THEMA: Kenya: Von Löwen, Lämmern, Savanne & Süßigkeiten
20 Apr 2015 22:39 #382564
  • Mwotaji
  • Mwotajis Avatar
  • Beiträge: 79
  • Dank erhalten: 420
  • Mwotaji am 20 Apr 2015 22:39
  • Mwotajis Avatar
Nun geht es wieder bergab – Lars genießt das sichtlich, denn unser Auto nimmt richtig Fahrt auf! Ein bisschen ist es wie Achterbahnfahren, so kurvig ist die Strecke. Fast die gesamt Zeit über können wir direkt ins Rift hinabschauen auf die flachen Ebenen voller Sträucher.


Runter gehts - leider ist es in der Ferne diesig....

Ganz in der Mitte des Rifts schlängelt sich eine Linie durch das Tal. Auf der gegenüberliegenden Seite steigen bereits die Flanken der Bergmassive wieder an. Nur vereinzelt sieht man dort kleine Häuser von denen Rauch aufsteigt. Mit einer kalten Cola oder Fanta in der Hand und leckeren Bananen als Proviant lässt es sich so im Auto wirklich leben… B)
Im Tal schließlich kommen wir an Schulkindern vorbei, die auf den Straßen unterwegs sind. Ich entdecke die schlängelnde Linie, die wir schon von oben gesehen hatten – ein rotbrauner Fluss. Wir fahren gerade auf die Brücke, als ich links von mir einen Canyon entdecke und unbedingt stehenbleiben will. Dort baden tatsächlich Kinder im Fluss – zwischen den rostroten Wänden einer Schlucht – ich will das auch! :laugh: Der Canyon sieht toll aus und wir wollen gerne den Kindern zusehen, die so viel Spaß haben. Es sind noch mehr Kinder hier, die nur zögerlich zu uns kommen. Aber Neugierige finden sich überall und so kommt ein älterer Junge mit ein paar Jugendlichen auf uns zu. Einer spricht sogar ein paar Worte Deutsch – das Eis ist gebrochen :) . Wir lassen unser Auto stehen und lassen uns von den Kids das ausgewaschene Flussbett zeigen. Atemberaubend. Und bis jetzt – ganz umsonst! Das gibt’s doch gar nicht! Die Jungs sind gut drauf und echt nett.
Allerdings habe ich etwas Bedenken unser Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite einfach stehen zu lassen. :unsure: Mag sein, dass ich echt paranoid bin, aber so eine Idylle scheint ja perfekt, um ein paar ahnungslose Touris hochzunehmen. :huh: Andererseits sieht‘s hier nicht aus, als kämen hier überhaupt Touris lang. Da die Kids uns aber etwas zeigen wollen, müssen wir dem Auto wohl oder übel den Rücken zu drehen. Wir gehen mit zur Schlucht und erzählen. Die Jungs wollen uns zeigen, wie sie von den Klippen springen können – was sie uns dann auch tatsächlich demonstrieren :woohoo: Sie erzählen auch, dass hinten auf der Sandbank ein fettes Krokodil wohnt – das glaub ich gern. Wäre ich ein Krokodil, ich würde mich hier pudelwohl fühlen… :silly: Hoffentlich landet nicht einer der Jungs in seinem Maul. Eine ältere Frau, die indisch angehaucht aussieht, versucht nun immer wieder mir Bananen zum Verkaufen anzubieten. Ich soll sie kaufen, damit die Kinder sie essen können… Schöne Masche, um Profit zu machen. :P Auch ein paar Mädels finden sich ein – wie immer wird gekichert. Da mach ich doch mal mit. Da die Mädels aber furchtbar schüchtern sind, spreche ich sie nur vorsichtig an. Wirklich ein herrlicher Platz um ein Picknick zu machen (wäre da nicht die penetrante Inderin, die mir jetzt auch noch erzählt, die Bananen zu kaufen wäre eine Geste „from the heart“… puh… :blink: ). Wieso gibt es hier eiegentlich keine Campsite? Obwohl… Gäbe es hier eine Campsite müssten mehr Touristen her und mehr Touristen würden auch wieder bedeuten, dass dieses Idyll kaum so ursprünglich bliebe….


