THEMA: Die mit den Giraffen reiten
13 Okt 2014 20:26 #357334
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Liebe Formis und Mitleser,

zuerst einmal möchte ich mich bei euch bedanken für die vielen Tipps und Antworten, die ich auf meine Fragen oder einfach nur beim „Durchsforumstöbern“ von euch erhalten habe. Ohne die ganzen Vorbereitungen, die ich durch dieses Forum machen konnte, wären wir, oder besser gesagt ich (denn die gesamte Reiseplanung überlässt mein Freund Peter klugerweise immer mir... ;) ), längst nicht so entspannt in unser Namibia-Abenteuer gestartet. Als bisherige Pauschaltouris war es eine grosse Herausforderung für mich, dieses Mal alle Bausteine selbst rauszusuchen, zu buchen und immerzu zu hoffen, dass alles klappt mit dem Flug, den Lodges, dem Mietwagen und dem Zurechtkommen in diesem grossen, unbekannten, linksfahrenden und doch so sehnsüchtig machenden Land.

Wir waren 2012 in Kenia und dort hat mich der Afrikavirus infiziert. Als Pauschalreisende habe ich es damals doch immerhin gewagt, eine 3-Tages-Safari Tsavo Ost/West bei einem örtlichen Reiseveranstalter zu buchen und was soll ich sagen… von allen unseren bisherigen Reisen war das die schönste, eindrücklichste und intensivste Zeit. Peter war zuerst sehr skeptisch, aber nachdem wir in zwei wirklich wunderbaren Lodges waren und diese überwältigende Natur, Landschaft und natürlich die Tiere gesehen hatten, war mir ganz schnell - und Peter etwas langsamer - klar, dass wir nochmal nach Afrika müssen. Da wir beide reiten und nachdem ich im Fernsehen einen Bericht über Safaris zu Pferd gesehen hatte, wusste ich auch genau, was wir machen würden… Safari zu Pferd in Namibia.

Natürlich weiss ich spätestens jetzt, das Namibia unendlich mehr zu bieten hat, als 1 Woche in der gleichen Lodge zu verbringen, aber erstens sind wir von der Urlaubsdauer immer ziemlich eingeschränkt (bei 21 Urlaubstagen in der Schweiz), zweitens steht Peter allem Neuen zuerst immer sehr kritisch gegenüber und drittens gehört für ihn Baden, Strand und Meer zum Urlaub dazu. Als ich seine Frage „…liegt das am Meer?“ mit „öööhm nnnein…“ beantworten musste, konnte ich erst mal intensive Überzeugungsarbeit leisten, damit er überhaupt noch mit wollte. Und erst, als ich ihn dahingehend beruhigen konnte, dass die Lodges zumindest einen Swimmingpool haben, sah er der ganzen Sache wieder halbwegs wohlwollend entgegen.

Mit der Planung im Kopf habe ich bereits im Oktober 2012 begonnen, was selbst für mich als Planungsfreak sehr früh war. Ich weiss gar nicht, wie viele Stunden ich bei der Suche nach Lodges, beim Lesen von Erfahrungsberichten und Hotelbewertungen und nicht zuletzt hier im Forum verbracht habe. Zuerst als Mitleser und als es konkreter wurde dann auch als Fragesteller. Als mir nach und nach klar wurde, dass dies kein billiger Urlaub werden würde, musste ich Peter nochmal davon überzeugen, dass dies genau die Reise ist, die er machen will, auch wenn für das viele Geld noch immer kein Strandurlaub geboten wird ;) . Zum Glück gab es bei ihm im Herbst 2013 eine Steuerrückzahlung und ich konnte endlich im Oktober den Flug buchen… „nur“ noch ein Jahr bis zur Reise, der Countdown lief!

Bei der Suche nach einer Lodge mit Reitbetrieb war ganz schnell klar, dass dies die Kambaku Safari Lodge sein sollte. Die ganzen positiven Bewertungen und Erfahrungsberichte haben die Vorfreude auf das leckere Essen, die bestens ausgebildeten Pferde, die tolle Unterkunft und einfach alles drum herum bald ins unermessliche gesteigert. Die Vorfreude war riesig und sie ist mit jedem Tag, den der Abflug näher rückte, noch riesigiger und riesigigerer geworden. So riesig, dass ich schon bald wieder befürchtete, dass die Realität überhaupt nicht mehr mithalten kann bei all der Vorfreude. Aber sie konnte, sie hat sogar alle Erwartungen noch übertroffen und auf vielfachen Wunsch der Forumsmitglieder…. also gut, es waren ein oder zwei ;) … möchte ich euch hier an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.

