Leona schrieb:
Da kommt mir doch grad Tom Hanks und sein Ball Wilson in den Sinn!
Tatsächlich, jetzt wo du's sagst
Wir Stecken immer noch im Stau.
20. Februar 2013:
Mit dem Inder zusammen überlegten wir, ob wir das Gefährt irgendwie überholen können. Der Boden war so schwammig, dass Toni gleich tief einsank und erst mal seinen Schuh im Dreck ausbuddeln musste. Da gab es kein Vorbeikommen. Da der Inder ein temperamentvoller Mensch ist und nicht warten wollte, setzte er plötzlich ein paar Meter zurück, gab Vollgas und verschwand, nachdem er winkend mit einem Satz einen Erdwall überflogen hatte, im Wald
. Nach ca. 30 Metern steckte er fest, gab immer noch Gas und versenkte sich bis aufs Chassis im tiefgründigen, schwammigen Waldboden. Endstation
.
Der High-Lift Jack wurde eingesetzt um den schweren Wagen zu heben, aber außer dass der High-Lift immer tiefer und tiefer im Boden versank und dann auch noch verklemmte, passierte nichts. Die Karre bewegte sich keinen Millimeter.
“Mister Toni, du musst mir helfen!”
“Du fährst da nicht rein”, sagte ich.
“Doch, da fahr ich jetzt rein”, sagte Toni.
“Nein”,
“Doch, schließlich hat er uns die Hülle geschenkt, das verpflichtet”.
Also setzt auch Toni zum Sprung über den Erdwall an und landet ebenfalls im Wald.
“Mister Toni, du musst näher an mich ran fahren, dann können wir das Abschleppseil doppelt nehmen.
Ich: “nein, tu da nicht”,
Toni: “doch”.
Toni fährt näher ran, der Inder wird angehängt, Toni gibt Gas…….und verbuddelt sich auch
. So ein Mist. Ich hab’s ja gleich gewusst! Was wollte der eigentlich dort im tiefen Wald? Na den Lastwagen überholen, dieser Armleuchter!
In der Zwischenzeit war das Scania-Zugfahrzeug längst ausgegraben, ein Stück vorgefahren, der Anhänger war abgehängt und konnte so mittels Kette vom Zugfahrzeug aus dem Dreck gezogen werden. Der Fahrer parkierte sein Fahrzeug ein Stück weiter vorne, wo’s nicht mehr ganz so schlammig war und kam mit der ganzen Helferschar, bewaffnet mit allen möglichen Werkzeugen zu uns. Ich wurde von den Jungs getröstet, obwohl ich gar nicht geheult habe, aber ich fand die wirklich extrem nett.
Dann wurde mit vereinten Kräften geschaufelt und gebuddelt, Bäume gefällt und noch weitere Register gezogen, wie Einsatz von Sandblechen und Habegger-Seilwinde, leider ohne Erfolg.
Wir sassen einfach zu tief im Morast fest.
Ein inzwischen eingetrudeltes Ambulanzfahrzeug probierte auch noch, uns rückwärts rauszuziehen, aber keine Chance.
Dann kamen nochmals zwei Lastwagen angefahren. Der erste versuchte ebenfalls, uns rauszuziehen, drückte uns aber nur gegen einen Baum, er zog und zog, bis unser Auto fast umkippte und dann glücklicherweise das Abschleppseil riss
. Unser armes Fahrzeug war in eine gefährliche Schräglage geraten
. Ich hatte meine Kamera leider im Auto verstaut und hatte die Nerven nicht, sie rauszuholen um Fotos zu machen. Der Baum wurde kurzerhand von den Helfern gefällt und der zweite Lastwagen probierte es dann auch noch, aber mit dem Stahlseil von unserer Seilwinde. Dieses Mal klappte es! Unter tosendem Applaus der Jungs standen wir plötzlich wieder auf der Strasse, puh
. Dann wurde der Wagen des temperamentvollen Inders auch noch geborgen, alles gut gegangen.
“Da könnt ihr aber euren Freunden was erzählen, wenn ihr wieder in der Schweiz seid, das ist Afrika, herrlich”, jubilierte er.
Dann brauste er mit Vollgas einige Pirouetten drehend durch die Schlammstelle und hielt hinter den drei Lastwagen an. Einer der Helfer nahm mich bei der Hand und führte mich durch die tiefgründige kleisterhafte, klebrige Schlammpappe zu unserem Fahrzeug.
“Komm Mama Erika, ich halte dich fest”, sagte er immer wieder, was mich zutiefst rührte.
Ich muss ja wirklich einen völlig tatterigen Eindruck auf ihn gemacht haben
.
Alle verabschiedeten sich herzlich von uns und dann ging die Fahrt ins Ungewisse endlich weiter, aber nicht lange. Ein paar Kilometer weiter vorne steckte er wieder, dieser Scania-Anhängerzug und hinter ihm die zwei anderen LKWs. Der temperamentvolle Inder hatte natürlich abermals versucht, zu überholen und, na was wohl?
Er steckte auch und zwar in einer ziemlich miesen Lage, da er seitlich gerutscht war und mit seinem Toyota fast am Lastwagen anlehnte.
Wir hatten für diesen Tag die Schnauze voll. Die Chance, noch weiter zu fahren, war auf null gesunken. Da wir einige Kilometer zurück ein geeignetes Übernachtungsplätzchen gesehen hatten, drehten wir um, wuschen uns unterwegs in einem Bächlein den Schlamm ab und schlugen dann unser Dachzelt auf. Es wurde langsam dunkel. Ein paar Einheimische huschten scheu grüssend an uns vorbei und entschwanden. Wir hatten erst jetzt bemerkt, dass wir auf einem unscheinbaren Trampelpfad parkierten waren und dass irgendwo in der Nähe im tiefen Wald eine Siedlung sein musste.
Wir verzogen uns ins Dachzelt, nachdem wir im Auto sitzend ein paar Brote gegessen und 1 bis 2 (oder waren es gar 3?) Gläsli Wein getrunken hatten
. Es hatte nämlich wieder angefangen zu regnen.
Tageskilometer 150
Fahrzeit: Schwer zu sagen, da wir ja lange steckten, jedenfalls waren wir den ganzen Tag unterwegs.
Grüessli
Erika