Hallo,
nach der Lektüre von „Verschollen im Land der Ahnengeister“ möchte ich Euch kurz meine Eindrücke schildern, wie es zu der lebensbedrohenden Lage des Autors und seiner Mitreisenden kam.
1. Sie kamen erst am späten Nachmittag in Twyfelfontein an, gerade noch rechtzeitig um an der letzten Führung zu den Felszeichnungen teilnehmen zu können. Schon da war abzusehen, dass sie wohl kaum vor Einbruch der Dunkelheit die Unterkunft in Uis erreichen werden. Dennoch wollten sie nicht die Hauptstrecke über Khorixas sondern wegen der schöneren Landschaft die von der Reiseagentur empfohlene! Route über die D2612 fahren. Es wurde dann auch sehr schnell dunkel, und das Schicksal nahm seinen Lauf.
2. Der Getränkevorrat für 4 Personen bestand aus insgesamt nur 2 Liter Wasser. Außer ein paar Süßigkeiten war nichts zum Essen mit dabei. Obwohl später eine Wasserstelle gefunden wurde, nahm man nur eine viel zu kleine Menge Wasser mit, im guten Glauben schon in wenigen Stunden wieder in Twyfelfontein zu sein.
3. Die mitgeführte Karte war für den Fall, dass man sich auf einer Nebenstraße mal verfährt nicht geeignet und GPS hatten sie auch nicht. Hätten sie für ihre Route ja auch nicht gebraucht, wenn sie sich nicht verfahren hätten. Doch schon eine vernünftige Karte hätte zusammen mit dem Kompaß gereicht um den richtigen Weg zu finden.
4. Nun kam der verhängnisvollste Fehler: obwohl inzwischen klar wurde, dass sie von der richtigen Pad abgekommen waren, wurde in der Dunkelheit weitergefahren. Am nächsten Tag war die Orientierung dann vollends verloren und auch der Versuch dieselbe Strecke wieder zurückzufahren ist gescheitert, da sie bei Nacht ja nicht gesehen hatten, wo sie langgefahren waren.
5. Befanden sie sich nun unbeabsichtigt in einem Gebiet für das der Condor absolut nicht mehr geeignet war. Auch die in Twyfelfontein noch halbvolle Tankfüllung hätte nicht mehr ausgereicht, um nach den ganzen Offroad-Irrfahrten auf die nächste Hauptverkehrsstraße zu gelangen.
6. Die Verkettung der Punkte 1-5 führte schließlich in eine lebensgefährliche Situation, aus der sich die Gruppe mit eigenen Kräften nicht mehr hätte befreien können. Nach 3 Nächten in der Wildnis, ohne Nahrung und viel zu wenig Wasser, kam die Rettung durch aufmerksame Touristen, die zufällig auf die Spur des Condors gestoßen waren, gerade noch rechtzeitig.
Hoffentlich fühlt sich durch diesen Beitrag nun niemand in Angst und Schrecken versetzt, und verzichtet nun auf das Befahren von landschaftlich oftmals sehr schönen D-Straßen, oder gar überhaupt auf eine Namibiareise. Das ist nun wirklich ganz und gar nicht meine Absicht.
Namibia ist ein wunderbares Land und auch für Afrikaeinsteiger sehr gut alleine zu bereisen.
Aber es ist nun mal auch nicht mit einer Reise an den Gardasee zu vergleichen. Daher sind einige Vorsichtsmaßnahmen unverzichtbar und können hier nicht oft genug wiederholt werden:
Wasservorräte für mindestens 1-2 Tage zusätzlich zur Tagesration, an jeder Tankstelle auftanken, Notration an Nahrungsmitteln mitführen, gutes Kartenmaterial und Reiseführer, Tagesetappen so planen, dass man vor Dunkelheit das Ziel erreicht, während der Regenzeit sich vor Ort über den aktuellen Streckenzustand erkundigen, regelmäßiger Kontakt zu Freunden oder Verwandten die den Reiseplan kennen.
...und sich vorher auch schon über die geplante Route informieren, mittels Reiseführer und hier im Forum:)
LG
AfricanDreams