@Janet
Es gibt kein Original. Die Frage ist, wie Du ein Original definierst. Jedes Bild ist immer nur eine Interpretation der Rohdaten, die der Sensor aufnimmt. Diese Rohdaten werden je nach dem in der Kamera eingestellten Bildstil bereits bearbeitet (da kann man Sättigung, Kontrast u.s.w. definieren). Das heisst Du kannst mit ein und derselben Kamera das gleiche Bild 5x mit unterschiedlichen Bildstilen aufnehmen - und hast 5 völlig verschiedene Ergebnisse. So viel nur zu dem weit verbreiteten Gerücht, dass das Original immer dem entspricht, was man gesehen hat.
Es kommt immer auf die Interpretation der Daten an. Ich habe in meiner Kamera programmiert, dass diese gar nicht in das Bild eingreifen soll (weil sonst für alle Fotos die gleiche Interpretation gewählt wird und genau das will ich nicht, ich will jedes Bild individuell interpretieren können). Meine Fotos haben also beim Aufnehmen deutlich weniger Farbe als die meisten Bilder von anderen Leuten, bei denen bereits die Kamera die Bilder \"bearbeitet\". Die meisten Personen wissen nur nicht, dass die Kameras standardmässig bearbeitete Bilder ausgeben, die bereits in Sättigung, Kontrast und Schärfe nach einem vordefinierten Algorithmus von der Software des Fotoapparats nachbearbeitet wurden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Belichtungszeit. Ein Himmel kann von weiss bis tiefblau variieren, je nachdem mit welcher Belichtungszeit ich eine Szene aufnehme. Würde ich bei der von Dir gezeigten Klippschlieferaufnahme die von der Kamera vorgeschlagene Belichtungszeit wählen, hätte ich folgendes Ergebnis:
tatjana.ingold.ch/tat/div/klipp-normal.jpg
Ich persönlich belichte fast alle Aufnahmen 2/3 Blendenstufen unter. Das ergibt dann folgendes Bild:
tatjana.ingold.ch/ta...meine-belichtung.jpg
Würde ich noch etwas kürzer belichten, dann hätte ich folgendes Resultat:
tatjana.ingold.ch/tat/div/klipp-unter.jpg
Du siehst am Himmel, dass der Helligkeitswert absolut von der Belichtungszeit abhängt. Jetzt ist es so, dass das menschliche Auge wesentlich mehr Kontrastumfang hat als ein Fotoapparat. (Keine Ahnung wie man das misst, aber ich habe Werte gelesen vom Auge was angeblich einen Kontrastumfang von 1:1'000'000 schafft, während der Fotoapparat bei 1:4096 am Limit ist). Das heisst, wenn der Fotoapparat etwas dunkles sieht, dann werden gleichzeitig alle hellen Sachen viel zu hell dargestellt und umgekehrt. Dieses Manko kann man mit der digitalen Bildbearbeitung ein bisschen ausgleichen. Wenn ich die Belichtungszeit also so einstelle, dass der Himmel gut aussieht, dann ist der Rest des Bildes oft zu dunkel wegen dem Kontrastumfang des Fotoapparats - also muss ich den Rest des Bildes (Klippschliefer und Felsen) nachträglich wieder etwas aufhellen, um diesen technischen Mangel auszugleichen.
Ein weiterer Aspekt ist der Weissabgleich. Den kann man an der Kamera einstellen. Je nachdem mit welchem Weissabgleich man fotografiert, erhält man bei dem Bild rote, grüne oder blaue Felsen. Dass die Felsen tendenziell rot sind ist klar, aber ob die Farbtemperatur mit der sie interpretiert werden eher bei 5000 oder 6000 liegt, ist Interpretationssache. Da ist bei dem Bild eine Spannweite von einer Farbtemperatur zwischen 4000 und 7500 K. Meine Kamera, die wie gesagt so eingestellt ist, dass sie keine Interpretationen macht, empfiehlt eine Farbtemperatur von 4500 K. Dann sieht das Bild so aus:
tatjana.ingold.ch/tat/div/klipp-wb1.jpg
Wenn ich das Bild jedoch in einem anderen Modus aufnehme, so dass die Werte etwas anders interpretiert werden und eine automatische Korrektur des Weissabgleichs stattfindet, landet der auf einmal bei 7500 und haargenau das gleiche Bild sieht so aus:
tatjana.ingold.ch/tat/div/klipp-wb2.jpg
Also noch einmal: Es gibt kein Original. Du kannst die gleiche Szene von 10 Kameras fotografieren lassen und hast 10 unterschiedliche \"Interpretationen\" (ausgehend vom Bildstil der jeweiligen Kameraeinstellung) von der Szenerie, die ganz erheblich voneinander abweichen können. Ich habe das schon auf Gruppenreisen ausprobiert, wenn mehrere Leute mit unterschiedlichen Kameras das gleiche fotografiert haben. Es geht natürlich auch mit einer Kamera, wenn man die Bildstile (so nennt Canon das neuerdings) verändert. In der Bildbearbeitung mache ich also (weitestgehend) nichts anderes als das was alle Kameras intern tun, nämlich festzulegen, wie die einzelnen Daten interpretiert werden. Nur eben individuell pro Bild und nicht einfach ein Algorithmus für alles
@Rest
Ich schreibe demnächst noch was zum Innenraum vom Camper und liefere noch weitere Bilder nach.
Hier übrigens nochmal meine Interpretation zum Verlgleich: