THEMA: Kony 2012
13 Mär 2012 09:08 #227939
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  • spinstone am 13 Mär 2012 09:08
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Sempervideo dazu, einfach mal in Ruhe anschauen- trifft m.E. genau den Punkt.

Sempervideo Teil II

MfG Juergen
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13 Mär 2012 09:47 #227942
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  • Gion am 13 Mär 2012 09:47
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Hier noch ein Artikel und eine Videodiskussion die aufzeigen, dass die Aktion nicht nur sinnlos ist sondern kontraproduktiv und sogar gefährlich.

www.aljazeera.com/in...231284336601364.html

Herzliche Grüsse. Gion.
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13 Mär 2012 10:21 #227944
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  • Guido. am 13 Mär 2012 10:21
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Hallo,

als ich das hier vor 1 Woche gepostet habe, war es noch kein Thema in deutschen Medien. Mittlerweile hat wohl ausnahmslos jede deutsche Zeitschrift darüber berichtet. Natürlich ist Kony 2012 nicht unumstritten und wenn es um Bedenkenträgerei geht, sind wir Deutschen ja auch weltweit führend. Ich habe die Kritik gelesen und mir darüber hinaus u.a. auch die Jahresabschlüsse von Kony 2012 angeschaut. Leider verstehe ich nicht genug davon, um mir ein abschließendes Urteil zu bilden. Die Macher gehen übrigens selbst auch auf die ganzen Kritikpunkte ein.
www.invisiblechildren.com/critiques.html

Das bemerkenswerte an der Kony-2012-Aktion ist für mich aber gar nicht der Fall Kony selbst. Das bemerkenswerte ist für mich, wie hier das Internet genutzt wird, um etwas zu erreichen. 100 Millionen Menschen haben das Video auf den diversen Plattformen schon gesehen! 100 Millionen Menschen die sich mit einem Problem beschäftigt haben, von dem sie vorher wahrscheinlich noch nichts gehört hatten. Das ist eine völlig neue Dimension.

Es gibt so viele Mißstände auf der Welt. Von vielen Dingen bekommen wir gar nichts mit oder wir schauen mit einem Gefühl von Ohnmacht und absoluter Hilflosigkeit zu, was vor unseren Augen passiert. Wir könnten sehr viel davon verbessern, wenn wir uns als Bürger und Konsumenten dagegen organisieren. Mit dem Internet haben wir erstmals in der Menschheitsgeschichte das geeignete Werkzeug, um uns global zu organisieren.

Beispiel: Viele global aufgestellte Konzerne machen zur Profitmaximierung unheimliche Schweinereien. Jahrhunderte lang wurden Unternehmen einigermaßen effektiv durch die Staaten reguliert, in denen sie ansässig waren. Diese Regulierung innerhalb staatlicher Grenzen funktioniert in Zeiten der Globalisierung aber nicht mehr. Die Politik bekommt auf globaler Ebene fast nichts gebacken (siehe Umweltschutz, (Nicht-)Regulierung der Finanzmärkte, usw.) und schafft so auch kein Gegengewicht zu global aufgestellten Konzernen. Als Konsumenten können wir aber z.B. mit unserem Kaufverhalten so ziemlich jeden Konzern in die Knie zwingen. Kony 2012 demonstriert einen Weg, wie man das Internet nutzen kann, um Aufmerksamkeit und Organisation zu erreichen.

Niemand muss die Welt allein retten und niemand muss sich bei allen Problemen engagieren. Wenn sich jeder für ein paar Dinge engagiert, ist schon viel erreicht. Und wenn man sich für diverse Ziele engagiert, läuft man immer Gefahr, mit seinen Aktionen auch mal daneben zu liegen (Beispiel Brent Spar, möglicherweise auch Kony 2012).


@Spinstone: Schon der sogenannte Disclaimer von Semperoper ist einfach primitiv ("Drücken sie sich einen Pickel aus"). Nach 4 Minuten haben den uninformierten Schwätzer nicht mehr ausgehalten ("Alle Diamanten aus Afrika sind Blutdiamanten", Namibia? Botswana?). Kritik auf dem Niveau ist pure Zeitverschwendung.

Beste Grüße

Guido
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13 Mär 2012 10:49 #227946
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  • Gion am 13 Mär 2012 09:47
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Hello,

Ich wollte ja eigentlich nur schnell den Link posten, ohne mich auf grosse Diskussionen einzulassen. Trotzdem noch etwas zu Guidos Antwort, weil ich denke, dass gerade diese Antwort viele Probleme einer solchen Kampagne aufzeigt:

"Leider verstehe ich nicht genug davon, um mir ein abschließendes Urteil zu bilden."
- Aber ein "like" Klick ist eben schnell gemacht, und die perfekt produzierte Propaganda kombiniert mit absolut berechtigter Sorge um Kindersoldaten, verleitet dazu solche Kampagnen auch ohne weitere Detailkentinisse zu Unterstützen.

Darum denke ich kann man auch nicht sagen, dass 100 Millionen Menschen "sich mit einem Problem beschäftigt haben", sondern 100 Millionen Menschen liessen sich von einem Filmchen eine einfache Antwort auf ein komplexes Problem geben. Das ist für meich keine Auseinandersetzung mit einem Thema.

"Es gibt so viele Mißstände auf der Welt." - und keine dieser Missstände wird durch die Verhaftung von Kony beseitigt. Hingegen nimmt uns die Kampagen unser Gefühl der Hilflosigkeit. Sie hilft also primär uns selbst um uns das ungute Gefühl der Hoffnungslosigkeit zu nehmen.