Planschende Kinder...


... und verrückte Jugendliche, die von den Felsen springen

Wir müssen dann weiter, schließlich brauchen wir tatsächlich noch einen Schlafplatz, den wir ja in Edoret finden wollen. Unser Weg führt uns nun wieder rauf bis auf 2300 Meter. Oben finden wir ein paar herrliche Stellen, um stehenzubleiben und Fotos zu machen. Die Aussicht ist Wahnsinn. Für mich ist dies eine absolute Panorama-Route!



Wahnsinnsaussicht - einmal über das Tal des ost-afrikanischen Grabenbruchs. Unten erkennt man den Fluss, der sich durch die Landschaft zieht... Von sowas kann ich nicht genug kriegen!


Wir kommen zu einem Viewpoint und wollen ein wenig die Aussicht genießen. Da kommen ein paar Kinder. Sie sehen ziemlich arm aus und erzählen, dass sie hier Ziegen hüten. Als einer mich dann fragt, ob ich 20 KSh für ihn habe, Platz mir fast der Kragen. :ohmy: Ich bin nicht sauer auf die Kinder. Ich weiß auch nicht genau, worauf ich so sauer bin. Vielleicht, dass die Leute hier so arm sind, vielleicht, dass ich sie nicht alle versorgen kann, vielleicht, weil ich den Eindruck habe, dass die Kids nicht anders können, als zu lernen, dass sie bei Touristen etwas abstauben können, vielleicht bin ich auch sauer, weil es nicht nachhaltig hilft den Kindern ein paar Münzen zu geben. Deshalb entscheide ich mich auch den gesamten Urlaub über bettelnden Kindern kein Geld zu geben. Ob das das Richtige ist, weiß ich nicht, aber einfach Geld hinschmeißen will ich auch nicht…. :(
Und dann kommt wieder das unvermeidbare – Polizeikontrolle. Wir müssen stehen bleiben. Dieser Herr allerdings versucht es erst gar nicht auf die nette Art, weder witzelt er, noch erklärt er uns zu seinen neuen Freunden. Es ist ziemlich offensichtlich, dass er einfach nur Geld von uns haben möchte – und das sagt er auch. Als wir fragen, ob wir nun weiterfahren können, da er ja unsere Papiere gesehen hat und auch an dem Auto nichts zu beanstanden ist, antwortet er ganz frech. „ Nein, könnt ihr nicht, aber 100 KSh, die könnt ihr mir hierlassen.“ Dann werden daraus 200 KSh, dann 300. „Nein,“ sagen wir, „wofür denn?“. Fahren lässt er uns trotzdem nicht. Gott sei Dank merkt er irgendwann, dass bei uns nix zu holen ist. Er fragt also schließlich nach einer Zigarette. Die gibt Lars ihm dann ab und damit fahren wir weiter. Ziemlich genervt. :angry:

Die Gegend um Eldoret hat nun nichts mehr von dem Charme der kleinen Bergdörfer. Es ist ziemlich vermüllt. :sick: Die Naiberi Campsite ist okay, sie hat einen Pool und ist schön grün, allerdings wirkt sie auf mich wie die Centerparks in Holland. Wir bleiben nicht bei den Kochstationen, sondern entschließen uns ganz hinten auf der Wiese zu campen, dort gibt es einen kleinen Galeriewald an einem Bach :) . Leider fängt es dann fürchterlich an zu regnen. Zu allem Überfluss habe ich Bauchschmerzen und mir ist schlecht. :( Direkt habe ich das Gemüse in Verdacht. Deshalb esse ich nur noch die Nudeln. Nun sitzen wir wie zwei Häufchen Elend hinten im Auto und wünschen uns, wir wären an der hässlichen Kochstation geblieben – die war immerhin überdacht…. :pinch:
Bei dem Wetter kriegen wir auch kein Lagerfeuer an. Da bleibt nur eins: Ab ins Dachzelt und schnell einschlafen…
Fortsetzung folgt…
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Topobär, BriZA, Guggu, picco, Nane42, KarstenB, Papa Kenia, Daxiang, Bushtruckers
21 Apr 2015 08:43 #382588
  • Topobär
  • Topobärs Avatar
  • Beiträge: 5461
  • Dank erhalten: 8844
  • Topobär am 21 Apr 2015 08:43
  • Topobärs Avatar
Die Entscheidung den Kindern nichts zu geben war goldrichtig. Wenn die Kids erfolgreich betteln wird meist die Schule abgebrochen und sich damit die gesamte Zukunft verbaut.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Kofferfisch, BriZA, picco, Bushtruckers
21 Apr 2015 11:09 #382607
  • Battli
  • Battlis Avatar
  • Beiträge: 128
  • Dank erhalten: 55
  • Battli am 21 Apr 2015 11:09
  • Battlis Avatar
Jambo Mwotaji!
Shillingi tano - Shillingi mia moya... Das Haende aufhalten und Betteln ist wohl ein Volkssport in Afrika. Da hast du ganz richtig reagiert: Man gibt nix!
Die Flore, liebe Mwotaji, die Flora entfaltet ihre Farbenpracht. Zur Fauna, da gehört der Strauss dazu. Aber toll, die Bilder!
Den Reisebericht verfolge ich akribisch. Was für eine Tour! Herrlich, dabei zu sein - Danke!
Alla salama, Battli
aus Somerset West/RSA
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
21 Apr 2015 19:34 #382659
  • Mwotaji
  • Mwotajis Avatar
  • Beiträge: 79
  • Dank erhalten: 420
  • Mwotaji am 20 Apr 2015 22:39
  • Mwotajis Avatar
Jambo Battli, jambo Topobär,

@ Battli: Da liest aber jemand aufmerksam mit - freut mich sehr! Fehler wird sofort korrigiert - peinlich, peinlich Flora und Fauna zu verwechseln :blush: :laugh:

Ich bin froh, dass ihr (Topobär ja ganz klar auch) das auch seht wie ich. Ich selbst bin aber zu wenig mit dem Leben der Einheimischen vertraut, um beurteilen zu können, welche Interventionen etwas helfen würden. Gerade deshalb fiel es uns teilweise sehr schwer das Gebettle mitanzusehen...

Viele Grüße!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
21 Apr 2015 20:37 #382670
  • Mwotaji
  • Mwotajis Avatar
  • Beiträge: 79
  • Dank erhalten: 420
  • Mwotaji am 20 Apr 2015 22:39
  • Mwotajis Avatar
12. Tag, 05.10.2015: Aufbruch von Eldoret - Tag der Planänderungen

Heute gibt es mal wieder eine Planänderung.
Nachdem wir mit dem Besitzer des Kembu Camps gesprochen hatten (Wieso weiß ich denn seinen Namen nicht?) war unsere Idee: von Eldoret zum Kakmega-Regenwald fahren und von dort Richtung Süden. Langsam komme ich aber in´s Schwitzen: Wir haben schon den 05.10! Am 19.10 morgens um 4 wird unser Flieger nach Hause gehen! Wir wollen aber noch in Die Massai Mara, den Amboseli, den Tsavo und an die Küste!!! :ohmy: Wie sollen wir das denn schaffen? :ohmy:
Da Lars aber die Fotos vom Viktoriasee und den eher grünen und tropischen Regionen im Westen so gut gefallen hatten, wollte ich das nicht komplett streichen - wir hatten ja schon entschieden den Viktoriasee wegzulassen. Nun schauen wir uns die Karte an und sehen: Nach Kakamega wären wir einen weiteren Tag unterwegs, dann würden wir dort einen Tag bleiben. Dann würden wir in den Süden fahren. So würden wir wahrscheinlich erst am 08.10 in der Massai Mara ankommen. Dort wollen wir mindestens drei Tage bleiben. Und hätten dann nur noch eine Woche um den Amboseli, den Tsavo und die Küste zu besuchen…. Puh :huh:
Und zwischendurch wollten wir ja schon mal schlafen und uns ausruhen…. :dry:

Da wir beide nun aber schon so viel Begeisterung für die Tiersucherei entwickelt haben, entscheiden wir uns kurz und gut dafür heute direkt in den Süden zu fahren in Richtung Massai Mara. Zwischen den grünen Teeplantagen Kerichos planen wir eine Übernachtung ein.

