Endlich erreichen wir Kambaku. Eine Mitarbeiterin (Anna) empfängt uns und wir bekommen einen Welcome-Drink. Als ich meinen Namen nenne, sagt sie mir, dass sie uns schon gestern erwartet hätten und nicht mehr damit gerechnet haben, dass wir noch kommen. Ich bin erst mal erschrocken. Hoffentlich haben die jetzt noch ein Zimmer für uns. Ich erkläre, dass ich vor einigen Wochen per email mit Thorsten abgemacht habe, dass wir erst einen Tag später kommen. Thorsten sei in Deutschland, erwidert sie daraufhin. Hmm? Und nu? Aber alles kein Problem, natürlich haben sie ein Zimmer für uns. Unserem gebuchten Reitpaket steht auch nichts im Wege und der Tagesausflug nach Etosha wird am Freitag sein. Na also, geht doch!
Wir fragen, was es mit dieser Grossbaustelle auf sich hat und Anna klärt uns auf.
Es wurde eine Goldmine entdeckt und die kanadische Gesellschaft B2 Gold ist damit beauftragt, das Gold abzubauen. Was wir für eine sechsspurige Autobahn gehalten haben, ist die Landebahn für die Flugzeuge, welche das Gold abtransportieren sollen. Uiuiui, da haben die ja sicher eine Menge Gold gefunden, und das praktisch direkt unter unseren Füssen. Da bekommt das Lied „Fields of Gold“ doch gleich eine ganz neue Bedeutung.
Später erfahren wir noch, dass man sein Land an die Regierung verkaufen muss (oder darf), wenn darauf Gold gefunden wird. Man kann es also nicht für sich selbst behalten. Zum Glück (oder leider für die Kambaku-Besitzer) wurde auf dem Gelände von Kambaku keines gefunden, man erhält nämlich eine gute Entschädigung, mit der man sich dann zur Ruhe setzen kann.
Anna bringt uns zu unserem Zimmer Nr. 8, erklärt uns kurz das Wichtigste und wir bestaunen das rustikale Zimmer und Bad. Alles da, was man braucht, perfekt. Einzig das nach oben offene Bad könnte vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein, da natürlich alle im Bad entstehenden Geräusche ungedämpft ins Schlafzimmer dringen.
Wir packen unsere Koffer aus und richten uns ein. Anna hat uns erklärt, dass man sich auf dem Gelände zu Fuss oder auch mit dem Mountainbike frei bewegen kann. Es gibt einen Plan auf dem Zimmer, auf dem die Wege anhand von Buchstaben gekennzeichnet sind und man kann sich nicht verlaufen. Ausserdem gibt es auf dem Plan Abbildungen der Tiere, die auf Kambaku leben und ich bin sofort voller Entdeckerdrang. Ich will diese Tiere sehen und mache Peter den Vorschlag, etwas die Gegend zu erkunden, es ist ja erst 15 Uhr, noch lange Zeit bis zum Abendessen.
Als ich anfange, den Rucksack für unsere Erkundung zu packen und Peter frage, ob er auch was zu trinken mitnehmen will, betrachtet er mich ziemlich misstrauisch. Wie lange ich denn gedenke, Laufen zu gehen? Ich sage vage, dass es schon etwas mehr als 10 Minuten werden sollen und Peter stöhnt auf. Seitdem er als Kind mit seinen Eltern immer mit auf Volksmärsche musste, hat er ein regelrechtes Wandertrauma und es fällt immer sehr schwer, ihn dazu zu motivieren, mit mir irgendwohin zu laufen, wenn es nicht einem bestimmten Zweck dient. Und dann kann man ja immer noch mit dem Auto dahin fahren.
Auf der Kambaku-Wanderkarte wird empfohlen, eine Kopfbedeckung mit zunehmen und ich packe mit einiger Genugtuung mein Käppi zu den Getränken, der Kamera und dem Fernglas. Zum Glück habe ich mir eins gekauft, ich wusste doch, dass ich es brauchen würde.
Wir schauen uns kurz den schönen und sehr gepflegten Garten an. Der Rasen wächst hier besonders grün und dicht, das wird auch noch anderen gut gefallen.
Auf dem Vorplatz orientieren wir uns erst einmal und los geht’s, auf zu den wilden Tieren, in diesem Fall zu den Pferden.
Nach ein paar weiteren Schritten und um die erste Biegung rum, überkommt mich wieder das gleiche Gefühl, wie bei unserem Stopp auf der Herfahrt. Es ist so still. Es riecht sogar still. Irgendwie ist das hier eine ganz besondere Luft, das ist mir schon bei der Immanuel Lodge aufgefallen, aber da wusste ich es noch nicht richtig einzuordnen. Aber hier auf Kambaku, sobald man sich etwas von der Lodge entfernt, da ist es, als würde die Luft irgendwie schwer sein von der Stille. Als wäre die Luft selbst mit Stille angefüllt und man könne diese richtig gehend einatmen.