Bald geht es los. Viel Spass dabei! :)
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13 Okt 2014 22:12 #357355
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Namibia vom 21.09. bis 02.10.2014

21.09.

Noch während wir am Bahnhof stehen und auf den Zug warten, fallen mir die ersten Dinge ein, die ich vergessen habe… das geht ja super los, wofür habe ich eigentlich eine Abhakliste gemacht, mmpff?!? Es fehlen der Schal für das kalte Flugzeug und das Käppi für die heisse Sonne Namibias. Zwei wirklich elementare Dinge, finde ich zumindest. Und sogar Peter hat ein Käppi dabei, warum hat ER mich eigentlich nicht dran erinnert?!? :evil:

Bis ich den Schal gebrauchen kann, muss ich aber gar nicht bis zum Flieger warten, schon im ICE ab Basel ist es saukalt. Möglicherweise versucht die Bahn nun wieder gut zu machen, was sie im Sommer versäumt hat – nämlich den Zug auf 18 Grad runter zu kühlen. Als der Schaffner vorbei kommt, spreche ich ihn drauf an und prompt hat die ältere Dame, die zwischenzeitlich neben mir sitzt, Mitleid mit mir. Sie zieht ihren 15 Jahre alten lila Kaschmirschal aus der Tasche und legt ihn mir fürsorglich über die Knie - dass er so alt ist, sagt sie selbst und die Farbe ist wohl schon genauso lange ausser Mode. Aber ganz egal, er wärmt mich und die Lady ist glücklich, dass sie mir helfen kann. Sie weist mich aber vorsichtshalber doch nochmal darauf hin, dass ich den nicht behalten darf!

Der Check-in in Frankfurt funktioniert reibungslos und ich stürme sofort in den ersten Laden, um mir einen Schal zu kaufen. Er ist nicht aus Kaschmir hat aber dafür pinke Schmetterlinge drauf – ich bin zufrieden. Mützen haben sie leider nur aus Strick, das ist dann wohl doch ein bisschen zu warm für Namibia und ich verschiebe den Kauf auf später, in Johannesburg gibt es bestimmt jede Menge schöne Käppis. Wir starten pünktlich um 20.45 Uhr.

22.09.

Der Flug verläuft ruhig und in Johannesburg haben wir beim Transit tatsächlich so viel Zeit, dass ich nach Käppis Ausschau halten kann. Aber auf jedem steht „South Africa“, das geht ja wohl gar nicht. Ich fliege nach Namibia und habe ne Mütze, auf der „South Africa“ steht? Hmpf, dann kaufe ich mir halt ein Käppi in Windhoek. :angry:

Als wir in Johannesburg starten, ist es recht frisch und bedeckt. Ich kann mir etwas stille Häme für diejenigen, die hier ausgestiegen sind nicht verkneifen, denn in Windhoek ist schönes, warmes Wetter vorhergesagt, hehehe… Schadenfreude kommt halt doch gleich nach Vorfreude.



Bei der Landung in Windhoek scheint die Sonne…. nicht. Na gut, was nicht ist, kann ja noch werden. Die Passkontrolle geht recht schnell, das Gepäck kommt auch gleich uns schwupps stehen wir in der übersichtlichen Ankunftshalle, Europcar ist schnell gefunden, die Übernahme des Toyota Etios ist unkompliziert, noch schnell das Sicherheitsvideo anschauen und los geht´s mit links.