Die ersten paar Kilometer ab Eldoret sind wieder unschön anzusehen, aber das wird schnell besser. Hier können wir auch beobachten, wie das mit den Polizeikontrollen üblicherweise abläuft: Wir beobachten eine Polizistin, die einen LKW anhält. Sie stellt sich aufs Trittbrett um durchs Fenster schauen zu können – in dem Moment bekommt sie schon einen Schein in die Hand gedrückt :ohmy: . Sie musste gar nicht erst den Mund aufmachen. So läuft das also. :angry:

Nun wird es sattgrün und es kündigen sich die ersten Teeplantagen an. Auch heute wird oft angehalten, um Fotos von der Landschaft zu machen.



Alles grün :)


Fein säuberlich angelegte Teeplantagen - leider heute ohne Pflücker mit Körben auf dem Kopf

Heute sind wir allerdings schon früh unterwegs und merken schnell, dass wir flott vorankommen. Schon gegen frühen Mittag sind wir in der Gegend um Kericho. Als wir dann dort auf Anhieb das Hotel nicht finden, bei dem wir Campen wollen, deuten wir das Hinweis, dass es heute noch weitergehen soll. (Also ich für meinen Teil wollte unbedingt weiter und hätte wahrscheinlich nur hier übernachtet, wenn das Hotel sich uns auf einem Tablett vor meiner Nase präsentiert hätte.)Also wieder eine Planänderung: Wir fahren heute noch nach Narok! :silly:

Die Schönheit der Gegend wirkt trotzdem auf mich – ein intensives Grün beherrscht die Landschaft. Es wäre eine schöne Region um etwas zu verweilen. Irgendwie habe ich das Gefühl hier könne man gut Energie tanken - die Farben geben mir so ein positives Gefühl, aber schaut selbst...



Unsere Route heute: Geteert, glatt, grün und gemütlich!


Auch der Ausblick von den Bergpässen lässt sich sehen - weit und breit nur grün!


Da kann man doch nicht anders als gute Laune kriegen!


Blumenpracht - Ich würde auch gerne schlaue Namen der Blumen drunterschreiben, aber leider habe ich kein Bestimmungsbuch. :(


Und so fahren wir die grünen Plantagen entlang...

Ich werde immer aufgeregter – viel schneller als erwartet werde ich nun schon die Massai Mara sehen. Das gibt´s doch nicht. Gott sei Dank ist die Autofahrt entspannt und die Straßen gut, so bringen mich wenigstens nicht noch mehr Aufreger durcheinander :silly: . Fahren wir an Polizisten vorbei, so halten wir gar nicht mehr an, solange sie nicht eindeutig zeigen, dass wir es sollen. Manche winken auch einfach nur – wahrscheinlich weil hier nicht viele Muzungus unterwegs sind.

