Hallo,
anders als in der Physik oder der Mathematik gibt es in der Politik kaum Gesetzmäßigkeiten und deshalb kann niemand die Entwicklung gewiss vorher sagen. Man kann sich nur die aktuelle Lage und die Fakten anschauen und dann Szenarien skizzieren. Über die Eintrittswahrscheinlichkeit verschiedener Szenarien, kann man dann unterschiedlicher Meinung sein.
Alles außer Section 1 in der südafrikanischen Verfassung kann mit 2/3-Mehrheit geändert werden. Das Eigentum nur gegen Kompensation enteignet werden kann, ist in Section 25 geregelt, kann also mit 2/3-Mehrheit geändert werden. ANC+EFF kommen zusammen auf 68,5%. Die DA hat 22,25%. Die restlichen Kleinparteien mit für nicht prognostizierbarem Abstimmungsverhalten kommen auf 9,25%. Eine Mehrheit für eine Verfassungsänderung erscheint realistisch. Der ANC kann sich sogar einige "Abweichler" leisten.
Wegen Inkompetenz und alles zersetzender Korruption scheitern Südafrika und Namibia politisch daran, nennenswertes Wirtschaftswachstum zu erreichen. Ohne Wirtschaftswachstum entstehen keine neuen Jobs. Beide Länder haben Junk-Ratings und können nicht mehr wie bisher auf Kredit neue Jobs im Staatsapparat schaffen. Sie können auch nicht mehr auf Kredit neue Sozialprogramme kreieren. Sie können nicht mal mehr substantielle Konjunkturprogramme auflegen, weil der fiskalische Spielraum dafür nicht da ist. Unter dem Strich schaffen Namibia und Südafrika es nicht, die Lebensverhältnisse der breiten Masse zu verbessern. Wohin führt das? Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wird stark steigen.
Die Preisfrage ist dann: Wie reagieren die Regierungen auf steigende Unzufriedenheit und steigenden Druck? Gehen sie die Ursachen an? Gehen sie mit eiserner Härte die Korruption an? Kann eine Regierung das überhaupt überleben, wenn sie massenweise einflussreiche Günstlinge auf mittlerer und oberer Ebene angeht, die bislang die Profiteure sind? Schmeißen die Regierungen beim Staat und bei Staatsunternehmen ca. 30% der Mitarbeiter raus, weil es da überall stark aufgeblähte, unproduktive Personalstrukturen gibt, deren Kosten dem Staat zunehmend jeglichen Handlungsspielraum nehmen? Das verärgert die breite Masse dann noch mehr, weil sehr viele Familien sich nur über Wasser halten, weil irgendwer in der Familie, einen Job in irgendeiner staatlichen Einheit oder bei einem Staatsunternehmen hat. Mir ist nicht klar, wie das möglich sein soll. Wenn das nicht möglich ist, gibt es keine ursächliche Lösung.
Namibia und Südafrika sind zuletzt in einer weltkonjunkturellen Hochphase in die Rezession gerutscht. Nun hat der Abschwung der Weltwirtschaft begonnen. In den nächsten Jahren müssten Namibia und Südafrika nun auch noch gegen den Trend der Weltwirtschaft wachsen. Das wird doppelt so schwer wie bisher. Wie soll das gehen?
Die Regierungen Namibias und Südafrika werden aber irgendwas machen müssen, um die breite Masse zu befrieden. Geld für irgendwelche Geschenke ist nicht da. Kompensationsfreie Enteignungen und somit für die Regierung kostenfreies Land könnten da recht attraktiv und alternativlos werden. Sicher weiß ein Ramaphosa und ein Geingob, dass das Problem damit nicht gelöst ist. Aber wenn es als das einzige Mittel erscheint, um überhaupt erst mal an der Macht zu bleiben und Zeit zu gewinnen?
Für beide Länder halte ich ein Simbabwe-Szenario nicht für das einzig mögliche aber doch für das derzeit wahrscheinlichste Szenario. Ein plausibles Szenario, wie noch eine Rettung/Kehrtwende aus eigener Kraft erreicht werden kann, ist mir nicht bekannt. Im besten Fall gibt es glückliche externe Umstände, die einen Rettungsanker darstellen. Vielleicht wird irgendwas erfunden, was hohen Bedarf an Diamanten, Gold, Uran, Platin erzeugt und Preise dafür vervielfacht. Vielleicht investiert China richtig groß.
D.