Hallo Leute,
vielen Dank für Eure lieben Worte und sorry, dass ich das wichtigste noch gar nicht geschrieben habe: Olga lebt und es geht ihr gut. Sie ist immer noch krankgeschrieben, aber ausser den Narben werden keine bleibenden Schäden verbleiben (obwohl alle Organe verletzt waren). Psychisch haben wir es bis jetzt auch gut verarbeitet und der Unfall bestimmt NICHT unser Leben. Im Gegenteil, ich galueb, wir geniessen es ein klein bißchen mehr.
In Johannesburg (dorthin wurden wir in eine Spezialklinik geflogen) las ich später, dass die letzten Monate viele Attacken von Elefanten, aber auch von Löwen im nordöstlichen Botswana und Nord-Zimbabwe zu verzeichnen waren. Als ein Grund wurde die zunehmende Wilderei und die damit verbundene Traumatisierung der Tiere angegeben.
Und trotz allem; unser nächster Afrika-Urlaub (Namibia) ist für März gebucht !!!!!!!
LG an alle
Frank
P.s.: Ich hoffe, es nervt nicht, aber hier kommt der 2. Teil:
Durch die leeren Gänge des Hospitals schoben wir Olga in ein kleines Behandlungszimmer. Meine Bitte, Olga endlich irgendwelche Schmerzmittel zu geben, wurde zurückgewiesen, da nur der Arzt dies entscheiden und verabreichen durfte. Wir warteten, warteten und warteten. Ich habe heute noch den kalten Boden unter meinen Füssen, das schwere Atmen von Olga und die in Zeitlupentempo verstreichende Zeit in Erinnerung. Sie hielt sich trotz ihrer Schmerzen (die vor allem im Rücken waren) so tapfer, während ich langsam anfing zu verzweifeln und meinte, kurz vor dem Zusammenbruch zu sein. Aber ich durfte ja nicht ….
Nach fast einer halben Stunde kam der Arzt. Ich erzählte ihm kurz, was passiert ist und er fing an, vorsichtig Olgas T-Shirt hoch zu schieben. Da ich mithelfen musste/sollte, sah ich ihre Wunden …… und mir stockte der Atem und mir wurde fast schwindelig. Knapp unter ihrem Herzen war eine riesige Fleischwunde, aus der „irgendetwas“ blasenartig herausquoll. Weiterhin war im Rücken eine kleinere, dafür aber „zerfetztere“ Verletzung zu sehen. Die Diagnose vom Arzt war schnelle klar: Olga wurde von dem Stosszahn durchbohrt !!!
Ich versuchte Olga zu beruhigen, dass alles nicht so schlimm aussieht, erklärte ihr, dass sie erst später Schmerzmittel bekommen kann und spielte wie ein Schauspieler die Rolle eines Mannes, der alles im Griff hat. Aber nur sehr schwer konnte ich meine Tränen unterdrücken.
Als ich merkte, dass ich noch halbnackt war, zog ich mein blutiges T-Shirt wieder an.
Der Arzt und die Krankenschwester bereiteten Spritzen, Verbandsmaterial und Tücher vor….endlich passierte was. Ich wurde dann vom Arzt gefragt, ob ich mithelfen kann, Olgas Wunden zusammenzudrücken, da wohl 6 Hände benötigt wurden, die Verletzungen zu versorgen und zu vernähen. Wie ich das geschafft habe, weiß ich bis heute nicht. Ich empfand kein Ekelgefühl dabei, nur unvorstellbares Mitleid mit Olga. Trotz örtlicher Betäubungen hatte sie, wie sie mir später sagte, unvorstellbar große Schmerzen im Rücken bzw. an der Wirbelsäule.
Ich dachte, das schlimmste hätten wir überstanden, aber auf meine Fragen, ob jetzt alles o.k. sei und Olga überleben würde, zuckte der Arzt mit traurigem Gesicht nur mit den Schultern. Ich bekam einen Schauer und der Boden bebte unter meinen Füßen.
