Moin zusammen,
heute einmal keine verlinkten Informationen, sondern der Versuch, den immer wieder einmal hoch kochenden Konflikt zwischen - tja, wie soll ich die Gruppen jetzt nennen? Konservative Afrikaskeptiker und liberale Gutmenschen? – verschiedenen grundsätzlichen Einstellungen von Forikern auf den Grund zu gehen. Dies, natürlich, aus der Sicht eines konservativen Afrikaskeptikers.
Zunächst muss man sich, egal, welcher „Denkschule“ man sich zurechnen mag, mit dem Thema vertraut machen. Gerade zum Theme „Südafrika“ und „Kolonialismus im Süden Afrikas“ muss man entsprechend weit in der Geschichte zurückgehen. Ohne vertiefte Geschichtskenntnisse wird man (auch bei anderen politisch-gesellschaftlichen Themen) nur zu sachlich oder zeitlich eingeschränkten Teilthemen etwas sagen können.
Dieses notwendige Wissen ist meiner Erfahrung nach nicht oder zumindest nicht ausschließlich, durch Sprechen mit Beteiligten –wie immer die auch ausgewählt sein mögen – oder dem Folgen von Diskussionen Anderer zu erwerben. Man muss sich da schon ein wenig mit passender Literatur vertraut machen.
Ein guter Einstieg in die Geschichte Südafrikas ist das nachstehende Buch, welches leider nur noch antiquarisch erhältlich ist:
http://www.amazon.com/Mind-South-Africa-Allister-Sparks/dp/0345371194
Das ist Allister Sparks:
http://en.wikipedia.org/wiki/Allister_Sparks
Die Rand Daily Mail war ein, im Rahmen der damals gegebenen Möglichkeiten, äußerst apartheid-kritisches Blatt, welches im Wesentlich wohl deshalb wirtschaftlich eingegangen ist, weil die Leser nicht immer vorgehalten bekommen wollten, was Apartheid wirklich bedeutete.
Wenn man dies nicht tut und nur nach dem selbst Erlebten oder der bewusst miterlebten Berichterstattung eines kurzen Zeitraumes urteilt, wird man zu kurz springen.
Nur wenn man weiß, dass die weiße Besiedelung des Kaps und die Einwanderung schwarzer Völker aus Zentralafrika in das heutige Staatsgebiet Südafrikas entlang der Küste des Indischen Ozeans zur gleichen Zeit erfolgten und die ersten Zusammenstöße dieser beiden Gruppen erst 120 Jahre später am Großen Fischfluß (dem in Südafrika) stattfanden, kann man verstehen, dass die Behauptung, die Weißen hätten den Schwarzen das Kap gestohlen, historische Unsinn ist.
Beide Gruppen wiederum, waren gleichermaßen erfolgreich darin, die eigentlichen Besitzer des Landes, die San, zu verdrängen und auch zu töten.
Nur wenn man weiß, dass 1913 der Anteil des Landes, in dem Schwarze Land besitzen durften, auf unter 10% (1936 auf ca. 14% erhöht) festgelegt worden war und während der späteren eigentlichen Apartheid aus vielen ihrer ländlichen und urbanen Siedlungsgebiete gewaltsam vertrieben wurden, wird man die Obsession hinsichtlich der Landfrage verstehen.
Es seien dies nur zwei Beispiele für den Einfluss des Wissens auf mögliche Argumentationslinien in einer Diskussion. Problematisch wird es nun dann, wenn man anfängt, auf einer unterschiedlich ausgeprägten Kenntnisbasis diskutieren zu wollen und dies noch dazu in einem Medium, in welchem eher kurze Texte goutiert werden.
(Teilweise) IRONIE EIN
Weswegen es aus meiner Sicht immer wieder zu Konflikten Konservativer Afrikaskeptiker (KA) mit den „Haltet-die-Rassisten!“-Rufern (HdRR) kommt, ist deren Überzeugung historisch gesehen auf der Seite der Guten zu stehen. Hierbei verkennen sie zunächst, dass es im Leben äußerst selten Schwarz oder Weiß in seiner Reinform gibt, sondern in der Regel eine mehr oder weniger große Variation verschiedener Grautöne gibt.
Die exponiertesten Vertreter der HdRR in diesem Forum betrachten nun jedwede Kritik an den Regierungen Afrikas, aber auch dem Verhalten seiner Menschen als Rassismus. Dies insbesondere dann, wenn dies mit Informationen gekoppelt ist, die diese Meinung stützen. Verknüpft wird diese Haltung mit dem unerschütterlichen Wissen, dass es Rassismus nur in der Ausprägung Weiß gegen Schwarz geben
kann, niemals umgekehrt.
HdRR sind tolerant, sehr tolerant. Dies insbesondere dann, wenn man ihre Meinung teilt. Teilt man sie nicht, so sollte man aber auf gar keinen Fall über eine Einerseits/andererseits-Bewertung hinaus gehen, weil dies in ihren Augen unzweifelhaft eine Frühform rassistischen Gedankengutes darstellt.
Problematisch ist es nun, dass die Argumentation der KA sich zunehmend als zutreffend erweist. Hoffnungsvoll gestartete Threads, wie z.B der über das Gute in Afrika, verbleiben in einem anämischen Zustand. Die verlinkten unzweifelhaften Informationen kann ein HdRR nicht widerlegen, denn die in den Artikeln genannten Ereignisse haben sich tatsächlich ereignet. Dies trotz des intensiven Wünschens der HdRR, dass dies nicht so sein möge. Und genau dies ist ihr Dilemma!
IRONIE AUS
Ich führe die häufig zu bemerkende Schärfe in der Auseinandersetzung hier im Forum darauf zurück, dass es für alle zunehmend sichtbar wird, dass sich auch Südafrika und Namibia den Zuständen im Rest des Kontinents annähern. Hier kommt es für liberale Gutmenschen nun zu folgendem Problem:
Der Verstand erkennt, dass die eigene Position schwächer wird, aber der Bauch darf das nicht anerkennen.
Deshalb die wütenden Antworten, die eigentlich niemals auf die Argumentation und die Informationen in den verlinkten Artikeln eingehen, sondern durch schiere Behauptungen auf der emotionalen Ebene zu punkten versuchen. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist in meinen Augen die Reaktion auf einen verlinkten Artikel der britischen Daily Mail, die zeigten, dass der Poster weder den Artikel noch die Bildunterschrift des von ihm als „witzig“ bezeichneten Bildes gelesen und verstanden haben kann.
Die Situation ist für den liberalen Gutmenschen aber auch fatal.
Wenn er nämlich anfängt, anzuerkennen, dass auch die letzten, bisher verschont gebliebenen, afrikanischen Staaten von ihren Regierungen zurzeit in Grund und Boden gefahren werden, dann kommt die Frage nach dem „Warum?“ definitiv auf den Tisch. Fast 20 bzw. 15 Jahre nach der Übernahme der Regierungsverantwortung durch SWAPO und ANC weiterhin von der „weißen Schuld“ reden zu wollen, ist nun wirklich sehr weit hergeholt, insbesondere im Fall Namibias mit seiner großen Unterstützung durch die skandinavischen Länder und die Bundesrepublik.
Wenn also die „weiße Schuld“ nicht mehr als letzte argumentative Zuflucht taugt, muss man andere Möglichkeiten hinzuziehen. Wenn man dann in Erwägung zieht, dass auch der Großteil der asiatischen Länder von europäischen Mächten beherrscht worden war, wird es ganz problematisch.
Da erscheint der Versuch, die konservativen Afrikaskeptiker aus dem Forum herauszuhalten, doch einfacher.
Gruß, Michael