THEMA: Reisebericht - 6 Wochen Botswana-Sambia
18 Dez 2008 22:33 #85192
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  • Ulli am 18 Dez 2008 22:33
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Hallo Thorsten & Barbara,
Interessant sind deine Erklärungen hinsichtlich der Existenzgrundlagen der Einwohner Chifungwes.

Interessant sind sie schon, sie stimmen aber nicht. Chifunge liegt noch mitten im South Luangwa NP. In der Siedlung leben ausschließlich ZAWA Ranger mit ihren Familien. Genauer gesagt: 9 Ranger mit Familie und 1 ohne. Die Familie von Bernhard lebt in Chipata. Er sieht sie max. 2-3 pro Jahr. Dafür sind seine Kinder die einzigen die zur Schule gehen. Für die im Camp aufwachsenden Kinder besteht dafür keine Chance, die nächste Schule wäre kurz vor der Great North und es gibt keine Transportmöglichkeiten. Die Familien leben dort von dem Gehalt der Ranger. Dies liegt zur Zeit bei 1.400.000 Kwacha / Monat und ist damit für lokale Verhältnisse gar nicht so niedrig. Ein Scout der dort jagen würde hätte die längste Zeit seinen Job gehabt.

Richtig ist aber das es in den Game Management Areas auch Abschussquoten für die Locals gibt, nicht aber im National Park. Und indirekt leben auch die Ranger von den Abschussgebühren die für die kontrollierte Jagd anfallen. Die Gebühren landen beim Staat der sie zumindest zum Teil wiederum der ZAWA zuführt. Gerade in dem Gebiet gibt aber noch zusätzliche Projekte zum Eco-System Management die von der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und der EU bezahlt werden.

Ich wollte jetzt nicht den 'Oberlehrer' raushängen, dafür aber schon dem Eindruck entgegenwirken das ein ZAWA Ranger quasi legal in den Busch kann und mit der Kalaschnikow für sein Abendessen sorgt.

Gruss

Ulli
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19 Dez 2008 16:57 #85256
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  • toro am 19 Dez 2008 16:57
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Hallo Ulli,
du hast recht, Chifunge liegt noch im NP, da sollte nicht für den Eigenkonsum gejagt werden (das passiert ja \"nur\" in Namibia Elefantentod im Bwabwata-Nationalpark).
Wahrscheinlich hat der Scout dies auch nicht speziell für die Bewohner von Chifunge gesagt sondern allgemein für die Dörfer in dem Bereich. Wir hatten ihn nach den Leuten gefragt, die in dem Landcruiser am Mutinondo uns entgegen gekommen waren.
Ich fand es jedenfalls interessant, dass hier ein Teil der Eintrittsgelder nicht im Staatssäckel wandern sondern der umliegenden Bevölkerung zu gute kommen. Dies ist, zumindest so weit, wie es uns geschildert wurde, eine andere Verfahrensweise wie z.B. die Zwangsumsiedelung der San im Central-Kalahari-Game-Reserve in Botswana, die den San die Lebensgrundlage raubt.
Das Scouts für ihren Eigenkonsum im NP jagen (können) wollte ich nicht unterstellen, die haben auf uns einen sehr engagierten Eindruck gemacht.

Um neues zu lernen sind wir ja hier im Forum, wir wollen ja ein wenig mehr erfahren über die Länder die wir so gern bereisen, also lass uns weiter an deinem Wissen teilhaben

Torsten
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05 Jan 2009 18:34 #86265
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  • Bhekisisa am 05 Jan 2009 18:34
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Hallo, ihr Lieben!

Ich hoffe, ihr alle hattet schöne, erholsame Weihnachtstage und seid gut rübergekommen ins neue Jahr!

Einen Tag vor Weihnachten hatte ich noch ein neues Kapitel über den ersten Tag im South Luangwa NP online gestellt, aber völlig vergessen, es hier zu posten. Sorry! Heute gibt es noch ein Kapitel über unseren zweiten Tag, der auch wieder voll der Ereignisse war.

