südwesten ... wenn ich hier in den Himmel schaue könnte ich heulen. Und die Stille, wo finde ich erneut so einen Ort?

Also: Weiter planen und fahren und hier und da Nutzen aus dem Bericht ziehen.

niraluk schrieb:Behalte deine Freude, sie ist angebracht. Missverstehe mich nicht, ich fand Namibia positiv und es war ein schöner Urlaub, aber manches sollte man auch mal realistischer oder mit einem ironischen Augenzwinkern betrachten.

Vor unserer Reise bin ich hier im Forum einem Link von Wolfgang Steiner (Fotograf) gefolgt. Er beschrieb mit leichter Ironie und inhaltlich sicher verkürzend, wie er im Hotel nach einigen Tagen Wüste gefragt wurde: \"Und wie fanden Sie das Land Namibia?\" Seine etwas ironischen Gedanken dazu: \"Ich versuchte ihr dann in bestem Englisch zu erklären das mehr als Dünen und Hitze untertags und Kälte in der Nacht für mich dazugehören um von einem Land sprechen zu können. Die Sandkiste in meinem Garten ist schließlich auch kein autonomer Staat!\" Das ist jetzt etwas aus dem Zusammenhang gerissen, aber im Kern trifft das einige Gedanken, die ich auch hatte. [ Quelle: www.wolfgangsteiner....-show-blogid-32.html ] Definitiv ist Namibia natürlich etwas mehr als Dünen, Hitze, Kälte, Sand.


niraluk schrieb:Verstehe diese Dinge als Episoden, die passieren: in Namibia, in der Türkei, in Schweden, in Deutschland, am Nordpol ... und denke dann ganz schnell an den blauen Himmel, die Dünen, die Stille.

Aber das mit der Dusche ... stell dir einen niegelnagelneuen (und damit auch neugeplanten) 2 Meter langen 90 cm breiten betonierten Raum vor - mancher könnte dazu neigen \"Zelle\" zu sagen darin ein Wasserhahn und eine schicke quadratische Brause. Der Boden besteht aus Kieselsteinen. Ansonsten - nichts. Ach doch, ein Fenster mit - man glaubt es nicht - schräger Kante. Denn man könnte ja sonst was abstellen. Da stehst du dann innerlich grinsend mit deinen Sachen in deinen Klamotten und weißt nicht wohin mit dir. Da dann eine versteckte Kamera und es gäbe kräftig was zu lachen, welche Lösungen der Mensch für dieses Problem so findet. Ich neige in solchen Momenten dazu zu sagen: \"Das ist nicht für Menschen gemacht!\"

niraluk schrieb:Bis du fährst, wird es noch genügend andere Berichte geben. Das wird schon wieder Und: Wir haben nur einen Teil Namibias und fast nur im Vorbeiflug gesehen - also: Enjoy it!

Und hier zur Versöhnung ein Sundowner \"typisch Namibia\"



Grüße
Andreas

Hallo Andreas

Danke für deine Antwort.
Deine Selbstbeschreibung trifft in etwa das was ich auch dachte.(realistisch, nüchtern)
Und das traf gestern Nacht auf mich romantisch,emotional.
Mittlerweile liegt ne Nacht und ein paar Seiten positive Reisebeschreibungen dazwischen
und schon gehts wieder.
Dein Bericht war übrigens vom Stil her klasse zum lesen und du hast recht die ein oder andere Anregung ist nützlich. so werden wir mindestens 4 Plastikschüsseln kaufen. Eine fürs Pipi. eine für`n Salat, eine für Wäsche und eine für das Duschzeug.

Hat euch da wirklich nur eine Schüssel gereicht????

In diesem Sinne

Karin

Hi Karin,
niraluk schrieb:Und nicht zu vergessen: Selbstironisch.

niraluk schrieb:
Also die Schüssel war ganz ehrlich die beste Investition des Urlaubs. Benutzt haben wir sie für diverse \"Kleintransporte\", Schuhlagerung im Zelt, Abwasch, Wäsche, Wassertransport, Handpflege (diese trockenen Hände sind echt die Hölle) und Autowäsche. In Deutschland wasche ich nie das Auto, aber in Namibia, war ich irgendwann den ewig von der Rückklappe in das Auto hereinrieselnden Staub leid und so kam es dann zu täglicher Heckklappenputzerei. Auch im Auto kann ich keinen Staub leiden - also Lappen schwingen. Ich fand es im Angesicht der Trockenheit und Wasserknappheit auch bizarr, aber Namibia ist nun mal in diverser Hinsicht bizarr und so habe ich versucht, mit nur zwei Litern Wasser möglichst große Teile des Autos staubfrei zu bekommen (von \"sauber\" wollen wir mal nicht reden). Auf Dauer ein sinnloses Vergnügen (in den Autopolstern sitzt sowieso die halbe Namib), aber für 3 Wochen nehme ich so einen Kampf mal locker auf.