Kurz nachdem wir auf der B6 sind, haben wir auch schon die ersten Tiersichtungen. :)





Und wir sehen auch noch etwas anderes: REGENTROPFEN! auf der Windschutzscheibe. Soviel zu Schadenfreude und Wettervorhersagen. Peter versucht zunächst ziemlich erfolglos, sie wegzublinken bevor er härtere Massnahmen ergreifen muss und den Scheibenwischer findet. Also der ist ja wohl auf der falschen Seite, oder? Bis zum Ende der Reise wird ihm das noch oft passieren. Also nicht das Scheibenblinken, sondern das Blinkwischen… hä? :blink:

Dank der guten Wegbeschreibung der Immanuel Wilderness Lodge und dem nicht richtig funktionieren Navi (wieso habe ich DAS eigentlich nicht bei der Übergabe getestet?), finden wir unseren Weg durch Windhoek und sobald wir auf der B1 sind, konzentrieren wir uns darauf, den Polizeiposten zu entdecken, denn genau davor müssen wir links abbiegen, um zur Lodge zu kommen.

Dass dieser der aktuellen Baustelle gewichen ist und erst viele Kilometer weiter hinten kommt, können wir zu diesem Zeitpunkt ja nicht wissen. Nachdem wir anhand der inzwischen gefahrenen Kilometer nur vermuten können, dass wir schon zu weit gefahren sein müssen, kehren wir um. Ich ersetze „Polizeiposten“ in meinen Gehirnnavi durch „Immanuel“ und entdecke endlich das Schild am Strassenrand. Vor lauter Baustelle weiss man aber gar nicht so genau, was jetzt eigentlich Zufahrt und was Baustelle ist. Wir zweifeln echt, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind.

Na, fahren wir halt mal weiter und tatsächlich… was eben noch Baustelle war, ist nun übergangslos die Zufahrt zur Lodge geworden. Endlich sind wir da, hurra!

Die Besitzer Sabine und Stefan sind nicht da. Nach dem Einchecken bringt und die Mitarbeiterin zu unserem Zimmer Nr. 2. Mannmannmann ist das schön hier. Man hört zwar die B1 rauschen aber irgendwie ist man trotzdem schon weit weg. Ich werde nicht das letzte Mal froh sein, dass wir eine Lodge ausserhalb Windhoek für Ankunft und Abflug gewählt haben (dies schreibe ich natürlich, ohne die Vorzüge einer zentral gelegenen Lodge zu kennen).










Wir richten uns kurz ein und machen uns wieder auf den Weg nach Windhoek. Ich brauche ja noch immer ein Käppi und Peter Getränke (habe ich schön erwähnt, das er kein Wasser trinkt?) Also Peter trinkt kein Wasser, da muss er schon kurz vor dem Verdurstungstode stehen, um das überhaupt in Erwägung zu ziehen. Das Navi funktioniert leidlich, aber es weist uns den Weg zur Maerua Mall / Superspar, denn ich kontrolliere die Route zusätzlich auf der Karte, die ich vorsorglich zu Hause von googlemaps ausgedruckt habe. Denn es könnte ja durchaus sein, dass das Navi nicht funktioniert, hatte ich mir da so im Stillen gedacht.

Wir sind begeistert, was es im Superspar alles zu kaufen gibt, das ist ja fast wie zu Hause im Edeka. Als ich vor dem Kühlregal stehe, fängt plötzliche meine Nase an zu kneifen. Das sichere Zeichen für einen beginnenden Schupfen. Na wunderbar, am ersten Tag in Namibia werde ich krank, vielen lieben Dank auch Deutsche Bahn! Schnell entferne ich mich vom Kühlregal, jetzt bloss kein Risiko eingehen. Wir brauchen ja auch nur Getränke, etwas zu knabbern und ein Käppi, welches ich endlich, endlich bei Mr. Price (ist das die namibische Version von KIK+TEDi?) finde. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich dieses Käppi überhaupt nicht gebraucht hätte (eine Strickmütze aber schon).

Auf dem Rückweg halten wir NICHT nach dem Polizeiposten Ausschau und finden prompt die Baustellenzufahrt zu Lodge. Im Zimmer angekommen, leite ich sofort Gegenmassnahmen gegen den Schnupfen ein, dann entspannen wir noch ein bisschen, duschen und machen uns auf dem Weg zum Abendessen, welches um 19.30 Uhr serviert wird. Aber zuerst bestelle ich mir an der Bar einen Rock Shandy, den ich in der gemütlichen Sitzecke geniesse. Hmmm, schmeckt lecker.






