Hallo zusammen,
ich habe eben einen mehr oder weniger kurzen Bericht über unsere einmonatige Reise durch Namibia und Botswana hier im Forum erstellt - möchte aber eine Sache nochmal gesondert berichten: unsere Erfahrungen auf der Reise mit einem Suzuki Jimny.
Hintergrund: es gibt da ja hier im Forum sehr verschiedene Meinungen zu dem Auto und als ich unsere Reisepläne vorgestellt hatte, da gab es doch teilweise erhebliche Bedenken/Gegenwind mit Blick auf den Wagen.
Vermieter
Wir haben bei Namibia2Go gemietet. Das war alles sehr unkompliziert, einfach und wir hatten keine Probleme mit dem Vermieter.
Preis
Für einen Monat haben wir rund 2.000 Euro bezahlt. Das war ungefähr die Hälfte dessen, was die "nächste Klasse" gekostet hätte. Also nicht nur bei Namibia2Go, sondern auch bei allen anderen, die für unsere Reisezeit noch Verfügbarkeiten hatten.
Reisezeit
Ein Monat im September/Oktober 2022.
Route
In aller Kürze: Windhuk - Maun - Khwai (Moremi Game Reserve) - Maun - Gweta (Nxai Pan+Makgadikgadi Pans) - Kasane (Chobe+Victoriafälle) - Kongola (Mudumu+Kwando Core) - Divundu (Buffalo+Mahango Core) - Otjiwarongo (Waterberg, Vingerclip) - Etosha - Palmwag - Brandberg - Spitzkoppe - Swakopmund - Sossusvlei - Windhuk.
Warum der Jimny?
Wir wollten unbedingt so viel wie möglich selbst fahren. Deshalb musste es auf jeden Fall ein 4x4 Wagen sein. Außerdem wollten wir nicht zelten, sondern in einfachen Lodges unterkommen (alle vorgebucht). Entsprechend brauchten wir keinen Wagen mit Dachzelt o.Ä.
Der Jimny hat wie gesagt ungefähr die Hälfte der nächsten Klasse gekostet, faktisch war der Preisunterschied eher 1.900 zu ab 4.500 Euro für den Monat.
Ausstattung
Automatik.
Wir haben um die größtmöglichen Reifen gebeten. Angeblich waren die drauf. Ich persönlich würde sagen: es waren die gleichen Reifen wie alle anderen auch (also bei den Jimnys).
Wir hatten zwei Ersatzreifen und zwei Benzinkanister a 20l dabei.
Die Rückbank kann man komplett umklappen und hat dann hinten für zwei Personen mehr als genug Platz für Gepäck.
Auf keinen Fall will man dieses Auto mit mehr als zwei Personen fahren!
Klimaanlage ist bei 40 Grad gerade so noch stark genug.
Ansonsten ist das Auto absolut intakt, relativ neu und völlig ausreichend ausgestattet (z.B. Bluetooth, USB-Anschluss und sowas) gewesen. Man kann auch eine Kühlbox im Kofferraum anschließen.
Ersttäter
Wichtig zu wissen: wir waren zwar mal in Südafrika und in Marokko, aber sonst noch nicht vergleichbar in Afrika. Wir hatten auch noch keine wirklichen Offroad-Erfahrungen (außer in Costa Rica auch ein Monat 4x4, aber das ist überhaupt nicht vergleichbar).
Warnungen vorab
Wir wurden teilweise richtig rabiat davor gewarnt, mit dem Wagen zu fahren. Deshalb waren wir echt verunsichert und sehr gespannt, wie das dann so wird in der Realität.
Erfahrungen in Kurzfassung
Sehr gut! Wir waren wirklich extrem zufrieden und können ihn eigentlich in jeglicher Hinsicht empfehlen.
Erfahrungen in Langfassung
Teer
Sehr gut bis ca. 100 kmh (also ich rede jetzt von echten kmh, die Navi/GPS angezeigt haben und nicht der Tacho vom Auto. Da waren es ungefähr 5-10 mehr als ich jetzt angebe).
Wir konnten auch 120 fahren, aber da wurde er deutlich unruhiger.
Schotter
Auf sehr gutem Schotter im Prinzip genauso wie auf Teer.
Wir sind aber maximal 80 gefahren, da das laut Mietvertrag auch die Höchstgeschwindigkeit auf Schotter für den Wagen ist.
Mit 80 haben wir uns wohl gefühlt und hatten keine Probleme.
Was wirklich keinen Spaß gemacht hat: richtig heftige Buckelpisten. Hier denke ich schon, dass die kleineren Reifen im Nachteil sind.
Aber ehrlicherweise haben wir auch genug "große" Autos gesehen bzw. mit den Fahrern gesprochen und das klang nicht zwingend nach mehr Spaß bzw. sah nicht nach mehr Spaß aus.
Was ich aber schon sagen kann: wo wir auf schlechtem Schotter 60 gefahren sind, sind andere noch mit 80 an uns vorbei, wo wir nur noch 40 fuhren, sind andere mit 60 an uns vorbei... also ich behaupte mal: man ist mit dem Jimny im Schnitt auf jeden Fall 20 kmh langsamer unterwegs als die "großen" Autos. Aus Komfort- und aus Sicherheitsgründen!
Offroad
Hier spielt der Jimny seine Stärken so richtig aus. Wir sind wirklich alle Parks komplett selbst gefahren: Moremi, Nxai Pan, Makgadikgadi Pans, Chobe, alle Parks im Caprivi/Sambesi-Region, Etosha, Palmwag... bis zur (weil es am Ende der Reise war) dann schon fast "süßen" Sandstrecke vorm Sossusvlei.
Der Jimny kann richtig "klettern" (z.B. im Palmwag), Tiefsand scheint er zu lieben (da hatten wir echt so krass Respekt vor...). Wir hatten gerade beim Sand selbst an Stellen wo andere ordentlich verzweifelt sind keine Probleme. Bis auf zwei Stellen konnten wir auch immer in der 4x4 H-Variante bleiben und mussten noch nicht in "low" stellen.
Bodenfreiheit
Der Jimny ist nicht so hoch wie andere große Fahrzeuge, aber die Bodenfreiheit ist echt erstaunlich ähnlich bzw. erstaunlich hoch. Auf jeden Fall ausreichend hoch, um in den normalen Spuren fahren zu können.
Spurbreite
Das war eher manchmal ein Problem, dass wir nicht so breit wie fast alle anderen Autos waren. Aber Problem ist eigentlich zu viel gesagt, wirklich gestört hat es nicht.
Wasserdurchfahrten
Wir haben vorher beschlossen: machen wir nicht. Einfach weil wir keine Erfahrungen damit haben.
Es hat sich dann gezeigt: mussten wir auch nicht. Es gab nur im Moremi überhaupt die "Versuchung". Man konnte aber fast überall außenrum trocken fahren oder wir haben halt dann diese kleineren Bereiche nicht befahren.
Matsch haben wir (natürlich) erst recht ausgelassen!
Aber unabhängig von unserer Entscheidung: ganz ehrlich, dafür ist der Jimny überhaupt nicht geeignet! Also für Wasser. Er ist dafür dann insgesamt zu niedrig, viel zu leicht, auch technisch gar nicht darauf eingestellt (Stichwort Luftansauger oder wie das heißt

).
Ich würde ganz massiv davon abraten Wasserdurchfahrten mit dem Jimny zu machen, die entweder unbekannte Tiefe haben oder höher als 2/3 des Reifens sind... ist jetzt aber ohne Erfahrung gesagt.
Benzin
Das ist ein kleines Problem. Denn der Tank fasst nur 40-45l. Ja, der Jimny verbraucht natürlich auch weniger, aber dennoch: das reicht, wenn man von Lodge zu Lodge fährt, mehr aber nicht. Wir hatten 2 20l Kanister dabei und selbst damit wurde es zweimal schon eng. Das Selbstfahren, gerade im Tiefsand, das kann einen manchmal überraschend viel Benzin kosten.
Dabei noch besondere Hinweise:
- Es ist zwar toll, Benzin dabei zu haben. Aber wenn man das den ganzen Tag auf dem Dach rumfährt, dann hilft einem das auch nur bedingt, wenn der Tank am Tag leer wird. Es ist einfach sau heiß und beim Aufmachen schießt einem ne Fontäne Benzin entgegen...
- Außerdem ist es toll, wenn der Vermieter dir Kanister gibt, nicht so toll, wenn man nix zum Einfüllen hat. Wir mussten bei Lodges immer nach einem Schlauch fragen zum Umfüllen

