Hi,
puh, endlich weiß ich genauer Bescheid und vor allem: Ich bin nicht allein !
Lange Zeit habe ich versucht, meine Krankheit geheimzuhalten, denn es ist zuweilen ja auch peinlich, wenn man in Gegenwart anderer völlig aus dem Zusammenhang gerissen plötzlich \"Etosha\", \"Okavango\" oder \"Sambesi\" stammelt - man stößt doch auf Unverständnis und erntet seltsame Blicke. Wenn mich mal wieder ein Schub entsetzlicher Entzugserscheinungen überfiel, habe ich mich bewusst zuhause eingeschlossen, um die Schmerzen ganz allein mit Pinotage, Bildbänden und Fotos zu lindern. Wie Ihr wißt, hält der Erfolg solcher Maßnahmen ja nicht lange vor.
In der ersten Zeit, nachdem ich die Infektion mit dem C-Typus entdeckte, hielt ich Konfrontationstherapie für das Mittel der Wahl - aber ich habe alles nur noch schlimmer gemacht damit und mir zusätzlich auch noch Typ A und B aufgesackt ! Ich versuchte dann einen kalten Entzug, in der Hoffnung, daß es einen Virus americanus und Virus asiaticus nicht gibt. Ich stellte fest, daß es diese Virenstämme ebenfalls gibt, ich jedoch immun dagegen bin - Gott sei Dank ! Der Suchtdruck nahm jedoch nach dem kalten Entzug so extrem zu, daß ich mich zwar nicht dem eigentlichen Infektionsgebiet aussetzen wollte, jedoch zumindest in die Nähe mußte, um die inzwischen unerträglichen Krankheitssymptome zu lindern. Mir war klar, daß dies nur ein Herumdoktern an den Symptomen sein konnte, jedoch keine wirkliche Heilung bedeuten würde. Die Quittung dieses stümperhaften Versuches war eine weitere Verschlimmerung des Zustands: In Erweiterung des Typus C (südafrikanicus) gibt es den nicht minder hochvirulenten Typ O, Virus ostafrikanicus. Mittlerweile bin ich überzeugt, daß der gesamte Kontinent verseucht ist.
Ich habe es aufgegeben, auf Heilung zu hoffen und versuche jetzt, so gut wie möglich mit der Krankheit zu leben. Es ist ein täglicher Kampf, das Virus nicht die Oberhand über den Alltag gewinnen zu lassen, aber ich habe eben auch eingesehen, daß es meine eigene Schuld war, sich diese tückische Krankheit überhaupt einzufangen. Ich war eben leichtsinnig und schlecht informiert - ich wußte nicht, was ich tat, als ich zum 1. Mal nach Johannesburg flog.
Lange Zeit mochte ich mich selbst meinem Hausarzt nicht anvertrauen, viele Ärzte haben ja leider überhaupt keine Erfahrung mit dieser Art von Erkrankung. Mittlerweile habe ich es getan und schon viele lange Therapiegespräche mit ihm geführt. Er ist nämlich selbst infiziert !
Pernille