Anschließend verschwanden sowohl die Krankenschwester als auch der Arzt und Olga und ich waren alleine. Ich redete mit ihr, versprach ihr, dass alles gut gehen wird, dass wir bald hier rauskommen usw ……………… vielleicht versuchte ich auch, mir selber damit Mut zu machen.
Langsam startete der Tag. Die Sonne schien durch die Fenster, das Stimmengewirr auf dem Flur wurde lauter und Wagen und Betten wurden hin- und hergeschoben. Olga lag noch immer zusammengekrümmt auf dem Bett. Weil die Schmerzen im Rücken immer doller wurden, lag sie auf der Seite. Eine Frau betrat den Raum und erklärte uns, dass Olga nun geröntgt werden soll. Angst machte sich bei mir breit, ob nicht die Wirbelsäule verletzt sein könnte.
Nach vielem hin und her, einigen „verschossenen“ Röntgenplatten wurde Olga in einen Raum geschoben, der als Gemeinschafts-Krankenzimmer diente: total überfüllt, staubig und Bett an Bett. Sowohl von den Patienten als auch von den Besuchern wurden wir als die einzigen Weißen mit großen Augen beobachtet. Unser Arzt war verschwunden, die Krankenschwestern konnten meine Frage, was jetzt passieren wird, nicht beantworten. Ich wusste, ich musste was unternehmen. Ich musste unsere Auslandsreise-Versicherung anrufen, damit wir hier rauskommen.
Nachdem wir morgens im Hospital eingetroffen waren, hatte ich Louw gesagt, dass er nicht warten und zurückfahren könnte. Ich würde ihn dann anrufen. Den Zettel mit seiner Telefonnummer, den er mir noch gegeben hatte, habe ich die ganze Zeit in meiner Hand gehalten, dementsprechend zerknittert und blutverschmiert sah er aus. Ich fragte eine Schwester, wo ich telefonieren könnte, aber sie erklärte mir, dass seit gestern Abend das Telefonnetz nicht funktionieren würde. Auch mit dem Handy einiger Patienten hatte ich keinen Erfolg.
Meine Idee war, irgendwelche Touristen anzuhalten, die mich zum Camp bringen könnten. Ich verabschiedete mich also von Olga, die immer noch zusammengekrümmt auf der Seite lag und versprach ihr, so schnell wie möglich zurückzukommen. Ich wollte nur unser Handy und die Telefonnummer unserer Reiseversicherung aus dem Auto holen. In unserer Hektik am frühen morgen hatte ich ja nichts mitgenommen. Barfuss, nur in Boxershorts und dem blutverschmierten T-Shirt rannte ich also aus dem Hospital auf die Hauptstrasse von Kasane. Wie häufig bin ich hier schon durchgefahren, wie viele schöne Urlaube habe ich hier verbracht. Jetzt war alles anders.
Die Sonne war schon aufgegangen, hatte aber noch nicht diese Kraft, und die Einheimischen waren auf dem Weg zur Arbeit; schick angezogen und heiter. Von allen wurde ich angeglotzt, aber keiner sprach mich an. Leider fuhren nur vereinzelt Autos, von Touristen keine Spur. Ich war so hilflos und total erschöpft. Was jetzt ? Lodge oder Polizei ? Ich glaubte, die Polizei sei näher am Hospital als die nächste Lodge, und rannte daher durch den Staub, Dreck und Sand zur Polizei. Dort wurde ich zwar genauso angestarrt wie auf der Strasse, aber sofort kümmerte man sich um mich. Ich erzählte, was passiert war, daß meine Freundin im Hospital liegt und ich unbedingt so schnell wie möglich zur Campsite musste.
Nach einiger Zeit kam ein Officer und teilte mir mit, dass ich ins Polizeiauto steigen sollte. Wir fuhren los. Gott sei dank. An der letzten Kreuzung bogen wir aber nicht auf die Strassen Richtung Nata ab, wo das Camp liegt, sondern Richtung Zimbabwe-Grenze. Auf meine Frage, was das sollte, antwortete mir der Officer, dass hier ein anderer District sei und die Kazungula-Polizei für mich zuständig ist