THEMA: Madagaskar als Selbstfahrer?
16 Mär 2023 12:09 #663463
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  • Mabe am 16 Mär 2023 12:09
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Hallo Conny,
wir waren letztes Jahr im Oktober auf Madagaskar unterwegs.

Als eingefleischte Selbstfahrer haben wir uns die Frage mit/ohne Fahrer natürlich auch gestellt.
Aber eigentlich war das für Madagaskar für uns von Anfang an keine echte Option.
Im Nachhinein bin ich mehr als froh, dass wir uns für einen Fahrer entschieden haben. Klar, man kann mittlerweile selber fahren, einige Anbieter scheint es zu geben. An der Ostküste haben wir drei Selbstfahrer gesehen. Aber anders als im südlichen oder östlichen Afrika sehe ich im Selbstfahren dort überhaupt keinen Mehrwert. In den Parks ist man ohnehin zu Fuss unterwegs und MUSS einen Guide dabeihaben. Man würde also nur des Fahrens Willen selber fahren.

Unser Fahrer/Guide war total nett und angenehm. Ich konnte mir anfangs kaum vorstellen, dass das für drei Wochen gut geht. Wir haben durch ihn sooo viel über Land und Leute erfahren. Wir hatten ständig Fragen, die uns sonst niemand hätte beantworten können. Und er hat meistens gewusst, wo man mal gut Pause machen konnte…Das ist nämlich gar nicht so einfach..angefangen vom Halten, Essen, wo kann man mal safe herumlaufen, Einkaufen und nicht zuletzt, wenn man mal muss...
Letztlich kostet ein Fahrer kaum mehr als der Mietwagen plus Benzin.

Die Strassen selbst sind in äußerst schlechtem Zustand. Man wundert sich, was alles als „route nationale“ qualifiziert ist. Unglaubliche Schlaglöcher, streckenweise viele und langsame Trucks, Sammeltaxis (Sprinter/Crafter), die alle natürlich ordentlich Russwolken ausstossen, und es sind oft sehr langwierige Fahrstrecken zu bewältigen.

Die Einheimischen, die nicht unmittelbar mit dem Tourismus zu tun haben, sprechen selten Englisch, manchmal etwas Französisch. Ich glaube es wird sehr kompliziert, wenn man eine Panne oder gar einen Unfall hat.

Die Strassen gehen mitten durch die Dörfer oder besser: die Ansiedlungen befinden sich direkt an der Strasse, insbesondere die Verkaufsstände. Überall Gewusel, Menschen, Fahrräder, Handkarren, …Dreck, Staub… Alle Fahrzeuge übertreffen sich dabei möglichst schnell durch die Dörfer brettern – es wird gnadenlos alles aus dem Weg gehupt. Die Fahrweise ist dabei nicht aggressiv, aber es gibt eine Rangfolge und Fussgänger, Radfahrer etc stehen dabei ganz unten. Mit unserem Fahrer haben wir uns immer sicher gefühlt.

Wir hatten einige reine Fahrtage. Zwischen Tana und Morondava z.B. ist eigentlich nichts, was einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würde. Ausser Antsirabe als Knoten- und Übernachtungspunkt vielleicht.
Wir sassen mehrmals gut 10 Stunden im Auto. Wären wir selber gefahren, hätte das deutlich länger gedauert. Letztlich haben die langen Fahrtage die Eindrücke des Landes sehr intensiv werden lassen und boten gleichzeitig Gelegenheit diese auch halbwegs zu verarbeiten.

Eine gute Agentur möchte ich dir natürlich auch empfehlen : Lemurtours
Jeremia spricht deutsch und fährt manchmal selbst. Wir hatten einen englisch sprechenden Guide, Lowa.
Hier stimmte von Anfang an die Chemie und die Kommunikation.

Ein Gepäckstück ist übrigens nicht gleichzeitig mit uns angekommen. Wahrscheinlich wäre das ein ziemliches Gehussel geworden, wenn wir uns selber drum hätten kümmern müssen. Jeremia und Lowa haben das in die Hand genommen und zwei, drei Tage später hatten wir unsere Sachen wieder.

Ich hatte mal überlegt, einen Reisebericht zu schreiben, aber daraus ist bislang nichts geworden. Mein gedanklich schon formuliertes Fazit möchte ich an dieser Stelle aber doch mal loswerden:

Madagaskar war toll! Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt; so nette Leute, so ein beeindruckendes Land, so eine schräge Tierwelt. Selten haben wir auf einer Reise fast jeden Tag ein für uns neues Tier gesehen.

Selten sind wir so zweigespalten von einer Reise zurückgekommen…

Madagaskar ist nicht nur heile Welt und tolle Natur.
Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das ist leider nahezu allgegenwärtig.
Man kann die Augen verschliessen und nur die Nationalparks, die Natur und die z.T. tollen Hotels geniessen.
Bei den Transfertagen auf der Strasse ist es aber unübersehbar: alles wird per Hand erledigt; die Feldarbeit, der Transport, schwerste Handkarren, Fuß-Rikschas, am Strassenrand werden Steine geschlagen, …oft wird man angebettelt. Müll überall an den Strassenrändern, gerne wird dieser einfach aus dem Fenster des Taxibrousse geworfen. Dazu immer mal wieder entsprechende Herausforderungen auch für die Nase. Die Hygienebedingungen hatte ich mir nicht so extrem vorgestellt.
Auch das darf und sollte man nicht ausblenden ...

