Ich hoffe ihr wisst es zu schätzen, dass ich den vorletzten Teil meines Berichtes mit meinen großen Tatzen nur für euch auf einem kleinen Smartphone hier eingestellt habe. XD
Kapitel 14: "Auf der Pirsch"
04.05.2014
Irgendwie musste der graue Löwe es geahnt haben, dass dieser Tag noch einmal etwas Besonderes werden würde. Denn anders könnte ich es mir nicht erklären, warum "s-tlk" an diesem herrlichen Morgen freiwillig mit uns und der Morgendämmerung um 5:45 Uhr aufgestanden ist. Schon fast wie bei der Armee, machten wir uns fertig und packten unsere Ausrüstung für den morgendlichen Game-Drive. Für alles bereit, gingen wir ins Restaurant zum Frühstück und wurden dort gleich von einer ebenfalls speisenden Braunen Hyäne abgelenkt.
Vor diesen Morgen hatten wir gestern schon einen "Cheetah Walk" reservieren wollen. Da aber die Old Traders Lodge an diesem Wochenende wirklich bis auf das letzte Zimmer ausgebucht war, konnte man uns nicht versprechen, dass ein Guide und ein Wagen für unsere Tour übrig bleiben würden. Dabei hatten doch gerade diese etwas außergewöhnlichen Angebote unser Interesse an Erindi geweckt. Aber wir hatten Glück, denn es blieb genau ein Wagen und "JP" als Guide übrig. Und da sonst niemand unsere Tour gebucht hatte, waren wir auch unter uns. =^.^=
Kurz nach Halb-Sieben fuhren wir los, in die doch recht frische Morgenluft hinein. "JP" erklärte uns, dass wir erst einmal ein gutes Stück würden fahren müssen, da die Geparden in einem anderen Teil von Erindi zuletzt gesehen wurden. So wurde unsere Fahrt dann zu Beginn zu einem morgendlichen Game-Drive, bei welchem wir kämpfende Antilopen, Gnus, ein Oryx und eine ganze Horde Perlhühner sahen, welche wild gackernd eine ganze Weile vor uns her liefen und uns bei der Weiterfahrt behinderten.
Da Erindi ja bekanntermaßen mit das größte private Reservat in Namibia ist, musste unser Guide die Geparden zunächst von einem kleinen Hügel aus mit einem Signalempfänger orten. Und wir nutzten natürlich sogleich die wunderbare Aussicht für ein paar Landschaftsfotos.
Nach ein paar weiteren Ortungsversuchen, wurde die Spur dann immer heißer, bis wir schließlich die beiden Geparden in einer offenen Ebene aus der Ferne entdeckten. "Kanu" wollte mit seinem Supertele schon gleich Fotos schießen, aber "JP" fuhr erst einmal noch ein kleines Stück weiter zu einem Wasserreservoir, wo er den Wagen abstellte. Während "JP" sich für den Notfall mit Pistole und Gewehr bewaffnete, rüsteten sich meine beiden Löwen nur mit ihren Paparazzi-Kameras und einer Wasserflasche aus. Dann ging es, so der Name unseres Ausfluges ja schon erahnen ließ, zu Fuß in den Busch. Und es dauerte nicht lange, bis wir zu den beiden Geparden aufgeschlossen hatten.
Auf deren Patrouille durch den Busch, legten sich die Zwei immer mal wieder in den Schatten. Zu diesen Gelegenheiten kamen wir dann auch recht nah ran.
Unser Guide "JP" erzählte uns, dass die Beiden damals jungen Männchen als Problemfälle in eine Aufzuchtstation kamen. Obwohl sie keine Brüder sind, haben sich die Beiden dort sosehr aneinander gewöhnt, so dass sie nun auch in Freiheit gemeinsame Wege gehen. Und es war auch die Aufzuchtstation, wo sie sich an den Menschen gewöhnt haben, so dass wir sie nun nicht wirklich störten, solange wir genügend Abstand hielten.
