THEMA: Reisebericht Sambia 2015/2016 - ab Johannesburg
08 Mär 2016 00:06 #422534
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  • paulinchen am 08 Mär 2016 00:06
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Tag 12

Der Morgen belohnt uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach einer ausgiebigen Dusche in den netten Waschhäusern frühstücken wir und suchen Kontakt zu unseren Nachbarn auf Campsite Nr. 2, woher...wohin...usw.
Es ist ein junges südafrikanisches Paar und immer noch stinksauer über das Thema 'Camping levy + Campinggebühren', sie fühlen sich abgezockt...
Auch sie sind ins südliche gate reingefahren und hatten gedacht, die am gate entrichtete Campinggebühr beinhaltet auch die Übernachtungen im NP.
So wie wir müssen die beiden noch zum Safari Camp, um die Übernachtung zu bezahlen und sind so sauer, dass sie die Reise in Sambia abbrechen und zu einem guten Bekannten nach Botswana zurück reisen werden...naja...muss jeder für sich entscheiden.... B)
Nachdem sie sich winkend verabschieden, machen wir uns ebenfalls auf die paar Meter Richtung Safari Camp.
Es mag vielleicht dem Saisonende geschuldet sein, aber das 'Nanzhila Plains Safari Camp', dem die campsite angeschlossen ist, macht einen etwas ungepflegten Eindruck, zumindest äußerlich. Die Aussichtsplattform aus Holz weist ein riesiges Loch auf und auch das gesamte Terrain wirkt etwas verwahrlost.
Der Mitarbeiter vom Vorabend begrüßt uns und nimmt die 400 Kwacha in Empfang.
Er erzählt uns, dass dieses Camp erst einmal für einen Zeitraum von 2 Jahren gepachtet ist und nach Ablauf der Pacht wieder neu über die Weiterbetreibung entschieden wird. Die Erfolgsgeschichte 'Safari Camp' steht also immer wieder auf dem Prüfstand...
Auch er beklagt sich über die schlechte Informationspolitik am südlichen gate, denn mit fast jedem Besucher muss er diese Diskussionen bezgl. Campinggebühren führen.
Wir verabschieden uns und rollen gemütlich weiter Richtung Ngoma HQ.
Die Plains zeigen sich extrem tierarm, in der Ferne sehen wir manchmal einige Gazellen, die Fahrspur zieht sich durch weite Ebenen, um dann wieder in sehr engen Passagen ins Dickicht einzutauchen. Häufig befahren wirkt die gesamte südliche Strecke im Kafue NP nicht.




Noch vor dem Ngoma HQ verbreitert sich die einspurige Piste in eine komfortable Schotterpiste, im Gegensatz zur bisherigen Strecke eine 'Autobahn'. Weitere Fahrzeuge sind uns bisher nicht begegnet.
Im südlichen Kafue haben wir Tsetsefliegen hassen gelernt. Unser Fehler war, dass wir die gesamte Strecke mit offenen Fenstern gefahren sind. Diese Viecher haben sich hinten im Fahrzeug gesammelt und dann den Angriff auf unsere nackten Beine gestartet....wer es nicht kennt, vergleichbar mit der Pferdebremse....nur noch hartnäckiger.... :angry:
Irgendwann haben wir das gesamte Fahrzeug versucht, auszumisten, aber die Viecher sind nicht dumm, wir waren noch tagelang ihren Angriffen ausgesetzt... :(
Endlich sehen wir auch unsere ersten Elefanten, im Dickicht verstecken sie sich zwischen den Bäumen. Als wir stehenbleiben, um evtl. ein Photo zu ergattern, verschwinden sie schnell....schade... :(
Wir haben während der Reise sowohl in Sambia ( u.a. NP-Mitarbeiter ) als auch während der Reise mit Südafrikanern die Situation im Kafue NP diskutiert. Das Fazit aus allen Gesprächen ist, dass der NP stark bewildert wurde und offensichtlich noch wird. Dadurch sind die Tiere teilweise sehr scheu und Tierbeobachtungen im Kafue-NP schwierig. Die Weitläufigkeit des NP sowie die erst im Aufbau befindliche touristische Infrastruktur machen es nicht einfacher.
Inzwischen haben wir den Itezhi-Tezhi Stausee erreicht und wie sollte es anders sein, der Himmel hat sich wieder bedrohlich verdunkelt.
Hier müssen wir uns entscheiden, eigentlich wollen wir den Kafue NP komplett durchqueren Richtung Chunga Camp. Andererseits ist es eine lange einsame Strecke ( auf einem Schild steht etwas von 172 km ), was grundsätzlich kein Problem ist, aber das Wetter macht uns doch zunehmend Sorgen. Es könnte auch eine Schlammschlacht werden.
Wir sind gut in der Zeit, ich möchte gern den Itezhi-Tezhi Staudamm sehen, wenn wir schon mal hier sind. Also verlassen wir den Park und rollen Richtung Damm.
Vor dem Staudamm müssen wir links abbiegen, um eine Riesenbaustelle herum erreichen wir die Straße, die über den Damm führt. Das riesige Wasser/Energieprojekt ist per Werbeplakat erkennbar in chinesischer Hand.
Während wir uns den See vom Damm aus anschauen, geht die Welt mal wieder unter. Sturmboen fegen uns um die Ohren, die Regenwolken öffnen mal wieder ihre Schleusen und verdichten sich
vor allem über unserer geplanten Route... :angry:



