THEMA: comme les gagas - eine Reise mit KINDERN
02 Okt 2012 18:00 #256392
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18.07.12 Manakara - Pirogenfahrt

Ein leichter Dunst, ja fast schon Nebel liegt über der Brandung des Indischen Ozeans, als wir am Morgen in aller Frühe, noch mit leeren Mägen die Sandpiste zurück nach Manakara unter die Räder nehmen. Unser Ziel ist eine Hotel-Bungalow-Ruine auf der anderen Seite der Ortschaft. Die auf einer Halbinsel liegende Anlage wurde vor wenigen Jahren durch einen Zyklon derart schwer beschädigt, dass der Besitzer Hals über Kopf flüchtete und die Gebäude den Naturkräften überlies. Ein paar gute Seelen kümmern sich heute um das übrig gebliebene, meist unbewohnbare Paradies "Eden Sedi“. Sie bewirten Passanten und... behüten, neben Schildkröten und Krokodilen auch ganze Kolonien von zutraulich gewordenen Lemuren.

Liebenswürdig empfängt uns die Küchenchefin am Eingangstor der einst so tropisch anmutenden Hotelanlage. Die schweren Ankerketten, die ehemals einen alten Baum umzäunten, sind heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Verrostet und zu Oxidstaub zerfallen markieren sie bloss noch ihren einstigen Stolz und Zweck. Wir folgen der Frau durch Hinterhofdurchgänge in einen grossen exotischen Garten. Wunderschön unter Kokospalmen gelegen verliert sich ein einzelner, schön gedeckter, kleiner Tisch im Innern dieses Hofes. Wir können uns gut vorstellen, wie einst die Atmosphäre hier inmitten dieser tropischen Pflanzen auf dem Rasenplatz gewesen sein muss. Wir setzten uns an den zubereiteten Tisch und alsbald werden wir mit einheimischen Köstlichkeiten bedient. Frische, noch etwas säuerliche Kokosmilch wird uns direkt vor Ort zubereitet. Dazu gibt's Früchte, Crêpes und ein butterloses Parisettbrötchen (Butterersatz: Kokosfleisch geraspelt, gesüsst mit Honig). Einfach perfekt… leider mundet der Kaffee nicht immer nach meinen Geschmacksnerven, ....aber das ist hier wohl ein anderes Thema.



Nach dem ausgiebigen Zmorgen, gibt’s für unsere Kinder kein halten mehr. Claude hat uns auf der Hinfahrt einen Bund Bananen besorgt, und der „muss“ jetzt verfüttert werden. Mit Ruflauten und schnalzenden Geräuschen versucht unsere Gastgeberin die Katas anzulocken. Der Kata ist eine helle, grauweisse Lemurenart. Der einzigartige, schwarz-weiss geringelte Schwanz ist sein Markenzeichen. Ob es jetzt die lustigen Geräusche sind, oder ganz einfach die anziehenden gelben Bananen... auf jeden Fall tummeln sich plötzlich mehrere jener wunderschönen Lemuren auf den Palmen und den Holzbauten rund um unseren Tisch herum. Im Gegensatz zu den nahe verwandten Affen, sind Lemuren nicht so aufdringlich und fordernd, sie geben sich eher scheu und zurückhaltend. Wenn das Eis dann aber gebrochen ist, nähern sie sich vorsichtig der hingestreckten Hand und verweilen anschliessend auch ganz gerne auf den Knien unserer verspielten Jungmannschaft. Die Zeit vergeht wie im Fluge und die Katas tanzen uns schon mal gerne auf dem Rücken und "der Nase" rum; wir geniessen diese Zutraulichkeit der Tiere. Auch wenn diese Lemuren durch Menschenhand gefüttert werden und aus einem Reservat stammen, so leben sie hier doch immer noch frei in den Bäumen und brauchen sich wohl nicht davor zu fürchten, später in einem Kochtopf zu landen.



