Serengeti, Lobo public campsite, 10. Dezember 2013
Wie bereits erwähnt, war die Nacht in unserem Dachzelt sehr, sehr feucht. Geschlafen haben wir kaum, sondern die Zeit damit verbracht, uns um die letzten trockenen Stellen in der Matratze zu balgen.
Toni tut so, als ob nichts wäre.
Gut, dass die Sonne wieder scheint, es wird nämlich mit der Zeit ziemlich frisch, wenn man auf ner nassen Matratze liegen muss.
Kaum sind wir aufgestanden, kommt Jona, der Campbesitzer und eröffnet uns, dass wir nicht zum Klein’s Gate fahren können, sondern umkehren müssen, da die Piste gegen Norden wegen des starken nächtlichen Regens unbefahrbar geworden sei. Er verzapft was von abgebrochenen Flussufern und weggeschwemmter Piste
. Zudem bedankt er sich bei uns für den ersten grossen Regen seit vielen Monaten, welchen wir ihm mitgebracht haben
. Na bravo. Nun frühstücken wir erst mal gemütlich, vielleicht fahren wir zurück nach Mto Wa Mbu, oder wir bleiben nochmals eine Nacht hier.
Der Massai Jona, heute ganz in Zivil.
Dann fragt uns Jona, ob wir eine starke Abschleppgurte hätten, da ein Tour Guide mit Touristen seit gestern Abend am Fusse des Ol Doinyo Lengai ganz böse im Schlamm stecke. Da wir es ja nicht eilig haben, gibt ihm Toni die Gurte und Jona entschwindet damit.
Durch den Feldstecher beobachten wir, dass im Flussbett wieder Fahrzeuge festgefahren sind. Wenn wir nun umkehren, müssen wir auch wieder dort überqueren
.
Wir geniessen erst mal die tolle Aussicht und warten auf Jona. Dieser kommt irgendwann nach langer Zeit zurück, wäscht unsere verschlammte Abschleppgurte und eröffnet uns dann, dass wir es nun doch wagen können, zum Klein’s Gate zu fahren.
Häääää?
Hat uns dieser durchtriebene Massai nur angeschwindelt und was von zerstörter Piste erzählt, weil er unsere Abschleppgurte ausborgen und in aller Ruhe den Tour Guide bergen wollte? Zutrauen würde ich’s ihm. Dass er im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlitzohr ist, sieht man ja schon an seinen durchlöcherten Ohrläppchen.
Also schnell zusammenpacken und los geht’s. Wir sind jetzt nämlich schon spät dran.
Der Natronsee
Ganz am Ufer waren wir nicht, da man scheints Eintritt bezahlen muss und da wir ja bereits für die paar Kilometer bis hier her einen nicht gerade geringen Betrag hingeblättert hatten, finden wir eine weitere Gebührenerhebung schon fast unverschämt
. Bei uns kann man für viel weniger Geld ein ganzes Jahr lang auf erstklassigen Autobahnen fahren, das hab ich übrigens dem Jona erzählt und auch, dass man bei uns nirgends für einen See Eintritt bezahlen muss, obwohl unsere Seen mindestens so schön sind wie der Natronsee, wenn nicht sogar schöner.
Die Piste ist stellenweise sehr rau, ausgewaschen und holperig. Zügiges Fahren ist nicht möglich, aber die Landschaft ist sehr interessant und wild.
Nachdem wir eine wüstenhafte, total überweidete Landschaft hinter uns haben, wird es grüner, bewaldeter und feuchter.
Die Piste ist oft sehr aufgeweicht.
In Loliondo muss der Toni natürlich wieder einkaufen gehen. Er entscheidet sich für 20 Liter Benzin und Cola. Mehr Brauchbares findet er nicht. Ulli stöbert auch in einigen Läden rum.
Hier wird aus einem Kanister Benzin eingefüllt.
Die Piste wird ziemlich mühsam. Der Untergrund ist sehr rutschig und verlangt von den beiden Fahrern volle Aufmerksamkeit. Oft schliddern unsere Fahrzeuge fast wie im Dreivierteltakt dahin, in meinem geistigen Ohr höre ich einen Wienerwalzer als Begleitmusik dazu. Nur nicht von der Piste abkommen und in einem Baum landen! Jammern darf ich auch nur ganz leise, da ich ja sonst wieder mit diesem vielsagenden Blick bestraft werde
.
In einem Waldstück liegt einsam eine sterbende Kuh am Strassenrand. Sie hat die Kraft nicht mehr, aufzustehen und schaut uns mit traurigen Augen an. An einer anderen Stelle versuchen einige Massais, eine geschwächte Kuh aufzurichten, aber die kann und will nicht mehr stehen und hat mit ihrem Leben abgeschlossen.
Der kann nicht mehr
Piste im Norden kurz vor dem Klein’s Gate
Der steht so blöd auf der Piste, dass Helli und Toni erst einen Weg durchs Gebüsch suchen müssen, um ihn umfahren zu können.
Endlich erreichen wir um 16.30 Uhr das Kleins’Gate des Serengeti Nationalparks. Die Bezahlungsprozedur dauert etwas, weil die Kreditkartenmaschine nicht funktioniert. Da wir immer genügend U$ dabei haben, bezahlen wir in Bar.
Kosten:
Eintritt: 60 U$ pro Person/Tag
Camping: 30 U$ pro Person (Public Campsite)/Tag
Fahrzeug: 40 U$ (ausländisches Nummernschild)/Tag
Man schärft uns ein, die Hauptpiste bis zum Lobo Camp nicht zu verlassen, da die Nebenwege wegen des Regens derzeit nicht gut befahrbar seien.
Kaum im Park, sehen wir unzählige Huftiere, eine Löwin, eine Elefantenherde und viele verendete Massai-Rinder, welche von ihren Besitzern wegen Futtermangels kurz vor dem Verhungern in den Park getrieben worden waren. Für viele war es aber schon zu spät.
Die Beleuchtung ist leider dermaßen düster, dass ich gar keine Lust darauf habe, zu fotografieren.
Nach acht Stunden erreichen wir endlich die Lobo Public Campsite. Wir vier sind von der anstrengenden Fahrerei ziemlich geschafft. Die Lage des Platzes ist sehr schön, die Toiletten sind sauber und die Duschen sind kalt. Es ist richtig frisch hier, da wir auf 2’000 m Höhe sind.
Wir bereiten unser wohlverdientes Nachtessen zu, quatschen noch ein wenig und verziehen uns dann ins Zelt.
Da unsere Matratze natürlich immer noch nass ist, legt der Mister Toni die Militärplane drauf, mit welcher wir normalerweise unser Gepäck abdecken. Ich bin zwar mit diesem ollen Ding nicht unbedingt einverstanden, aber da ich ziemlich leidensfähig bin, füge ich mich. Irgendwie bekrabbelt mich zwar was, aber ich möchte jetzt einfach nur noch schlafen
.
Gute Nacht.
Gefahrene Kilometer: 194