Wir treffen die Entscheidung, über die 115 km lange Strecke außerhalb des NP Richtung nördlichem Kafue NP zu fahren und rollen durch Itezhi-Tezhi. Die Strecke wird gerade mit einer Asphaltdecke überzogen, zu Beginn ist ein relativ langes Teilstück bereits fertig. Wir bejubeln unsere tolle Entscheidung, vielleicht ist ja schon ein Großteil der Strecke fertig... :)
Nach ca. 10 km endet der Asphalt und geht in eine präparierte, gewalzte Piste über. Das lässt sich doch auch noch flott fahren, denken wir, bevor es erst wenig, dann immer heftiger anfängt zu regnen.
Inzwischen schüttet es wie aus Kübeln und die Piste ist mit Löchern übersät, teilweise leiten uns Umgehungen an den Rand der Baustellen. Das Fahrzeug verhält sich auf der nassen Lehmdecke z.T. wie auf Schmierseife, Schritttempo scheint schon zu schnell.
Irgendwann passieren wir einen Checkpoint, danach gibt´s mehr Löcher in der Schotterpiste als uns lieb ist.
Regen und übelste Piste - einfach nur Sch....... :angry:
Dann erreichen wir endlich die Mongu Road, die den Kafue NP teilt....geschafft.
Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Mayukuyuku Camp direkt am Kafue, hier wollen wir 2 Nächte bleiben.
Die Zufahrt ist trotz des heftigen Regens, der inzwischen bis auf wenige Tropfen aufgehört hat, easy. Wir rollen vor die 'reception' und irgendwoher eilt auch jemand herbei.
Nach kurzen Formalitäten ( warum haben wir denn das Fahrzeug in USD bezahlt? Das muss jemand anderes prüfen... ) bekommen wir das letzte camp mit Blick auf den Kafue zugewiesen.
Die site ist etwas preiswerter als die vorherige, 300 Kwacha pro Nacht.
Wir rollen auf die campsites zu, es stehen doch einige SA-Fahrzeuge hier und machen sich ziemlich breit.
Auch hier wieder 'Schmierseife' in der Zufahrt, wir finden die campsite nicht.
Also zurück und wieder fragen, dann rennt ein junger Mann uns voraus und zeigt uns den Platz. Er hat sein eigenes Igluzelt unter den Unterstand gebaut, deshalb dachten wir, der Platz sei belegt.
Er entschuldigt sich und eh´wir was sagen können, ist er mit Zelt und Klamotten verschwunden.
Von nun an ist Piso, so heißt der junge Mann, unser 'Feuermann'. Ungefragt sorgt er dafür, dass das Feuerholz trocken bleibt, entfacht das Feuer knapp am Rand unter dem Unterstand ( hoffentlich brennt uns nicht die Holz/Reetdach-Hütte ab... ) und liefert uns immer genug neues Holz, vom heißen Duschwasser gar nicht zu reden.... :)
Wir setzen uns in unsere "Hütte", bereiten uns was zu Essen incl. lecker Wein und versuchen den Tag zuversichtlich zu beenden, was nicht ganz einfach ist...
Ab und zu fällt ein Insekt aus dem Dach, diesen Qualm unterm Hüttendach hält niemand länger durch. Auch wir bleiben brav sitzen, denn sobald wir aufstehen, nähern wir uns einer Rauchvergiftung....entweder frösteln und feucht, oder trocken und verqualmt....wir können nur einen Tod sterben und entscheiden uns für die kleine Rauchvergiftung... B)
Irgendwann krabbeln wir mit leichten Vergiftungserscheinungen in unser Dachzelt und träumen von einem wunderschönen Tag am Kafue.... :)