Jetzt müssen wir uns erst mal von den Katas trennen, denn unten am Kanal liegt eine Piroge für uns bereit. Die Piroge ist eine Art Einbaum die oft, um nicht zu kentern, seitlich mit einem schiffsrumpfförmigen Schwimmkörper abgestützt wird. Es gibt Pirogen bei denen gepaddelt wird und es gibt diejenigen, die gesegelt werden können. Die einstündige Flussreise führt uns zu einer kleinen Siedlung in der sumpfigen Gegend des Pangalane-Kanals.



Nach einem kurzen Fussmarsch durch die marchige Landschaft erreichen wir mit verschlammten Beinen einen kleinen, auf Stelzen errichteten Hof. Das Häuschen ist ganz aus Schilf gefertigt und im Innern, unter dem dichten Strohdach modert ein kleines Feuerchen. Wir begrüssen höflich die Bäuerin und es vergeht keine Minute und eine Schar von vielleicht 30 Kindern versammelt sich um unsere kleine weisse Familie. Auf dem Gelände der kleinen Farm wimmelt es von Fruchtbäumen und Gewürzsträucher. Claude versucht uns, all die verschiedenen Düfte und Geschmäcker näher zu bringen und unsere "Aha"-Erlebnisse häufen sich mit jeder neu entdeckten Pflanze: Vanille, Gewürznelken, Muskatnüsse, wilder Pfeffer, Zimtrinde, Mango-, Litchi- und Papayabäume, Ananas und Honigpomelo, Mandarinen und Limonen ebenso wie die Jackfruit. Mit Ausnahme der Fische wächst den Menschen hier eigentlich alles direkt in den Mund. Hinter dem kleinen Haus haben die Bewohner eine Matte mit Kaffeebohnen zum Trocknen ausgelegt... wie gerne hätte ich doch jetzt mal einen anständigen, gut riechenden Kaffee getrunken.


Zum Trocknen ausgelegte Kaffeebohnen

Ganz zur Freude der vielen Kinder haben PE, DI, MA und JO noch ein Geschenk mit ins Dorf gebracht. Unsere Familie hat nämlich die überzähligen Migros-Animanca-Steine mit nach Madagaskar genommen. An ein farbiges Schnürchen aufgezogen, geben diese einen wunderbaren Handgelenkschmuck ab. Das Leuchten in den Augen der kleinen Dorfjugend ist nicht mehr wegzukriegen, als wir den Kindern die Steine umbinden. Gewiefte Schlitzohren stehen sogar nochmals in die „Reihe“ und halten auch die zweite Hand hin. Dieser "Bschiss" wird aber durchschaut und die Aktion endet dann mit einem beidseitigen lauten Gelächter.


Stolze Animanca-Stein-TrägerInnen



Die ganze Gemeinschaft begleitet uns zurück zur Piroge, wo wir von unseren beiden Paddlern wieder in Obhut genommen werden. Wie im Spalier stehen die vielen Kinder am Ufer und winken uns nochmals begeistert zu.


Zurück zur unserer Piroge



Die Fahrt führt uns zurück, vorbei an kleinen Fischerbooten, an den hohen saftiggrünen "Elefantenohren", an blaugelb leuchtenden Eisvögeln und durch die, auf dem ruhigen Wasser liegenden Seerosen. Zurück zum paradiesisch gelegenen Exotic-Ruinen-Resort.


Elefantenohren

Nach einem herrlichen Fischessen spielen unsere Kinder nochmals mit ihren Lemuren. Eine kleine Gruppe Braun-Lemuren hat sich unter die Katas gemischt und versucht auch ein Stück vom "Kuchen" zu ergattern, was sich als gar nicht so einfach erweist.


oder sind es genauer Kronen Makis?



In der Gischt der Brandung, an der nahegelegenen Mündung des Pangalane-Kanals versuchen Dutzende von Fischer ihr Glück. Im knietiefen Wasser werfen sie mit einer gekonnten Schwungbewegung ihre runden Netze aus und ziehen sie kurzerhand wieder ein. So werden kleine und kleinste Fischschwärme aus dem seichten Mischwasser gezogen. Das daraus frittierte Fischgebäck schmeckt übrigens hervorragend.





