THEMA: Simbabwe...aktuelle, prekäre Situation
12 Feb 2019 10:38 #548275
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@ Dollars
www.bbc.com/news/top...rr7mlg0rpvt/zimbabwe
Zimbabwe's second biggest gold-mining firm, RioZim, says it has suspended production for the second time in four months because the central bank has failed to pay it in dollars for part of its gold deliveries.
The acute shortage of US dollars, the currency Zimbabwe adopted ten years ago to combat hyperinflation, has driven up the price of basic goods, and contributed to the protests that rocked the country three weeks ago.
RioZim has said it will suspend production indefinitely if there is no progress in negotiations with the authorities.
Gold is Zimbabwe's second largest export by value.
Gold-mining firms are required to sell their output to a subsidiary of the central bank, for which they are paid just over half in dollars and the remainder in bond notes, the widely mistrusted currency printed by the bank.
The Zimbabwean government said on Monday that the central bank governor would soon introduce a monetary policy tool to alleviate the foreign currency shortages”.

Werner
Ebi, konkret hilft dir das leider auch nicht weiter. Im südafrikanischen Forum gibt es hin und wieder Konkretes, aber das kennst du wohl ohnehin.
Werner
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12 Feb 2019 11:07 #548283
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  • Dreamliner am 12 Feb 2019 11:07
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Ebi schrieb:
Davon mal abgesehen, dass man halt Dollar dabeihaben muss, sehe ich gerade nicht, dass man das Land meiden sollte.
Wenn man mit gewaltsam niedergeschlagenen Protesten mit Toten, der teilweisen Plünderung von Innenstädten, der Nicht-Verfügbarkeit von Sprit gut umgehen kann, gibt es keinen Grund das Land zu meiden. All das gab es zuletzt vor gerade mal 2 Wochen und es kann jederzeit wieder auftreten. Das meine ich gar nicht ironisch. Es gibt auch Menschen, die gerade schöne Reisen in Pakistan, Somalia oder Palästina erleben. Jeder muss da sein eigenes Urteil fällen. Für mich wären in Simbabwe derzeit höchstens Hwange von Botswana aus oder Gonarezhou von Mosambik aus eine Option. Die Roadblocks waren schon in den letzten Monaten unter Mugabe kein Problem mehr.

Gerade jetzt scheint es ruhiger in Simbabwe, als viele das erwartet haben (einschließlich mir). Aber das kann eigentlich nicht so bleiben. Vor dem High Court laufen Prozesse, um die Erhöhung der Spritpreise um 150% als illegal zu bewerten und rückgängig zu machen. Hat das Erfolg, gibt es 1-2 Tage später wieder keinen Sprit an den Tankstellen. Hat das keinen Erfolg, scheint ein Aufbegehren der Bevölkerung wahrscheinlich. Auch die meisten Menschen auf der Payroll des Staates können die explodierenden Lebenshaltungskosten nicht mehr tragen. Die Regierung kann aber keine höheren Gehälter zahlen. Sie kann zwar die Zollarbeträge verdoppeln, die sie monatlich auf die Konten schreiben lässt. Aber dann verdoppeln sich auch die Preise und der Spread zwischen Dollars und Zollars wird wachsen. Im Prinzip wiederholt sich dann die Hyperinflation von vor 10 Jahren.

Laut Zimbabwe National Statistics Agency lag die Jahresinflation im Dezember 2018 bereits offiziell bei 42%. Laut unabhängigen Experten ist sie schon deutlich 3stellig. Laut Finanzminister wird das Problem Inflation aber im Oktober erledigt sein. Wie er das machen will, erschließt sich mir nicht. Die 42% im Dezember waren noch vor der Spritpreiserhöhung um 150%. Aber vielleicht ist der Finanzminister ein Genie und zaubert etwas Kreatives aus dem Hut. Er will ja auch binnen 12 Monaten eine neue Währung einführen, wo bisher kein Experte versteht, wie das gehen soll. Einstweilen haben wieder 3 Goldminen von RioZim den Betrieb eingestellt, weil sie kein Geld von der Zentralbank bekommen. Heißt: Wieder weniger Devisen für den Staat. In Kürze sollte es aber etwas Entlastung geben, weil dann die Ernte beginnt (u.a. Tabak). Auch wenn die Ernte voraussichtlich nicht gut ausfällt, bedeutet das ein paar Devisen.

