Am Nachmittag wundern wir uns erneut, warum Kaffee und Kuchen erst kommen als wir losfahren. Oh, stehen wir auf der Leitung . Da George und all die anderen Guides fertig herumstehen, kommen wir einfach nicht auf die Idee, dass es hier eigentlich später losgeht.
Wir schaukeln gemütlich durch die Landschaft, erfreuen uns am Sonnenschein, der klaren Luft und den Tieren. Nachdem gestern mein größter Wunsch, spielende Löwenbabys zu sehen, in Erfüllung gegangen ist, bin ich so was von tiefenentspannt, dass ich fast nur noch das Fernglas benutze. Zum Glück fotografiert mein Mann.

















Die Leopardin aus dem Leopard Gorge, die wohl sehr entspannt gegenüber Autos sein soll, suchen wir vergebens. So müssen andere Tiere als Fotomodell herhalten.







Auch die nächsten Löwen sind nicht weit und obwohl im schönsten Abendlicht, wollen die Männer nach kurzem Fotoshooting weiter – schnüff.

Die off-beat Pride liegt noch immer faul im Gestrüpp, kurzzeitig werden sie von einer Herde Büffel aufgescheucht. Die Büffel ziehen als Sieger weiter und von den Löwen ist nur ein einziges Tier frei zu sehen. Immer wieder kommt mal einer der Löwen zum Vorschein und verschwindet wieder. Es geschieht nichts Aufregendes und so finde ich es, um ehrlich zu sein, ein wenig langweilig und frage mich warum wir hier herumstehen. Es wird immer dunkler und es rührt sich immer noch nicht viel. George fragt, ob wir unseren Sundowner



im Auto trinken wollen - ja das ist eine gute Ansage. Kaum haben wir unseren Gin Tonic bzw. unseren Wein in der Hand, kommen aus dem Gestrüpp nicht ein paar Löwen, sondern ganz viele Löwen heraus. Ich zähle 16 (das ist ungefähr die Hälfte der Gruppe) und zwar direkt vor und um uns herum. Da wird begrüßt, geschleckt und aneinandergeschmiegt, gestreckt und gegähnt. Ist das großartig.

Video: Off-Beat Pride

Zu spät, um die Löwen auf einem Bild zu haben, versuche ich zu fotografieren und schaffe zu meinem Erstaunen passable Aufnahmen.



Dann geschieht etwas sehr merkwürdiges. Ich kenne es bisher nicht anders, Löwen sehen einem im Wagen sobald und solange man sich bewegt, mustern einen dann kurz und verlieren sehr schnell das Interesse. Zwei junge Männchen sind aber völlig anders drauf. Als ich sie filme, mustert mich einer bereits sehr intensiv, allerdings noch relativ kurz.
Video: junge Löwen der off-Beat Pride
Später stehen sie plötzlich direkt am Wagen, auf der Seite meines Mannes in eindeutig erst neugieriger, dann angespannter Haltung. George startet den Wagen, was die Zwei nicht beeindruckt, George fährt rückwärts, die Zwei stehen nun plötzlich neben mir und fixieren mich, obwohl ich mich nicht rühre, dazu nehmen sie inzwischen eine eindeutige Sprunghaltung an. Mir ist sehr mulmig zu Mute. George hat nun den Wagen in Position gebracht und fährt schnell los. Keiner sagt ein Wort. Wir haben schon jede Menge Löwen gesehen, bisher hatte keiner so reagiert. Ich muss an die Unfälle im Gauteng Lion Parks denken. Die Löwen in Mara North kennen Menschen, bisher fürchten sie sie, weil sie lange gejagt wurden und die Scheu vor Menschen (außerhalb von einem Auto) an die Nachkommen weitergeben. Ich frage mich nur, wann kommt ein junger Löwe auf die Idee doch mal etwas „Neues“ auszuprobieren. Wir sind noch immer sehr nachdenklich, als wir kurz nach sieben im Camp ankommen.

