Sonntag, 31. Juli 2011
Saukalte Nacht! Morgens sind wir mit „pflotsch-nassen“ Dachzelt-Innenwänden konfrontiert. Um diesem Problem in Zukunft zu entgehen, entscheiden wir uns, von nun an die beiden Seitenfenster immer einen Spalt geöffnet zu lassen. Frühstück und das Trocknen der Dachzelte ist angesagt. Mit Kappe und Handschuhen schlürfen wir unser Müesli runter und geniessen die ruhige und wunderschöne Morgenstimmung: Alles ist in einen geheimnisvollen Morgentau eingehüllt; gespenstige Nebelschwaden schweben über dem See und die aufgehende Sonne lässt die Landschaft in einem bezaubernden Licht erstrahlen.
Rund um unseren Campingtisch singen Bokmakieries, eine Vogelart, die der Familie der Buschwürger angehört. Auf dem See lassen sich ein Haubentaucher und Reed Cormorants finden, über unsere Köpfe fliegen Hadeda Ibisse, währenddessen sich am Ufer ein Schlangenhalsvogel sonnt. Auf dem Campingareal finde ich zudem erneut einen Gleitaar, Speckled Mousebirds und die nervösen Cape White-eyes. Common Fiscals bevölkern die Umgebung, Cape Weavers bewachen ihre runden Nester und Cape Sparrows sitzen im Gebüsch. In einem Baum versteckt sich eine Karoo Thrush und ein Black-headed Heron stolziert über das nahegelegene grasbewachsene Flugfeld. Vor lauter Beobachten, Zelt-Trocknen und Plaudern vergessen wir einwenig die Zeit – Fazit: Wir fahren erst um 11.00 Uhr los. Tagesziel: Die rund 600 Kilometer entfernten Augrabies Falls. Na, jetzt aber los…! In der Nähe des Campingplatzes sitzt ein weiterer Gleitaar auf einem dürren Baum und entlang des Stausees kreist ein wunderschöner African Harrier Hawk – doch nochmals anhalten
! Dasselbe gilt in Clanwilliam – die Autos werden vollgetankt und der Luftdruck kontrolliert. (Als wir morgens den Luftdruck der Reifen kontrollieren wollten, stellten wir schockiert fest, dass bei beiden Mietwagen der dazugehörige Kompressor defekt ist). Anschliessend folgen wir der R364, um später über die R27 auf die N14 zu gelangen. Beim Überqueren des Botterkloof Passes merken wir, dass unserem Auto ein bisschen die Kraft fehlt – während Tamara und Thomas mit ihrem 3 Liter Motor zügig vorankommen, hat unser 2,4 Liter Motor aus irgendwelchen Gründen mächtig zu kämpfen. Oftmals schaffen wir es nur im ersten oder zweiten Gang den Berg hinauf. Umsomehr freuen wir uns über den tollen Ausblick auf der Passhöhe. Beim Fotografieren der Landschaft machen zwei lauthals wetternde Grey Tits auf sich aufmerksam und eine Cape Bunting fliegt von einem Stein zum nächsten. Auch Rock Martins und Alpine Swifts zeigen sich.
Die Fahrt auf der R364 erweist sich als wahres Blumenparadies: Immer wieder fahren wir an blühenden Blumenwiesen vorbei, die sich mehrmals bis an den Horizont erstrecken – gelb, orange, pink – einfach super! Unterwegs entdecken wir mehrere Southern Pale Chanting Goshawks auf Telefonmasten; eine einzelne Spur-winged Goose sitzt in einem Tümpel am Strassenrand und eine Schildkröte zieht ängstlich den Kopf ein, als wir mit unseren Vehikeln an ihr vorbeifahren.
Nachdem wir Calvinia durchquert haben, wird das Autofahren immer eintöniger – eine schnurgerade R27 durchquert in Richtung Norden eine unendlich lange Steppenlandschaft. Die Sonne steht bereits tief über dem Horizont und bis zu den Augrabies Falls ist es noch ein ganzes Stück zu fahren. Trotzdem entscheiden wir uns, an unserem Tagesziel festzuhalten. Die Dunkelheit hat bereits eingesetzt, als wir zusammen mit zwei Afrikanern das Gate erreichen. Anstatt einen Parkwächter anzutreffen, ist hier gähnende Leere. Wir schlucken ein paarmal tief
. Der Afrikaner telefoniert mit seinem Handy irgendwelchen Leuten und gestikuliert wild; anhand seiner Mimik ist zu erkennen, dass er darauf besteht, irgendjemand soll dieses sch… Tor aufmachen
. Es dauert etwa 20 Minuten, als ein Parkranger erscheint und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Nach elend langem Papierkram dürfen wir todmüde, aber überglücklich die Campsite ansteuern. Während wir Männer im Dunkeln die Zelte aufbauen, kochen die Damen. Teigwaren mit Tomatensauce stillen den grossen Hunger. Schnell ist alles verräumt und wir liegen im Dachzelt und lauschen dem Rauschen des Wasserfalls.
Tageskilometer: 615 km