Ngezi Recreation Area
Zuerst führt uns unsere Fahrt nach Osten, bevor sich die Straße weiter nach Norden wendet.
Im Nieselgrau plötzlich ein Schild: baden und fischen verboten, Lebensgefahr!,
nachhaltig untermauert mit drei Totenkopfsymbolen.
Wo sind wir hier hingeraten?
Wir passieren eine Art Teich mit schwefelig stinkender Brühe. Beidseits der roten Sandstraße,
Geröllhaufen soweit das Auge reicht. Hier wächst kaum mehr etwas. Dann taucht, etwas abseits,
eine technische Anlage aus der öden Landschaft. Ein weiteres Schild enthüllt: African Chrome Fields,
no entry. Nun ist es klar, hier wird Chromit abgebaut. Um daraus Chrommetall zu gewinnen,
ist eine der Möglichkeiten eine elektrolytische Reduktion in Schwefelsäure.
Die kurze Recherche ergibt, African Chrome Fields ist eine Sparte der Moti-Gruppe.
Der Eigentümer, Zunaid Moti, umgibt sich gerne mit Luxusschlitten, und, wen wundert’s,
mit chinesischen Investoren. Da wird wohl bei der Umweltverträglichkeitsprüfung,
so es eine gegeben hat, die Umwelt nicht so wichtig gewesen sein…
Die Baracken der Arbeiter wirken desolat und verdreckt. Jene, die offenbar nicht im Dienst sind,
versuchen unter einem großen Baum etwas Schutz vor dem Regen zu finden;
trotzdem winken sie uns freundlich zu.
Noch eine ganze Weile durchfahren wir dieses öde Gebiet, bevor wir den Fluss Munyati überqueren.
Vanessa, die feundliche ZIMParks-Angestellte, und Wächterin über das gate der Ngezi RA,
meint auf meine vorsichtige Nachfrage über den Zustand der campsite, sie wäre „not standard“.
Wieder behalten wir uns vor, zuerst zu besichtigen, dann zu entscheiden und zu bezahlen.
Großartig, meint Vanessa.
Wir fahren also weiter zu not standard, und halten zuerst bei den sanitären Anlagen.
Also wo sie recht hat, die Vanessa!...
Schlimmer geht’s nimmer, würde das was wir hier zu sehen bekommen, treffend beschreiben.
Überall Fledermauskot, Leitungen defekt oder nicht vorhanden. Dass es kein Wasser gibt,
soll nicht unerwähnt bleiben.
Die Lage der campsite ist wunderschön, auf einer Halbinsel im Ngezi Damm.
Bei näherer Inspektion kommen wir zu dem Schluss, hier muss früher ordentlich was los gewesen sein; heute wirkt es eher skurril. Campsite 12 grenzt direkt an eine große, überdachte Lapa,
in der ein Billardtisch steht und ein Dartboard an einem Stützpfeiler hängt. Kugeln oder Pfeile gibt es nicht.
Reste der elektrischen Verkabelung, führen zu alten Steckdosen, Lautsprechern, und Lampensockeln.
Aus einer Ecke beäugt uns ein verstaubter Gnukopf, in der anderen Ecke hat der Zahn der Zeit an einem weiteren genagt,
und ihn zu Boden stürzen lassen.
Eine riesige Verpackungsschachtel aus Karton eines Klimagerätes,
und einige hölzerne Bank-Tisch-Kombis, vervollständigen das Inventar der Lapa.
Auch sonst ist auf der Halbinsel so einiges zu entdecken;
unter anderem finden wir die Müllhalde, und einen Flusspferdschädel.
Als praktisch denkende Camper beschließen wir trotzdem zu bleiben,
denn zumindest bietet die Lapa ausreichend Schutz gegen Regen.
Vanessa ist hocherfreut über unsere Entscheidung,
und verspricht Abhilfe im Sanitärhäuschen zu schaffen.
Am Abend als wir in einer der verrosteten Grilltonnen unser Essen zubereiten,
schaut Vanessa vorbei. Sie hätte „the problem fixed“, verkündet sie strahlend.
Wir bedanken uns höflich, dass sie ihre Freizeit für uns opfert, und hoffen auf eine fledermauskotfreie Dusche,
die Wasser führt am nächsten Morgen.
Nun, da haben wir die Rechnung ohne Vanessa gemacht! Mit Wasser (woher?) randvoll gefüllte Plastiktonnen machen den Weg zur Dusche zum Hürdenlauf, den wir erfolgreich meistern um dann festzustellen, Wasser aus der Leitung gibt’s immer noch nicht, und der viele Fledermauskot ist auch noch dort wo er war. Wir verzichten auf’s Duschen und drehen noch eine Runde im Erholungsgebiet.
Ein Blick ans andere Ufer zeigt ein weißes Etwas. Ein weiterer Blick durchs Fernglas offenbart,
eines dieser hässlichen igluförmigen Luftzelte auf einer Holzplattform.
Neugierig wie wir sind, fahren wir dort natürlich hin. Wir steigen aus, und staunen nicht schlecht,
als wir das, mit elekronischem Türschließsystem gesicherte, und sonst mit dicken Vorhängen gegen Blicke von außen geschützte Zelt umrunden. Ein Arbeiter erscheint, der uns wissen lässt,
dass der Iglu privat, und nicht als Unterkunft zu buchen wäre.
Haben wir uns fast gedacht, nicht aber, dass es irgendjemandem erlaubt wäre, so ein weißes, hässliches Ding,
mitten in einem Landschaftsschutzgebiet zu errichten!
Gruß Gina