Hallo Elisabeth,

ist ja merkwürdig! Erst die 2 Babies und jetzt ein Senior Löwe in der Mara North - auch bei uns !!
Vielleicht war es ja der selbe , denn auch mich hat noch nie- weder in der Mara noch sonst wo- ein Löwe derart erschreckt. ( außer einer hinterm Zaun, das zählt nicht)
Gewöhnlich hänge ich nicht halb aus dem Auto beim Fotografieren( ich muß oft den Kopf schütteln, wie unbedarft manche Touristen sind). Wenn ich das Gefühl habe, dass der Abstand zwischen uns zu klein wird, weil das gute Tier zu nahe ans Auto kommt, weiche ich langsam zurück. . Oftmals dachte ich schon: also wenn der Löwe oder die Löwin wollte, könnten sie jetzt Hackfleisch aus mir machen. Mich fasziniert immer wieder, wie sich die Tiere an die Safariautos als Bestandteil ihrer Umwelt gewöhnt haben.

Keine Ahnung, was in besagten Löwenmann gefahren ist. Aber er reagierte eindeutig auf mich und meine ziemlich langes Objektiv ( meine 2 Mitfahrer saßen auf der anderen Seite) Ich saß am rechten Sitz mit meinem Tele, ganz normal , als er plötzlich auf mich zugeschossen kam. Ich dachte momentan wirklich, dass er jetzt ins Auto springt. Also versuchte ich , mich rückwärts auf den anderen Sitz zu werfen und Iandete etwas unsanft am Boden dazwischen. Nach einer gewissen Schockstarre löste sich Schreck in Gelächter auf.

Eigentlich aber fand ich es nicht wirklich zum Lachen; unser Fahrer blieb ganz entspannt, so als hätte er das schon öfters erlebt.
Das könnte man auch vermuten. Besagter "Angreifer" ging völlig entspannt zurück zu seiner Dame - so als wäre nichts gewesen. Aber der blöden Touristin hatte er erfolgreich einen gehörigen Schrecken verpasst.
Falls sich der Gute das aber zur Gewohnheit macht? Was dann?? Hat er was gegen Fotografen? Gegen Frauen? Gegen Menschen?
Wir Zwei können vermutlich davon ausgehen, dass wir mit dem selben Löwen konfrontiert waren. Und er hoffentlich eine Ausnahme bleibt. Die guides allerdings sollten sich Gedanken machen, was es denn ist, das ihn so reizt - bevor womöglich wirklich was passiert.

Liebe Grüße
Ursula

Upps, wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Zu meiner Entschuldigung muß ich sagen, dass ich es ohne Brille auf dem Handy gelesen habe.
Jetzt erst sehe ich das Video . Bei euch waren das ja Jungsters . Umso bedenklicher. Wahrscheinlich werden tatsächlich die Jungen von den Alten instruiert, dass die Kameras gefährlich sein könnten.
Das läßt mich schon sehr nachdenkliche werden.

Gruß Ursula

Hallo Ursula
Na, da sind wir ja noch gut weggekommen. Ja, bei uns war es ein Youngster und als ich ihn filmte (mit einer Minikamera), dachte ich mir auch nichts dabei, da ich mich sicherlich bewegt hatte. Aber die Szene, die ich beschrieben habe, da war ich bereits erstarrt, denn die Situation als die Zwei meinen Mann fixierten war schon unheimlich. Mein Mann saß direkt hinterm Fahrer, ich auf der anderen Seite eine Reihe dahinter (wenn man den ganzen Wagen für sich hat, dann nutzt man den halt auch). Die zwei Löwen waren nur einen sehr kurzen Moment direkt neben mir, dann fuhren wir zum Glück. Ich kenne das Verhalten von Hauskatzen gut, das war denke ich keine gute Situation!

@Alle: Ich will hier übrigens niemanden Angst machen. Mich würde allerdings schon interessieren, ob schon jemand von Euch so ein Verhalten bei Löwen erlebt hat.

Viele Grüße Elisabeth