D.
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12 Feb 2019 12:13 #548287
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Dreamliner schrieb:
Gerade jetzt scheint es ruhiger in Simbabwe, als viele das erwartet haben (einschließlich mir). Aber das kann eigentlich nicht so bleiben.
Ich befürchte, dass die Leute einfach am Ende ihrer Kräfte sind, sie sind ausgepowert. Situationsbezogenes Aufbegehren ja, Erzwingen einer Systemänderung dadurch leider nein. Die Anstrengung zur Bewältigung des Alltags braucht ihren ganzen Einsatz und Protest ist sehr gefährlich. Politische Unterstützung vom Ausland ist nicht zu erwarten, zumal die Regierung mittlerweile propagiert, dass die Proteste von „ausländischen Mächten“ angezettelt wurden. So kann man einfach jeden mundtot machen und einsperren.
Man muss sich anschauen, wie lange das schon so geht. 2002 war der Mechaniker, der mein Auto bei Rileys im Maun repariert hat aus Zimbabwe. Er hat erzählt, dass in jeder Familie wer im Ausland arbeiten muss um die Familie zu Hause über die Runden zu kriegen. Er und andere zimbabw‘sche „Fremdarbeiter“ in Maun fuhren jedes Monat nach Zahltag gemeinsam mit einem Bakkie voll Lebensmittel etc. nach Hause. Die Arbeitskräfte aus Zimbabwe wurden in Botswana brutal ausgebeutet und vielfach unter ihrem Wert bezahlt. Die Krankenschwestern aus Zimbabwe haben in Scharen die Vakanzen im maroden britischen Gesundheitssystem gefüllt. Der Exodus der Bevölkerung in allen Gesellschaftschichten war massiv, so einen Verlust kann kein afrikanisches Land langfristig wegstecken. Das Land ist ausgepowert, die Luft ist raus.
Ich bin da nur mehr pessimistisch.
Nachtrag 13:05: Zumal ein Regimewechsel an der Wahlurne sowieso nicht realistisch ist, weil die Landbevölkerung doch pro ZANU PF sein dürfte und diese in der komplizierten und maßgeschneiderten zimb. Verfassung kaum abwählbar ist.
Die Leute können einem nur leidtun. Hoffentlich irre ich mich
Werner
Letzte Änderung: 12 Feb 2019 13:31 von loser.
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12 Feb 2019 14:50 #548315
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Hallo Ebi,

sind seit ein paar Wochen aus Zimbabwe zurück. So lange du genug USD dabei hast und keinen Diesel / Benzin benötigst ist für Touristen alles in Ordnung. An der Grenze ging alles schnell & freundlich zu. Es wurde noch nicht einmal in unser Auto / Kühlschrank geschaut.

Road Blocks hatten wir im Westen (Hwange, VicFalls etc.) keinen einzigen. Einkaufen waren wir ein mal in VicFalls wo wir alles bekommen haben. Wenn man im Supermarkt einkauft, dann die USD unbedingt in Bonds tauschen, da der USD und der Bond vom Wert dort 1:1 gilt, du aber auf der Strasse einen Kurs von 1:3 bekommst. Bonds tauschen ist kein Problem, einfach die Strassenhändler fragen...

Gern etwas mehr Lebensmittel als benötigt mitnehmen und den Care Takern im Hwange etwas anbieten. Die freuen sich sehr!

Beste Grüße
Andre
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12 Feb 2019 15:01 #548317
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Andre008 schrieb:
Wenn man im Supermarkt einkauft, dann die USD unbedingt in Bonds tauschen, da der USD und der Bond vom Wert dort 1:1 gilt, du aber auf der Strasse einen Kurs von 1:3 bekommst.
ach du Schei :evil: e
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13 Feb 2019 07:50 #548363
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loser schrieb:
Ich befürchte, dass die Leute einfach am Ende ihrer Kräfte sind, sie sind ausgepowert. Situationsbezogenes Aufbegehren ja, Erzwingen einer Systemänderung dadurch leider nein. Die Anstrengung zur Bewältigung des Alltags braucht ihren ganzen Einsatz und Protest ist sehr gefährlich.

Kann gut sein, dass das so zu erklären ist. Wenn die Regierung nicht bald ein paar Milliarden aus dem Ausland organisiert bekommt, dann sollte aber bald der Punkt erreicht sein, an dem die Bevölkerung auch nichts mehr zu verlieren hat. Das sich die ZanuPF und Mnangagwa bislang an der Macht halten, liegt daran, dass der Sicherheitsapparat (Polizei, Militär) loyal zu ihnen steht und die jüngste Protestwelle niedergeschlagen hat. Die Regierung ist aber so pleite, dass sie auch Polizisten und Soldaten nicht mehr besser stellen kann. Auch die und deren Familien müssen von der Inflation und all den Härten betroffen sein (z.B. per Dezember offiziell 54% Inflation bei Lebensmitteln). Auch da muss doch eigentlich die Loyalität erodieren? Auch da muss doch eigentlich mal die Erkenntnis reifen, dass die fehlender Vertrauenswürdigkeit dieser Regierung das Haupthindernis ist, um mit internationaler Hilfe aus der Krise zu kommen?

Ich denke, dass das das aktuelle Gewurschtel nicht mehr allzu lange weiter geht und es bis Ende des Jahres gravierende Änderungen in Simbabwe geben wird. Was und wie genau bleibt die spannende Frage. Laut dem früheren MDC-Finanzminister Biti hat Simbabwe die Scheine für eine neue Währung bereits drucken lassen.

D.
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