In Manakara schauen wir uns noch kurz in den Markthallen um. All die Gewürzdüfte vom Fluss steigen uns auch hier wieder in die Nase, nebst anderen, eher undefinierbaren Düften. So hat ausgerechnet JO das Pech, in einen solchen unzumutbaren "Duft" zu treten. Überall durch diese Marktanlage fliessen offene Abwasser und Fäkalkanalisationen, und so ist die Chance relativ hoch, unbewusst in einen solchen Graben zu stehen. Pfuiii, igitt,... wie "duftet" unser Junge nur vor sich hin. Einer aufmerksamen Marktverkäuferin ist dieser Fehltritt nicht entgangen. Schnell holt sie eine Schale mit frischem, sauberem Wasser und beginnt auch gleich dem JO die Füsse zu waschen. Mit einer gewissen Heiterkeit wird diese Szene von den anwesenden Marktfrauen förmlich aufgesogen. Trotz nachträglicher minutiöser Reinigung der Sandalen mit Seifenwasser gelingt es uns nicht wirklich, diesen penetranten Gestank aus dem Leder zu verbannen. Da hilft JO auch kein Salzwasserbad mitsamt diesen Schuhen im Meer.

Letzte Änderung: 06 Okt 2012 18:50 von lope.
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03 Okt 2012 15:51 #256522
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Schön, die Tour aus Eurer Sichtweise zu lesen! Einige der Leute erkenne ich auf den Fotos sogar wieder!

Ein shit happens Erlebnis auf den Märkten ist uns glücklicherweise erspart geblieben, wobei ich es für gefährlicher halte, in eines der Löcher im Boden zu treten und sich zu verletzen :ohmy:, als "nur" unangenehm riechende Schuhe zu haben... In diesem Falle haben uns die Berliner Gewohnheiten vor Schlimmerem bewahrt, denn auf unseren Trottoirs muss man stets einen wachsamen Blick nach unten richten, damit man nicht in eine Tretmine rennt.

Tja, was man aus dem Eden Sidi alles machen könnte, wenn da nicht das immense unternehmerische Risiko wäre, mit kaputten Zufahrtswegen (Brücke!) und Zyklonen zurecht kommen zu müssen. Auch für uns war es ein wunderbarer, magischer Ort!
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03 Okt 2012 19:12 #256564
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19.07.12 Fahrt von Manakara nach Ranomafana

Nach gut drei Stunden Fahrzeit steuert Claude den Geländewagen rechts von der Strasse runter und stellt den Motor ab. "Sind wir jetzt da?" fragen die drei jungen Mitreisenden. Nein, geschafft haben wir's noch nicht, aber schon fast. Am Strassenrand stehen vier kleine Lehmhäuser, unmittelbar an einem kleinen Fluss, der seinerseits die Grenze zu einem dichten Regenwald bildet. Dieser Wald ist das eigentliche Ziel unserer heutigen Etappe: Es ist der Ranomafana Nationalpark.

Den Morgen genossen wir ein letztes Mal an der wilden Beach vom "Vanilla Resort". Die Kinder versuchten sich nochmals im Baden und sammelten eifrig irgendwelche verscherbelte Muscheln. Ich beobachtete vom Strand aus das Geschehen: Lustig,... wie sich die kleinen Krebse jeweils knapp vor den Füssen der spielenden Mädchen in ihre Sandlöcher retteten.


Restaurant des Vanilla Resort

Für den Mittagslunch nahmen wir bereits den sandigen Strandweg unter die Räder und kehrten in Manakara ein. Hier im Ort hatte Claude seine, ach so wichtige Internetverbindung endlich wieder. Nun gut, die ist halt sein Geschäft, seine Lebensader und ohne sie läuft sein Reiseunternehmen nicht. Erst jetzt erahnten wir, wo sein etwas betrübter Blick vom Vortag herrührte... da war kein Mail-Empfang! Denn, auch "Menschen im Urwald" können heute nicht auf alles verzichten. Danach machten wir uns auf den langen Weg, der Landstrasse entlang von Manakara, durch die Hügel des Hinterlandes zurück in Richtung Fianarantsoa.