Zum Thema Schoten-Sammeln wollte ich noch kundtun, dass auch ich mich rudimentär mit den Einfuhrbestimmungen vertraut zu machen versucht habe, ein Ei drüber schlug und, wie Wolff-Rüdiger, immer unbehelligt damit gefahren bin. Klar, es gibt WA- und CITES-Abkommen, die haben auch ihren Sinn, gerade in kommerzieller Hinsicht. Doch ich wollte nie handeln, hab mich einfach nur gefreut. Das einzige, was mir ein immens schlechtes Gewissen bereitet, immer, bei jeder Schotenladung, das ist die Gefährdung der einheimischen Flora und Fauna. Ich bin in München geboren, aufgewachsen und lebe da, liebe es, in kastanienbeschattete Biergärten zu gehen. Doch seit vielen Jahren werden unsere Mass-Beschatter-Bäume bzw. deren Laub von eingewanderten Miniermotten bereits im Juni so dahingemeuchelt, dass das Biergartengefühl ein gänzlich anderes ist. In Italien haben sich eingeschleppte Borkenkäfer breit gemacht und suchen den Weg nach Norden. Auf jedem Kontinent, beinahe in jedem Land leben Tiere, Pflanzen, die da ursprünglich nicht waren, die sich aber jetzt breit machen und die Endemik nebst dem dazugehörigen Gleichgewicht ins Wanken bringen.

Das sollte nicht sein, ist aber nicht zu verhindern. Jeder bringt was mit – in Zeiten unserer uneingeschränkten Reisefreudig- und tätigkeit. Viren, Bazillen, Pilzsporen, Pflanzteile, Schädlinge. Wer will es verhindern, in letzter Konsequenz? Für die oberflächliche und kommerzielle Konsequenz sind Gesetze gemacht; Einfuhrbestimmungen, Ausfuhrbestimmungen, etc. Ist auch gut so! Kobras in Alkohol, Elefantenfüße als Hocker oder Aschenbecher, Tigerzähne als potenzsteigernde Halsketten, Rhinohörner als Wiederbelebung des schlaffen Gemächts, leergebuddelte Wüsten für die heimische Fensterbank – wenn das jeder machen würde...? Das aber ist ein anderes Thema.

Schoten, die sind halt da, im Überfluss, werden, by the way, auch in floristisch wertvollen Grab- und Blumengestecken hierzulande offiziell vertrieben. Und sicher wird auch damit einiges eingeschleppt. Keime, Pilze, Sporen, Samen; kontinentfremde Lebewesen, die unsere Landwirtschaft in Schwierigkeiten bringen, unsere Fauna bedrohen könnten. Und auch über den Import von Obst und Gemüse kommt so einiges ins Land. Haben wir nicht schon lange in unseren Gemüsegärten portugiesische Nacktschnecken zu beklagen, die alles wegfressen, was annähernd grün ist? Die wurden durch Grünzeuglieferungen in der Wirtschaftswunderzeit als blinde Passagiere eingeführt und gehören seit Jahrzehnten zu uns wie das Sauerkraut... Seit Jahren zittert die Gärtnerszene vor Tigerschnecken, ein weiterer Import aus Süd- und Westeuropa; ich hab sie auch schon gesehen, hier in München.

Was ich sagen will: Reisen tut jeder, der es will und kann. Von Reisen bringt jeder was mit, ob bewußt oder unbewußt. Der Punkt ist „Verantwortung“. Grabe ich Pflanzen aus, die Jahrhunderte brauchen um richtig gross zu werden, nur um dann auf einer zentralgeheizten Fensterbank einzugehen? Werden Tiere getötet, damit ich ein spektakuläres Souvenir mit nach Hause bringen kann? Etc, etc. Beim Schotenimport füge ich der afrikanischen Natur keinen Schaden zu und um den Schaden zuhause so gering wie möglich zu halten bzw. zu verhindern, deponiere ich ALLE Schoten für ein ganzes Jahr bei minus 18 Grad in der Gefriertruhe (die Reste der entsamten Schoten haben wir verbrannt) – danach sollte alles keimende Insektenleben vernichtet sein. Zumindest ist bei mir noch nie etwas geschlüpft.

