Natürlich ist der erste Teil des Titels unseres Reiseberichts leicht übertrieben. Wir sollten weder körperliche Schäden davontragen, noch sollte unser Leben zu irgendeiner Zeit in Gefahr sei. Mit etwas Abstand lassen sich die Erlebnisse auch dahingehend relativieren, dass wir sagen, es gibt Schlimmeres im Leben, aber das war unsere bisher unschönste Reise, trotz einiger fantastischer Naturerlebnisse und toller Begegnungen mit wunderbaren Menschen.
Zum 17. Mal heißt das Ziel Afrika. Die Augrabisfalls, der Richtersveld und der KTP soll die Ziele sei.
Schon am Flughafen in Frankfurt haben wir den Eindruck, bei Chaostours gebucht zu haben. Völlig überforderte Fraport-Mitarbeiter und Lufthansa-Beschäftigte machen aus dem Chaos ein riesiges Chaos. Man kann den Eindruck gewinnen, der Schnee Mitte Dezember sei so plötzlich und unerwartet über uns gekommen, wie eine Überschwemmung in der Sahara. Dabei schneit es seit Tagen und für Dezember auch gar nicht so ungewöhnlich viel, dass man eigentlich davon ausgehen kann, die „Profis“ der beiden Weltunternehmen Lufthansa und Fraport haben die Sache einigermaßen im Griff. Wie man sich doch täuschen kann. Für die kürzere der beiden Monsterschlangen am Check-In werden vier bis fünf Stunden Wartezeit prognostiziert. Unser Flug wäre weg. Was tun?
Wir entdecken einen Lufthansa-Schalter mit der Anschrift „Sperrgepäck“ und einer jungen Frau, die an ihrem Computer tippt. Von Schlange keine Spur. Ein Versuch kostet nichts. Unsere vorsichtige Frage, ob wir denn unser Gepäck für Johannesburg auch bei ihr loswerden könnten, beantwortet die Dame mit einem kurzen „klar, haben Sie schon eingecheckt?“. „Klar, im Internet“, antworte ich und kann mein Glück kaum fassen. In Nullkommanichts haben unsere drei Koffer Gepäckanhänger und sind auf dem Transportband verschwunden.
Unser Flug soll um 22.40 Uhr nach Johannesburg starten - mit dem neuen Supervogel A380. Wir haben noch reichlich Zeit, entschliesen uns, eine Kleinigkeit zu essen und gehen schließlich durch die Sicherheitskontrolle zum Gate. Alles läuft wie geschmiert. Wir steigen pünktlich ein, haben ordentliche Plätze und freuen uns auf einen entspannten Flug.
Nach etwa einer Stunde kommt dann die Durchsage, dass die Beleuchtung am Notausgang nicht funktioniert und deswegen ein „Reset“ gemacht werden müsse. Das solle 20 Minuten dauern. Nach einer halben Stunde wird dann das zweite „20-Minuten-Reset“ angekündigt, nach einer weiteren halben Stunde das dritte „20-Minuten-Reset“. Wir wissen jetzt: Bei der Lufthansa dauern zwanzig Minuten eine halbe Stunde. Schließlich soll ein Computer ausgetauscht werden. Nach drei oder vier Stunden müssen wir das Flugzeug verlassen. Im Warteraum des Terminals wird mitgeteilt, dass die Arbeitszeit der Cockpit-Crew überschritten würde, würde der Flug jetzt noch gestartet, Ersatz sei nicht verfügbar.
Die neue Abflugzeit wird für denselben Tag, 14 Uhr, festgesetzt. Gegen 3 Uhr in der Nacht sind wir im Hotel.
Am Nachmittag wiederholt sich das Spiel. Erst wird die Abflugzeit auf 14.30 Uhr verschoben, dann sitzen wir wieder unendlich lange im Flugzeug, ohne dass sich dieses Wunderwerk der modernen Technik auch nur einen Meter bewegt. Von technischen Problemen ist die Rede. Schließlich rollen wir in Richtung Startbahn. Drei oder vier Flugzeuge seien noch vor uns an der Reihe, dann soll es losgehen. Zuvor, so heißt es, müssten wir erneut enteist werden. Daraus wird allerdings nichts mehr.
Ihr ahnen es schon: Die Arbeitszeit der Cockpit-Crew würde überschritten, würde der Flug jetzt noch gestartet, Ersatz sei nicht verfügbar. Gegen 19 Uhr sitzen wir wieder im Flughafengebäude. Die neue Abflugzeit wird für 22.40 Uhr festgesetzt. Und tatsächlich, gegen Mitternacht hebt das Flugzeug ab und landet 25 Stunden später als geplant in Johannesburg.
Nachdem wir außerplanmäßig unsere mitgebrachten Käsevorräte am Zoll abgeliefert haben - ich wusste gar nicht, dass Käse nicht eingeführt werden darf - sehen wir auch schon das Schild mit unserem Namen. Gebucht hatten wir bei Kwenda-Safari, abgeholt werden wir von Bushlore. Ist dasselbe, wie wir inzwischen wissen. Gleich nach der Flughafenausfahrt kommen wir in eine Polizeikontrolle. Der Bushlore-Fahrer, der uns erzählt, dass er aus Simbabwe stammt, soll seinen internationalen Führerschein zeigen. Den hat er nicht. Eine endlose Diskussion beginnt. Ich überlege, ob ich mich einschalten soll, entscheide mich aber dagegen. Ich bin zu müde, mache die Augen zu, hoffe, dass es nicht so lange dauert und träume von der Weite Afrikas.
(Fortsetzung folgt)