Hallo Rajang, ein Versuch.
Deine letzte Frage stellt sich wohl derzeit jeder. Ob die radikale Vorbeugung gegen eine Ausbreitung kollektiver Selbstmord durch Massenhysterie ist oder ein Gebot von Vorsorgepflicht war. Ich habe eine begründbare Vermutung, die ich jetzt nicht ausführen werde, WISSEN tue ich es aber sicher nicht….
und zu deinen anderen Fragen betr. unerfüllte Prophezeiungen habe ich auch nur Vermutungen, die fast alle mit einer unklaren Datenlage und wahrscheinlich mit unzulässigen Verallgemeinerungen von speziellen Situationen zusammenhängen. Einige Argumente, unter Verwendung der neuesten Unwörter von „Coronaspeak“, wie cluster, Übersterblichkeit..
@Datenlage zur Gefährlichkeit
Die großräumigen Daten und Durchschnittsbildung für ganze Staaten sagen gar nichts, wenn es Regionen gibt, die mit 20+ % Infizierten (davon 20 % im KH, davon 20 % IST) echt gebeutelt werden, neben praktisch virusfreien. Wegen Unterschieden bei Testungen, Zuordnungen, unterlassener Zuordnung etc. bei Erkrankten und Verstorbenen, kann man auch nicht und NICHTS vergleichen. Da sagen Anekdotisches (zu wenig Särge, Massengräber…) und die Übersterblichkeit dann mehr aus. Es ist halt nicht aussagekräftig, die Infizierten, Erkrankten und Todesfälle von Bergamo odgl. statistisch auf ganz Italien zu verteilen. Der, in Relation zum shutdown, zeitlich total unterschiedliche Verlauf der Infiziertenzahlen und des r-Faktors in D und A sollte daher auch zu denken geben.
@Clusters
Wenn man irgendetwas aus den letzten Wochen gelernt hat, dann wohl, wie heftig sich das Virus zunächst kleinräumig in Gruppen mit engem Kontakt ausbreiten kann (wenn es nicht sofort erkannt wird), und von dort dann durch großräumige Mobilität verteilt wird. Zukünftig werden wir eher clusters frühzeitig erkennen und isolieren, als große Regionen oder Staaten lahmlegen. Damit wird man leben können/müssen. Für die Einschätzung des Gefahrenpotenzials muss man sich die cluster und deren Altersstruktur und nicht das ganze Land anschauen; man wird viel vom strapazierten "Risikogruppendogma" Abweichendes finden.
@Mortalität und Übersterblichkeit
Übersterblichkeit wäre das einzig Aussagekräftige betr. die Gefährlichkeit, aber die Daten verschiedener Länder sind nicht vergleichbar, weil es grundsätzliche und situative Unterschiede in der Kapazität der medizinischen Versorgung gibt/gab. Die Zahlen in D oder A odgl. sind wohl nur deswegen so günstig, weil das Virus so früh eingefangen wurde, dass optimale Versorgung gewährleistet werden konnte..und PS19:10 das auch nur mit lokal übermenschlichen Anstrengungen des med. Personals!. Wo der Ausbruch verpasst wurde, oder in armen Gegenden in USA etc., spielt sich das aber anders ab.
@die "Dritte Welt"
Ich erkenne keinen Grund, warum obige Erfahrungen aus Europa nicht auch in der dritten Welt gelten sollten, es sei denn, deren Bewohner hätten ein stärkeres Immunsystem, was ich ihnen wünsche. Wenn wir das (angeblich und noch) nicht erkennen, muss es andere Gründe geben. Ein paar davon folgend, es gibt sicherlich noch mehr.
* Das Virus ist noch nicht staatenübergreifend verbreitet, weil die großräumige Mobilität in armen Ländern gering ist. Vorläufig wird es eher nur cluster geben, die von außerhalb des Staates initiiert wurden.
* Viele Staaten haben keine Strukturen und Möglichkeiten, den Infektionsgrad und Erkrankungen auch nur annähernd zu erfassen. Wer nicht ein Mal Geburtenregister führen kann, führt auch keine Sterberegister. Da sind dann nur anekdotische Daten aussagekräftig: Wenn viele Tote vor die Tür gelegt werden, Massengräber ausgehoben werden, solche Berichte gibt es ja. Wo es das nicht gibt, ist das Virus GsD noch nicht angekommen. U. U. oder wahrscheinlich durch rechtzeitige Grenzschließungen, was ich ihnen auch wünsche.
* Es dauert auch mindestens 4 Wochen bis zum explosionsartigen Wachstum. Was wir an bestimmten Orten jetzt sehen, kann in ein paar Wochen ganz anders sein, es ist viel zu früh für eine Beurteilung der Verbreitung in der "Dritten Welt".
* Eine hohe und rasche Mortalität würde auch die Ausbreitung reduzieren.
* Viele Staaten unterdrücken "unangenehme" Fakten, haben keine freien, unabhängigen Medien. Sie können derzeit auch nicht von „unseren“ Journalisten bereist werden. Und wer hätte außerdem Korrespondenten mit guten Lokalkenntnissen in diesen Ländern? Was irgendwo im Hinterland passiert, interessiert meistens nicht ein Mal in der Hauptstadt, geschweige denn international.
Ich meine, dass wir in der "Ersten Welt" derzeit nichts darüber wissen und es in „unseren“ Medien auch nicht sobald erfahren werden. Dazu müsste man Kontakte haben, authentische Berichte erhalten, Lokalmedien studieren, viele Landessprachen beherrschen usw. Und das, was Einzelne erfahren, wird auch nur wieder lokal gültig sein. Die 3. Welt ist groß und vielfältig. Es ist viel zu früh und derzeit praktisch unmöglich, sich dazu eine Meinung zu bilden….
… mE, natürlich!