25.Tag (Mo. 14.01.2019)
Opuwo – Olifantrus
294km
Da gestern Sonntag war, konnten wir unsere zur Neige gehenden Bier- und Savanna-Vorräte noch nicht wieder aufstocken. Deshalb geht es heute zunächst in einen Liqour Store, bevor wir dann auf Asphalt zügig in Richtung Etosha Nationalpark fahren.
Kennt Ihr das auch? Man ist sich bei bestimmten Dingen so sicher, dass man deren Richtigkeit nicht mehr überprüft. Irgendwann wird man dann überraschend eines Besseren belehrt.
Ich war felsenfest überzeugt, dass der Veterinärzaum die Südgrenze des Etosha Nationalparks bildet und das an der Westgrenze liegende Galton Gate deshalb vor der Veterinär-Kontrollstelle der C35 liegt. Umso überraschter war ich, als wir plötzlich an dieser Kontrollstelle standen. Wenn ich mir die Karte an dieser Stelle mal genauer angesehen hätte, hätte ich auch sofort erkannt, das der Veterinärzaun hier an der Westgrenze des Nationalparks ein wenig nach Norden verläuft, bevor er wieder nach Westen abknickt.
Da standen wir also und hatten noch reichlich Fleisch im Kühlschrank. Überwiegend gutes Gamefilet. Glücklicherweise hatten wir eine sehr nette und hilfsbereite Beamtin. Wenn wir das Fleisch so weit anbraten würden, dass von außen kein rohes Fleisch und Blut zu sehen sei, könnten wir das Fleisch behalten. Also stand ich die nächste halbe Stunde auf den Parkplatz am Kocher, aber danach konnten wir wenigstens ohne Verluste passieren.
Das Einchecken am Galton Gate ging fix. Da wir hier nicht mit Karte zahlen konnten, sollten wir das in Okaukuejo erledigen. Das Plastiktütenverbot wurde recht lax gehandhabt. Ich wurde gefragt, ob wir Tüten dabei hätten und als ich eine aus dem Fahrgastraum klaubte war man zufrieden und wir konnten in den Park starten.
Unsere heutige Strecke im Park sollte uns über die Wasserlöcher Renostervlei, Rateldraf, Dolomietpunt, Duineveld und Nomad nach Olifantrus führen. Rateldraf hatte kein Wasser und entsprechend leer war es hier. Alle anderen Wasserlöcher waren gefüllt und von mehr oder weniger vielen Herbivoren bevölkert.
Leider war fast den ganzen Tag der Himmel mit Schichtwolken bedeckt, so dass wir sehr schlechtes Fotolicht hatten. Ich empfinde ja das Licht in Etosha immer als eher schlecht, aber bei Sonne ist es dann doch ein wenig besser.
Nach dem Gate führt die Strecke zunächst durch Mopanebusch und danach durch Dornbuschsavanne. In diesem Bereich war abseits der Wasserlöcher kaum ein Tier auszumachen. Erst ein paar Kilometer vor Duineveld öffnete sich die Landschaft und ab da konnten wir auf den weiten Flächen links und rechts der Piste immer wieder Tiere entdecken.
Bei Duineveld trafen wir auf Giraffen am Wasserloch.
Eine der Giraffen war am Kopf fürchterlich entstellt. Ich empfand den Anblick als sehr verstörend und extrem eklig. Sah aus wie Barteln bei einem Karpfen. Ich vermute mal, dass es sich um Parasiten handelt. Kann mir jemand sagen, was das ist? Habe so etwas bislang in all den Jahren in Afrika noch nie gesehen.
Darüber hinaus hatte der heutige Gamedrive nichts mehr zu bieten und am späteren Nachmittag kamen wir in Olifantrus an.
Man bekommt keinen Stellplatz zugewiesen, sondern kann aus den unbesetzten Plätzen frei wählen. Sonderlich schön ist der Campingplatz nicht, aber immer noch um einiges angenehmer als die riesigen Staubflächen, die in den großen Rastlagern als Campingplatz dienen. Im kleinen Shop kann man Feuerholz kaufen.
Wir machen eine erste Runde durch das Camp; besichtigen die ehemalige Elefantenschlachterei und das dazu gehörige Info-Center zum Culling im Etosha Nationalpark. Ein sehr kontroverses Thema.
Danach ging es zum Hide. Wir konnten gerade noch die Hinterteile der abziehenden Elefanten sehen. Zebras und Impalas bevölkerten aber dauerhaft die Umgebung des Wasserlochs.
Zum Sundowner gingen wir ein weiteres Mal zum Hide und hatten ein Deja vue, als wir wieder nur die Hinterteile der abziehenden Elefanten sahen. Da hatten wir heute aber ein ganz schlechtes Timing.
Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal zum Hide und wurden für unsere Hartnäckigkeit belohnt. Jetzt gab es das volle Programm. Es war eine Gruppe Elefanten an Wasserloch und innerhalb der Gruppe gab es ordentlich Zoff. Es gab einen Unruhestifter, der sich mit der ganzen restlichen Gruppe anlegte und von dieser immer wieder in die Schranken verwiesen wurde. Gleichzeitig waren noch zwei Spitzmaulnashörner am Wasser, die immer mal wieder zwischen die Fronten gerieten, sich dadurch aber nicht verscheuchen ließen, sondern dem einen oder anderen Elefanten in den Hintern piekten, wenn diese zu aufdringlich wurden. Bei dieser Gelegenheit hörten wir das erste Mal Lautäußerungen von Nashörnern. Bislang hatte ich von den Hornträgern höchstens mal ein Schnauben gehört.
Letztendlich vertrieben die Elefanten den Unruhestifter, welcher aber die nächste Stunde immer wieder mit lautem frustrierten Trompeten in der Nähe zu hören war. Was für ein Spektakel.
Später kam dann noch eine Nashornkuh mit Kalb ans Wasserloch, so dass wir vier dieser Tiere gleichzeitig beobachten konnten.
Wer die rote Nachtbeleuchtung am Hide von Olifantrus kennt, weiß weshalb es keine Fotos von diesem nächtlichen Spektakel gibt.