Als sich in Polentswa nichts Weiteres tat und uns zwei Südafrikaner, die wir in den letzten Tagen bereits mehrfach getroffen hatten, von drei Geparden etwas weiter südlich berichteten, folgten wir ihrer Beschreibung. Obwohl die drei Katzen im Gebüsch verborgen lagen, fanden wir sie sehr leicht, da bereits ein weiteres Auto am Wegesrand stand.
Wir warteten recht lange, bis sie sich die Gepardenmutter mit ihren beiden halbwüchsigen Jungen aufrichtete.
Schließlich standen sie auf und liefen ein gutes Stück parallel zur Straße, so dass wir ihnen gut folgen konnten.
Mit der Zeit kamen immer weitere Autos dazu, so dass sich ein ganzer Konvoi parallel zu den Geparden voranschob. Das schien diese aber nicht weiter zu stören. Sie legten sich etwas abseits der Straße in den Schatten eines großen Baumes und beobachteten einen Springbock in weiter Entfernung.
Und so ähnlich machten es die Insassen des Autokonvois auch. Nur lagen sie nicht im Schatten, sondern hockten mehr oder weniger bequem auf den Sitzen.
Alle starrten gespannt auf die Geparde und den sich langsam, nein sehr, sehr langsam nähernden Springbock. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, eine aufregende Jagd mitzuerleben und Mitleid für den armen Bock wagten wir uns kaum noch zu rühren. Der Bock kam immer näher, lief grasend an den Geparden vorbei, und es geschah – nichts. Die Geparde bewegten sich keinen Zentimeter. Und da hatten wir doch schon ganz erwartungsvoll die Kameras eine Stunde lang bereitgehalten, alle Rädchen richtig eingestellt und schon fast einen Krampf im Finger vom Schweben über dem Auslöser, vom verspannten Nacken und eingeschlafenen Füßen nicht zu reden.
Einige Zeit später näherte sich ein weiterer Springbock, doch auch diesmal tat sich nichts. Erst als eine kleinere Herde von Böckchen in einiger Entfernung an den Geparden vorbeilief, wieder umkehrte und den Katzen noch näher kam, duckten sie sich ganz flach auf den Boden, und wir wagten nicht mehr zu atmen.
Die Kameras im Anschlag warteten wir wieder auf eine mögliche Jagd. Doch die Minuten zogen sich dahin und nichts passierte. Ob die Geparde vielleicht gar keinen Hunger hatten? Außer uns waren nur mehr zwei weitere Autos übrig geblieben. Die Springböcke grasten friedlich weiter, während sich die Geparde kaum rührten. Doch dann veränderten sie ein ganz klein wenig ihre Position. Sie lagen nicht mehr ganz entspannt, sondern hatten sich auf ihre Hinterbeine gekauert und bewegten leicht aufgeregt ihr Hinterteil hin und her.
Dann passierte wieder einige Augenblicke lang gar nichts, so dass wir trotz der langen Zeit, die wir gewartet hatten, überrascht wurden. Als es tatsächlich irgendwann so weit war, ging alles blitzschnell. Ein junger Gepard hatte wohl keine Geduld mehr und sprang plötzlich wie von der Tarantel gestochen auf.
Auch sein Bruder und seine Mutter sprangen los, und die Springböcke rannten in alle Richtungen davon.
Wir wussten gar nicht, wie uns geschah. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden, dann war klar, dass die Jagd misslungen war. Der junge Gepard war wohl zu früh losgelaufen, denn so schnell sie auch über die Ebene den Springböcken hinterher sprinteten, die Katzen konnten ihre Beute nicht einholen.
Wir waren gar nicht so traurig, dass die Springböcke entkommen waren, obwohl wir den Geparden natürlich einen vollen Magen gegönnt hätten. Schon doof, wenn man so lange auf sein Essen wartet, und dann springt es vom Tellerrand! Wir beschlossen also, gut auf unser Essen aufzupassen und fuhren auf direktem Weg nach Nossob. Unterwegs sahen wir noch einen Gabarhabicht.