"Bildstabilisator nutzt nur bedingt"?
Wer sagt denn sowas?
Der Bildstabilisator ist gerade bei Tierfotografie enorm wertvoll, auf Safari von Hobbyfotografen meiner Meinung nach das wichtigste "Zubehör", wichtiger als alle Stative der Welt (jetzt mal ohne die Sparte Tele-Festbrennweiten à 3kg zu erwähnen).
Stative sind in Fahrzeugen nicht praktikabel da kein Platz, sperrig und unflexibel. Höchstens ein Aufstützen kommt manchmal in Frage, aber überwiegend werden die Fotos Freihand gemacht.
Bei heutigen Anforderungen an Bildern ist die klassische Formel "1/Brennweite in KB"s-Belichtungszeit häufig unzureichend, v.A. wenn noch gecroppt wird. Für die Tierfotografie sind Brennweiten im Bereich 300 - 900mm üblich, was Belichtungszeiten von 1/300-1/900s oder eben eher 1/(1.5xBrennweite in KB), also 1/450s-1/1350s. Bei den eher lichtschwachen Telezooms und eventuellen Blenden-Anforderungen führen diese Belichtungszeiten zu astronomisch hohen ISOs, vor allem wenn man bedenkt, dass die meisten Fotos jeweils morgens/abends gemacht werden und nicht in der prallen Mittagssonne.
Die Bewegungsunschärfe ist für Tierfotografie zwar schon ein Thema, aber ehrlich: Die alleraller meisten Tierfotos sind ziemlich statisch oder vergleichbar mit den Bewegungen von gehenden Personen. Dafür reichen Belichtungszeiten um die 1/100s-1/250s. Für gewisse dynamische Szenen (die mit die besten Fotos erzeugen, aber halt eher selten sind) kann man schon auf 1/500s-1/1000s raufgehen, aber das wird eher die Ausnahme sein. Tut man das grundsätzlich, verschenkt man einfach die Bildqualität durch hohe ISO.
Daher ist ein Stabilisator enorm wertvoll, zusammen mit den weiteren Störfaktoren wie z.B. schaukelndes Auto, laufender Motor etc.
Es ist nicht ohne Grund so, dass heute kein Teleobjektiv, kein System mit grösserem Zoom mehr ohne Bildstabilisator angeboten wird.
Was ich dabei meine:
Das Bild im Anhang entstand bei 900mm(KB) bei 1/200s und ISO5000. Der Leopard hat sich bewegt und unser Fahrzeug war teilweise in Bewegung, Motor immer an. Dieses Foto hätte ich ohne Bildstabilisator so niemals auch nur annähernd hinbekommen.
Das ist nicht nur nachts wichtig, sondern schon viel früher:
640mm (KB), 1/125s, ISO5000 - dito, das Rhino war am Fressen und in Bewegung, der Vogel ebenfalls. Die Bewegungsunschärfe hat wie man sieht keine Rolle gespielt, evtl. wäre auch noch 1/50s möglich gewesen.
Ohne Bildstabilisator wäre ich damit bei ~1/800s gelandet und hätte die ISO auf 32000 geschraubt. Kann sich jeder selber denken was dabei rauskommt... (das ist keine D500 und das Bild gecroppt)
Und der LKW-Schubs-Vergleich hinkt natürlich völlig, denn das was du meinst ist die Trägheit und somit beschreibt dein Beispiel die Kraft die es braucht um ein Objekt zu bewegen. Diese ist logischerweise grösser je mehr Masse das Objekt hat. Bei der Bildstabilisierung geht es aber darum, etwas durch von aussen wirkende Kräfte in einem Ort zu behalten. Die notwendigen Kräfte sind bei schwereren Objektiven einfach grösser. Da geht es nur darum, wie gut das System (der Mensch) die Kräfte im System steuern und regeln kann - ist das Objektiv schwerer, hat eine kleine Kraftänderung einfach weniger Einfluss auf die Bewegung, sagt aber nichts darüber aus ob du das Objektiv ruhiger halten kannst.