Je weiter wir in Richtung Massai Mara fahren, desto trockener wird es nun wieder. Auch die Straßen werden voller, unordentlicher und chaotischer. Aber wir kommen immer noch gut voran, trotz der verrückten Matatus.Die Ebenen um uns herum sind weitläufig aber irgendwie kahl. Es gibt ein paar Hütten und riesige Rinderherden. In Narok hoffen wir auf einen Supermarkt, der geöffnet hat, obwohl es Sonntag ist. :pinch:
Letzte Änderung: 21 Apr 2015 20:39 von Mwotaji.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Kofferfisch, Topobär, picco, Nane42, KarstenB, Daxiang, Bushtruckers
21 Apr 2015 21:16 #382692
  • Mwotaji
  • Mwotajis Avatar
  • Beiträge: 79
  • Dank erhalten: 420
  • Mwotaji am 20 Apr 2015 22:39
  • Mwotajis Avatar
Dann kommen wir in Narok an. Für mich bedeutet Narok das Tor zur Massai Nara – auch wenn die Gates zum Reservat noch weit dahinter liegen. Aber die beiden sind direkt miteinander verknüpft.Es wirkt chaotisch. Überall hängen Schilder und Werbeplakate, es wird deutlich, dass hier viel Tourismus lang kommt. Und tatsächlich - der Navias hat offen und wir können einkaufen :) . Frisches Trinkwasser muss dringend her! Allerdings ist dies ein Supermarkt unter Indischer Führung – alkoholisches Gesöff gibt es also nicht. Der freundliche Mitarbeiter sagt uns aber, es gäbe knapp Gegenüber einen Wine & Spirits Shop. Wir kaufen gut ein und ziehen einen Geldvorrat, denn wir wollen ja etwas in der Mara bleiben. Nun müssen wir nur noch zum Wine & Spirits Shop. :)
Der liegt mitten zwischen ein paar Holzbuden. Lars fackelt nicht lange und sucht unserem Auto einen Weg zwischen den Häusschen hindurch. Mir fällt allerdings auf, dass wir ein wenig komisch beäugt werden. :huh: Mir scheint, als wären wir mitten in einer Art Markt gelandet, eigentlich gar nicht schlecht – wäre es nicht schon Nachmittag (d.h. wir brauchen noch eine Bleibe) und würden wir nicht so komisch angeschaut. Wir halten vor dem Shop. Das Angeschaut-Werden wird hier nicht besser. Ganz im Gegenteil. :dry:
Wir beschließen, dass ich im Auto bleibe. Hier bekomme ich schnell Gesellschaft von allerlei Matatu-Fahrern, Driver-Guides und Einheimischen, die mir allesmögliche zum Kaufen anbieten....

Dann kommt Lars aus dem Shop. Aber ohne Bier. Auch das Savannah fehlt. Er lacht und die Einheimischen um ihn rum lachen auch, wirken aber auch verdutzt, einer klopft ihm auf die Schulter. Was ist denn da los?
Kopfschüttelnd setzt er sich und lacht.
„Das war kein Shop, Nora. Das war eine Bar. Und ohne Witz, der Barkeeper meinte, ich wäre wahrscheinlich der erste Weiße, der jemals da drin gewesen ist. Alle haben mich verdutzt angeschaut.“ Einheimische und Lars schienen also gleichermaßen verblüfft. Schade, das hätte ich zu gern gesehen. :laugh:

Bier gab´s dort, aber das sollte ja eigentlich dort getrunken werden. Lars hatte trotzdem versucht ein Sixpack zu ergattern, allerdings wollte der Barmann dann wohl völlig überzogene Preise dafür haben. Wir tanken noch und fahren nun weiter in Richtung Massai Mara. Es ist noch lange nicht dunkel und da wir nur noch 80 km vor uns haben, sind wir zuversichtlich heute noch im weltberühmten Reservat anzukommen :woohoo: !

Kurz nach Narok ist die Straße gut und das Gelände öffnet sich. Wir treffen ein paar Kinder und werden lauthals nach Sweets angebrüllt… Ein Junge rennt neben dem Auto her. Wir hatten uns im Naivas ein paar süße Backwaren gekauft und bieten sie ihm an. Er schüttelt den Kopf. Nein, das will er nicht. „Why not?“ fragen wir – er öffnet die Hand und sagt: „Money!“ Wir schütteln den Kopf und fahren weiter. Langsam fühlen wir uns, als hätten wir draußen Süßigkeiten-Mobil draufstehen und fragen uns, woher das bloß kommt, dass die Kinder glauben, sie bekämen Geld von den Weißen. :angry:

Nun fahren wir in relativ trockenes Buschland.
Einschub: Wir fahren an einem Mann vorbei, der einen Hahn zum Verkauf hochhält - an der Straße einfach so :blink:

Und dann kommt´s:
Die Straße zur Massai Mara. Sie ist der Teufel. Sie ist uneben. Sie ist Wellblech. Sie ist mal auf der rechten, mal auf der linken Seite löchrig. Eigentlich ist sie überall schlecht – wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und wir kommen ungefähr mit 40 km vorwärts. Schneller geht es nicht den Löchern und Steinen auszuweichen. Es ist die pure Qual. Alles rappelt, lärmt und staubt. Wie sollen wir so 80 km aushalten? Und vor allem – wieso ist die Straße zur weltberühmten Massai Mara so Kacke? :sick: :ohmy: :angry:

Wir haben es nun ca. 16 Uhr. Unser Plan war um 17 Uhr am Gate zu sein noch einen 24 Stunden Eintritt zu bekommen, um dann zum Aruba Mara Camp zu Gerdi zu fahren. Schnell merken wir: Eine Stunde bringt uns hier nicht sonderlich viele Kilometer weiter. :dry: Wir schaffen ungefähr 30 kmh. Schneller fahren wollen wir nicht, denn wir haben Sorge, dass die Wellblechpiste unser Auto schrottet – wenn wir einen Platten haben werden, dann definitiv hier. :angry: Aber das muss nicht jetzt sein!

Meine anfängliche Zuversicht und Vorfreue schrumpfen immer mehr, die Strecke hört nicht auf, es ist schon nach 17 Uhr und ich fürchte, dass wir nicht mehr durchs Gate gelassen werden. So quälen wir uns dahin. Viel sehen wir auch nun nicht mehr von der Landschaft, um uns herum ist eigentlich nur trockene Buschsavanne und die Sonne geht unter.

Doch dann werden wir belohnt. Wir entdecken die ersten Gazellen und Bewegungen im Busch. Und dann: Zwei Giraffen im violetten Abendlicht. Ein kleiner Trost.




Silhouetten zweier Giraffen im abendlichen Licht


Eine haben wir wohl etwas aufgescheucht...


... aber sie fängt sich schnell wieder :)

Wir treffen drei Massai, die wir fragen, ob es hier ein Camp gibt. Es gibt wohl eins, aber das ist – soweit ich es verstehe – im Reservat. Die drei sind zwar engagiert, aber weiterhelfen mit einer konkreten Angabe tun sie uns nicht. Sie wollen uns den Weg zeigen, sagen aber, dass es noch mindestens eine halbe Stunde entfernt liegt. Wir bedanken uns und fahren erstmal zum Gate. Vielleicht kann da jemand helfen.

Das Gate kommt in Sicht. Wir sind zu spät. Ich bin schon völlig verzweifelt, habe im Reiseführer alles durchgesucht – hier gibt es kein Camp. Nur Lodges. Und die sind IM Reservat.Und sie sind teuer! Was machen wir denn jetzt? :dry:
Erstmal mit dem Guard am Tor sprechen. Wir erklären ihm die Situation. Dass wir eine Campsite brauchen, das wir ins Aruba Mara wollen. Und dann passiert das unmögliche: Wir dürfen durchs Tor. Der Guard erklärt uns, wir sollen uns rechts halten. Das Camp wäre gar nicht soweit, deshalb dürfen wir noch fahren. :) Jipieh!Bezahlen müssen wir nicht. An den Kassen ist ja auch niemand mehr. Erleichterung pur. :) :)

Schließlich findet auch unser Navi den Weg – so wissen wir wenigstens wo lang, denn mittlerweile ist es dunkel. Wir fahren also durch das Gate. Ich finde es sehr witzig, das es einfach so in der Landschaft steht. Im Lake Nakuru National Park gab es ja einen Zaun. Hier gibt es zwar ein Gate, aber keinen Zaun.