Verbrauch: mind. 10l auf 100 (Teer/guter Schotter). Wir konnten mit einem Tank (40-45l) realistisch 300km fahren.
Kleine Thesen
Wir haben so ein paar Thesen aufgestellt:
- Automatik ist echt goldwert gewesen. Einige (in "großen" Wagen), die stecken geblieben sind, meinten, dass es beim Schalten passiert ist. Sowas konnte uns einfach nicht passieren.
- Der Jimny ist echt leicht. Vielleicht ist das von Vorteil bei Tiefsand? Aber eben auch von Nachteil bei richtig Wellblech.
- Wir hatten keine Erfahrung, vielleicht war das auch von Vorteil. Ehrlicherweise ist meine Frau komplett gefahren und ich war nur Beifahrer/Navigator, also aller "Ruhm" gebührt wenn dann ihr

Wir haben ja gesehen, wie manch anderer gefahren ist... holla! Da wundert uns nicht, dass solche Fahrstile zu Unfällen (und vielleicht auch zum Stecken bleiben?) führen. Meine Frau war wirklich sehr umsichtig unterwegs (ich hätte das nie so gut hinbekommen, deshalb habe ich sie dann lieber einfach komplett machen lassen

). Also die These lautet: es ist bestimmt auch ein wenig vom Fahrstil abhängig.
- Glück! Ganz ehrlich, das gehört natürlich auch einfach dazu. Wir hatten z.B. auch in dem ganzen Monat keine Reifenpanne. Was vielleicht auch daran liegt, dass wir eben eher 80 gefahren sind, wo andere 100 fuhren etc. - aber es ist natürlich auch einfach Glück.
- Und auch ggf. wichtig: keine Reifendruck-Experimente! Wir mussten unterschreiben, dass wir durchgängig mit 1,4 auf den Reifen fahren. Ich hatte vorher (auch hier im Forum, in Blogs, Reiseführern) alles Mögliche gelesen (2,2 Teer, 1,8 Schotter, 1,0 Sand oder sowas...). Naja, wir sind einfach immer mit 1,4 gefahren und haben es immer beim Tanken kontrollieren lassen.
Erstaunlicherweise ist uns das dann aber häufiger begegnet (auch bei den "großen" Autos).
Fazit
Wer schon so einen "großen" Wagen gefahren ist und dann genauso mit dem Jimny fährt: sicherlich keine gute Idee. Da kann ich mir gut vorstellen, dass Unfälle passieren. Wer aber eben etwas entspannter unterwegs ist (also nicht falsch verstehen, wir haben auch große Wagen überholt auf so mancher Schotterstrecke, weil die einfach krass geschlichen sind - es ist am Ende sicherlich auch immer Fahrstil und persönliches Sicherheitsempfinden), der kommt mit dem Jimny ganz hervorragend durch Namibia und Botswana!
Ganz besonders können wir den Wagen für alle empfehlen, die die Nationalparks selbst befahren worden, insbesondere in Botswana/Caprivi oder "schwierigere" Parks wie Palmwag.
Allerdings: ich glaube nicht, dass es einen Grund gibt, warum man den Jimny nehmen sollte, wenn man sich auch einen der "großen" Wagen leisten kann/will. Die meisten die Parks ja auch offensichtlich alle (wobei die Spitze erlaubt sein muss: davon haben wir doch immer wieder welche mit Pannen und Steckenbleiben gesehen/erzählt bekommen

) und es ist mit Sicherheit alles in allem mehr Komfort als im Jimny!
Aber für alle, die an anderer Stelle regelrecht Horrorgeschichten über den Jimny hören - wir können da eine (natürlich persönliche und subjektive) gute Erfahrung gegenstellen
Bei Rückfragen etc.: gerne melden!