THEMA: \"Simbabwe kurz vor dem Zusammenbruch\"
21 Jul 2007 14:14 #43359
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  • heuchef am 21 Jul 2007 14:14
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Nachfolgender Artikel der Sächsischen Zeitung vom 20.07.2007 bringt zwar nichts Tiefgründiges, aber eine gute Zusammenfassung für diejenigen, die sich mit dieser Diktatur noch nicht näher beschäftigt haben:

Wenn ein Held zum Schurken wird
Frank Räther

Die Schotten sind konsequent geblieben. Zum ersten Mal hat die traditionsreiche Uni-versität Edinburgh am Montag jemandem die Ehrendoktorwürde aberkannt: Robert Mugabe. Der Herrscher über Simbabwe wurde unehrenhaft entlassen, nachdem Stu-denten und Politiker gegen die Ehrung protestiert hatten. Mugabe hatte den Titel 1984 wegen seiner Verdienste für das Bildungssystem in Afrika bekommen. Heute wird er für den Untergang des Landes im Süden des Kontinents verantwortlich gemacht und weltweit geächtet.

Als Robert Mugabe mit der Unabhängigkeit Simbabwes 1980 die Herrschaft übernahm, galt er als kluger Staatsmann und wurde mit Anerkennungen für seinen Kurs über-häuft. Er verkündete, dass Schwarz und Weiß künftig zusammenarbeiten und gemein-sam das Land entwickeln. \"Lassen wir die Vergangenheit ruhen\", sagte er. Und dies nach fast einem Jahrhundert britischer Kolonialunterdrückung und 15 Jahren weißer Minderheitsherrschaft, nach einem blutigen Befreiungskampf, der auf der Seite der schwarzen Bevölkerungsmehrheit viele Tausend Todesopfer gefordert hatte.

Sprecher des südlichen Afrika

Der 1924 geborene Mugabe hatte eine Ausbildung als Lehrer und in Sambia und Gha-na gearbeitet, wo er auch seine Frau Sally heiratete. Dann schloss er sich dem Befrei-ungskampf an. Wegen seines Engagements wurde er 1964 zehn Jahre lang einge-sperrt. In dieser Zeit erwarb er im Fernstudium vier weitere akademische Grade. Nach seiner Freilassung ging er 1975 ins gerade unabhängig gewordene Nachbarland Mo-sambik und erlebte dort den schnellen wirtschaftlichen Niedergang nach Flucht und Vertreibung der Weißen.

Sein Lehrerberuf, der Bildungsdrang des Volkes sowie die Erfahrungen in Mosambik beeinflussten später maßgeblich Mugabes Politik in Simbabwe. Er baute ein für Afrika beispielhaftes Bildungswesen auf, und er duldete die weißen Farmer und Geschäftsleu-te im Land. International kooperierte er mit Ost und West. Mugabe bezog Position ge-gen die Apartheid im benachbarten Südafrika und half deren Befreiungsbewegungen. Er galt als Führer der sogenannten Frontstaaten, also der Länder des südlichen Afrika, die unter den Aggressionen des damaligen Apartheidregimes in Pretoria litten. Die Welt sah ihn als den legitimen Führer und Sprecher des südlichen Afrika an.

Von Demokratie zur Diktatur

Aber schon damals gab es Warnzeichen, die nach der Zeit der Apartheid in Südafrika von vielen im Ausland nicht gesehen wurden. So drückte Mugabe den Führer der an-deren Befreiungsbewegung des Landes, Joshua Nkomo, aus dessen Staatsamt und führte von 1982 bis 1984 einen barbarischen Krieg gegen die Ndebele-Minderheit, die als Nkomos Anhänger galten. 20 000 Menschen wurden ermordet.

1987 änderte er die Verfassung, schnitt sie auf eigene Machtgelüste zu. Aus der De-mokratie wurde eine Diktatur Mugabes und seiner ZANU-PF-Partei. Seine Getreuen profitierten von Mugabes Patronagesystem. Gegner ließ er zunehmend von der Ge-heimpolizei verfolgen, die er immer stärker ausbaute.