Die herrliche Natur und die Gemeinschaft mit den Geparden genießend, folgten wir den Beiden bis zum "Ende der Welt" und dessen Rand entlang. Zumindest war dies so aus der Sicht der beiden Geparden. Für uns stellte der große Wildtierzaun lediglich die Grenze von Erindi dar.
Entlang des Kontrollweges, entdeckte unser Guide in der "Buschzeitung" auch die Spur eines Löwen. Aber mehr als ein Pfotenabdruck war von dem Guten nicht zu sehen. Erst Abends erfuhren wir, dass wir vermutlich in Hörweite an dem Löwen vorbeigelaufen sind. Aber auch so gab es neben den Geparden auch noch ein paar andere, kleinere Dinge zu sehen.
Wir folgten den beiden Geparden noch gute eineinhalb Kilometer dem Weg entlang, bis diese sich dann wieder in den Schatten legten und dann auch keine weiteren Anstalten machten, sich wegen der größer werdenden Hitze auch nur eine Pfote weiter zu bewegen.
Auch auf unserem Rückweg querfeldein durch den Busch zum Wagen unterhielten wir uns mit unserem Guide "JP" noch über alles Mögliche, wie z.B. das beste Fluchtverhalten gegenüber Nashörnern (100m sprinten und dann verstecken) oder sein gefährlichstes Erlebnis. Aber auch ein wenig Humor hatte der Gute, als er einen von mir gefundenen Warzenschweinschädel schon fast künstlerisch auf einem Termitenhügel in Szene setzte.
Als wir dann am Wagen ankamen, waren wir immer noch früh in der Zeit, so dass unser Guide noch versuchte einen Leoparden für uns aufzuspüren. Geklappt hat dies leider nicht, aber dafür haben wir eine Klippschlieferfamilie, Ohrengeier und Weißschwanzgnus gesehen.
Auf unserem langen Rückweg zur Lodge hatten wir dann noch ein anderes interessantes Erlebnis mit einer Straußenfamilie. Diese hatte es sich mitten auf unserem Fahrweg gemütlich gemacht, bis wir plötzlich um die Ecke kamen und sie aufscheuchten. Was ich richtig klug fand war, dass der Vater und die Mutter der kleinen Küken versuchten uns Raubtiere dadurch in die Irre zu führen, indem sie sich wild mit den Flügeln wedelnd immer wieder zu Boden fallen ließen. Sie versuchten dadurch, sich als leichte Beute zu präsentieren in dem sie quasi uns mit ihrer gesamten Körpersprache signalisierten, "Ich bin verletzt, lahm und schwach. Friss mich!".
Dumm war allerdings nur, dass die Küken auf ihrer Flucht immer den Weg des geringsten Widerstandes folgten, was in diesem Falle genau unserem Fahrweg entsprach. Unser Guide musste die Kleinen gezwungener Maßen fast einen ganzen Kilometer weit verfolgen, ehe sie es dann doch noch in die Büsche geschafft haben.
Bis wir dann kurz vor dem Mittagessen in der Lodge ankamen, haben wir dann auch noch einen Zwergfalken (?) gesehen, welcher einen Raubadler verfolgte, sowie einen jungen Wasserbock.
Und natürlich auch nicht zu vergessen eine große…
… und eine kleine Giraffe. =^.^=
Zurück in der Lodge ergaben wir uns dann unseren Ur-Instinkten und taten das was man von Löwen um diese Tageszeit nur erwarten kann, nämlich Dösen, Chillen und Ausruhen. =^^=
Wahlweise auf dem Bett oder auf der Veranda mit schöner Aussicht auf eine kleine Wasserstelle / auf die nächste Mahlzeit. 8P
Das ganze wäre richtig schön gewesen, wenn der schwarze Löwe nach einer Weile nicht schon mit dem Packen angefangen hätte. Aber da seine 120l Reisetasche schon auf dem Hinflug bis zum Bersten voll war, musste natürlich alles genauso penibel für den Rückflug wieder eingepackt werden, inkl. zusätzlicher Souvenirs.