Letzte Änderung: 30 Jun 2016 23:10 von paulinchen.
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08 Mär 2016 08:29 #422552
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Hoi Paulinchen

Eben erst bin ich auf Deinen schönen und interessanten Reisebericht gestossen und zwäng mich natürlich auch noch in Euren Wagen, zumal Sambia auf meiner ToDo-Liste steht!
Die Wildhunde die Ihr gesehen habt dürften das Rudel sein, das wir ebenfalls am 13.Tag unserer Reise sehen durften, zumindest stimmt die Lokalität!
Ich meine aber mehr als 10 Tiere gezählt zu haben...vieleicht irre ich mich... :whistle:
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08 Mär 2016 14:16 #422617
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Hi picco

Klar passt du noch in unser Fahrzeug, wenn dir der viele Regen nichts ausmacht... :)

Wegen der Wildhunde: der Ranger sprach von einem 10köpfigen Rudel, wir haben ein kleineres Rudel gesehen....vielleicht gib´s ja 2 davon?

Egal, hauptsache wir hatten diese tolle Sichtung, nicht war?

lg
paulinchen
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08 Mär 2016 23:30 #422716
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Tag 13

Und was soll ich sagen, der Traum vom wunderschönen Tag am Kafue geht in Erfüllung...es sollte einer der angenehmsten Tage dieser Reise werden....auch ohne wirklich große Tiersichtungen.... :)
Irgendwann in der Nacht hatte das nervige Geräusch von Regentropfen auf Zeltdächern ein Ende und der Morgen zeigt einen Himmel, der jede Interpretation zulässt, da ist alles drin... B)




Die Aussicht auf die Flussschleife ist einfach großartig, überall grunzende Flusspferde, die sich nur schwer von den Steinen unterscheiden lassen, eine sehr beliebte Weide direkt unterhalb der campsites. Der Zugang unserer site zu den Wiesen ist offensichtlich häufig benutzt wie die Vielzahl an Spuren zeigt.
Wenn nun noch das Wetter mitspielt, kann das ein perfekter Tag werden. :)
Nach dem Frühstück wollen wir uns die nähere Umgebung anschauen und starten Richtung Chunga gate. Dabei überqueren wir den Kafue und staunen, wieviel Wasser er hier führt. An unserem Camp hat der Fluss einen sichtbar niedrigeren Pegel...
Kurz hinter der Brücke zweigt rechts die Piste u.a. Richtung Lufupa ab, wir rollen sie einige km entlang. Das 'Kafue Hook Bridge Gate' macht einen vergammelten Eindruck, die Schilder sind verrottet oder liegen am Boden....hat das nur mit dem Saisonende zu tun?
Nach den ersten wenigen Kilometern drehen wir um, die Piste ist stark ausgewaschen und in sehr schlechtem Zustand.


Direkt gegenüber führt die Piste Richtung Chunga Camp, hier wären wir also herausgekommen ( oder auch nicht..... :unsure: ), wenn wir von Itezhi-Tezhi aus weiter über die 'Spinal Road' gefahren wären. Wir beglückwünschen uns nachträglich zur Entscheidung, die Route geändert zu haben... ;)
Zwanglos versuchen wir, das Chunga Camp zu erreichen, aber nach sehr kurzer Zeit reiht sich eine riesige Pfütze hinter der nächsten, und ihre Größe nimmt von mal zu mal zu....
Das wäre eine Schlammschlacht ohne Sinn, wir drehen und fahren zurück Richtung Mayukuyuku Camp.
Diese Diva begegnet uns am Pistenrand und genießt die Photosession sichtlich... :)