Vor einigen Jahren übrigens wurde ich am deutschen Zoll herausgepickt und musste mein Gepäck öffnen. Der Zöllner war höchst interessiert an meinen Schoten und ließ sich genau erklären, von welchen Bäumen diese schönen Gebilde stammten. „Da muss ich auch mal hinfahren“, war sein Kommentar, bevor er mich alles wieder zusammenpacken ließ und mich freundlich verabschiedete. Um nicht eventuell schlafende Hunde zu wecken, fragte ich damals nicht genauer nach den Einfuhrbestimmungen...Ich sehe dieses Verhalten nicht als „Darf-Schein“, denn sicher entsprach es nicht ganz dem zollüblichen Gebaren. Aufschlußreich fand ich es dennoch.

@Ulli: Ich finde es äußerst interessant, Dinge zu erfahren, über die andere mehr wissen! Also danke für deine Ausführungen bezüglich Chifungwes, so hört sich das plausibel an. Manchmal wundere ich mich, warum sich noch nicht mehr FoMis mit mehr Informationen als ich sie habe, sich auf meine Postings gemeldet haben. Schließlich gebe auch ich vieles wieder, was ich im Laufe meiner Reisen erfahren habe aber nicht beweisen kann. Egal: mich interessiert alles, was jemand anders in anderer Art erfahren oder erzählt bekommen hat! Dafür sind wir unter anderem ja auch, wie Torsten schon sagte, hier im Forum.

Liebe Grüße aus München und einen guten Start im neuen Jahr wünscht euch

Barbara
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14 Jan 2009 20:24 #87015
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  • Bhekisisa am 05 Jan 2009 18:34
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Beim Schreiben werde ich immer wehmütiger - heute habe ich das Kapitel über unseren letzten Tag im South Luangwa NP abgeschlossen - der letzte Tag in der Wildnis Sambias... Was mir aber, trotz aller Wehmut, ein glückliches Lächeln auf's Gesicht zaubert: Der nächste Urlaub ist in Planung!

Liebe Grüße von Barbara
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15 Jan 2009 22:20 #87130
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  • Bhekisisa am 05 Jan 2009 18:34
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Der Countdown läuft unerbittlich! Das heutige Kapitel führt uns vom South Luangwa NP zum Luangwa Bride Camp. Und ich merke schon: je mehr wir uns der Zivilisation nähern, desto leichter stressen mich Dinge und – Menschen. Eine kleine Exkursion in die Welt der bayerischen Fernsehserien erklärt so manches meiner Gefühle...

Viel Spaß beim Lesen und herzliche Grüße von Barbara
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23 Jan 2009 20:36 #88074
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  • Bhekisisa am 05 Jan 2009 18:34
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Irgendwann hat der schönste Urlaub ein Ende, der meinige nähert sich diesem in schnellen Schritten, zumindest erzähltechnisch. Doch ganz vorbei ist's noch nicht, denn das heutige Kapitel bringt uns erst mal von Luangwa Bridge nach Lusaka. Langweilig? Nein, denn es gibt so viel zu sehen, nachzudenken, zu erledigen. Toughe Businesskids, Buschbrände, Vorschläge, Maßnahmen zur AIDS-Prävention und Eindämmung der Schlafkrankheit, ein neues Camp, Wunschtierchen und die interessante Interpretation einer Reconfirmation.

Have fun,
Barbara

Apropos fun: hab schon lange keine Rückmeldungen mehr bekommen. Habt ihr noch Spaß, liest meine Ergüsse überhaupt noch jemand? Naja, sind ja eh nur noch eineinhalb Kapitel...
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