Endlich gibt es Essen im nett beleuchteten Speiseraum. Wir bekommen Tomatencremesuppe, Salat, Oryxsteak mit Kartoffelchips und Sahnekraut und zum Abschluss Kalahari Des(s)ert. Wow, schmeckt das alles lecker. Selbst Peter, den ich in meiner Verzückung immer wieder kritisch beäuge, um nach den Anzeichen seines „bäh-mag-ich-nicht-Gesichtsausdrucks“ zu forschen, schmeckt es augenscheinlich (habe ich schon erwähnt, dass Peter sehr heikel ist?). Also Peter ist sehr heikel, was unbekanntes Essen angeht.

Nach dem Essen zollt der Nachtflug seinen Tribut und wir gehen schnurstracks ins Bett. Gute Nacht.
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14 Okt 2014 20:26 #357444
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23.09.

Nach einer guten Nacht im etwas schmalen Bett klingelt der Wecker um 7.15 Uhr. Wie ich das hasse, im Urlaub den Wecker stellen zu müssen. Aber wir haben heute ja auch noch eine gute Strecke vor uns und Frühstück gibt es nur bis 9 Uhr (hä, und was ist mit Langschläferfrühstück?). Wir packen unsere paar Sachen zusammen und gehen kurz nach acht zum Frühstück.

Es gibt super leckere Brötchen, Obst, Tomaten, Marmelade, namibischen Käse, die leckerste Wurst meines Lebens und Eier nach Wunsch. Obwohl es kein Nutella gibt (unseres liegt gut versorgt im Koffer, denn es könnte ja noch ein Milka-Schoki-Notstand ausbrechen, Peter hat nämlich nur 1,2 kg eingepackt), greift auch er mit gutem Appetit zu. Ich sehe mit wachsendem Erstaunen, dass die namibische Luft irgendetwas mit Peter´s Essverhalten anstellen muss, denn auch heute Morgen kann ich keinen „bäh-mag-ich-nicht-Gesichtsausdruck“ entdecken.

Gut gestärkt holen wir unsere Sachen, die Koffer werden abgeholt und wir bezahlen bei Sabine:
NAD 1´060 für das Zimmer
je NAD 230 für das leckere Abendessen

Das Essen ist sowas von günstig, wir können es kaum fassen. Würden wir hier in Deutschland doch sicher das 3-fache dafür zahlen (wir wohnen an der Schweizer Grenze und die Gastronomen haben ihre Preise entsprechend angepasst, wobei es für die Schweizer noch immer günstig ist).

Um 9 Uhr sagen wir byebye. Die Strausse und die Perlhühner verabschieden uns. In einer Woche werden wir wieder hier sein.







Und nachdem wir unseren Weg durch die Baustellenausfahrt gefunden haben, denn heute sieht es irgendwie ganz anders aus als gestern, geht es los in Richtung Otjiwarongo.

Plötzlich sitzt eine Horde Paviane direkt an der Strasse, ich möchte natürlich Fotos machen und nötige Peter sofort anzuhalten. Aber es ist gar nicht so einfach, von 120 Sachen runter zu bremsen und dann auf dem unbefestigten Seitenstreifen zum Stillstand zu kommen. Leider scheint das akute Bremsmanöver die Affen zu verschrecken und ich kann keine schönen Fotos mehr machen.



Leider ist das auf der ganzen Fahrt so, also doch lieber wieder Text.

Irgendwann fängt bei Peter die Blase an zu drücken, aber wo geht man hier denn aufs Klo? Einfach an einem der super sauberen Rastplätze anhalten und da ins Gebüsch pieseln? Hm, zu Hause würde man da nicht zögern, aber wer weiss denn, wie hoch das Strafmass in Namibia für Wildpinkeln ist?

Wir haben unterwegs so viele Geschwindigkeitskontrollen gesehen, dass wir damit rechnen müssen, dass ausgerechnet dann ein Streifenwagen vorbei fährt, wenn Peter ein möglicherweise streng geahndetes Verbrechen begeht. Auf eine Festnahme wollen wir es lieber nicht ankommen lassen und ich habe die rettende Idee. Wir fahren einfach bei der nächsten D-Strasse ein Stück in die Wildnis, da kann Peter sicher ungestört. Und ich auch, wenn wir schon anhalten… einfach immer schön schauen, wo man im Gras hintritt wegen der Schlangen, Spinnen und Skorpione.