Wir fahren ins Reservat. Nun sind wir beide erleichtert. Alles ist gut geworden. Wir sind da. In der Massai Mara – das Safari-Fieber hat uns wieder voll im Griff… Und das Beste: Wir fahren durchs Reservat und zwar NACHTS! :woohoo: Natürlich wissen wir aus den Reiseführern, dass das normalerweise nicht so einfach geht. Aber bei uns ist es jetzt einfach so gekommen. Irgendwie gar nicht so schlecht B)
Es ist still um uns herum und dunkel. Wir erkennen die ersten Schemen, Fotos machen wir nicht. Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, als hätten wir uns unter einem Vorwand nachts in die Mara geschummelt. Das würde uns noch fehlen, schließlich wissen wir, dass das eine Ausnahme ist. Toll ist es trotzdem und aufregend! Die Strapazen vom Tag sind vergessen. Wir fahren langsam, denn im spärlichen Licht unserer Scheinwerfer wollen wir uns die Reifen nicht kaputt machen – das wär´s ja noch: Ein Platten nachts in der Mara…. :ohmy: Nein danke!

Wir entdecken die ersten Guns – mein Gott sind das viele! Richtig große Gruppen! Ich erkenne allerdings eher das "muhen" , sonst sehe ich nur Umrisse. Dann fahren auf eine kleine Brücke zu und hören eine Hyäne lachen – Wahnsinn! Die Laute kenne ich aus Dokumentationen und kann es deshalb zuordnen. Und da plötzlich: Hyänen! Vor uns auf der Straße! :woohoo: Sie haben ein Zebra gerissen! Doch im Scheinwerferlicht fühlen sie sich nicht wohl und laufen laut kichernd davon.

Nun sind wir hin und weg – was wir wohl noch alles entdecken? Wir kommen zu einer Stelle, an der wir seltsame Geräusche hören. Wie ein lautes Ploppen, aber ganz oft – Ähnlich wie wenn man einen Finger in die Öffnung einer Flasche taucht und rauszieht – Plop! Wir fragen uns was das ist, bleiben stehen und machen den Motor aus, um besser zuhören zu können. Auch andere Geräusche kommen dazu, aber beschreiben lassen die sich nicht. Es ist eine Wahnsinnslautstärke. Wir sind völlig fasziniert. :) :)

Nun müssten wir aber langsam im Camp ankommen, schließlich hieß es vorne am Tor, es sei nicht mehr weit. Mir fallen auch langsam die Augen zu. Schon seit wir hier in Kenia sind, bin ich abends immer furchtbar müde... Normalerweise habe ich eher Probleme einzuschlafen - hier nicht!
Wir suchen noch einmal im Navi und erkennen: Das Aruba Mara Camp liegt außerhalb des Reservats – wir müssen also wieder am Talek Gate raus. Und die Strecke sieht nicht nach ein paar Hundert Metern aus, eher nach 10 Kilometern. Nun müssen wir uns doch etwas ranhalten. Und da kommen uns Lichter entgegen – Ranger. Was tun falls sie uns anhalten? :huh: Gut, einfach erklären wie es ist. Aber erstmal so tun, als wäre es völlig normal das wir hier langfahren…. B) ..............
....................und tatsächlich - es klappt! Wir werden nicht angehalten!..... Gut, as erspart uns eine Menge Gestammel!

Am Talek-Gate müssen wir unsere Situation nochmal schildern. Der gute Mann ist etwas überfordert- verständlicherweise. Wir bekommen etwas probleme rauszukommen - obowhl der Guard sich immer wieder bei mir entschuldigt, dass ich so müde bin :huh: das verwirrt mich leicht. Aber scheinbar tut es ihm einfach Leid, dass er nicht genau weiß, wie er sich nun verhalten soll. Wir haben ihn anscheinend in eine blöde Lage gebracht...
Aber dann dürfen wir raus. Noch einmal über eine Brücke und da ist das Aruba Mara Camp. Mitlerweile ist es stockdunkel und wir haben es bestimmt 21 Uhr. Wir bauen nur das Dachzelt auf, keinen Tisch, keine Stühle und sind völlig ko. Man war das aufregend!
Nun gehts aber ganz schnell ab ins Bett und genauso schnell fallen mir die Augen zu!
Letzte Änderung: 21 Apr 2015 21:21 von Mwotaji.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Sanne, Fluchtmann, Topobär, Nane42, KarstenB, Daxiang, Bushtruckers