Ausufernde Staatsausgaben belasteten mehr und mehr die Wirtschaft. Jährlich dräng-ten 300000 gut ausgebildete Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt, der aber nur 30000 Arbeitskräfte aufnehmen konnte. Das Ergebnis: Immer mehr unzufriedene junge Leute ohne Job, steigende Preise und eine Währung, die ständig an Wert verliert.

Insbesondere Ereignisse in den Neunzigerjahren veränderten Mugabes Haltung: Der Ost-West-Konflikt löste sich auf. Die bis dahin von beiden Seiten gezahlten Gelder lie-fen aus, und in Südafrika endete die Apartheid. Nelson Mandela wurde freigelassen. Er löste mit seiner Popularität Mugabe als Führer des südlichen Afrika ab. Außerdem starb Mugabes Frau Sally, die mäßigend auf ihn gewirkt hatte. Mugabe heiratete seine junge Sekretärin und wollte ihr imponieren.

Das Ergebnis war katastrophal. Mugabe wurde immer diktatorischer und unberechen-barer. Volkswirtschaftlich unbedarft griff er zunehmend in das ökonomische und sozia-le Gefüge Simbabwes ein. Auf warnende Stimmen reagierte er hysterisch. Gegen die stärker werdende Opposition setzte er Polizei, den Geheimdienst und die Terrorbanden seiner Ex-Befreiungskämpfer ein. Verbote, Misshandlungen, Verhaftungen wurden zur Norm.

Nur Ja-Sager sind geduldet

Die Schuld am eigenen Versagen schob er der ehemaligen Kolonialmacht Großbritan-nien und den Weißen zu. Entschädigungslos enteignete er weiße Großbauern und machte damit den Brotkorb der Region zum Hungerland, da die übernommenen Far-men nur noch einen Bruchteil des Bisherigen produzierten. Da auch die Exporteinnah-men stark sanken, fehlten bald Devisen für den Import von Benzin und Ersatzteilen. Mugabe ließ immer mehr Geld drucken. Die Inflation galoppierte. Sie liegt bei 4500 Prozent und ruiniert das Land.

Mittlerweile sieht Robert Mugabe um sich herum nur noch Feinde, die ihn von der Macht verdrängen wollen. Fast schon paranoid verstärkt er den Terror, fälscht Wahlen in großem Stil und duldet nur noch bedingungslos ergebene Ja-Sager. Drei Millionen der 15 Millionen Simbabwer sind aus dem Land geflohen. Vier Millionen überleben nur durch ausländische Nahrungsspenden. Viele sagen: Aus dem Helden ist ein Schurke geworden.


Von mir kein Kommentar; ich balle nur die Fäuste in der Tasche...

Helgi
Reisebericht 2012: 8 Löwen und ein Oryx
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21 Jul 2007 18:12 #43373
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  • Kaisi am 21 Jul 2007 18:12
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Dieser Bericht zeigt wieder einmal ganz deutlich, dass für Hunger und Elend in Afrika nicht die Weissen verantworlich sind. Wer das behauptet ist fern der Realität und Wahrheit. Das Stammesdenken in ganz Afrika ist die Wurzel allen Übels. Das wird sich niemals ändern.
Ich habe da grösste Befürchtungen für Namibia und Südafrika. Mugabe ist da überall.
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30 Jul 2007 12:39 #44271
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  • Yoshikawa am 30 Jul 2007 12:39
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Moin zusammen,

Schlagzeilen und Auszüge aus dem Namibian von heute:

'Let Swapo rule forever'
ALL Namibians should support the ruling Swapo Party so that it can always win elections, as it is the only political organisation that can improve the living standards of all Namibians, its President, Sam Nujoma, says.
….