Inzwischen schlägt sich immer häufiger die Sonne durch, vielleicht verbringen wir den Tag lieber am Camp mit dieser riesigen "Aussichtsterrasse" mit Blick auf den Kafue.
Auf dem Weg dorthin machen wir einen kurzen Abstecher zum Nachbarcamp 'Mukombo'.
Auch hier weisen die Schilder bereits auf eine leichte Verwahrlosung hin, die sich auch bestätigt. Das Camp ist zur Zeit nicht in Betrieb, wie uns ein dort stationierter Mitarbeiter erzählt, es gibt wohl finanzielle Probleme mit der Pachtverlängerung, wenn wir es richtig verstanden haben. Schade eigentlich, auch hier eine schöne Aussicht, aber die Gebäude zeigen bereits leichte Verfallserscheinungen...

Auf dem Rückweg verpassen wir offensichtlich knapp einige Elefanten, zum Beweis liegt ein noch leicht dampfender Riesenhaufen direkt auf der Piste neben einer Badepfütze.
Dann kreuzt noch ein großer Waran unseren Weg, der netterweise nicht sofort im Gestrüpp verschwindet, sondern einen kurzen Photo-Stop einlegt...

und diese Diva hatte absoluten Seltenheitswert....

Mit Erreichen unseres Camps bricht die Sonne hervor und es folgen wunderbare Stunden, die wir auf unserer Flusspferdweide verbringen....einfach nur da sitzen, die Wärme spüren, alles kann trocknen und den Tieren ( vor allem den Vögeln ) gefällt das Klima offensichtlich bestens....
Um uns herum sieht der Horizont immer wieder bedrohlich aus, aber auch wir haben heute einfach mal Glück und genießen dieses Paradies...
Unser eisernes Gesetz "kein Bier vor vier" wird heute außer Kraft gesetzt... B)














Piso hat das Duschfeuer wiederbelebt, wir nutzen das gerade leere Camp für eine ausgiebige heiße Dusche, was für ein Genuss hier in der Wildnis.... B)
Später kommen wir kurz ins Gespräch mit einigen Südafrikanern, die so wie wir am nächsten Tag weiterfahren werden. Sie haben keinen Reserve-Diesel dabei und die Tanks sind relativ leer. Davon, dass es nicht an jeder Tankstelle Diesel gibt, haben sie bisher nichts gehört, na hoffentlich geht alles gut....
Piso hat auch wieder unsere "Räucherhütte" angefacht, wir machen uns etwas zu Essen und müssen uns am Abend leider wieder mit dem Geräusch von beginnendem Regen anfreunden.....egal, der Tag war extrem toll und das ist alles, was zählt... :)
Wir planen noch die Weiterreise bis tief in den Abend hinein. Als nächstes muss die Entscheidung fallen, ob wir Richtung Kasanka NP, South Luangwa oder Lower Zambesi NP fahren werden. Alles steht und fällt mit dem Wetter und momentan sieht es nicht wirklich gut aus.
Was wir gerade noch nicht wissen ist, dass das Wetter uns diese Entscheidung morgen ganz locker flockig aus der Hand nehmen wird.... :angry:
Mit all diesen Gedanken krabbeln wir irgendwann in unser Zelt, während das Donnergrollen um uns herum zunimmt, die Nacht wird feucht... :(
Letzte Änderung: 06 Jul 2016 16:27 von paulinchen.
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09 Mär 2016 07:50 #422725
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Hoi paulinchen

Genau, Hauptsache wir hatten diese schönen Sichtungen mit den Wildhunden! :)
Aber ich werde sobald ich etwas Zeit habe mal Deine und meine Fotos betreffend der Fellmuster vergleichen... B)
Wenn's Dich interessiert kann ich allfällige Funde gleicher Tiere mitteilen, aber nur wenn Du das willst.
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09 Mär 2016 09:49 #422736
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Hui, was ist den mit Nanzhila Plain los? Als wir im Sommer 2014 dort waren, war alles in gutem Zustand (uns ist zumindestens nichts negatives aufgefallen). Das Besitzerpaar war auch vor Ort und von Verpachtung war keine Rede.

Bezüglich fahrt gegen Norden: Uns wurde die Spinalroad als besser empfohlen und war auch problemlos zu fahren. Aber keine Ahnung, wie dies während der Regenzeit aussieht.
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