Gesagt, getan. Die nächste D-Strasse lässt nicht lange auf sich warten, doch bevor wir abbiegen können, hat ein Fahrer von der Gegenseite die gleiche Idee und er fährt vor uns in diese Strasse. Na macht ja nix, der wird wohl weiterfahren. Aber nein, was macht er? Er fährt genau zu dem Baum, den ich mir als Pinkelplatz auserkoren habe und hält an. Kann es denn so etwas geben? Namibia ist ein riesiges Land, mit unglaublichen vielen D-Strassen und noch mehr Bäumen und dieser Herr muss sich genau den gleichen Baum aussuchen, wie wir? Ja, es kann sowas geben. Möglicherweise ist dies aber auch ein für mich nicht erkennbarer, offizieller Pinkelbaum, wer weiss das schon?



Wir warten und verhalten uns unauffällig. Ich tu so, als würde ich was aus dem Kofferraum holen und fummle am Koffer rum, während der Herr sein Geschäft beendet und wieder auf die B1 fährt.
Na endlich! Wenigstens hat er jetzt die ganzen Spinnen, Schlangen und Skorpione vertrieben und wir können uns gefahrlos dem Baum nähern und…

Erleichtert geht es weiter und etwas später sind wir in Otjiwarongo. Was für ein schönes, sauberes Städtchen. Ich möchte jetzt nicht herablassend klingen, aber wir sind während unseres ganzen Aufenthalts immer wieder beeindruckt, was für ein sauberes und ordentliches Land Namibia ist, kennen wir dies von Kenia doch ganz anders. Wohlwissend, dass man Namibia und Kenia nicht vergleichen kann, aber hey, es ist alles Afrika!







Da ich im Forum gelesen habe, dass man immer tanken soll, wenn man Gelegenheit dazu hat, tun wir dies auch, obwohl der Tank vom kleinen Etios noch mehr als ½ voll ist. Und wenn wir schon anhalten, dann gehe ich hier doch auch nochmal schnell auf die Toilette, denn den offiziellen Pinkelbaum haben wir ja schon hinter uns gelassen. Nachdem ich zurück bin, geht Peter auch noch, man soll das gepackte Auto ja nicht aus den Augen lassen und als er fertig ist, weist ihn der Herr von der Tankstelle darauf hin, dass die Lady nícht für die Toilettenbenutzung bezahlt hat. Hallo!?! Wir haben eben getankt, da sollte das Pinkeln ja wohl inklusive sein, zumal die Toilette es nie ins "schöner Wohnen" schaffen wird. Aber Peter diskutiert nicht rum (ich hätte schon…) uns gibt dem Mann etwas Geld. :angry:
Letzte Änderung: 15 Okt 2014 09:51 von stollebolle.
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14 Okt 2014 20:40 #357446
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Laut Wegbeschreibung der Kambaku Lodge sind es ab Otjiwarongo noch 71 km, bis man das Schild zur Lodge an der Strasse erblickt. Wir stellen den Zähler auf 0 und weiter geht’s. Und tatsächlich, nach +/- 71 Kilometern erblicken wir das Schild und biegen ab auf die D2808. Noch kurz über die Bahngleise rumpeln und schon werden wir von der Wildnis verschluckt. Die Strasse ist aber ganz schön schotterig und ich ermahne Peter, langsam zu fahren. Noch langsamer!!! Habe ich doch immer im Hinterkopf diesen Satz aus dem Automietvertrag bezüglich nicht öffentlichen, nicht befestigten Strassen.

Nach ein paar Kilometern bitte ich Peter anzuhalten und den Motor abzustellen. Das erste Mal, seitdem wir hier sind, bin ich überwältigt von der sich ausbreitenden Stille. Natürlich ist es nicht still. Aber man hört kein Auto, kein Flugzeug, keinen Zug, keine Stimmen, keine Kirchenglocken… man hört einzig die Stille. Von diesen wunderbaren Nichtshören-Momenten wird es noch einige geben und ich sauge sie alle auf wie ein Schwamm – ich bin glücklich hier zu sein.

