THEMA: Lustige, kuriose oder gefährliche Tierbegegnungen
20 Jun 2016 23:56 #435083
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  • BikeAfrica am 20 Jun 2016 23:56
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... hier noch meine wohl gefährlichste Begegnung mit Tieren in Afrika. Es ist eine Begegnung mit Rindern, wobei ich selbst wahrscheinlich das größte Rindvieh war.

Ich war mit dem Rad auf der Strecke über den Gamsberg unterwegs und am späten Nachmittag begann sich die Sonne zu senken und ich hielt Ausschau nach einer Möglichkeit, mein Zelt aufzustellen, aber weit und breit nichts Gescheites zu sehen. Zu allem Überfluss begann eine Rinderherde, die Piste von links nach rechts zu überqueren. Ich beschloss, abzuwarten, doch einige der Rinder kehrten wieder um. Ein Teil der Rinder war links, ein Teil rechts der Piste und mir war klar, dass es längst dunkel wäre, bis die endlich weg wären.

"Ok, dann fahre ich halt mitten durch", dachte ich mir. Wohl die dümmste Idee, die ich in Afrika je hatte.
Während ich so unterwegs war, schaute ich mich immer mal um und bemerkte irgendwann, dass auch Bullen in der Herde waren. Drei Jungbullen nahmen von hinten Kurs auf mich auf. Ich fuhr so schnell ich konnte, aber die Bullen kamen näher. Ein ausgewachsener Bulle stand grasend direkt am Pistenrand und bemerkte mich erst im letzten Moment. Er machte erschrocken einen kleinen Satz nach hinten. Was für ein Glück, dass der nicht ein paar Sekunden früher nach oben schaute.

Ich hatte die Herde irgendwann durchquert und die drei Jungbullen drehten ab. Kurz später kam ein Zaun und eines dieser Gitter im Boden, über das die Tiere normalerweise nicht laufen können. Ich blieb anschließend erst einmal schnaufend stehen. Wieder was gelernt ...

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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22 Jun 2016 16:40 #435274
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Kuhhandel

Als wir letzten Februar einige Tage auf einer Lodge in Kenia verbrachten, entdeckte ein junger Massai-Nachtwächter in unserem Fahrzeug unsere Gummischlange, welche zwecks Abschreckung ungebetener Gäste schon seit vielen Jahren auf dem Armaturenbrett liegt. Ganz neugierig fragte er uns, ob die wirklich echt sei. Mein Mann Toni nahm die Schlange aus dem Fahrzeug und wollte sie dem Massai in die Hand geben, welcher aber entsetzt davonrannte. Toni lachte ihn aus und sagte, dass er aber kein echter Askari sei, denn die würden ja todesmutig wie sie seien, sogar einen Löwen zur Strecke bringen. Der Massai meinte darauf, dass er einen Löwen ohne Probleme töten könnte, aber eine Schlange sei natürlich viel gefährlicher.

Der Massai verbrachte jeden Tag viele Stunden bei unserem Fahrzeug und versicherte der Gummischlange immer wieder Buschmesser schwingend, dass er ihr auf der Stelle den Kopf abhacken würde, sollte sie sich aus dem Fahrzeug wagen :) .

Da ja unser Massai wie gesagt viel Zeit bei unserem Fahrzeug verbrachte, kam es soweit, dass er sich in das Auto verliebte und es eigentlich gerne gehabt hätte, aber woher das Geld nehmen? So schmiedete er in den langen Nächten einen genialen Plan, welchen er uns dann strahlend vorschlug.

Und dieser Plan sah folgendermaßen aus:
Er tauscht unser Fahrzeug gegen 20 Kühe ein, dann könnte er nämlich damit Personentransporte machen und viel Geld verdienen. Ob er denn Autofahren könne, fragte ich. Nein, vorläufig noch nicht, aber das würde er dann intensiv üben. Eine grosse, dicke Kuh ist ca. 300 U$ wert und eine kleine, magere ca. 150 U$. Für uns würde er eine gemischte Lieferung vorschlagen = halb grosse, dicke und halb kleine, magere (wobei er das Wort “mager“ nicht gerne gebrauchte, sondern eher “noch nicht voll entwickelt“) :lol: .

Auch auf unsere Frage, was wir denn mit den 20 Kühen anfangen sollen, hatte er sich in den langen Nächten bereits eine Lösung ausgedacht:
Toni und ich sollen die 20 Kühe in seinem Heimatdorf abholen und nach Mombasa in den Hafen treiben - Luftlinie ca. 500 km - :sick: , von wo sie dann auf ein Schiff verladen und in die Schweiz transportiert werden. In der Schweiz können wir sie dann melken und die Milch verkaufen, was ein gutes Geschäft sei. Toni fragte ihn, wie viel Milch denn so eine Kuh pro Tag gebe. Er sagte, dass das schon etwa 1 Liter sei :cheer: . Als ihm Toni dann erklärte, dass bei uns eine gute Milchkuh ca. 45 bis 50 Liter pro Tag hergebe, war er schon etwas irritiert, meinte dann aber postwendend, dass die Massaikühe aber viel schöner seien, als unsere :woohoo: .