Was Pipi angeht (ist doch auch nur Wasser, bisschen Eiweiß und so ) ... dafür haben wir es nicht benutzt, aber wenn es ein Land gibt, wo du solche Hemmungen verlierst, dann in Namibia. Die Ranch Koiimasis hat auch solche (traumhaft schönen!) Toiletten, bei denen man seinen Reisepartner besser schon gut kennen sollte (ja, ich habe ein Bild, aber Anke lyncht mich), um es nicht zu unschönen Überraschungen kommen zu lassen. Hier im Forum gibt es übrigens irgenwo einen schönen Diskussionsstrang über Pipi machen in Notfällen. Und wenn du von Elefanten umzingelt bist, die einfach nicht weichen wollen, bist du froh um einen Plan B - oder einfach eine abgeschnittene Flasche - oder eben eine blaue Plastikschüssel.

Ich weiß noch, wie Anke auf dem Rückweg nach Windhuk verzweifelt vor dem Auto hockte, weil der Druck einfach zu hoch war und wir vor Zäunen einfach keine geschützte Stelle für das kleine Geschäft fanden. Als sie resigniert feststellte, dass die Autofahrer sie doch sehen, hat sie vor Verzweiflung einfach - quasi wie Vogel Strauß - die Hände vor das Gesicht geschlagen, geschrien: \"Oh Gott die sehen mich alle, die sehen mich alle, die sehen mich alle ...!\" und unter dem Gegrinse der Autofahrer dem Boden das zurückgegeben, was ich vorher verwaschen hatte

P. S. Die Reise funktioniert auch mit einer roten Plastikschüssel.

Halb so ernste Grüße
Andreas

Hallo Meerbuscher

Habe deinen Bericht schmunzelnd gelesen.

Lass mal ein paar Wochen verstreichen und lies ihn dann nochmal wenn du etwas Abstand von den negativen Teilen gewonnen hast.

Ich teile viele deiner Anmerkungen aber bin auch etwas skeptisch mit einigen.

Wir sagen immer man kann diese Tour mit PKW machen, dabei bleibe ich auch. Es ist natürlich für verwöhnte Asphaltsrassenfahrer sehr ungewohnt auf den Pisten zurecht zu kommen. Am besten man betrachtet die langen Strecken als das Ziel. Alte Hasen raten deshalb immer 2 Tage am Ort zu bleiben, das ist natürlich nur eine Einstellung.

Gechmunzelt habe ich über Tweerivieren, die unterschiedlichen Meinungen hier im Forum. Auch mir hat es dort gefallen, das ist alles relativ.

Was Abzocke angeht hats du völlig den Nagel auf den Kopf getroffen, das wird noch schlimmer werden, denn es werden immer mehr Touristen und man sieht sich bestätigt \" die zahlen alles egal was es kostet\"

\" Am Canyon darf man nicht runter \" Das hat gute Gründe und man sollte es befolgen. Um eien Eindruck von Unten zu bekommen, am besten nach Ai Ais fahren und dort einen Teil zu Fuss bequem erkunden reicht auch.

Oder mach es so wie ich 1975 aber vorsciht , die Bilder lügen etwas >>>>>>> www.livevideo.com/vi...aspx?lastvcid=266547

Grüsse Georg

Hallo Andreas,

Ich habe selten einen amuesanteren und treffenderen Reisebericht gelesen - einfach super! Nehme an, Du bist der verschmitzte Touri neben dem Auto ??

Wir waren im Juni in Namibia und haben die Reise sehr genossen, an die wunderschoenen Farben, die Weite und Stille denke ich taeglich gerne zurueck, obwohl wir nach wie vor Asienfans sind. Eine Plastikschuessel hatten wir auch dabei....wir stellten sie hier und dort den Voegelchen zur Verfuegung, die gerne zum Trinken und Baden kamen.


Gruessle - Christine

Hi Georg,
Georg schrieb:Ziel erreicht - und ich sage nochmal gleich dazu: Ich nehme Negatives sowieso auf die leichte Schulter und ernsthaft Grübeln lässt mich sowas nicht. Aber ein bisschen auf die Schippe nehmen lasse ich mich gerne und tue es auch mit anderen.

Georg schrieb:Das mit der 2 Tage Regel ist gut und das habe ich hier auch vorher gelesen und bei der Planung im Hinterkopf gehabt. Dass der Weg das Ziel ist, musste ich Anke übrigens unterwegs ständig predigen

Ich stimme zu, man kann die Standardtour im PKW machen, aber ich sehe wenige Vorteile darin. Die Kosten wären ein Argument - und natürlich auch die Versicherung. Ich habe vorher gerechnet und gerechnet. Die Mischung halb Camping, halb Lodges/B&B/Hotel/Farm machte das ganze aber zu einem Nullsummenspiel (natürlich nicht, wenn man bei einem der großen Vermieter mietet und weit über 100 Euro am Tag bezahlt). Und das Campen möchte ich im Nachhinein nicht missen.

Dem Versicherungsargument ist hingegen kaum beizukommen. Am Ende muss das jeder selbst abwägen, vor allem das Risiko der 4x4 Miete.

Georg schrieb:Köstlich - auch die musikalische Untermalung. Scheint ja kinderleicht das Ganze!

Grüße
Andreas