Wir fahren weiter in die Stille hinein, als plötzlich ein „under construction“ Schild auftaucht. Was? Das kann doch nicht wahr sein, schon wieder eine Baustelle, mitten drin im Nichts? Das ist doch bloss eine Lodgezufahrt, eine Schotterpiste. Plötzlich verbreitert sich die Strasse und sie nimmt die Ausmasse einer 6-spurigen Autobahn an. Wir sind vollends verwirrt, sind wir doch falsch abgebogen? Warum bauen die denn hier eine so breite Strasse? Dann kommen uns riesige Baumaschinen entgegen und wir können grade noch auf den abgesperrten Seitenstreifen fahren, der für Autos vorgesehen ist. Im Vergleich zu diesen gewaltigen Caterpillars haben wir ein Spielzeugauto.





Wir erreichen das Ende der Baustelle und die Autobahn wird wieder zu Schotterpiste, ganz einfach so bauen die also eine Autobahn ohne Anfang und Ende in die Wildnis. Naja, müssen wir nicht verstehen. Es gibt ja auch wichtigeres zu tun, das Tor zum Glück öffnen nämlich.



Fortsetzung folgt :)
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15 Okt 2014 21:51 #357658
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Endlich erreichen wir Kambaku. Eine Mitarbeiterin (Anna) empfängt uns und wir bekommen einen Welcome-Drink. Als ich meinen Namen nenne, sagt sie mir, dass sie uns schon gestern erwartet hätten und nicht mehr damit gerechnet haben, dass wir noch kommen. Ich bin erst mal erschrocken. Hoffentlich haben die jetzt noch ein Zimmer für uns. Ich erkläre, dass ich vor einigen Wochen per email mit Thorsten abgemacht habe, dass wir erst einen Tag später kommen. Thorsten sei in Deutschland, erwidert sie daraufhin. Hmm? Und nu? Aber alles kein Problem, natürlich haben sie ein Zimmer für uns. Unserem gebuchten Reitpaket steht auch nichts im Wege und der Tagesausflug nach Etosha wird am Freitag sein. Na also, geht doch!

Wir fragen, was es mit dieser Grossbaustelle auf sich hat und Anna klärt uns auf.
Es wurde eine Goldmine entdeckt und die kanadische Gesellschaft B2 Gold ist damit beauftragt, das Gold abzubauen. Was wir für eine sechsspurige Autobahn gehalten haben, ist die Landebahn für die Flugzeuge, welche das Gold abtransportieren sollen. Uiuiui, da haben die ja sicher eine Menge Gold gefunden, und das praktisch direkt unter unseren Füssen. Da bekommt das Lied „Fields of Gold“ doch gleich eine ganz neue Bedeutung. :)

Später erfahren wir noch, dass man sein Land an die Regierung verkaufen muss (oder darf), wenn darauf Gold gefunden wird. Man kann es also nicht für sich selbst behalten. Zum Glück (oder leider für die Kambaku-Besitzer) wurde auf dem Gelände von Kambaku keines gefunden, man erhält nämlich eine gute Entschädigung, mit der man sich dann zur Ruhe setzen kann.

Anna bringt uns zu unserem Zimmer Nr. 8, erklärt uns kurz das Wichtigste und wir bestaunen das rustikale Zimmer und Bad. Alles da, was man braucht, perfekt. Einzig das nach oben offene Bad könnte vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein, da natürlich alle im Bad entstehenden Geräusche ungedämpft ins Schlafzimmer dringen.







Wir packen unsere Koffer aus und richten uns ein. Anna hat uns erklärt, dass man sich auf dem Gelände zu Fuss oder auch mit dem Mountainbike frei bewegen kann. Es gibt einen Plan auf dem Zimmer, auf dem die Wege anhand von Buchstaben gekennzeichnet sind und man kann sich nicht verlaufen. Ausserdem gibt es auf dem Plan Abbildungen der Tiere, die auf Kambaku leben und ich bin sofort voller Entdeckerdrang. Ich will diese Tiere sehen und mache Peter den Vorschlag, etwas die Gegend zu erkunden, es ist ja erst 15 Uhr, noch lange Zeit bis zum Abendessen.