Naja, das Geschäft kam schlussendlich nicht zustande, ich kann mich aber nicht mehr genau daran erinnern, weshalb. War es der weite Fussmarsch mit den Kühen nach Mombasa, oder wollten wir unser Fahrzeug nicht hergeben? Ist ja eigentlich egal. Hauptsache, unsere Schlange lebt noch.



Massai-Kühe


Unsere Schlange

Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
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22 Jun 2016 17:10 #435281
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Super Geschichte, Erika!

Ich besorge mir jetzt auch eine Gummischlange....
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22 Jun 2016 17:20 #435284
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Trotz Schlangenphobie werde ich die Anschaffung einer artverwandten Schlange in Erwägung ziehen. :P
LG
Elsi
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22 Jun 2016 17:53 #435286
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Tadi schrieb:
Herrliche Bilder :)
Unser neues Startup: Innovative WEG-Hausverwaltung und Nebenkostenabrechnung online erstellen
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05 Jul 2016 13:16 #436646
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Schubs….zur Überbrückung des Sommerloches…
in die Kategorien „lustig und kurios“ fällt die Geschichte nicht, ob gefährlich weiß ich nicht, gefürchtet habe ich mich aber sehr. Die Vorgeschichte ist länger als die Beschreibung des Vorfalls.

Anfangs der 60er Jahre war ich ein paar Monate in der Türkei. In Ankara habe ich erfahren, dass in der Nähe ein riesiges, von der Penn Uni bearbeitetes, phrygisches Grabhügelfeld liegt, wo erst vor ein paar Jahren (vermutlich) der Tumulus des Königs Midas entdeckt wurde….das musste ich sehen. Anatolien war damals so dünn besiedelt wie Namibia und Infrastruktur für derartiges sightseeing gab es nicht. Der Platz (Gordion) liegt aber relativ nahe an einer Hauptstraße und bis zur Abzweigung kam ich mit Dolmus, dann bin ich nach einiger Wartezeit auf einen lift marschiert. Schließlich hatte ich das unwahrscheinliche Glück dem örtlichen Großgrundbesitzer über dem Weg zu laufen, der im alten US-Army Jeep seine Latifundien inspizierte, sich unheimlich über mein Vorhaben wunderte und amüsierte und mich dann die ca. 10 km zu der Ausgrabung fuhr. Neben einem großen Tumulus gab es einen kleinen eingezäunten Barackenkomplex, alles erschien aber verlassen. Ich habe mir daher zunächst die offenen antiken Ruinenfelder angeschaut und dann versucht beim Campbrunnen Wasser zu schöpfen. Schließlich kam dann doch ein amerikanischer Archäologe, völlig verdutzt über einen europäischen Besucher und sagte mir ziemlich barsch, dass das alles Privatgrund und nicht öffentlich sei. Schließlich war er aber doch beeindruckt von meinem Interesse, nahm sich Zeit, hat mir viel erklärt und gezeigt und mich zur Krönung durch einen Tunnel in den Midas-Grabhügel geführt. Die eigentliche Grabkammer ist eine Tragkonstruktion aus Holzstämmen, 2800 Jahre alt und in phantastischem Zustand….ein tolles Erlebnis, nur wenige „normale“ Touristen hatten das damals gesehen, ich war überglücklich.

Am späten Nachmittag habe ich mich dann auf den Rückmarsch zur Hauptstraße gemacht, der teilweise durch abgeerntete Felder führte. Am Land hatte ich zuvor schon öfters anatolische Hirtenhunde gesehen, recht massige Tiere, die auch völlig unbeaufsichtigt „wild“ am und vom Land leben…wilde Gesellen. Zuerst sah ich nur einen in ziemlicher Entfernung, habe mir nichts dabei gedacht und bin weiter marschiert. Dann waren es zwei und dann fünf, die alle auf mich zukamen, sich auf der Straße vor mir niederließen und meine Marschrichtung blockierten…da habe ich mich schon etwas gefürchtet und ein paar Steine aufgeklaubt und bin nur langsam weiter gegangen. Bei ca. 10 Meter Abstand haben sie einen großen Kreis um mich formiert und diesen enger gemacht, wenn ich ein paar Schritte weiter machte… da habe ich mich schon sehr gefürchtet. Direkt aggressiv waren sie nicht, aber sie hatten mich fixiert. Einen Stein zu werfen wagte ich nicht, weil ich Angst hatte eine Aggression auszulösen. Es folgten ein paar endlose Minuten und auf einmal hörte und sah ich einen Traktor auf einem entfernten Feld, den rief und winkte ich an, er bemerkte mich schließlich, schwenkte in meine Richtung. Als er nahe dran war gingen die Hunde auseinander und der Fahrer nahm mich auf. Was für eine Erleichterung…ob und wie gefährlich das war, weiß ich nicht, jedenfalls schaute der Bauer sorgenvoll drein und erklärte mir mit Gesten, dass man von diesen Hunden besser fernbleiben sollte. Bei weiteren Besichtigungen historischer Stätten am Land, wo man damals meistens völlig alleine war, hatte ich fortan Muffengang.
Grüße
Letzte Änderung: 06 Jul 2016 09:18 von leser.
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