Anwesen mit den bezaubernden „Haustieren“, davor unser Transportmittel

Ein älterer Herr und seine Familie empfangen uns vor den Häuschen bei einem tiefgrünen tropischen Baum. Und eh wir uns versehen, fuchtelt der Mann mit einem langen Stock in den Ästen und Blätter des Baumes herum, was der wohl da oben sucht? Plötzlich hält er inne und wartet ruhig, den Stock noch immer im Baum haltend.... und da ist es... langsam zieht unser Madagasse den Stock zurück und präsentiert uns: unser erstes Chamäleon! Ein riiiesen Ding, bestimmt über einen halben Meter lang und im selben satten Grün wie sein Baum. Auf seinem Kopf trägt es ein Hörnchen, auch Helm genannt, daran identifiziert man das Tier als Männchen. Claude weist uns an, den einen Arm an den Stock zu halten, so dass das Chamäleon seinen Platz wechseln kann. Mit gemütlichen Schrittchen greift die Echse nach dem Unterarm von DI und alsbald sitzt das ganze urige Wesen auf ihr... "grins"!



Die Chamäleons kommen aus dem nahen Regenwald rüber, auf den Hof. Es sind immer andere Exemplare, die den Weg über den Fluss zu unserem Baum finden. Die Tiere werden weder speziell gefüttert noch gefangen gehalten, sie können ihren Aufenthaltsort ganz frei wählen. Nun gut, so frei gewählt ist der derzeitiger Standplatz unseres Männchens wohl nicht, aber so unglücklich sieht es nicht drein, ...und DI schon gar nicht.


Chamäleonmännchen

Schon ist unser Gastgeber wieder bemüht, noch ein Tier vom Baum zu holen. Diesmal ist es ein Weibchen. Den weiblichen Chamäleons fehlt das Hörnchen und auch sind sie etwas kleiner als ihre männlichen Kollegen; dafür bestimmt fein und charmant. Mittlerweilen tummeln sich diverse Chamäleons auf unseren Armen und Rücken herum, und wenn ich ihnen so zuschaue, wie die sich bewegen, dann denke ich dabei unwiderruflich an den Lebensrhythmus des madagassischen Volkes: ein Schritt nach vorne und mindestens ein Halber zurück!


Chamäleonweibchen

Wir beschäftigen uns noch lange mit diesen Echsen, ja, ab und zu finde sogar ich ein Tier im Baum sitzen. Wir entdecken sie in allen natürlichen Farbvariationen, in Blättern und an Ästen und je mehr wir von ihnen erspähen, umso länger könnten wir hier verweilen und ihnen Gesellschaft leisten. Doch unsere heutige Reise ist noch nicht am Ziel und drum startet Claude auch bereits wieder den Motor. Das war doch eine tolle Begegnung.


Aussicht von unserer Unterkunft in Ranomafana

Nur noch wenige Kilometer und wir treffen in Ranomafana, dem Eingangstor zum gleichnamigen Nationalpark ein. Unsere Unterkunft liegt gleich am Anfang des Dorfes und besteht aus mehreren, in den Hang gebetteten Häuser. Wir kriegen jenes Haus, das am weitesten von der lärmigen Landstrasse entfernt steht. Entsprechend aber nur über hundert Treppenstufen zugänglich ist. Trotzdem steigen wir am Abend die Stufen nochmals hinunter und geniessen, nebst einem reichhaltigen Essen, einen gemütlichen Spaziergang durchs Dorf und zum Thermalbad... PE feilscht fünf "wenig kostende" Halsketten aus Samenkörnern zu "fast nichts mehr kostenden" runter und bezahlt dafür wohl immer noch zu viel.


