Kurz vor dem Sonnenaufgang fing es an zu regnen. Anna war schnell und zog gleich unters Dach eines wie wir dachten unbewohnten Lodge-Hauses, neben dem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten. Unser Zelt war zweilagig, daher blieb es einige Zeit trocken. Aber dann gesellten wir uns auch zu Anna, zumal es an der Zeit war, aufzustehen.
Das ist die Kunene am frühen Morgen.
Rechts auf dem Bild ist Angola - die Grenze zwischen den beiden Ländern verläuft entlang der Kunene. Sonst ist der Fluss zumindest an dieser Stelle nicht viel anders als der Fluss Pistynka im Westen der Ukraine und einige andere Flüsse in Europa, die ich kenne, nur kleiner
Krokodile haben wir trotz Warnschildern und sorgfältiger Suche nicht finden können.
Sehr wohl aber Kingfischer:
Schon als wir uns auf den Weg zu den Wasserfällen machen wollten, beim Einpacken, sahen wir eine Himba-Frau, die die Tür der Lodge, wo wir in der Früh den Regen überwarteten, mit ihrem Schlüssel aufmachte.
Wir mussten nun zu den Wasserfällen laufen, über die Straße waren es ca. 4 km bergauf. Anton und Anna kürzten den Weg, indem sie über das Gelände eines Kraftwerks gingen, ich aber nahm einfach die asphaltierte Straße. Unterwegs waren keine Autos, die mich mitnehmen wollten, und nach 2 km fühlte ich mich erschöpft, da es schon heiß war. Ich beschloss, unter dem nächsten Baum eine Pause zu machen und etwas Tee zu trinken.
Ich fand unter diesem Baum komische Früchte, die äußerlich an kleine gelbe Pflaumen erinnerten. Ich nahm eine Frucht, biss rein - und fühlte mich wieder zum Leben erweckt. Die Früchte haben eine Konsistenz wie Lichi und haben mangoähnliches Aroma, ihr Geschmack ist aber erfrischend sauer. Als ich kurz vor dem Wasserfall Anna und Anton wieder traf und ihnen davon erzählte, waren sie begeistert. Vor dem Wasserfall entdeckten wir noch einen Baum mit diesen Früchten und sammelten noch 5 kg davon, bevor wir uns auf den Weg nach Opuwo machten:
Das ist übrigens der Wasserfall bei Tageslicht:
Während meine Reisepartner den Wasserfall runterkletterten, postete ich die Bilder der Früchte auf Facebook mit der Frage, wie denn die Frucht heißt. Da ich zum Glück Biologen unter Freunden habe, erhielt ich die Antwort binnen weniger Minuten: es handelt sich um Marula, die Frucht sei eine Vitaminbombe. Alle Teile der Frucht werden verwendet: aus Fruchtfleisch macht man Saft oder isst es einfach so, die Schale kann zu einem kaffeeartigen Pulver vermahlen werden und aus den Kernen stellt man das berühmte Amarula-Likör her (um es vorwegzunehmen: vor unserer Reise nach Lüderitz hat Anna übrigens aus unserer Marula-Ernte von Ruacana ca. 2 Liter Marulasaft hergestellt, ohne Saftpresse, nur mit ihren Händen und mithilfe eines Hemdes, wir haben den Saft dann teilweise anstatt von Wasser mitgenommen).