(Heuschrecke vor unserer Zimmertür)
Aber auch ich bekam nach einer Weile Hummeln in den Hintern, so dass der schwarze Löwe und ich mal das Wasserloch beim Restaurant kontrollierten. Und trotz der warmen frühen Nachmittagszeit, gab es da einiges zu sehen. Zum einen die typischen und einheimischen Vertreter, wie z.B. Giraffen, Elefanten, Marabus, Nilgänsen…
… aber auch hier in dieser Gegend nicht ganz einheimische Arten, wie z.B. Wildhunde…
… oder Krokodile…
… und auch die Flußpferde.
Kurz vor Beginn des Game-Drive am Nachmittag, durchstöberten wir dann auch noch den Souvenir-Shop beim Restaurant, bevor wir dann alle zusammen wieder überpünktlich am Eingang auf die Zuteilung der Gäste auf die Guides warteten. Ähnlich wie am Morgen, so hatte man uns auch für den Nachmittag nicht versprechen können, dass wir unsere Fotografen-Spezial-Tour bekommen würden. Aber nachdem noch eine Handvoll Touristen vom einen Auto auf die anderen Wagen verteilt wurden, so dass diese mit 10 Personen voll besetzt waren, hatten wir wieder einen Wagen ganz für uns alleine. Der wahre Knüller, aus der Sicht der anderen Gäste, muss dann aber noch gewesen sein, als wir dann auch noch einen zweiten Guide bekamen. *fg*
Dieser zweite Guide war allerdings noch im Training und musste, Aufgrund eines liegengebliebenen Jeeps, uns dann auch schon gleich am Anfang wieder verlassen. Das Schöne an dieser Privaten Foto-Safari war, dass wir unserem Guide "Rudi" frei sagen konnten, was wir sehen wollten. Und das war…, na wer kann es Erraten,… natürlich Löwen! Bei "Rudi" waren wir mit unserem Wunsch auch genau an der richtigen Stelle, da er erst am Vormittag ein kleines Rudel entdeckt hatte. Zuvor machten wir uns zunächst aber auf die Suche nach einem Breitmaulnashorn, da diese Foto-Trophäe uns noch fehlte. Leider war von Nashörnern weit und breit nichts zu sehen. Dafür sahen wir aber eine Zebramanguste, eine Reisentrappe und ein Monteirotoko.
Da die Sonne schon am Untergehen war, machten wir uns dann auch bald schon auf den Weg zu den Löwen, welche erst einmal wieder gefunden werden mussten. Zwar mussten wir dann noch ein paar Minuten warten, bis eine andere Gruppe in einem anderen Fahrzeug genug von den Löwen gesehen hatte. Aber als wir dann dran waren, wichen wir den zwei Löwinnen und dem Löwen nicht mehr von der Seite. =^.^=
Was für meine beiden Löwen-Foto-Jäger besonders toll fanden war, dass sie unseren Guide "Rudi" genau anweisen konnten, wo er für die schönsten Motive hinfahren sollte. Und da dies ja ein privates Reservat ist, musste man sich dabei auch nicht an Wege halten (Anm.: Die Guides auf Erindi achten darauf eine Gegend nur gelegentlich Offroad zu befahren, um der Vegetation Regenerationszeit zu geben.). Als dann zum Sonnenuntergang noch eine dritte Löwin auftauchte, war es einfach wunderschön dem Rudel noch ein wenig hinterherfahren und bei der Wiedervereinigung beobachten zu können.
Was für ein Abschluss an diesem letzten Abend! Besser hätte es eigentlich nicht mehr laufen können, was sicherlich auch unser Guide bei unserem Sundowner in der späten Abenddämmerung unter den ersten funkelnden Sternen zu spüren bekam. Der Platten danach im Dunkeln, sowie die etwas rasante Fahrt durch die Nacht waren da nicht weiter von Belang. Und selbst beim Abendessen konnte ich mir eine gewisse Freude nicht verkneifen. Glücklich und zufrieden ließ ich mich ein letztes Mal in das weiche Bett fallen und träumte davon irgendwann mal wieder nach Namibia zu kommen. Dem Land wo ich mein Löwenherz gelassen hatte.
Eure Safari =^.^=