Ich bin gespannt, wie es bei euch weitergeht und wie ihr euch entscheiden werdet


Viele Grüße
Mabe
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16 Mär 2023 18:13 #663486
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@ Annick
Vielen Dank für die Empfehlung! Ich werde mir das mal anschauen…
VG
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16 Mär 2023 18:19 #663487
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@Mabe
Hallo Mabe,
Vielen Dank für deine tolle Schilderung zu Madagaskar. Ich denke jetzt langsam auch, dass wohl ein Auto mit Fahrer die beste Option ist. Die Schilderung von dir und auch Anderen ist wirklich sehr gut nachzuvollziehen und einleuchtend warum ein Fahrer die bessere Wahl ist.

Auf die Seite von Lemurtours bin Ich zwischendurch auch schon gestoßen. Toll zu lesen, dass du damit sehr gute Erfahrungen gemacht hast. Ich werde mir da mal, wenn ich weiß wann wir reisen und was wir sehen wollen, ein Angebot erstellen lassen.

VG
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15 Okt 2023 18:50 #675362
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  • RKurth am 15 Okt 2023 18:50
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Wie unterschiedlich können doch die Wahrnehmungen sein! Wenn man die Beiträge im Internet und auch hier im Forum liest, könnte man denken: "In Madagaskar darf/ sollte bzw. KANN man nicht als Selbstfahrer unterwegs sein." :ohmy:
Wir waren in den letzten 3 Wochen als Selbstfahrer im Mietwagen unterwegs. Von Tana in die Tsingys und wieder zurück. Und was soll ich sagen: Wir haben nicht nur überlebt. Nein, es hat uns sogar Spaß gemacht. B) Und das nicht trotz, sondern weil wir als Selbstfahrer unterwegs waren. Ja, Madagaskar ist kein einfaches Land und für Afrikaanfänger ist es vielleicht sogar besser in Namibia etwas zu üben, Aber es ist nicht unmöglich, sondern für Touristen mit etwas Erfahrung auch empfehlenswert.

PS: Wir sprechen weder Malagasy noch Französisch. Mit Englisch hatten wir nicht wirklich Probleme
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16 Okt 2023 17:45 #675413
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  • Matze55 am 16 Okt 2023 17:45
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Hallo,

tja, die Sache mit den Fahrern ist eine ganz spezielle! ;)

Annick hatte mir für meine Reise die Gesellschaft Madevasion empfohlen/genannt!

Mit dieser Gesellschaft habe ich vor Ankunft in M. 23 e-mails versandt und erhalten.
Zuerst gab es einen englisch sprechenden Driver für meine Fahrt, dann war dieser für meinen Termin plötzlich "verreist o.ä. , keine Ahnung". Okay dachte ich, dann eben mit einem französich sprechenden Driver (ich kann die Sprache zwar nicht, aber ich muß mich ja auch nicht unterhalten :laugh: ).

Nach der Fahrzeugübernahme inclusiv Driver natürlich, machten wir eine kleine Runde auf der Nordhalbinsel ab Ramena Beach (Annick kennt die Tour).
Über meine Translator App auf dem Handy schrieb ich eine "einzeilige" Frage.
Der Driver schaut den Satz geschätzt eine Minute lang an, bis ich dann "na und" frage.
Er: ja, ja! Ich darauf, das ist eine Frage, worauf yes, yes yes folgt, also als volle Antwort.

Ich dachte mir, gut, dass wir nach rd. 2 Stunden wieder in Diego sind. Im Büro der Mietwagenfirma spreche ich den Mangager an, und der lacht! Hääh, wat nu denke ich?
Dann sagt er mir, dass der Driver kein französisch spricht, sonder lediglich Malagasy!!!! Bestenfalls einen Mix aus beiden Sprachen beherrscht. Allerdings könnte ich für 25 € pro Tag noch eine englsichsprechenden Guide dazunehmen (der saß auch schon im Büro - welch ein Zufall) .

Da ich nicht bereit war, mir die Unterhaltungen zweier Malegassen anzuhören, entschied ich mich - wie sich noch herausstellen sollte - für die harte Tour.
Okay, also Malagasy im Translator eingestellt.

Auf der Weiterfahrt dann will ich wissen, wieviel Sprit wir für die Fahrstrecke benötigen werden. Natürlich frage ich auf Malagasy. Der Driver schaut die rd. 2 Zeilen wieder sehr angestrengt an und antwortet: yes!

Es stellte sich heraus, dass Lesen nicht seine Stärke ist. Fahren jedoch konnte er sehr gut.

Die Geschichte endet damit, dass ich 1 Woche lang vom Driver nicht zugetextet worden bin, also keine Fragen beantworten musste.
Somit wars entspannt. :P

Ach ja, für die Rückfahrt zum Ausgangspunkt Diego Suarez verlangte die Firma 200.000 Ariary.
Nach erfolgter Anzahlung kam eine e-mail, dass der Preis nun 300.000 Ari sei.
Worauf ich zurückschrieb, und dann als neue Summe 250.000 Ari zahlen sollte!
Im Büro in Diego drückte ich dem Manager 200.000 Ari in die Hand - mehr gibts nicht! Damit war dieses Thema erledigt.

Ich hoffe für die Reisewillige, die neuen Vorschläge sind nicht schlechter! :laugh:

Viel Spass bei den Lemuren
VG
Matze
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16 Okt 2023 18:47 #675423
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  • Conny43 am 16 Mär 2023 18:13
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Hallo Matze,
Danke für deinen informativen und ausführlichen Bericht… das bestärkt mich doch ehr darin, als Selbstfahrer Madagaskar zu erkunden… Aber ich sammel mal noch ein wenig Informationen und Eindrücke von anderen Reisenden… mal schauen, wofür wir uns am Ende entscheiden, aber dein Bericht war schon sehr hilfreich - danke!
VG
Conny
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