Samstag, 3.5.14
Nach einem nicht ganz so spektakulären Sonnenaufgang wie gestern müssen wir heute die Mahangu Safari Lodge leider schon wieder verlassen. Nach der anfänglichen Enttäuschung bei der Ankunft haben wir uns in der Lodge – abgesehen von unserem Chalet – sehr wohl gefühlt. Sie bietet mit dem Frühstücksboot und der dekorierten Bar doch ein paar Besonderheiten, die einfach Spaß machen.
Heute verzichten wir schweren Herzens auf das Frühstücksboot und bleiben fürs Frühstück an Land. Immerhin haben wir heute fast 600km vor uns und wir wollen zeitig los.
Das Paar von gestern kommt noch mal auf uns zu. Die Lodge konnte ihnen 40 US$ geben, könnten Sie von uns noch 20US$ eintauschen ? Klar, kein Problem. Sie haben noch ein paar Euro und wir machen ihnen einen guten Kurs. Schließlich wollen wir ja auch ihrem Abenteuer Zimbabwe und VicFalls nicht im Wege stehen. Wir schwätzen noch ein Weilchen, dann verabschieden wir uns voneinander. Dann brechen wir auf, sie Richtung Osten, wir Richtung Westen.
Schon kurz hinter der Ausfahrt von der Lodge das erste Hindernis: Heute ist Samstag, es findet ein Fußballspiel statt
. Halb Namibia ist auf den Beinen und feuert die beiden Mannschaften vom Spielfeldrand aus an. Gestern war hier noch kein Fußballplatz, da sind wir sicher. Der entstand wohl über Nacht. Für uns ganz schlecht: Die eine Eckfahne steht genau auf der Piste
! Mit etwas Kurverei und querfeldein können wir aber unsere Fahrt fortsetzen. Schade, dabei habe ich total versäumt, Bilder von dem Spektakel zu machen
.
In Rundu tanken wir, dann fahren wir weiter Richtung Grootfontein.
Unterwegs halten wir an einem Töpferstand und erstehen ein dreibeiniges Gefäß, das wir als Blumenübertopf verwenden wollen. Es ist relativ einfach ohne irgendwelche Verzierungen. Ein simpler Gebrauchsgegenstand ohne Schnörkel, einfach und authentisch, und gerade deshalb gefällt er uns
.
Die Veterinärstation vor Grootfontein passieren wir auch von Nord nach Süd ohne Kontrolle, wir werden einfach durchgewunken
.
Die Fahrt ist lang, es ist die längste Tagesetappe unserer Tour, mit Pausen sind wir über 7 Stunden unterwegs. Gut, dass wir heute mit der Fahrt zurück ins „klassische“ Namibia durch die Zeitumstellung wieder eine Stunde dazugewinnen.
Unser Ziel für heute ist die Gabus Game Ranch nahe Otavi.
Die Farmbesitzer sind leider nicht da, sie machen Urlaub in Swakopmund. Aber ihre Tochter Heike ist eine sehr nette und charmante Vertretung
. Nach kurzem Check-In beziehen wir Zimmer Nr. 9. Groß, hell, sehr geschmackvoll eingerichtet, eigene Terrasse, wir fühlen uns sofort wohl
.
Da wir wegen der Zeitumstellung zeitlich früher als erwartet eingetroffen sind, haben wir nach kurzer Siesta noch Gelegenheit für einen Gamedrive, den wir auch nutzen
. Begleitet werden wir von Heike, ihrem Freund und zwei Hunden.
Die Sichtungen auf dem Farmgelände sind für uns so gegen Ende unserer Reise nicht (mehr) spektakulär. Es gibt die üblichen Verdächtigen, diverse Antilopen, Giraffen. Aber auch Weißschwanz-Gnus. Die hat der Farmbesitzer vor Jahren aus Südafrika eingeführt.
Aber wir unterhalten uns sehr nett und angeregt
. Heike erzählt vom Farmleben, von der Hege des Wildbestandes, wozu auch die vom Farmbesitzer ungeliebte Bejagung gehört. Besonders interessant finden wir eine größere Aktion vom Fang und Verkauf mehrerer Giraffen. Die Schilderungen lassen Bilder aus Daktari und Filmen von Prof. Grizmek in meinem Kopf entstehen
.
Zum Sonnenuntergang wird es frisch und gleichzeitig endet auch die Fahrt.
Das Abendessen nehmen wir an einem Tisch gemeinsam mit 2 weiteren Gästen ein. Es sind deutsche Mitarbeiter der Zementfabrik von Tsumeb. Beide sind schon länger im Land, der ältere fast 4 Jahre, der jüngere etwa 4 Monate. Dessen Einsatz ist vorübergehend so gut wie beendet, er wird am Montag nach Deutschland zurückkehren. Wir fliegen mit der gleichen Maschine, stellen wir gemeinsam fest.
Der ältere bleibt noch bis August, dann kehrt er nach Deutschland zurück. Sein Arbeitsleben ist dann damit beendet, offiziell ist er in Deutschland schon Rentner.
Ein interessantes Gespräch über das Leben und Arbeiten als Deutscher in Namibia, für uns als „Freizeit-Afrikaner“ eine völlig andere Facette eines Namibia-Aufenthalts. Weit weg von zuhause und Familie, wenig Möglichkeiten der Freizeitgestaltung am „Rande der Zivilisation“. Oft verbringen sie ihre Freizeit ebenfalls im Büro
. Ihre Schilderungen haben so gar nichts von einem Traum vom Arbeiten im Ausland allgemein und Namibia im besonderen. Da wird man schon etwas nachdenklich.
Aber es sind sehr nette Tischnachbarn und Gesprächspartner, wir genießen den vorletzten Abend in einer wunderbar entspannten Atmosphäre und bei leckerem Essen
.
Apropos Essen: Dieses Dinner auf Gabus gehört zum besten, was wir in diesem Urlaub genossen haben
. Einfach nur lecker, und (über)reichlich noch dazu. Der White Elephant hat übrigens Einzug in unsere heimische Rezeptsammlung gefunden
. Um es mit ANNICK’s Worten auszudrücken: Miam miam
!
Die Nacht auf Gabus werde ich so schnell nicht vergessen: Plötzlich habe ich Durchfall und verbringe mehr Zeit auf dem stillen Örtchen als im Bett
. Ich fühle mich hundeelend
. Hoffentlich gibt sich das schnell wieder. Schließlich müssen wir morgen schon weiter und mein loeffelinchen kann ja nicht mehr Autofahren.
Mir fallen alle möglichen Schilderungen ein aus diversen Reiseberichten ein: Casimodos und Esmeraldas Erlebnisse mit ähnlicher Ursache und Krankenhausaufenthalt
, Sabine26’s Appendix, der nicht mehr nach Hause will
, solche Szenarien gehen mir durch den Kopf
.
Blos sowas nicht.
Abendessen:
Tomatensuppe
Kudusteak, Termitenhügelpilze, Kartoffeln, Mischgemüse
White Elephant (Vanilleeisshake mit Amarula)
Gefahrene Kilometer: 584