Moin zusammen,
zunächst einmal ist zu sagen, dass die Landreform mitnichten rückgängig gemacht wird. Im Gegenteil werden zurzeit in vielen Gebieten Zimbabwes die letzten verbliebenen Farmen von ZANU-PF-Offiziellen übernommen. Worauf sich Joeheinz wahrscheinlich bezieht, ist die Ankündigung von 99-Jahre-Pachtverträgen. Alle, die sich daraufhin um solche Pachtverträge bemühten, waren bisher erfolglos.
Aussagen zu Regierungsvorhaben kann man kaum im ersten Ansatz für voll nehmen, da erst abzuwarten bleibt, ob die Aussagen vielleicht einem politisch Stärkeren nicht so ganz passen, denn dann kommt ganz schnell das Gegenteil dabei heraus. Es sieht so aus, als sei der Nachfolgekampf fast schon ausgerufen. Die einzelnen ZANU-PF-Parteigranden bringen sich jedenfalls bereits in Stellung.
Wirtschaftlich ist das Land komplett ruiniert. Bei einer offiziellen Inflationsrate von knapp 1.200 % ist das produzierende Gewerbe nahezu in allen Bereichen zu einem kompletten Stillstand gekommen. Für die höchste nominelle Banknote von 100.000 Zim$ bekommt man keinen Laib Brot. Das in Massen gedruckte Geld wird nur noch einseitig bedruckt, weil Farbe und Papier sonst mehr kosteten, als der aufgedruckte Betrag.
Das Bildungs- und Gesundheitswesen ist zerstört, die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen liegt bei 38 Jahren gegenüber knapp 60 Jahren in den 80er-Jahren. Geschätzte drei Millionen Zimbabwer leben außerhalb des Landes, ein Großteil davon in Südafrika und Botswana, dabei die dortige Arbeitsmarktsituation verschlechternd.
Ebenfalls nimmt in den Grenzgebieten Zimbabwes zu den beiden genannten Ländern die Kriminalität durch gut organisierte und bewaffnete Banden zu, deren Ursprung nicht wenige im zimbabwischen Sicherheitsapparat sehen, da Mugabe kaum noch Mittel hat, Militär, Geheimdienst und Polizei ruhig zu stellen.
Ohne die Lieferung von Strom und Sprit auf Kredit durch Südafrika, mit dem es auch auf der Geheimdienstebene eine enge Zusammenarbeit gibt, wäre das Regime nicht überlebensfähig.
Nun mag ein jeder für sich selbst entscheiden, ob hunderttausende Hungernde, ein Sicherheitsapparat, der nicht mehr ausreichend bezahlt wird und sich zunehmend andere Einnahmen erschließen muss, erratische Treibstoffversorgung und ein zusätzlicher Koffer für die lokale Währung vielleicht nicht gerade ein Traumziel des Tourismus beschreiben.
Gruß, Michael
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