"Viele global aufgestellte Konzerne machen zur Profitmaximierung unheimliche Schweinereien. Jahrhunderte lang wurden Unternehmen einigermaßen effektiv durch die Staaten reguliert, in denen sie ansässig waren. Diese Regulierung innerhalb staatlicher Grenzen funktioniert in Zeiten der Globalisierung aber nicht mehr. Die Politik bekommt auf globaler Ebene fast nichts gebacken (siehe Umweltschutz, (Nicht-)Regulierung der Finanzmärkte, usw.) und schafft so auch kein Gegengewicht zu global aufgestellten Konzernen. Als Konsumenten können wir aber z.B. mit unserem Kaufverhalten so ziemlich jeden Konzern in die Knie zwingen."
- Genau meine Meinung! Aber wieso dann jagt machen auf Kony, statt die Grosskonzerne und unfähigen Regierungen anzuklagen? Wieso online Petitionen für ein Eingreiffen der US Armee unterstützen statt mit seinem eigenen Konsumverhalten die wahren schuldigen ernsthaft in Bedrängnis zu bringen?

"Kony 2012 demonstriert einen Weg, wie man das Internet nutzen kann, um Aufmerksamkeit und Organisation zu erreichen." - Aber mit Aufmerksamkeit und Organisation wird kein Problem gelöst. Natürlich kann mit dem Netzt Propaganda gemacht werden, aber das wichtigste ist der INHALT- und somit sollte es eben doch um den Fall Kony gehen und nicht "wie hier das Internet genutzt wird, um etwas zu erreichen". Weil ansonsten einmal mehr Profit geschlagen wird aus Bildern von "armen, unfähigen" Afrikanern, ohne Ihnen eine Stimme zu geben und ohne sich darum zu bemühen ihre Lebensbedingungen ernsthaft zu verbessern.

@Spinstone... naja also das ist wirklich langweilig.

So , jedem seine Meinung, aber mich machte das Filmchen eher wütend als das ich darin eine Lösung für dringende Probleme der Menschheit sah.

Herzliche Grüsse,
Gion
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13 Mär 2012 10:57 #227948
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  • carl am 13 Mär 2012 10:57
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Hallo,

ich kann Guido nur zustimmen. Es ist ja auch beruhigend, dass man sich dank des Internets, welches die Aktion in dieser Form erst möglich macht, sofort und umfänglich mit den Gegenmeinungen und weiterer Sichtweisen beschäftigen kann.

Meiner Meinung nach, ist allein die Tatsache, dass nun deutlich mehr Menschen etwas mehr über den Konflikt in Zentralafrika wissen, schon ein Gewinn.

Die Erkenntnis, dass einfache Lösungen i.d.R. nicht funktionieren und alles immer komplexer ist, als es Werbekampagnen (besonders amerikanische) darstellen, setze ich bei meinen Mitmenschen und bei den Entscheidungsträgern schon voraus.

Gruß
Carl
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13 Mär 2012 11:30 #227953
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  • Guido. am 13 Mär 2012 10:21
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Hallo Gion,
Gion schrieb:
Darum denke ich kann man auch nicht sagen, dass 100 Millionen Menschen "sich mit einem Problem beschäftigt haben", sondern 100 Millionen Menschen liessen sich von einem Filmchen eine einfache Antwort auf ein komplexes Problem geben. Das ist für meich keine Auseinandersetzung mit einem Thema.

Du hast recht in dem Punkt, das viele Probleme heute unfassbar komplex sind und wir alle lieber die einfachen, klaren Antworten bevorzugen. Man lässt sich zu gern zu Schwarzweiß-Denken verleiten, während die Realität häufig aus Millionen Grautönen besteht. Ich glaube aber nicht, das 100 Millionen nur "ein Filmchen" geguckt, "I Like" geklickt und das Thema für sich abgehakt haben. Wie man auch an diesem Thread sieht, beschäftigen sich einige durchaus tiefgreifender damit, was nicht heißt, das man das Thema am Ende in all seiner Komplexität durchdrungen hat.

Genau das ist aber eine Thematik, der wir uns zukünftig vermehrt stellen müssen. Viele Probleme sind so komplex, dass sie überhaupt niemand komplett durchdringt und definite Vorhersagen machen kann. Siehe auch Themen wie Klimaerwärmung oder Euro-Schuldenkrise. Wir müssen lernen, auch bei unvollständiger oder unscharfer Faktenlage zu Entscheidungen zu kommen. Sonst können wir zukünftig gar nichts mehr entscheiden und machen.
Gion schrieb:
"Es gibt so viele Mißstände auf der Welt." - und keine dieser Missstände wird durch die Verhaftung von Kony beseitigt.

Doch einer der schlimmsten Verbrecher unserer Zeit wäre aus dem Verkehr gezogen und das Leben vieler Kinder gerettet. Möglicherweise sind einige durch die Kony 2012 Kampagne angestoßenen Aktionen falsch und sogar kontraproduktiv. Wer sich engagiert, viel macht und probiert, macht auch mal Fehler. Aber gar nichts zu machen, ist in den meisten Fällen noch schlechter. Ich halte es da mit dem Georg Christoph Lichtenberg zugeschriebenen Zitat "Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll."
Gion schrieb:
Aber mit Aufmerksamkeit und Organisation wird kein Problem gelöst.

Nein natürlich nicht. Aber es in in vielen Fällen der nötige erste Schritt, um eine Problemlösung auf den Weg zu bekommen.

Danke für die konstruktive und begründete Kritik.
Beste Grüße

Guido
Letzte Änderung: 13 Mär 2012 11:31 von Guido..
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