Die ganze Idee schwirrte schon seit Jahren in meinem Kopf herum: Nach Südafrika fliegen und einfach mal ein wenig die Gegend anschauen
Ich gebe zu, dass das für mich vielleicht etwas einfacher ist. Der Hintergrund: Mein Onkel ist bereits 1977 das erste mal nach SA ausgewandert, und mein Cousin lebt seit 17 Jahren dort. Als mein Cousin dann angekündigt hat, am 16. Dez. seine Hochzeit (nach) zu feiern, war für mich klar: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, endlich mal da hin zu fliegen, manche Verwandte wieder zu sehen und manche Verwandte endlich mal kennen zu lernen.
Der Zeitrahmen war willkürlich einfach mal auf 3 Monate gesetzt, und die ersten Wochen der Familie, der näheren Umgebung von Joburg, und dem Autokauf gewidmet.
Zur näheren Umgebung von Joburg gehört natürlich auch Soweto, und wie es sich für einen Reisebericht gehört, schreibe ich auch dazu etwas.
- Man kann über die "Red Bus Tour" eine Stadtrundfahrt incl. Soweto buchen:
Hat bisschen was von Zoobesuch, fühlt sich genau so an, und man bekommt auch genau so viel mit wie vom "wildlife" in einem Zoo.
- Man kann selber hin fahren (tagsüber):
Dann fährt man durch einen ziemlich trostlosen Stadtteil, in dem es eigentlich nicht viel zu sehen gibt
- Man kann selber hin fahren (nachts):
Das setzt Ortskenntnis, Sprachkenntnis und die richtige Hautfarbe voraus! Aber dann kann man richtig was erleben
Ich möchte aber keinem Weißen empfehlen, nachts allein nach Soweto zu fahren um was zu erleben! Das Risiko für Hab und Gut (incl. Gesundheit) ist einfach viel zu hoch.
Am 7. Jan. bin ich dann mit "meinem" Mitsubishi Pajerosport in Joburg Richtung Süden los gefahren. War einfach, da mein Cousin sowohl die südafrikanische Staatsbürgerschaft, als auch einen Wohnsitz dort hat. Damit ist es offiziell sein Auto...
1. Station:
Old Mill Drift Farm direkt(!) an der Nordgrenze zu Lesotho. Campsite, Hütten und Lodges. 4x4 mit ausreichend Bodenfreiheit erforderlich. Sehr(!) ruhig, wundervolle Landschaft, ganz nette Leute. Kategorie sehr empfehlenswert!
2. Station: East London. Für meinen Geschmack: Katastrophe! Weiträumig umfahren
An dieser Stelle vielleicht mal einen Einschub, warum ich hier bin, und was ich hier eigentlich will:
Ich bin nicht auf Sightseeing-Tour. Ich bin hier weil ich die Menschen kennen lernen will, und weil ich wissen will wie Menschen am anderen Ende der Welt leben. Deswegen: Wer nach Tipps für die schönsten Landschaften, die attraktivsten Campsites, oder sonst so'n Touriquatsch sucht, wird bei diesem Reisebericht wahrscheinlich eher enttäuscht...
3. Station: Port Elizabeth
Endlich freilaufende Menschen
Die ummauerten Häuser mit Stacheldraht gesichert und Warnung vor Schusswaffengebrauch werden immer weniger, die Menschen immer freundlicher, die Hautfarbe immer unwichtiger und wer die Stadt meiden will, findet in der Umgegend ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten aller Art.
4. Station: Wilderness
Noch ein Touri-Dorf
Ich hab schon Plettenberg Bay und Mossel Bay umfahren - aber irgendwo muss man ja übernachten...
Hab dann über AirBnB einen
Wohnwagen in den Bergen gefunden.
Wer das Besondere in der Stille der Natur sucht, ist hier gut aufgehoben
5. Station: Frenschhoek (Winelands)
Eine Touriregion die ein bisschen an die Pfalz, das Saarland oder andere Weinbauregionen erinnert. Nicht ganz billig, viele Touristen (auch viele Deutsche) aber trotzdem sehr schön. Man kann da echt entspannt ein paar schöne Tage verbringen...
6. Station: Cape Town
Für mich eins der markantesten Beispiele wie man eine Stadt mit viel Historie durch (Tourismus-)Konsum kaputt machen kann. Direkt am Hafen die "berühmte" Waterfront. Eine Aneinderreihung von Konsumtempeln in unvorstellbarer Dichte (zugegebenermaßen architektonisch gelungen) - ähnlich der Speicherstadt in Hamburg...
Den historischen Stadtvierteln (Greenpoint, Bo-Kaap) wurde damit jede Luft zum atmen genommen, und entsprechend tot sind sie heute
7. Station Springbok
Angedacht als letzte Station vor der Fahrt nach Namibia. Schlechte Idee
Den Gedanken haben wohl schon zu viele Menschen gehabt, und so ist Springbok letztendlich nur eine Ansammlung Häuser, mit Supermärkten und Tankstellen. Soll allerdings zur Blütezeit ein echtes Naturschauspiel sein - also für Blumenliebhaber zur richtigen Jahreszeit vielleicht(!) noch empfehlenswert...
8. Station: Ais-Ais / Fish River Canyon
Ich mag ja echt manchmal Ruhe, aber in Ais-Ais ist mal so wirklich gar nix. Wenn man alleine reist, und dann an einen Ort kommt an dem zwar Lodges, Campsite, Restaurant und Einkaufsmöglichkeit sind, aber keine Menschen, ist das doch eher öde.
Also bin ich weiter gefahren zum
Canyon Roadhouse. Es ist nicht unbedingt so, dass da der Bär stept, aber wenigstens kommen ab und zu mal Menschen vorbei. Die Location an sich hat bisschen was von Disneyland, aber mit viel Liebe zum Detail.
Zum Fish River Canyon selbst gibt's hier im Forum wahrscheinlich schon genug zu lesen
9. Station: Swakopmund
Wer Deutsche in Namibia sucht, ist hier bestens aufgehoben...
Wer aber mal am Samstagabend so richtig (undeutsch) Party haben will (Sex and Drugs and Rock'n'Roll) sollte dort in die Desert Tavern gehen
10. Station: Windhoek
Sofern man das über eine Hauptstadt sagen darf: Ein echt nettes Städtchen
11. Station:
Eagles Nest Farm
Wer "real farmlife" in Namibia kennen lernen will, ist hier bestens aufgehoben!
Keine Show, kein Luxus, keine Einkaufsmöglichkeit, die nächste Siedlung (Kamanjab) ist 40km entfernt, aber das Galton Gate zum Etosha-Park auch nur 28km
Es gibt hier eigentlich nichts(!) außer extrem netten Menschen die versuchen mit ihrer Riesenfarm (deren Existenz immer mal wieder von Elefanten und Löwen bedroht ist) irgendwie über die Runden zu kommen....
Momentan nur 1 Zimmer über AirBnB buchbar. Aber jedesmal wenn wieder etwas Geld da ist, wird an einem verbesserten Angebot gearbeitet...
Ach ja - und Carla die Hausgiraffe die hier neben unzähligen Katzen und Hunden "wohnt" ist natürlich eine Show für sich
Morgen fahr ich dann weiter (durch den Etosha-Park, Richtung Caprivi-strip) und falls es tatsächlich Leute interessiert, schreib ich auch mal wieder was
Bis dahin
GLG
ogli