Abendspaziergang durch Ranomafana

Wenn wir danach all die Tritte wieder hochgestiegen sind, brauchen wir uns nur noch aufs Bett fallen lassen... und von farbenfrohen Chamäleons zu träumen.
Letzte Änderung: 04 Okt 2012 08:00 von lope.
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04 Okt 2012 18:39 #256702
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20.07.12 Ranomafana Nationalpark durchkämen und vergnügen im heissen Nass


Strassenabschnitt vor unserem Hotel

Der Eingang des Ranomafana Nationalparks befindet sich auf einer Anhöhe. Wir fahren mit Claude eine art Passstrasse hoch, entlang an hübschen, rötlich gelben Lehmhäuschen, bis wir nach 10 Minuten anstrengender Kurvenfahrt, am Eintrittsportal von unserem Deutsch sprechenden Parkguide in Empfang genommen werden. Der junge Madagasse reiste vor wenigen Jahren nach Antananarivo, um dort die italienische Sprache zu erlernen. Dieser Sprachkurs wurde aber wegen Desinteresse und Unterbesetzung nicht durchgeführt, so entschied der Lehrer, alle Sprachklassen zusammenzulegen und stattdessen Deutsch zu unterrichten. Da sich unser Mann nun mal vor Ort befand, belegte er halt diesen einen Kurs, ...und damit ist er heute nicht mal so unglücklich. Wir auch nicht, denn so erhoffen wir uns doch, an etwas bessere Informationen zu gelangen.



Der Name Ranomafana bedeutet "warme Wasser" und entstammt den vielen Thermalquellen, die rund ums Dorf und im Wald aus dem Boden sprudeln. Im Talatakely-Bereich gibt es mehrere Wanderungen, die von zwei Stunden bis zu zwei Tagen dauern können. Wir entscheiden uns für eine eher kürzere Variante von drei bis vier Stunden, inklusive Lemuren, Panoramablick ...und unseren Kindern.

Der Nationalpark hat einen Durchmesser von 25 km und beheimatet eine üppige und artenreiche Fauna mit 12 Lemurenarten, darunter den goldenen Bambuslemur, der hier erstmals in den 90er Jahren entdeckt wurde (zu deren Schutz wurde übrigens dieser Park gegründet), 114 Vogelarten, 40 Arten Säugetiere und diverse Reptilien. Die Flora würde, vorausgesetzt man ist zur richtigen Jahreszeit am richtigen Ort, zahlreiche Orchideenblüten hervorbringen. Zurzeit aber kriegen wir zumindest ein paar "medizinische" Pflanzen zu Gesicht, die gegen jegliche Arten von "Wehwehchen" helfen sollen.



So begeben wir fünf uns denn mit unserem persönlichen Führer über erste Klopfsteinstufen hinab, in den Urwald. Der Weg führt uns über einen wilden Fluss. Klares Wasser fliesst über Granitsteinblöcke und Kaskaden. Das Klima hier ist sehr tropisch und feucht und es regnet fast täglich, jährlich rund vier Meter Niederschlag. Wir aber geniessen unsere Wanderung durch den Regenwald bei schönstem Sonnenwetter. (Was für ein Bschiss! Von wegen Regenwald.) Aber sicher ganz gut so, dann bleiben uns die unsäglichen Blutsauger von Leib und Fuss.



Tiefer im Wald werden die Pfade schmaler und die Vegetation immer dichter. Riesige Farnbäume inmitten von grossblättrigen Tropenpflanzen, die wir nur als Stubenzierde kennen, überdachen den Weg. Wir finden viele Spinnen und Insekten, Wespennester, sogar einen Greifvogelhorst, nur, die Bambuslemuren, die nehmen wir erst als ganz kleine dunkle Punkte, hoch oben in den Bäumen wahr. ...Aber hey!!! Hätten nicht bereits die Forscherteams aus Europa und Amerika den Primaten entdeckt, wir wären glatt die Ersten.



Nach einer kurzen Rast auf einer Aussichtsterrasse, von wo aus wir einen ungetrübten Blick über den wilden Ranomafana geniessen konnten, führt uns die Tour quer durch dessen Unterholz. Dornen verfangen sich in den Schuhen und zwischendurch wird's auch noch richtig glitschig. Wenn's da ja nur keine "Litschis" gibt! Nein Blutegel beissen nicht an, aber wir erspähen eine Gruppe Rotbauchlemuren, die sich hoch oben in den Bäumen satt frisst, um danach wendig von Baum zu Baum zu springen; und wir, wir stolpern und haspeln ihnen durch Gestrüpp und Schmarotzerwinden, mitsamt unserer Ausrüstung hinter her.