Als ich anfange, den Rucksack für unsere Erkundung zu packen und Peter frage, ob er auch was zu trinken mitnehmen will, betrachtet er mich ziemlich misstrauisch. Wie lange ich denn gedenke, Laufen zu gehen? Ich sage vage, dass es schon etwas mehr als 10 Minuten werden sollen und Peter stöhnt auf. Seitdem er als Kind mit seinen Eltern immer mit auf Volksmärsche musste, hat er ein regelrechtes Wandertrauma und es fällt immer sehr schwer, ihn dazu zu motivieren, mit mir irgendwohin zu laufen, wenn es nicht einem bestimmten Zweck dient. Und dann kann man ja immer noch mit dem Auto dahin fahren.

Auf der Kambaku-Wanderkarte wird empfohlen, eine Kopfbedeckung mit zunehmen und ich packe mit einiger Genugtuung mein Käppi zu den Getränken, der Kamera und dem Fernglas. Zum Glück habe ich mir eins gekauft, ich wusste doch, dass ich es brauchen würde.

Wir schauen uns kurz den schönen und sehr gepflegten Garten an. Der Rasen wächst hier besonders grün und dicht, das wird auch noch anderen gut gefallen.







Auf dem Vorplatz orientieren wir uns erst einmal und los geht’s, auf zu den wilden Tieren, in diesem Fall zu den Pferden.





Nach ein paar weiteren Schritten und um die erste Biegung rum, überkommt mich wieder das gleiche Gefühl, wie bei unserem Stopp auf der Herfahrt. Es ist so still. Es riecht sogar still. Irgendwie ist das hier eine ganz besondere Luft, das ist mir schon bei der Immanuel Lodge aufgefallen, aber da wusste ich es noch nicht richtig einzuordnen. Aber hier auf Kambaku, sobald man sich etwas von der Lodge entfernt, da ist es, als würde die Luft irgendwie schwer sein von der Stille. Als wäre die Luft selbst mit Stille angefüllt und man könne diese richtig gehend einatmen.
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Ich erwarte nun, dass jeden Moment ein Impala, Steinbock, Oryx oder sonst was über den Weg springt, aber wie soll das funktionieren, solange wir in normaler Lautstärke quatschen und total unaufmerksam auf dem Weg dahin schlendern? Wir fangen augenblicklich an, zu flüstern und uns ganz bedächtig auf den Pfaden zu bewegen. Doch das einzige, was hinter dem Baum hervorlugt, ist Peter. B)



Während ich weiterhin angestrengt in die Büsche und unter die Bäume starre, um endlich ein Tier zu entdecken, schlägt sich Peter selbst in die Büsche und plötzlich ruft er, dass sich hier die Grashalme von alleine bewegen. Rasch gehe ich zu ihm und tatsächlich, es gibt hier laufendes Gras. Natürlich ist es eine Art Gottesanbeterin und immer, wenn ich ihr mit der Kamera zu nahe komme, läuft der wandelnde Grashalm ein Stück weiter und wir müssen wieder ganz konzentriert suchen. Na, wer kann sie entdecken?



Weil wir auf diese Art keine Tiere entdecken, verlegen wir uns aufs Spurenlesen. Schliesslich stammen wir aus der Winnetou-Generation und das kann ja nicht so schwer sein. Der Boden ist sehr weich und es gibt jede Menge Abdrücke und auch Hinterlassenschaften zu interpretieren.
Könnten diese hier von einer Giraffe stammen? Wir sind uns unschlüssig, denn sie sind kaum grösser als Pferdehufe. Aber Giraffen sind ja riesig, die müssen auch grosse Hufe haben, sowie grosse Haufen hinterlassen, das war dann wohl doch ein anderes Tier.







Auch das Spurenlesen bringt uns nicht recht weiter und ich entschliesse mich, die spärliche Blumenwelt zu fotografieren bis Peter wieder nach mir ruft. Ah endlich ein Tier. Diesmal etwas besser zu entdecken und zu fotografieren, da der Tausendfüssler trotz seiner vielen Füsschen keine Anstalten macht, wegzulaufen. Kann er auch nicht mehr, er ist nämlich leider tot.



Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir mittlerweile fast 2 Stunden unterwegs sind und dies ohne Gemeckere von Peter, wie lange wir den jetzt noch laufen müssen. Ich bemerke ein weiteres Mal erstaunt, dass Namibia´s Luft irgendetwas mit Peter macht.

Auf dem Rückweg entdecken wir Kambaku´s Gewächshäuser und den grossen Garten, in denen das meiste Gemüse selbst angebaut wird.





to be continued... :)
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