13. September: Wir lernen den Mesosaurus kennen
Morgens nach dem Aufstehen fällt schon wieder die eisige Kälte der Kalahari über uns her. Wir verzichten auf unser Frühstück, nehmen im Stehen einen Happen Kornflocken in Milch zu uns und fahren zu unserer Verabredung mit Will, der uns seine Fossilien zeigen will.
Abdrücke auf Schieferplatten
Der Mesosaurus lebte vor 320 Mio Jahren in seichtem Gewässer, wo er mit seinen Zähnen Nahrung aus dem Wasser siebte, wie die Versteinerung eines Unterkiefers mit einem spitzen langen Zahn beweisen soll.
Unterkiefer eines Mesosaurus mit spitzem Zahn
Die meisten Fundstücke zeigen nur die Hohlräume im Gestein, die der Körper des Reptils hinterließ. Einige wenige Versteinerungen wie z. B. der Unterkiefer, Rückenmark und „Kacka

“ blieben erhalten.
Pfui Kacka!
Besonders stolz ist Will auf jene Schieferplatten, die sein Sohn vor fünfundzwanzig Jahren zufällig fand und der Anlass waren, sich für Paläontologie zu interessieren.
Das erste Fundstück: Ein Abdruck im Schiefer
Ein verwandter Wissenschaftler bestätigte damals, dass es sich um großartige wissenschaftliche Funde handelt, auch wenn kein Fundstück einen vollständigen Abdruck eines Mesosaurus zeigt. Laut Will hat er Anfragen von Wissenschaftlern aus Brasilien und Deutschland, die mit ihren Studenten gerne Grabungen vornehmen würden.
Will fährt voraus, wir in seiner Staubfahne hinterher, bis wir vor dem Grab des Unteroffiziers J. Splittgerber stehen, der 1904 an dieser Stelle erschossen wurde. Es war damals üblich, die getöteten Soldaten an Ort und Stelle zu begraben.
Ein Soldatengrab
Wir fahren zu einigen Funden weiter, die ungeschützt in der Landschaft liegen, und die wir sogar anfassen dürfen. Erstaunlich, bei uns würde man ein Museum drumherum bauen und alles hinter Glas sichern. Eine kurze Einführung in die Biologie der Köcherbäume und in Gesteinskunde schließen sich an. Will spielt uns an einem Stapel Doleriten „Bruder Jakob“ vor, indem er mit einem weiteren Stein gegen die Felsen schlägt.
Will spielt uns "Bruder Jakob" vor
Dann fährt er von dannen und lässt uns allein, damit wir in aller Ruhe fotografieren können. Will ist überzeugt – und wird von Iwanowski, dem Verleger für gleichnamige Reiseführer, darin bestärkt – dass er den schönsten Köcherbaumwald der Welt sein eigen nennt

.
Erstaunliche Landschaft
Über uns dunkelblauer Himmel
Die früheren Bewohner der Gegend haben aus den hohlen Ästen Köcher gemacht und Pfeile darin transportiert.
Hohler Köcherbaumast
Der Saft dieser Aloe dichotoma soll eine heilsame Wirkung haben. Mit seinen 5000 Exemplaren macht Wills Wald etwas her, und er ist mächtig stolz darauf.
Kameldornblüten
Köcherbaumrinde
Nach der Tour ist unser Frühstück dran, danach gehe ich duschen. Gut so, denn wenig später treffen weitere Camper ein, ein Ehepaar mit Sohn, Schwiegertochter und Enkel sowie ein weiteres Ehepaar. Deutschnamibier mit ihren Freunden.
Der Nachmittag vergeht mit Dösen und dem Fotografieren der Siedelweber, die so zutraulich wie flink sind. Ich sitze mit der 7D und ausgefahrenem Tele im Anschlag unter ihrem mächtigen Nest und versuche, den ultimativen Moment für ein preisverdächtiges Foto zu erwischen.
Im Siedelwebernest auf unserer Campsite herrscht emsige Bautätigkeit
Transport von Baumaterial
Siedelwebermeeting
Später entfacht Herbert ein zünftiges Grillfeuer und ich richte Grillstücke und Salat her. Bei unserem Verdauungsspaziergang schießen wir im rötlichen Licht der untergehenden Sonne eine Reihe Fotos von der Landschaft. Die hält wenigstens still!
Abendstimmung
Unser Ausblick beim Sundowner
Scherenschnitt