Als Abschluss unserer Tour, kurz bevor der Weg uns wieder die Klopfsteinstufen hochsteigen lässt, biegt unser Guide nochmals links in den steilen Waldhang hinunter. Und tatsächlich, nochmals lässt sich eine Gruppe der seltenen, goldenen Bambuslemuren ganz aus der Nähe beobachten. Dieser Waldrundgang ist ein grossartiges und "erfolgreiches" Erlebnis.


madagassische Art, Brücken zu schlagen

Da uns das Wetter ja einen Strich durch die Rechnung macht und statt zu regnen, die Sonne scheint, besuchen wir am Nachmittag das geheizte Thermalbad von Ranomafana. Mit seinen fast 40 °C macht es mich nicht so wirklich an, darin zu baden. Ganz anders die Kinder, die freuen sich besonders auf die heisse Abkühlung. Der Weg zum Bad führt an den "Bäumen der Reisenden" vorbei, über eine Brücke ans andere Ufer eines Flusses. Die ursprüngliche Stahlkonstruktion der einstigen französischen Besetzter windet sich zapfenziehermässig desaströs, von Zyklonen zerstört über das Wasser. Die Madagassen haben kurzerhand einen Bretterverschlag durch die Fundamente gezimmert und das hält so jetzt wohl bis zum nächsten Tropensturm. Auf jeden Fall, unseren Ansturm hat das "Bauwerk" überlebt und drum tummeln wir uns bereits in den "Fluten" des schön gelegenen Pools.


Ravinala (das Blatt des Waldes), Madagaskars Nationalbaum

Dass wir die einzigen „Bleichen“ sind, unter einer Horde von farbigen Kindern stört hier niemanden. Im Gegenteil, die Einheimischen Jungs finden schnell gefallen an PE, JO und den Mädchen, im Nu entwickeln sich fröhliche Frisbeespiele im und ums Wasser. Das bunte Treiben im Bad ist auch bei der vorübergehenden Dorfbevölkerung nicht unentdeckt geblieben. Immer mehr Zaungäste versammeln sich rund um die abgesperrte Therme und beobachten aus ihrer Loge interessiert das lustige Geschehen, das sich kreuz und quer über dem Wasserbecken abspielt.


grünes Spielzeug für Stunden mit Zaungästen im Hintergrund

Auf dem Rückweg zum Hotel bestaunen wir die Hingabe eines Jungen, der seinen Flugdrachen in den Abendhimmel steigen liess. Der steht bestimmt mehr als 500 Meter hoch oben in den Wolken! Das sieht aber nach viel Arbeit aus,... den wieder runter zu holen?!


Der Drache fliegt weit aus dem Foto

MA und DI schauen noch schnell beim örtlichen Strassenpolizeiposten vorbei, begrüssen die stets gut uniformierten Beamten und lachen kurz mit ihnen. Die Polizisten benützen meist alte, ausrangierte französische Uniformen. Es gibt daher auch nicht wirklich ein einheitliches Erscheinungsbild unter den verschiedenen Einheiten. Dafür wirken die Gesetzeshüter aber immer sehr autoritär und kompetent auf ihrer Arbeit, und mit der nötigen Kleingeldspende kann man eigentlich (fast) alle Probleme mit ihnen aus dem Weg schaffen.

Dann geht's "heimwärt's", zu einem ausgezeichneten Abendessen.
Letzte Änderung: 04 Okt 2012 21:45 von lope.
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04 Okt 2012 22:06 #256724
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  • erdferkel am 03 Okt 2012 15:51
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Seufz... wenn ich so den Landcruiser vor den Chamäleon-Häusern stehen sehe... ein richtiger Flashback, als seien wir erst gestern dort gewesen. Haben die Krallen von den großen Grünen bei Euch auch so gezwickt?
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04 Okt 2012 23:13 #256728
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hey, erdferkel! ... das war doch erst gestern!...

auf jedenfall sind die kratzspuren der weibchen auf meinem rücken immer noch sichtbar! B)

lg: lo
Letzte Änderung: 06 Okt 2012 18:51 von lope.
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