Emerging farmers' group calls for land grab
A NEW organisation of emerging commercial farmers has called for a \"nationwide land grab\" of farms owned by German nationals, charging that Germans had \"robbed\" Namibians of their land.
In reaction to a court case last week, in which three German nationals claimed that the procedures for expropriating their farms were not followed correctly, the Namibia Emerging Farmers' Association (Nefa) said it was \"condemning those whites that would like to take Government to court\" as Government had the right to expropriate farms.
\"Nefa is calling for a nationwide land grape (sic) from German nationals,\" the organisation said in a statement at the end of last week.
Nokokure Tjizera, Executive Director of Nefa, said the three Germans \"never came with land from Germany,\" neither would Namibians own land in Germany.
\"When the Germans killed and robbed the Namibians of their lands, no compensation was given to Namibian nationals by the German government,\" Tjizera said in the statement.
\"Why should the Namibian Government compensate those (German) foreigners who have land in a foreign country?\" Tjizera asked.
The Namibian Government had the right to expropriate commercial farmland from whites, the statement said.
The German government should know it had obligations towards the Namibian people, the Nefa statement added.
\"They (Germans) have raped, killed and robbed the Namibian nation of their valuable commodity, which is land.\"
According to the statement, Nefa wants the German government and German nationals to give back the land \"to its original owners, the Namibian people\" and pay them compensation.
In the same breath, Nefa said it welcomed German investment in Namibia, provided the investment was genuine and that German nationals knew they \"must compensate Namibians for the land they robbed.\"

Zu dieser Organisation ist noch zu sagen, dass sie zurzeit wohl nur aus einigen Funktionären besteht.


Nujoma criticises internal bickering in Swapo
THE President of Swapo has strongly criticised what he called tribalism, factionalism and individualism within the approximately 600 000-member political party.

In his speech, Nujoma lambasted the internal Swapo differences, which were in his view \"fermented (sic) by tendencies of individualism, factionalism and tribalism\".
Internal disputes were not in line with the party's constitution and its political programmes, Nujoma criticised.

\"The protagonists of these negative vices only want to achieve their self-serving interests,\" Nujoma said.

\"These are comrades who are deliberately misleading and confusing our members,\" according to the Swapo President.


Es wird interessant werden, wer die SWAPO in Zukunft kontrolliert.

Gruß, Michael
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01 Aug 2007 13:38 #44550
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  • Guido. am 01 Aug 2007 13:38
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Neuestes \"Heilmittel\" des Herrn Mugabe zur Dämpfung der Probleme in Simbabwe:
Die Einführung eines 200.000-Dollar-Scheins...

Guido
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01 Aug 2007 14:13 #44557
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  • Andreas Cierpka am 01 Aug 2007 14:13
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Und was war er gleich noch einmal wert?

Schwarzmarkt 1 US$
offiziel: 15 US$

habe ich das noch richtig im Gedaechtnis?
Ein Gast bin ich im fremden Land geworden.
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02 Aug 2007 11:01 #44626
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  • Yoshikawa am 30 Jul 2007 12:39
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Moin zusammen,

so sieht es dann halt aus, wenn afrikanische Regierungschefs zusammen halten:
http://www.int.iol.co.za/index.php?set_id=1&click_id=13&art_id=vn20070802030225448C870248
Auch in Südafrika ist die Polizei zusammen gebrochen, sowie auch das Justizwesen. Das öffentliche Gesundheitswesen funktioniert nicht mehr. Die Armee ist nicht in der Lage, die Außengrenzen zu sichern. Die unkontrollierte –und wohl auch nicht mehr zu kontrollierende- Flucht aller, die es irgendwie schaffen können, aus Zimbabwe, ist ein weiterer Sargnagel für die Zukunftsaussichten der Südafrikaner. Ein Land mit ungefähr 40% Arbeitslosigkeit kann nicht auch noch mehrerer Millionen Zimbabwer mit durchschleppen. Insgesamt ist es genau diese Melange, die die zurzeit noch punktuell auftretende XDR-TB für die Zukunft so gefährlich macht.

Da es keine Krise an der Grenze gibt -was nicht sein darf, kann halt nicht sein!-...
http://www.news24.com/News24/South_Africa/Politics/0,,2-7-12_2157238,00.html
...muss Selbsthilfe unterbunden werden!
http://www.news24.com/News24/South_Africa/Politics/0,,2-7-12_2157331,00.html

Die Flüchtlinge strömen ins Land...
http://www.news24.com/News24/South_Africa/Politics/0,,2-7-12_2152213,00.html
...aber die Einrichtung von Flüchtlingslagern ist natürlich eine schlechte Idee:
http://www.news24.com/News24/South_Africa/Politics/0,,2-7-12_2148606,00.html

Warum soll eigentlich die Welt den Diktatoren immer die Arbeit erleichtern?
http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/6926651.stm


Gruß, Michael
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